{43} Satoru POV
Mein Handy summte und ich sah Rikos Nummer aufleuchten.
»Deine Frau ruft mich an.«
Toji, der schon halb im Sessel eingenickt war, brummte: »Dann geh ran. Wenn sie mich nicht anruft, will sie was von dir.«
Ich verdrehte die Augen und griff das Handy. Als ich es nahm, hörte es jedoch auf zu klingeln. Ich entsperrte es und Nachrichten ploppten auf.
Ebenfalls von Riko.
> Hier stimmt was nicht, Satoru. Die Mädeln benehmen sich komisch. <
> Okay, das ist nicht gut. Ich glaube, hier knallt es gleich. Du solltest lieber kommen. Y/N will nicht gehen und ich weiß nicht, was ich machen soll. <
> Komm! Die haben Y/N was ins Trinken getan und sie hat eine verdammte Handvoll Pilze gefuttert! <
Als ich die letzte Nachricht las, setzte ich mich ruckartig auf und wählte Rikos-Nummer. Mein Herz hämmerte wie wild und eine unbeschreibliche Sorge packte mich.
Sie ging sofort ran. »Satoru?! Gott, endlich! Ich hab dich und Toji tausend Nachrichten geschrieben!«
»Ja, hab es eben erst gesehen!«
»Super Timing, Arschloch! Mann, Yuki hat Y/N was ins Trinken gemischt und dann hat sie sich magic Mushrooms genommen. Und bevor du fragst, ich weiß nicht wie viele. Sie ist total drauf und ... Mann, komm her und hol sie ab, bevor hier alles eskaliert. Ich schaff das nicht alleine.«
»Scheiße ist sie okay? Braucht sie einen Krankenwagen?«
»Ich glaube nicht, aber ... Komm lieber vorbei und hol sie ab. Das ist echt übel, Satoru. Echt, echt übel. Hier sind ein paar böse Sachen gelaufen und gesagt worden. Die haben sie fertiggemacht. So richtig.«
»Fuck! Schick mir den Standort, ich komme sofort.« Ich legte auf und gab Toji einen Tritt. »Jo! Steh auf, es gibt Ärger!«
Er blinzelte und murrte, doch als er mein Gesicht sah, richtete er sich ruckartig auf. »Was ist?«
»Komm, beeil dich«, sagte ich nur und erklärte ihm dann auf dem Weg zum Auto alles. Wir brausten im Ferrari los und ich biss die Zähne vor Wut und sorge zusammen. Ich würde diese Schlampen umbringen. Alle.
Ich fuhr über jede rote Ampel und gab einen verdammten Scheiß auf Verkehrsregeln. Jeder Gedanke kreist um Y/N und das, was die Schlampen ihr gesagt haben mochten.
Ich hasste das.
Ich hasste meine Vergangenheit noch nie so wie jetzt.
Seit ich Y/N besser kannte, wünschte ich mir regelmäßig, ich wäre anders gewesen. Nicht, weil es keinen Spaß gemacht hatte, sonder weil ich ihr damit wehtat. Dass ich alle diese Frauen im Bett hatte, tat Y/N weh.
Toji fluchte brüsk, als ich ziemlich eng um eine Kurve sauste und meinte, ›wenn wir heil dort ankommen wollen, müsse ich langsamer machen‹. Ich tat es nicht.
Innerhalb von nur zwanzig Minuten erreichten wir das Haus und ich stürmte hinein, ohne die Tür des Wagens zu schließen.
»Wo ist sie?«, brüllte ich die erste Tussi an, die mir vor die Augen trat und mir vage bekannt vorkam. »Wo ist meine Frau!«
Sie deutete auf die Tanzfläche und ich fluchte.
Toji neben mir rief nach Riko, aber ich setzte mich schon in Bewegung. Die verdammten Bitches machten mir schlauerweise Platz und die Musik verstummte abrupt, genau dann, als ich fast bei Y/N ankam.
»Y/N!«, rief ich und steuerte sie an. Mein Herz hämmert wie wild. Als ich bei ihr anlangte, wirbelte ich sie herum und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Ich sah in ihre Augen und fluchte, weil ihre Pupillen so groß waren, dass ich kaum noch Farbe sah. »Shit, gehts dir gut? Wie viel hast du genommen?«
»Wie heißt du? Und warum ist dein Fell so schön weich?«
Meine Braue hob sich. Fell?
