19. like a moth to a flame
☾ ⁺₊
O L I V I A
»Sanare«, wisperte ich zum hundertsten Mal an diesem Abend und tippte mit der Spitze meines Zauberstabs auf den purpurfarbenen Knutschfleck an meinem Hals und fluchte, als statt Heilmagie nur warnende rote Funken daraus hervorschossen, da ich das ächzende Holz viel zu fest umklammert hielt.
»Vergiss es, den kriegst du nicht weg«, drang Pansys melodische Stimme durch das Zimmer, was mich nun zusammenzucken ließ, da ich nicht bemerkt hatte, dass sie zurückkehrt war. Schuld und Scham ließen meine Wangen heiß glühen, als ich die Slytherin ansah, die jetzt grinsend auf meinem Bett saß und die schnurrende Nyx zärtlich unter dem Kinn kraulte.
»Glaub mir, ich hab es versucht. Dieser besitzergreifende Arsch versiegelt sie mit einem Zauber, den nicht mal Pomfrey brechen kann.«
»Pans—«
»Oh Livy, jetzt sieh mich nicht so an«, lachte die dunkelhaarige Schönheit und knallte mit ihrem aquamarinfarbenen Kaugummi, ihre liebste Sorte Druhbels, bevor sie sich wieder erhob, zu mir kam und von hinten die Arme um meine Taille schlang.
»Ich hab dir doch gesagt, dass du ihn haben kannst.«
Sie stützte das Kinn auf meiner Schulter ab und grinste mein Spiegelbild an, ein vielsagendes Funkeln in ihren mandelförmigen grünen Augen.
»Und was wäre ich für eine beste Freundin, wenn ich mir wünschen würde, dass dir dieser Sex entgeht?«
Die schöne Slytherin hob eine ihrer perfekt in Form gezupften Brauen und leckte sich mit der Spitze ihrer Zunge verführerisch über die roten Lippen.
»Weil Süße, sein Schwanz ist—«
»Bei Salazar, sei still«, lachte ich, wirbelte herum und schloss meine beste Freundin fest in die Arme.
»Ich liebe dich so sehr«, hauchte ich ihr ins Ohr und atmete den blumigen Duft ihres Shampoos ein, der mein Herz jedes Mal mit Wärme erfüllte. »Ich liebe dich auch.« Die Arme umeinander geschlungen sanken wir auf ihr Himmelbett. »Ich weiß nicht wie das passieren konnte«, murmelte ich, den Kopf auf ihre Schulter gelegt. »Er hat mich einfach geküsst, Pans. Ich würde dir nie wehtun wollen.«
»Das weiß ich doch, Schatz.« Ihre Finger spielten zärtlich mit meinem Haar, was mir einen wohligen Schauer die Wirbelsäule hinab schickte, der sich anfühlte wie tausend verglühender Sternschnuppen.
Ich liebte es so sehr, wenn sie das tat.
»Es ist okay, wenn du ihn gern hast, immerhin haben eure Eltern eine Ehe für euch arrangiert. Draco hat sich schon vor einer Weile von mir getrennt und ich bin über ihn hinweg.« Sie wickelte sich eine meiner dunkelblonden Haarsträhne um die Finger. »Auch wenn ich dir auf der Party diesen Sommer im Malfoy Manor wirklich dein hübsches Gesicht zerkratzen wollte, dafür, dass du es mir nicht gesagt hast.«
Sie kicherte und ich seufzte, stützte das Kinn auf ihrer Schulter ab und blickte sie mit einem flehenden Ausdruck an. »Es tut mir so—«, doch der warnende Blick ihrer grünen Augen ließ mich verstummen.
»Die Sache ist erledigt, Livy.«
Ich fühlte den Stein auf meinem Herzen ein wenig leichter werden und war dankbar dafür, dass meine Freundin nicht nachtragend war. Was ich von mir selbst nicht behaupten konnte, war ich doch die nachtragendste Person auf der ganzen Welt und merkte mir jede noch so winzige Kleinigkeit.
»Und außerdem—«
Das Grinsen der schönen Slytherin bekam etwas strahlendes, als sie die Hand aussteckte und ihr ein Brief zwischen die manikürten Finger flog, mit dem sie aufgeregt herumwedelte, wie mit einem Fächer.