Ich seufzte, da ich wusste, was gerade mit ihr los war. Solche Trips hatte ich zu genüge und wenn sie mehr als zwei Pilze gegessen hatte, sah sie jetzt wahrscheinlich die verrücktesten Sachen. Es gab Trips, die wirkten nur auf Gefühle und man war einfach happy, oder traurig, oder wütend, oder sonst was. Und dann gab es solche. Aber das sie allerdings so high war, dass sie mich nicht erkannte, konnten nicht nur die Pilze sein.
»Ich bin Satoru. Dein Mann, erinnerst du dich?«
Sie legte den Kopf schief. »Satoru ... wieso heißt ein Einhorn wie mein Mann ...? Nein ... du kannst nicht wie mein Arschloch von Mann heißen. Du brauchst einen schönen Namen, wie wäre es mit Yuji? Mein bester Freund heißt so und er ist der Einzige, der mich liebt und sooooooo nett zu mir ist«, kicherte sie und strich mir über die Haare.
FUCK YUJI.
Ich sah mich schnaubend um und als ich die Person, die ich gesucht hatte, gefunden war, ließ ich Y/N kurz stehen. Ich ging zu Yuki und stellte mich drohend vor sie. »Was hast du ihr gegeben?«
»Das ... Das war keine Absicht, ich konnte ja nicht damit rechnen, dass die sich gleich eine ganze Handvoll rein pfeift«, erklärte sie nur.
»Maaann! Wieso ist es so heiß hier drinnen?!«, fragte Y/N hinter mir und wedelte sich Luft zu, gerade, als ich über meine Schulter zu ihr schaute.
Dann griff sie zu ihrem Oberteil und wollte es ausziehen. »Mir ist so warm!«
Ich sah flehend zu Toji, der zu Y/N lief und sie sacht aber bestimmt daran hinderte Blank zu ziehen.
Ich packte derweil Yuki an der Kehle und ließ sie spüren, wie pissed ich war.
»Was war in dem Drink? Wenn du mir nicht sofort sagt, was du ihr untergemischt hast, bringe ich dich um.«
»LSD«, antwortete sie schlauerweise jetzt ängstlich.
»Maaann, fass mich nicht an ...«, motzte Y/N zeitgleich, als Toji sie stoppte sich auszuziehen.
»Wow, Y/N. Immer langsam. Ich mag dich echt, aber deshalb musst du mir nicht gleich zeigen, was du so zu bieten hast.«
»Noch ein Einhorn ... bitte ... sag mir nicht, du heißt auch Satoru?«
»LSD?«, fragte ich Yuki knurrend. »Bist du bescheuerte Schlampe denn von allen guten Geistern verlassen?! Sie hat doch überhaupt keine Erfahrungen mit Drogen! Ich ...« Ich packte sie fester und zog sie an mich. Mein Gesicht schwebte vor Yukis. »Ich schwör dir, das hat Konsequenzen.«
Ich stieß sie weg, wandte mich um, nahm Y/N auf den Arm und lief Richtung Badezimmer. Als ich es gefunden hatte, ließ ich sie runter und verschwendete keine Zeit damit, sie zu fragen, ob sie sich selbst helfen konnte. Ich kniff in ihre Wangen, zwang sie den Mund aufzumachen und schob meine Finger so tief in ihren Hals, dass sie würgte. Sie zappelte, aber ich hörte nicht auf. Ich drückte meine Finger noch etwas tiefer, so lange, bis sie sich endlich übergab.
»So ist gut, Kleines. Lass es raus.«
Es würde den Trip zwar nicht stoppen, aber etwas verkürzen. Hoffentlich.
»Was soll der Scheiß!?«, würgte sie und kotzte dann noch mal. »Scheiß Einhorn!«
Als sie fertig war, half ich ihr auf und besah sie. Ich nahm ein Handtuch, machte es nass und wusch ihr damit über den Mund.
»Es sollte bald besser werden. Aber die Autofahrt wird bestimmt interessant für dich.«
Ich kochte vor Wut. Wie dämlich war sie eigentlich?!
Drogen? Und dann gleich in diesem Ausmaß und dazu noch halluzinogene?
Dumm. Dumm. Dumm.
Doch wenn ich sie nicht auf einen bösen Horrortrip bringen wollte, musste ich mich zügeln. Wie bescheuert sie war, sich so zu verhalten, würde ich ihr sagen müssen, wenn die Drogen aus dem Blut waren.
»Wir gehen jetzt«, bestimmte ich und sah sie fordernd an.
Sie blinzelte paar Mal verwirrt an.
»Wo ist das Einhorn?«, fragte sie und als sie begriff, wer ich war, entzog sie sich aus seinem Griff.
Ihre Ohrfeige traf mich ziemlich unerwartet und ich biss die Zähne zusammen. »Y/N, wir gehen jetzt.«
»Du widerlicher Hurensohn!«, beschimpfte sie mich und ich zuckte fast zusammen. »Ich geh nirgends mit dir hin! Du hast mit Riko gevögelt?!«, schrie sie mich an und schubste mich weg. »Fass mich nie wieder an! Geh doch zu deiner Yuki, die ja eh die beste im Bett ist!«
Sie stürmte hinaus und ich erstarrte und war so geschockt, dass ich sie tatsächlich gehen ließ. Ich ... Hätte ihr das mit Riko sagen müssen.
»Fuck«, fluchte ich seufzend und rannte ihr dann nach. Bei Y/N angekommen steuerte und schob ich sie nachdrücklich die Haustür raus. Dabei bedeutete ich Toji, dass er mit Riko schon ans Auto gehen sollte.
Y/N schlug unentwegt auf meiner Brust herum, doch das spürte ich kaum.
Auf der Veranda angekommen, und als unsere Freunde an uns vorbeigelaufen waren, sah ich ihr dann entgegen. »Wir sollten das alles morgen besprechen.«
»Lass mich in Ruhe! Du bist einfach nur ekelhaft!«, bölkte sie und fing dann an zu schluchzen. »Ich hasse dich!«
Sie kippte leicht zur Seite und ich fing sie auf.
Die Weiber im Haus waren vollkommen still und lauschten, aber intelligent genug, sich nicht blicken zu lassen. Meine Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf meiner Frau, als ich anfing zu ahnen, wie krass dieser Abend eskaliert sein muss.
»Hör mir zu, okay? Ganz genau. Was auch immer du heute erfahren hast, kann ich erklären. Aber du musst dafür runter von dem LSD und den Pilzen.«
Das war absoluter Mist. Wir hatten uns noch nicht mal von dem Streit der letzten Tage versöhnt und jetzt das?
»Immer dasselbe«, schluchzte sie und würgte wieder. Y/N krallte sich erst an meinem Oberteil fest und drückte sich dann aber weg, sodass sie über die Verandabrüstung kotzen konnte. Sie hustete und weinte. »Wieso sogar Riko......WIESO?«
Ich ging zu ihr und strich ihr über den Rücken. »Das ist ewig her. Ich kannte dich doch noch gar nicht. Sie war eben ... da und eins hat zum anderen geführt. Es hat sich so ergeben. Das mit ihr war dasselbe wie mit allen anderen«, erklärte ich und spürte, wie mein Herz pochte und schmerzte.
Meine Frau so zu sehen, war die Hölle. »Ich kann es nicht rückgängig machen. Ich würde, aber es geht nicht. Riko war damals eben eine von vielen. Ne einmalige Sache.« Ich wusste, dass sie das nicht hören wollte, aber ich würde sie nicht anlügen. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Sie drehte sich etwas zu schnell herum, schlug meine Hand dabei aber weg und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel zu Boden. »Aua.«
Y/N sah auf eine kleine Wunde an ihrer Hand, die ein bisschen blutete.
»Ich hasse dich«, flüsterte sie wieder und stach damit geradewegs ein Messer in meine Brust.
Sie klang so, als würde sie es meinen. So, als wäre das ihr Ernst. »Ich wünschte, ich wäre mit Yuji abgehauen«, wisperte sie und riss und zerrte damit an der Wunde, die sie meinem Herzen zufügte.
Es war meine größte Angst und die Wahrheit, dich ich nicht leugnen konnte.
Sie und Itadori, wären gut füreinander.
Sie wäre wie geschaffen für eine Bezeigung.
Eine Ehe.
Und er liebte sie.
Y/N beugte sich vor und versuchte aufzustehen. Doch ihre Beine ließen nach und sie fiel wieder runter. Sie seufzte und rollte sich auf dem Boden zusammen.
»Ich kann nicht mehr ....«
Ich hasste das. Verachtete mich wie noch nie zuvor. Ich war widerlich und wirklich das Arschloch, das sie in mir sah.
Aber ... Gott, ich liebte sie! So sehr, dass es fast wehtat.
»Y/N, ich lie-«. Ich biss mir auf die Zunge und kniet mich vor sie.