»Hab ich Post vom Teufel. Sechs Seiten dicht beschriebenes Pergament, kannst du dir das vorstellen? Oh Livy, ich glaub ich verliebe mich gerade.« Betrunken vor Glücksgefühlen sank Pansy rücklings in die slytheringrünen Kissen ihres Himmelbettes, den Brief an die Brust gedrückt.
»Sehr beeindruckend«, gab ich zu, auch wenn mein Lächeln nun von der dunklen Vorahnung überschattet wurde, die mich jedes Mal bei der Erwähnung seines Namens beschlich, ganz gleich wie vertrauenswürdig der charmante Lestrange Erbe mir auch im Gedächtnis geblieben war. Die mentale Mauer, die er bei unserer Begegnung im Malfoy Manor in meinem Geist errichtet hatte, um meine Gedanken zu schützen, schien für Riddle schließlich kein allzu großes Hindernis dargestellt zu haben.
Der schwarze See warf ein smaragdfarbenes Leuchten durch unseren Schlafsaal und konkurrierte mit der Farbe meines Kleides, das ich für den heutigen Abend auserwählt hatte, ein extra auf mich zugeschnittenes Valentino aus edlem Satin. Dazu trug ich meine heißgeliebten High Heels, ein schwarzes Paar um dessen Riemchen sich versilberte Schlangen wandten, mit funkelnden Diamanten als Augen.
Ich erhob mich und drehte mich vor dem Spiegel einmal um mich selbst. Alles an meinem Outfit schrie Slytherin und repräsentierte nicht nur die Farben, sondern auch die düstere Eleganz unseres Hauses.
Doch das selbstbewusste Lächeln auf meinen Lippen, verwandelte sich in eine zornige Grimasse, als mein Blick auf den leuchtend violetten Schandfleck an meinem Hals fiel, der aussah, als wäre ein gottverdammter Vampir über mich hergefallen.
Seufzend hob ich meinen Zauberstab und versuchte es mit Tarnmagie, doch mit welchem hinterlistigen Zauber Malfoy mich auch immer verhext hatte, nichts wollte diesen Knutschfleck von meinem Hals verschwinden lassen. Genervt riss ich die unterste Schublade meiner schmuckvollen Kommode auf und zog und einen dünnen schwarzen Seidenschal hervor, den ich mir sorgfältig um den Hals wickelte.
»Geht das so? Oder sehe ich jetzt aus wie ein Geschenk?« Verzweifelt blickte ich zu Pansy, die bereits in ihrem Brief versunken war. Sie blinzelte und als sie mich wieder ansah, schienen ihre Wangen zu glühen und ich konnte nur erahnen, was für verführerische Dinge der Lestrange Erbe ihr diesmal geschrieben hatte. »Du siehst super heiß aus, Nott. Schade, dass Malfoy nicht eingeladen wurde, er hätte dieses Geschenk sicher liebend gern ausgepackt.«
Pansy kicherte und ich verdrehte die Augen, bevor ich meinen Lippenstift nachzog und mit dem Zauberstab die zwei Haarsträhnen nochmal nachlockte, die ich aus meinem hohen Pferdeschwanz ausgelassen hatte.
»Tut mir leid, dass du keine Einladung bekommen hast«, seufzte ich und trug etwas Parfum auf. Pansy zuckte nur mit den Schultern, die Augen weiterhin auf den Brief gerichtet, während sie sich beim lesen sinnlich auf die Unterlippe biss. »Oh, das macht nichts«, säuselte sie, bevor sie den Kopf hob und mich anlächelte. »Ich mache es mir heute Abend mit meinem Brief bequem.« Etwas in ihren Augen verdunkelte sich, »und mit meiner Hand. Also klopf lieber an, wenn du nachher zurückkommst.«
Grinsend steckte ich Lippenstift und Zauberstab in meine elegante Clutch und trat auf den Flur, wo mein Bruder bereits auf mich wartete. »Sei bellissima«, begrüßte mein Zwilling mich mit einem Lächeln, woraufhin ich ihm dieses Kompliment zurückgab, denn in seinem blütenweißem Hemd und der granitgrauen Anzughose sah der Slytherin überaus adrett aus und zog sogleich die Blicke aller Mädchen auf sich, als wir den Gemeinschaftsraum betraten.