Nein, ihr das genau jetzt zu sagen, wäre nicht fair. Es wäre nur etwas, das ich mir von der Seele reden würde. Y/N hasste mich gerade. Sie hasste mich dafür, dass ich diese Tussis gefickt hatte und dafür, dass ich ihr Dinge verschwiegen habe. Wenn sie mir irgendwann eine Chance geben würde, dann würde ich reinen Tisch machen. Mit allem. Und ich würde mich ändern. Für sie.
Nur ... war ich zu spät? Würde sie mir das verzeihen können?
Angst überschlug sich in mir und ich atmete hektischer.
Was wenn nicht? Ich würde sie verlieren, ich ...
Und dann wurde mir klar, wenn das geschehen würde, hätte ich es verdient. Sie war viel zu gut für mich und das wusste das verdammte Universum. Wenn sie ging, dann tat sie das, weil sie recht damit hatte.
Aber egal, was morgen passierte, ich würde sie jetzt erst mal in Sicherheit bringen. Weg von den Teufelinnen in dem Haus. Ich würde mich um sie kümmern. Vielleicht ein erstes und letztes Mal.
Ich griff sie mit zitternden fingern am Arm und schaffte es, sie hochzuheben. »Lass uns gehen, Kleines.«
***
»Na, wieder wach?«, fragte ich Y/N, als sie blinzelnd die Augen aufschlug. Ich hatte sie gestern ins Bett gelegt, nachdem sie sich von der Panik erholt hatte, die sie bei der heimfahrt gepackt hatte.
Y/N hatte geschrien und Toji dabei sogar ordentlich eine reingehauen, als er sie zu beruhigen versuchte. Kurz vor dem Anwesen war sie allerdings eingeschlafen und ich hatte sie in Bett gelegt.
Danach war ich zu Riko gestürmt und hatte all meinen Frust an ihr rausgelassen, bis letztlich Toji dazwischen gegangen war und mich, zurecht, in meine Schranken gewiesen hatte.
Doch ich hatte es schon geschafft, ihr vorzuwerfen, dass sie doch hätte besser aufpassen und viel früher hätte reagieren müssen.
»Du hast verkackt, Satoru«, hatte Toji gebrüllt.
»DU hast deiner Frau das nicht gesagt, dass du mal mit meiner im Bett warst. Es ist nicht Rikos schuld, du blöder Penner. Also lass deinen Frust an jemanden aus, der es verdient.« Dann war er mit seiner weinenden Frau gegangen.
»Wie gehst dir?«, fragte ich jetzt vorsichtig und reichte ihr ein Glas Wasser.
»Mir tut alles weh«, antwortete sie erschöpft, richtete sich etwas auf und nahm einen Schluck.
Ich lachte leis und senkte den Kopf. Dann wuschelte ich mir durchs Haar und zwang mich, das Gespräch zu beginnen, das eventuell das Ende dieser Ehe bedeutete.
Die ganze Nacht hatte ich hier gesessen und darüber nachgedacht, wie ich anfangen sollte. Und letztlich ließ ich mich jetzt einfach treiben.
Ich fragte: »Was ist gestern passiert? Erinnerst du dich noch an alles?«
»Leider«, antwortete sie und stellte das Glas Wasser auf die Nachtkommode. »Wir haben - ''ich habe noch niemals'' - gespielt. Und da erfuhr ich, dass du nicht nur mit der hälfte der Frauen im Raum geschlafen hast, und sie dich ja gerne wieder vögeln würden, sondern auch das mit Riko. Meiner einzigen Freundin, die ich hatte.« Sie drückte sich die Hände auf ihre Augen und biss sich auf die Lippe. »Und dann ... muss ich noch erfahren, dass du Yuki ja richtig geil findest.«
Ich hob den Kopf. »Das mit den Frauen ...«, ich seufzte und lehnte mich im Sessel neben dem Bett zurück, »tut mir leid. Eventuell hätte ich dich vorwarnen müssen. Aber was meinst du damit, ich fände Yuki geil?«
»Sie hat mir eine Audiodatei abgespielt. Ich weiß nicht mehr genau, was du gesagt hast. Aber ich erinnere mich, dass Yuki meinte, diese Worte hättest du ihr auf dem Sommerfest gesagt«, fuhr Y/N fort und sah mich mit müden und traurigen Augen an.
Ich versteifte mich etwas, als ich verstand.
Oh, ja, das hatte Folgen für das Miststück. Ich sah Y/N an.
»Lass mich raten, sie hat das Gespräch aufgenommen?« Ich lachte bitter, weil ich nun auch wusste, was Riko gestern noch versuchte mir zu erklären, bevor ich sie so übel angefahren hatte.
Ich räusperte mich und wiederholte, was ich Yuki an dem Tag zugeflüstert hatte. »Das du geil im Bett bist, brauche ich dir nicht zu sagen, Yuki. Wir haben immer verteufelt gut gevögelt. Und von allen warst du die Beste. Aber Y/N ist auf einem ganz anderen Level als du. Diesen Punkt wirst du in deinem erbärmlichen Leben wohl nie erreichen. Ich habe dich nie geliebt und nur benutzt, weil du dich gebückt hast, wenn ich es wollte.«
Ich schaute meiner Frau in die Augen und fragte dann: »Welchen Teil davon hat sie weggelassen?«
»So lang war die Audiodatei nicht, aber der Anfang kommt mir bekannt vor. Ich glaube, die letzten 3 Sätze waren nicht dabei. Also findest du sie nicht mehr geil? Und würdest auch nie wieder mit ihr schlafen?«
Ich sah ihr tief in die Augen und fasste einen Entschluss. »Hör mir bitte jetzt genau zu, okay? Ich werde dir ab sofort nur noch die Wahrheit sagen. Aber ... es wird dir nicht immer gefallen. Dennoch, ich schulde es dir.« Wieder sah ich ihr eindringlich entgegen, dann nickte ich. »Ich finde Yuki durchaus noch attraktiv. Ich habe Augen im Kopf, Kleines, und sie ist eine schöne Frau. Also ja. Aber 'geil' finde ich sie nicht. Nein.« Ich holte tief Luft. »Trotzdem, ich würde wohl wieder mit ihr ins Bett steigen. Aber nur, wenn es dich nicht gäbe. Niemals, wenn du an meiner Seite bist.«
Das ist sie, die Wahrheit.
Sie starrte mich fassungslos an. Dann schnappte sie sich ein Kissen und schmiss es mir ins Gesicht.
»Sag mal, als du die ganzen Frauen bis zu ihrem Höhepunkt gevögelt hast, hast du da echt nur gelernt, wie man mit einer Muschi umgeht, aber nicht wie man mit einer Frau umgeht?!«, fragte sie aufgebracht. »Wieso kannst du nicht einfach sagen, dass du sie scheiße findest und du niemals mehr mit ihr ins Bett steigen würdest?! Wieso musst du das so sagen? Das verletzt einfach nur!« Sie fing an zu weinen und wischte sich die Tränen von der Wange. »Das wäre das Gleiche, ich würde dir sagen: Oh ja, ich würde noch einmal mit Yuji schlafen, wenn ich mit dir nicht zusammen wäre! Würde dir das gefallen, wenn ich das so sagen würde?«
»Natürlich wäre das ziemlich Scheiße für mich, aber wenn es die Wahrheit ist, dann ... Keine Ahnung, ich müsste es wohl so nehmen, oder?«
Ich biss die Zähne zusammen. »Wäre es dir lieber, ich lüge? Fuck, ich weiß echt nicht, was ich machen soll, Y/N. Wie ich mich entscheide, ist es verkehrt.« Ich stand auf und lief im Zimmer umher. »Egal, was ich sage, es verletzt dich. Sag mir, was soll ich deine Meinung nach machen?«
»Ich ... hab noch einen Wunsch frei«, sagte sie plötzlich und sah mich ernst an. »Ich gebe dir eine letzte Chance mir zu zeigen, dass du mich willst und keine andere. Wenn du ab jetzt wirklich ehrlich mit mir sein willst, dann beweis mir das und zeige mir, dass ich dir noch vertrauen kann, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Wenn du das schaffst, dann werde ich nie wieder dieses Thema ansprechen und dir vergeben«, teilte sie mir mit. »Das ist mein Wunsch.«
Ich lachte los und ich wusste, es klang fast schon gehässig. Aber diese Frau machte mich einfach ... Fuck! Sie verstand es einfach nicht.