Léo und Enzo, beide in maßgeschneiderten Designer Anzügen hauchten mir Küsse auf die Wangen, wobei der französischen Rosier Erbe den warnenden Blick Theodores zu spüren bekam, als er seine Hand ein wenig zu tief auf meinem unteren Rücken platzierte.
»Wollen wir?«, fragte Enzo und legte den Arm um Astorias Schultern, die in ihrem perlmuttfarbenen Cocktailkleid absolut hinreißend aussah, auch wenn es ein wenig locker an ihrer schlanken Figur saß.
Wir machten uns auf den Weg zu den steinernen Treppen, die zum Ausgang führten, als mich plötzlich ein seltsames Gefühl beschlich. Als ich das Kinn hob, begegnete mein Blick dem von Draco, der am anderen Ende des Gemeinschaftsraumes neben den Fenstern an der Wand lehnte, die Arme vor der definierten Brust verschränkt. Gekleidet war der Malfoy Erbe in einem mitternachtsschwarzen Suit, als wollte er ebenfalls auf die Party gehen, obwohl ich genau wusste, dass er nicht eingeladen worden war.
Und auch wenn in seinen engelsgleichen Zügen nichts als Gleichgültigkeit zu lesen war, verriet das zornige Funkeln in seinen sturmgrauen Augen doch eindeutig, wie sehr diese Tatsache an seinem Ego kratzte, das in Tateinheit mit seiner Aura den gesamten hinteren Teil des Raumes einzunehmen schien. Sein silberblonder Haarschopf leuchtete wie ein Mond in der Dunkelheit des Schlangennestes und die Spitzen seines lässig zurückgekämmten Haares fielen ihm in sanften Wellen in die blasse Stirn.
Es gefiel mir, dass er sein Haar seit dem Sommer ein wenig länger trug, auch wenn ich es ihm gegenüber niemals zugeben würde.
Einige Herzschläge lang lagen seine Augen auf meinen, glitten dann langsam an meinem Körper hinab und wurden dunkler, als sie die Stelle oberhalb meiner Knie erreichten, an der mein Kleid endete.
Meine Augen verengten sich, angesichts des bösen Lächelns, das die Lippen des elitären Slytherin zierte, als er meinen Seidenschal entdeckte. Ein Keuchen entwich meiner Kehle, als er sich plötzlich enger um meinen Hals zog, genau in dem Moment, in dem ich meinem Verlobten eigentlich einen sinnlichen Kussmund zuwerfen wollte, gefolgt von einer obszönen Geste, die meinen Mittelfinger involvierte.
Hitze pochte zwischen meinen Beinen und ließ sie mich aus Reflex fest zusammenpressen. Meine Hand glitt zu meinem Hals, doch meine Finger schafften es nicht, den Schal zu lockern. Zornig starrte ich zu Draco und die Tatsache, dass er nicht einmal einen Zauberstab in der Hand hielt, machte es nicht besser.
Sein Grinsen war jetzt zweifellos diabolisch.
Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich stehen geblieben war, bis Theodore meinen Namen rief.
»Komme«, murmelte ich und befreite mich mit erhöhtem Puls aus dem Sturm von Dracos Augen.
Erleichtert atmete ich aus, als seine Magie von mir abfiel und sich der Schal wieder etwas lockerte. Nur um mir im nächsten Moment so fest auf die Zunge zu beißen, dass ich einen metallischen Geschmack im Mund bekam, als ich bemerkte, wie nass mein Slip war, obwohl Draco mich nicht einmal berührt hatte.
𓆙
Auch wenn wir als Mitglieder der Unantastbaren Achtundzwanzig schon in jungen Jahren gelernt hatten gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sprachen wir auf dem Weg zu Slughorns Büro kaum ein Wort miteinander, steckten uns die Ereignisse des Nachmittages doch noch immer in den Knochen.
Das Gespräch, das bezüglich des Mordes an Hannas Mutter noch ausstand, würde warten müssen, bis wir uns wieder im Skriptorium zusammengefunden hatten. Denn nur verborgen von den Schatten Salazar Slytherins konnten wir ungestört miteinander reden, wusste doch jeder von uns, dass in der Hogwarts Akademie für Hexerei und Zauberei selbst die Wände Ohren hatten und jede noch so belanglose Kleinigkeit nur zu gern an den Schulleiter weiter tratschten.