»Und wie soll ich das machen? Soll ich dir jeden Tag Blumen schicken? Dir Honig ums Maul schmieren, wo es nur geht? Dir Türen aufhalte, Geschenke bringen und dich jede Nacht liebvoll und zärtlich vögeln, wie als wäre es dein erstes Mal? Ist es das? Wenn ja, dann ... das wäre nicht ich, Kleines. Aber wenn das für dich okay ist, mache ich es. Für dich würde ich mich verbiegen und so tun, als ob ich jemand wäre, der ich nicht bin. Wenn du allerdings eine andere Idee hast, die nicht mein ganzes Wesen verdreht, dann raus damit«, ich hob verzweifelt die Hände. »Denn ich hab keine! Nicht eine einzige! Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich ... Fuck! Ich geb doch schon mein Bestes. Ich ...« Ich ließ die Hände sinken und sah sie an. Mein Herz rast und brach. »Die Wahrheit ist, ich liebe dich und ich weiß nicht, wie ich es zeigen kann. Die Wahrheit ist, das du und ich, kein bisschen zusammen passen. Wir sind wie Feuer und Wasser. Und egal wie wir es machen, einer von uns zieht den Kürzeren.«
Sie sah mich ernst an. »Ich verlange nicht von dir, dass du ein anderer Mensch wirst«, erklärte sie, stand langsam aus dem Bett auf und kam zu mir. Sie nahm meine Hand und legte die andere in meinen Nacken. »Weil ich mich in dich verliebt habe und nicht in eine deiner besseren Version, sondern in dich. Ich liebe dich auch, Satoru.«
Sie lächelte mich an, doch es tat nur weh. UND es brachte mich fast um, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, und mich an sich zog. Ich ließ sie mich küssen, schob aber dann ihre Hände beiseite und ließ ihre schlanken Finger los.
Gequält sah ich zu ihr hinab. »Doch, wenn du so unbedingt einen Beweis willst, dann muss ich mich verändern, Kleines. In irgendeiner Weise. Du sagts, du hast dich in mich verliebt, wie ich bin, aber du willst, dass ich meine Vergangenheit immer wieder rechtfertige. Du willst nichts mit dem Mann zu tun haben, der ich vor Wochen noch war. Du sagst, du liebst mich so, wie ich bin, willst aber im Gegenzug einen Beweis, den ich dir nicht geben kann, wenn ich mich nicht grundlegen ändere. Ich sage dir die Wahrheit und bekomme dafür gesagt, dass du sie nicht hören willst.« Ich trat einen Schritt zurück. »Verstehst du jetzt, was ich meine? Ich kann dich nicht glücklich machen. Ich weiß nicht, was du willst.«
Ihr Lächeln verschwand und sie fasste sich an den Kopf. »Das ist wieder typisch für dich, du sagst mir, dass du mich liebst, und blockst dann wieder komplett ab, sobald ich dir ebenfalls mitteile, was ich fühle. Es macht eher den Eindruck, dass du einfach nicht mit mir glücklich werden willst. Du versuchst es nicht einmal, du sagst von Anfang an, dass du dich nicht ändern kannst. Und tut mir leid, wenn ich deine Illusion zerstöre, aber ich habe mich in Satoru Gojo verliebt, in den wahren Satoru Gojo. Du siehst gar nicht, was ich alles für dich tue! Ich nehme die Pille danach, obwohl es mir scheiße geht! Ich habe Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Schwindelanfälle. Du hast mir diese Pillen gegeben, um dich selbst zu schützen, und hast einen Scheiß darauf gegeben, wie es mir dabei geht. Du siehst auch nicht, wie ich es hasse, dass du dauernd unter Drogen oder Alkohol stehst, nur weil du die Realität verdrängen willst. Ich habe es hingenommen, meinen Mund gehalten und es akzeptiert. Ich tue so vieles für diese Ehe, versuche, dir andauernd entgegenzukommen. Ich habe sogar versucht mit deiner Vergangenheit zurecht zukommen. Und habe diesen Entschluss, nach dieser beschissenen Nacht getroffen. Ich werde dich nicht mehr auf deine Vergangenheit ansprechen. Es bringt nichts, und ich will aufhören, mich unglücklich zu machen. Diese Drogen und diese Party haben etwas in mir verändert und ich muss anfangen, mehr auf mich zu achten, auf mein Wohlbefinden und kann mich nicht weiter für dich zurücknehmen, nur weil du ebenfalls an der Vergangenheit hängst. Sonst würdest du mir nicht sagen, dass du dir vorstellen könntest, mit einer anderen Frau zu schlafen, dann hättest du mir von Anfang an gesagt, dass du mit Riko geschlafen hättest. Diese ganzen Dinge machen immer alles kaputt. Wenn du mir nicht Beweisen kannst, dass ich ab jetzt die Einzige für dich bin, und du auch kein Interesse hast, etwas für diese Ehe zu tun, dann habe ich dir vorerst nichts weiter zu sagen.«