»Geht es dir gut, mon amour?« Ich drehte den Kopf und sah zu Rosier, der an meiner Seite lief und dessen umwerfend blaue Augen mich amüsiert musterten. »Du siehst ein wenig fiebrig aus.« Das wissende Grinsen, das seine Lippen zierte, ließ mich dem Franzosen einen warnenden Blick zuwerfen.
»Mir geht es bestens, danke Léo«, entgegnete ich und verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette und einem halben Liter Feuerwhiskey.
Meine Haut brannte immer noch an den Stellen, an denen Dracos besitzergreifende Blicke sie in Flammen gesetzt hatte und angesichts der feinen Nässe zwischen meinen Schenkeln, war ich überaus dankbar dafür, dass er heute Abend nicht zu Slughorns Party eingeladen worden war. Was übrigens für beide der hübschen Slytherin galt, die mir im Kopf herumspukten, denn auch Riddle hatte meines Wissens nach keine Einladung erhalten.
Trotz des düsteren Ereignisses, das sich wie ein Schatten über unsere Clique gelegt hatte, freute ich mich auf einen kultivierten Abend mit guten Gesprächen und teurem Alkohol, ohne mir darüber Gedanken machen zu müssen, zu wessen Dunkelheit ich mich momentan am meisten hingezogen fühlte.
Als wir Slughorns Büro erreichten, hielt Lorenzo uns Mädchen sogleich gentlemanlike die Tür auf.
Wir betraten den magisch vergrößerten Raum unseres Hauslehrers, in dem sich bereits eine Vielzahl elegant gekleideter Gäste tummelte, darunter Studenten jeden Hogwarts Hauses, sowie Quidditch Sternchen berühmter Mannschaften, natürlich alles ehemalige Schüler Slughorns, um die sich bereits eine Traube aus Bewunderern gebildet hatte. Theodores Augen leuchteten, als er sein Idol erblickte und mit einem halbherzigen Murmeln verschwand er auch schon unter den Gästen.
Eine junge Hexe, die mehr Ähnlichkeit mit einer Veela, als mit einer Sterblichen hatte, bot uns zur Begrüßung Champagner an. Aus einem magischen Grammophon erklang klassische Musik, während ich verzückt die Dekorationszauber betrachtete, mit denen der karge Kerkerraum geschmückt worden war. Am meisten hatte es mir die Decke angetan, die einen detailgetreuen Sternenhimmel zeigte, an dem sogar ab und an Sternschnuppen zu sehen waren.
Magie konnte so wunderschön sein.
Nur wenige Minuten, nachdem wir eingetreten waren, kam Slughorn auch schon zu uns herüber gewatschelt, denn nur so konnte man die Art und Weise beschreiben, wie der in die Jahre gekommene Zauberer mit dem Schmerbauch sich fortbewegte.
»Miss Nott.«
Seine Stimme war freundlich, als wir einander die Hände schüttelten, doch in seinen silbrigen Augen, deren Farbe an einen vom Mondlicht beschienenen Teich erinnerte, lag ein unverkennbar missbilligendes Funkeln. »Ich war zugegeben ein wenig überrascht, als ich erfahren habe, dass sie heute Abend einen Gast mitbringen würden, da ich dies in meiner Einladung gewiss nicht erwähnt hatte.«
Das höfliche Lächeln auf meinen samtroten Lippen erstarb, denn noch bevor mein Date an meine Seite trat, spürte ich seine Schatten in meinem Rücken und wie sie wie ein Windhauch über meine Haut tanzten.
»Aber da es sich um den jungen Mister Riddle handelt, werde ich mal eine Ausnahme machen. Schließlich ist er ihr Schützling, nicht wahr?«
Slughorns Mundwinkel zogen sich nach oben, doch der klägliche Versuch eines Lächeln erreichte seine Augen nicht und verblasste dann vollends, als er zu Riddle blickte, von dessen Anwesenheit der Zaubertrankmeister zweifellos nicht begeistert war.
Den Sohn des dunklen Lords im Unterricht bevorzugt zu behandeln war eine Sache, doch ihn in seinen privaten Räumen zu beherbergen, ging zu weit.
Als er sich abwandte, zwang ich mich tief ein- und auszuatmen, bevor ich das Kinn hob und Riddle anblickte, der mich bereits anstarrte, als wollte er versuchen, mir das Kleid mit den Augen auszuziehen.
»Guten Ab—«
»Das kannst du dir schenken, Riddle.«
Meine Finger schlossen sich um sein Handgelenk, bevor ich ihn mit vor Zorn bebender Brust durch die schnatternde Traube an Gästen zerrte, natürlich mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Wie ein unartiges Kind zog ich ihn hinter mir her und ließ ihn erst wieder los, als wir den hinteren Teil des Büros erreichten, wo wir ein wenig ungestörter waren.
»Was fällt dir ein?«, fuhr ich ihn genervt an und schnappte ihm die Zigarette aus den Fingern, die er sich so eben zwischen die Lippen schieben wollte.
»Was meinst du?«, entgegnete der Lockenkopf mit beeindruckend gut gespielter Unschuldsmiene und entzündete sie für mich, bevor ich es selbst tun konnte, was mich nur noch mehr provozierte.
»Du kannst dich nicht einfach als mein Date ausgeben. Was denkst du dir dabei?«, zischte ich ihn giftig an und platzierte die Zigarette zwischen meinen Lippen, nur um festzustellen, dass es sich dabei um einen Joint handelte. Ich zog trotzdem daran und inhalierte gierig den süßen Rauch der Droge, hatte ich ihn doch schon eine Ewigkeit nicht mehr gekostet.
Nicht seit dem letzten Mal, als Vater mich beim Rauchen erwischt und mir ein blaues Auge verpasst hatte. Nie würde ich vergessen, wie ich Theodore in dieser Nacht unter Tränen angefleht hatte, sich nicht mit Nott Senior anzulegen, aus Angst, dass mein Bruder wieder seinen Cruciatus zu spüren bekam.
Der bittere Schmerz dieser Erinnerung ließ mich ein weiteres Mal am Joint ziehen, gefolgt von einem dritten Mal, bis sich warme Hände um meine schlossen und ihn mir wieder wegnahmen.
»Langsam«, murmelte Riddle, der jetzt mit unlesbarer Miene auf mich hinabblickte, bevor er selbst einen tiefen Zug auf Lunge rauchte. »Hast du etwas gegessen? Das Zeug kann einen ganz schön umhauen, vor allem in Kombination mit Alkohol.«
»Beantworte meine Frage, Riddle.«
Der Slytherin zuckte mit den Schultern, während er sich rauchend gegen die Wand lehnte. Die einzige Lichtquelle in diesem Teil des Büros stammte von dem Kamin gegenüber, sodass ich unbewusst näher trat, um sein Gesicht besser erkennen zu können.
Sein Haar, wie immer ein Chaos aus Dunkelheit, verdeckte fast vollständig seine Stirn und hatte im Licht des Kaminfeuers einen leichten Schimmer, als hätte er versucht, seine Locken mit Haargel zu zähmen. Als er den Blick auf den Joint senkte, berührten seine Wimpern die Haut unter seinen Augen und ich fragte mich, mit welcher Berechtigung ein Mann derart lange und dichte Wimpern besitzen konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Lippe einen halb verheilten Cut aufwies, genau an der Stelle, an der meine Faust mit seinem Gesicht kollidiert war.
Es war fünf Tage her und ich fragte mich, wieso er seine Lippe nicht geheilt hatte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass er trotz seines Defizits in Heilkunde die Formel für einen so simplen Zauber beherrschte, so oft, wie er sich zu prügeln schien.
Ich erlaubte mir den Rest von ihm zu betrachten, bereute es jedoch gleich wieder, als mir bewusst wurde, wie verboten attraktiv er heute Abend aussah. Genau wie Draco, trug auch Mattheo dunkle Anzughosen und dazu ein Hemd in mitternachtsschwarz, das er stilvoll mit seiner silbergrünen Slytherin Krawatte kombiniert hatte.
Vielleicht auch, um Slughorn daran zu erinnern, wessen unheilvolles Blut durch seine Venen floss.