»Du verstehst es nicht, oder? Ich tue doch schon Dinge für dich!« Ich nahm sie am Arm und drehte sie zurück zu mir. »Ich blocke nicht ab. Ich will glücklich sein. Mir dir. Und weiß Gott, ich versuche es! Ich nehme seit einer Weile kaum noch Drogen, weil ich sehe, dass du es hasst. Obwohl du es mir nicht ein einziges Mal gesagt hast. Ich arbeite, um, wie ein verdammter Erwachsener, ins Leben zu finden und dir ein guter Mann zu sein. In die Realität, von der du so schön sagst, ich verdränge sie. Ich will dich, aber egal, welches Szenario ich durchgehe, es endete immer damit, das einer von uns nicht glücklich ist. Sag mir, ist das kein Versuch, mich zu verändern? Was willst du denn jetzt? Das ich mich ändere oder nicht? Denn in jedem Satz den du sagst, verlangst du etwas anderes. ›Ich verlange nicht von dir, dass du ein anderer Mensch wirst‹, das hast du eben gesagt. Vor nicht mal zwei Minuten. Und jetzt? ›Du versuchst es nicht einmal, du sagst von Anfang an, dass du dich nicht ändern kannst‹. WAS davon darf es jetzt sein? Soll ich oder soll ich mich nicht für dich ändern? WAS muss ich tun?« Ich lege meine Hand auf ihre Wang und streiche mit dem Daumen über ihre Haut. Eine Träne löst sich aus meinen Augenwinkeln. »Und das du die Pille nicht verträgst ... du hast nie etwas gesagt. Wir haben geredet und ich habe dich MEHRMALS gefragt, ob es das ist, was auch du willst. Und DU hast gelogen und gesagt, es wäre für dich in Ordnung. Gib mir dafür also bitte nicht die Schuld. Das ist nicht fair. Also entschuldige die Frage, aber was tuts du denn für diese Ehe, Y/N? Was tuts du, außer mir Dinge vorzuwerfen, die du selbst am wenigsten einhältst? Mach die Augen auf.« Ich atmete tief ein und ließ sie stehen.
Ich ging an einen Schrank und holte einen kleinen Käfig mit roter Schleife heraus, in dem ein Pärchen Wellensittiche saß, und stellte es auf den Schreibtisch. Die Tierchen flatterten und zwitscherte aufgeregt, bevor sie sich wieder beruhigten. Es war das Geschenk, mit dem ich den blöden vorherigen Streit beenden wollte. Wie mir schien, was das jetzt für die Katz. »Du hast recht, die Dinge die ich getan habe, vor dir, machen jetzt alles kaputt. Aber nur, weil du es zulässt.«
Sie sah auf die Vögel und dann wieder zu mir.
»Ich ...«, fing sie an, »Ich habe dir nichts wegen der Pille gesagt, weil ich Angst hatte, dass du mich betrügen würdest. Du hast gesagt, dass du mich nicht mehr anfassen wirst, wenn ich die Pille nicht nehme. Und das hat mir Angst gemacht. Ich wollte dich nicht verlieren und allein der Gedanke, dass du mit einer anderen Frau schläfst, hat mich verrückt gemacht.« Y/N berührte sanft den Käfig.
»Ich schätze diese Momente, wenn du mich überraschst. Ich liebe Überraschungen. Aber gestern war wieder so ein Abend, wo ich eiskalt ins Messer gerannt bin. Wieder einmal war ich unwissend. Und ich versuche, genauso mein Bestes, eine gute Frau an deiner Seite zu sein, auf der du stolz sein kannst. Weißt du eigentlich, wie oft ich die letzten Wochen von deinem Vater unter Druck gesetzt wurde? Wieso bin ich noch nicht schwanger, hat er mich immer wieder gefragt. Ich habe ihn immer abgewimmelt mit der Ausrede, dass sowas eben dauert. Und es dir nicht erzählt, weil ich zumindest dich vor diesem Druck beschützen wollte. Ich weiß, du wirst es für dumm halten, warum ich nicht ehrlich zu dir war, wieso ich nicht offen geredet habe, aber ich wollte dich wenn nicht verlieren oder dich beschützen. Letzten Endes habe ich das wohl alles gemacht, weil mir dein Wohlergehen wichtiger war, als mein eigenes. Aber ich habe gemerkt, dass mich das unglücklich gemacht hat. Also hast du recht. Ich bin halt dumm und unerfahren auf Bezug einer richtigen Beziehung und habe die falschen Entscheidungen getroffen. Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich bei mir und sah unsicher zur Seite.
Ich nahm ihr Kinn zwischen die Finger und zwang sie, mich anzusehen. Das mit uns war so verzwickt, dass ich nur lange ausatmen konnte. Wir waren gelinde gesagt kompliziert.
»Sieh uns an. Wir sind so toxisch füreinander, wie es nur geht. Kleines, du musst mich nicht stolz machen. Ich will keine Frau, die brav nickt und lächelt, bei was auch immer ich sage. Ich will dich. Ich liebe dich und dein freches Mundwerk. Und dass du mich vor meinem Vater beschützen willst, ist ...«, ich lachte leise und schüttelt den Kopf. »Das ist genauso dumm wie süß. Ich frage dich jetzt etwas, Kleines. Und diesmal, sei ehrlich zu mir, okay?« Ich forderte ihren Blick.
»Möchtest du ein Kind? Und wenn ja, warum?«
Y/N sah mich an, sehr lange an, bevor sie anfing zu reden.
»Ich will mit dir eine Familie gründen, mit dir glücklich werden. So ein kleines Wesen kann so viel verändern, zum Guten verändern. Ich glaube daran, dass wir beide tolle Eltern wären und eine neue Aufgabe hätten, die uns zusammenschweißt.« Sie sah zur Seite. »Und weil ich selbst nie eine richtige Familie hatte. Aber der Gedanke, ein kleines unschuldiges Baby in meinen Armen zu halten, dass mich mit deinen Augen ansieht und mich Mama nennt, das erfüllt mich einfach. Und wie könnte ich dieses Kind nicht ab göttlich lieben?«
Sie lächelte mich an, aber mir war nicht danach. Ich war aufgewühlt und schockiert von dem Fakt, dass sie eine Familie mit mir wollte.
»Und was, wenn das nicht passiert? Was, wenn es alles nur Schlimmer macht? Was, wenn ich kein Kind will. Noch nicht«, fragte ich und allein bei der Vorstellung, Vater zu werden, wurde mir schlecht. Nicht weil ich es nicht wollte, sondern ... Ich war nicht bereit. »Würdest du mich verlassen? Würdest du ... zu Yuji gehen, und mit ihm abhauen, wie du es gestern gesagt hast?«
Bei meinen Worten verschwand ihr Lächeln und sie sah mich einfach nur an. Langsam nahm Y/N meine Hand von ihrem Kinn und nahm Abstand.
»Ich erinnere mich nicht das gesagt zu haben«, erklärte sie leicht verwirrt und drehte mir wieder den Rücken zu.
Sie lief zu unserem Bett und setzte sich hin. »Wir haben gerade darüber gesprochen, dass wir ab jetzt ehrlich sind, und das werde ich jetzt auch sein.« Sie sah auf ihre Hände. »Ich verlasse dich nicht, nur weil du jetzt noch nicht bereit bist, eine Familie mit mir aufzubauen. Doch, sollte ich merken, dass du deine Meinung nicht änderst und mir klar wird, dass du niemals ein Kind mit mir haben willst, dann weiß ich nicht, ob ich an deiner Seite bleiben kann. Das ist meine ehrliche Antwort zu diesem Thema.«
Ich nickte und lief zu ihr. Dann kniete ich mich vor sie und nahm ihre Hände. Ich legte meinen Kopf darauf, sodass ihre Handflächen meine Stirn berührten, aber noch auf ihrem Schoß lagen. »Und ich bin ehrlich zu dir. Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung ändern werde. Ich weiß nicht, ob ich eine Familie haben will. Aber gerade will ich dich. Ist das genug? Zumindest bis wir wissen, was die Zukunft bringt? Ist es okay, wenn wir einfach WIR sind?« Ich ließ die Tränen fließen, schämte mich nicht dafür, und spürte, wie sie ihre Handflächen berührten.
Gott, das war so scheiße. »Wenn ich meine Meinung nicht änder, haben wir beide ein Verfallsdatum, oder? Du wirst mich verlassen. Irgendwann«, flüsterte ich und erschauert bei dem Gedanken. Es tat so weh. So unglaublich weh.
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