Wobei das wohl kaum nötig war.
»Hatte Lust auf Party.«
Missbilligend hob ich eine meiner perfekt in Form gezupften Brauen. »Ich dachte du hasst Partys?«
»Kommt auf die Gesellschaft an«, antwortete Riddle und ließ den Rauch langsam von den Lippen perlen, während er seinen Blick an mir hinabwandern ließ.
»Nettes Kleid, Whiskey.«
Ich schnaubte, denn das sündhaft teure Valentino, das sich heute Abend wie eine zweite Haut um meine Kurven schmiegte als nett zu bezeichnen, war eine verdammte Beleidigung. Riddle schien meine Verärgerung zu spüren, denn in seinen Augen blitzte Belustigung auf, doch statt mir ein passenderes Kompliment zu geben, zog er nur an seinem Joint.
Stronzo.
Langsam blies er mir den Rauch ins Gesicht, während er mich mit einem absolut arroganten Blick bedachte, als wäre ich diejenige von uns, deren wertvolle Blutlinie von einem Muggel verschmutzt worden war.
Da man Feuer am besten mit Feuer bekämpfte, erwiderte ich seinen Blick und schenkte ihm ein Lächeln, das mit seiner Arroganz nicht nur konkurrierte, sondern sie in den Schatten stellte.
Dort, wo dieser Typ hingehörte.
Mit gehobenen Kinn trat ich einen Schritt auf ihn.
Ohne meine Augen von seinen zu nehmen, umfasste ich die Hand, die den Joint hielt, hob sie an meine Lippen und nahm einen tiefen, genüsslichen Zug von der Droge, bevor ich mich revanchierte und ihm den süßlichen Rauch in sein schönes Gesicht blies.
Riddle zeigte keine Reaktion, zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich meine Hand auf seine Brust legte und doch entging mir nicht, dass er seine Muskeln anspannte, als wäre ich die Bedrohung in diesem Raum, wo es doch augenscheinlich der Sohn des dunklen Lords war, den man fürchten sollte.
Die Erinnerung, an den Moment, in dem er die Dunkelheit des Skriptoriums vor sich in die Knie gezwungen und sie dann als schattenhafte Schlangen wieder hatte auferstehen und an meinem Körper hinaufkriechen lassen, verursachte mir Gänsehaut.
Der Lockenkopf registrierte jede einzelne meiner Bewegungen, rührte sich jedoch keinen Zentimeter, als ich mich weiter zu ihm lehnte. Sein Duft umhüllte mich wie eine Wolke und ich versuchte nicht darüber nachzudenken, wie nah wir einander nun waren.
So nah, dass ich ihn hätte küssen können.
Die Erinnerung an das Gefühl seiner Lippen auf meinen, brachte mein Herz plötzlich zum stolpern.
»Wehe du machst mir heute Abend Ärger, Riddle.«
In der Dunkelheit seiner Augen blitzte etwas Herausforderndes auf und in der Sekunde, in der ich mich von ihm abwenden wollte, schlang er einfach einen Arm um meine Taille und zog mich an sich.
Seine Muskeln waren hart wie Stein.
»Und was passiert, wenn ich es doch tue?«
Sein Parfum kitzelte meine Sinne, während es zur gleichen Zeit auch seine Finger taten, die nun kleine Muster auf meinen unteren Rücken zeichneten.
Sein Körper glühte wie Feuer.
Doch ich war eine Motte, die sich der Flamme näherte, bis sie sich irgendwann die Flügel an ihr versengen würde. Und eher würde ich bei lebendigem Leib verbrennen, als zuzugeben, dass seine Nähe mich einschüchterte. Denn das tat sie, wie mich mein wild klopfendes Herz nun zweifellos erinnerte, was mich jedoch nicht davon abhielt mit dem Finger sanft über den Riss an seiner Unterlippe zu streichen.
Ich bemerkte, wie er aufhörte zu atmen.
»Ich hätte wirklich härter zuschlagen sollen«, hauchte ich und unterdrückte ein Lächeln, als er mich noch enger an sich zog, bevor unsere Blicke in einem hitzigen Funkensturm aufeinander trafen.
»Ich gebe dir Sonntag Nacht eine neue Gelegenheit dazu.« Seine tiefe Stimme war nichts weiter als ein raues Flüstern, doch das Versprechen roher Gewalt in ihr, ließ die Magie in meinem Blutkreislauf singen.
Er zog noch einmal an dem Joint, bevor er den Stummel achtlos in eine Topfpflanze schnippte, während seine Hand langsam meine Wirbelsäule hinaufglitt. Normalerweise hätte ich ihn dafür ohrfeigen sollen, dass er mich trotz des Ringes an meinem Finger auf diese Weise berührte, doch in seiner Nähe schien mein Gehirn nicht mehr richtig zu funktionieren. Und auch mein Körper gehorchte mir nicht, denn als seine Fingerspitzen meinen Nacken berührten, schloss ich die Augen und seufzte leise.
»Deine Verletzung—«
Meine Lider flatterten sanft.
»Ist verheilt.«
Beinahe hätte ich laut aufgestöhnt, als Riddle sich meinen Zopf plötzlich zweimal fest um die Faust wickelte und mich an meinem Haar näher zu sich zerrte, sodass wir nun dieselbe Luft einatmeten.
»Du schuldest mir noch eine Antwort auf die Frage, wer zum Teufel dich derart verletzt hat, Whiskey.«
»Das geht dich absolut nichts an, Riddle.«
»Da bin ich anderer Meinung, Nott.«
Ich verstärkte meine mentalen Mauern, bevor er versuchen konnte, sie sich mit Gewalt aus meinem Geist zu holen, so wie er es mir angedroht hatte, bevor ich in seinen Armen ohnmächtig zusammengesunken war. Die Erinnerung an diese Nacht und vor allem daran, wie liebevoll, nahezu vorsichtig seine Hände mich plötzlich berührt hatten, als er gemerkt hatte, dass ich ernsthaft verletzt gewesen war, ließ meine Wangen glühen— auch wenn seine Berührung jetzt alles andere als zaghaft war.
»Nimm deine Hände weg, stronzo«, zischte ich giftig, obwohl mein zittriger Körper zweifellos nach etwas ganz anderem verlangte. Hitze wallte in meinem Blut auf und meine Clit bettelte nach Aufmerksamkeit.
»Nenn mich nochmal Arschloch und ich nehme dich das nächste mal so hart ran, dass du dich nicht mehr an deinen eigenen Namen erinnern wirst«, drohte er mir mit dunkler Stimme. Die Tatsache, dass der Lockenkopf es verstand, wenn ich ihn auf italienisch beleidigte, provozierte mich noch mehr.
»Vaffanculo, stupido.«
Der Sohn des dunklen Lords sah mich an, als wollte er nichts lieber tun als seine Hände um meine Kehle legen und fest zudrücken. Und irgendein kranker, verdrehter Teil meiner Seele schien es auch zu wollen, wie ich anhand des verräterisch heißen Pochens zwischen meinen Schenkeln realisierte.
Seine Augen verließen meine und betrachteten den Schal. Etwas Dunkles trat in seinen Blick, als wüsste er genau, was ich unter der teuren Seide versteckte.
»Lass mich los oder ich schreie.«
»Klingt verlockend«, sagte Riddle leicht amüsiert und sah mir wieder in die Augen. »Aber wenn ich dich zum schreien bringe—«, er zerrte meinen Kopf zur Seite und presste seine Lippen an mein Ohr, »sind wir entweder beim Training oder in meinem Bett.«
Seine Worte jagten mir einen elektrisierenden Schauer über den Rücken und als er mich endlich wieder losließ, säuselte ich honigsüß, »fünf Punkte Abzug für Slytherin für deine erbärmliche Fantasie.«
Seine Augen verdunkelten sich und seine Ausstrahlung schien ebenfalls düsterer zu werden, doch ich ließ ihm keine Gelegenheit noch etwas zu sagen, drehte mich einfach auf dem Absatz um und stolzierte auf meinen High Heels davon, zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde mit einem Gefühl von flammender Erregung zwischen den Beinen.
Und einem gottverflucht nassem Höschen.
Ich brauchte jetzt dringend einen Drink.
𓆙
tension ahhhh
der spice verdient ein eigenes kapitel 🌚
(kommt morgen abend online, wenn ihr
alle brav auf das sternchen drückt <3)
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