17. the scent of blood & warm vanilla

TW: Blut & Verletzungen

☾ ⁺₊

O L I V I A

Eine dunkle, fiebrige Entschlossenheit packte mich, als ich mich mit erhobenen Fäusten auf Riddle stürzte, die geglossten Lippen zu einer schmalen Linie verzogen. Ich zielte auf sein verstörend schönes Gesicht, in der Hoffnung eines seiner Augen zu erwischen, in deren Dunkelheit das flackernde Licht der Kerzen reflektierte, wie smaragdfarbene Sternbilder am einem mystischen Nachthimmel.

Magie kribbelte mir bis in die Fingerspitzen, brachte mein Herz zum Rasen und tobte durch meinen Blutkreislauf wie ein feuriger Sturm, der nur noch an Intensität gewann, als der Lockenkopf meinem Angriff in einer eleganten Drehung auswich, bevor er mir die Faust erst gegen die Schulter und dann so gnadenlos in die Rippen rammte, dass es mir für einen Moment den Atem aus den Lungen stahl.

Keuchend schnappte ich nach Luft und ignorierte die Welle an Übelkeit, die meinen Körper erfasste, während ich dem Slytherin einen mörderischen Blick zuwarf. »Du verfluchter—«, doch meine Worte verwandelten sich in einen spitzen Schrei, als meine Magie sich plötzlich in Funken entlud, die meine samtschwarzen Boxhandschuhe in Brand setzten.

Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, dass so etwas mal passierte, war meine Magie doch schon so oft kurz davor gewesen aus mir herauszubrechen und als ich den Blick sah, mit dem Riddle mich fixierte wusste ich, dass er es ebenfalls gespürt- und es mit purer Absicht provoziert hatte.

Diese elende Schlange.

»Kontrolliere deine Emotionen und trenne sie von deiner Magie. Sie dürfen deine Kräfte nicht beeinflussen.« Mit einer lässigen Drehung seines Handgelenkes löschte Riddle die pechschwarz lodernden Flammen meiner Wut, bevor sie sich noch weiter über meinen Körper ausbreiten- und mir schmerzhafte Verbrennungen hinzufügen konnten.

Ein Hauch von Eifersucht mischte sich in meinen Zorn, angesichts der perfekten Kontrolle, die Riddle über seine Magie hatte— und an der es mir fehlte, dank meines hitzigen Temperaments und der Tatsache, dass mir mein Leben gerade zu entgleiten schien. »Ich versuche es ja«, zickte ich ihn an, »aber es nicht hilfreich, wenn du mich ständig—«

Wieder griff er an, doch diesmal parierte ich seinen Angriff nicht nur, sondern schlug zurück und landete einen wuchtigen Treffer gegen seinen Oberarm, gefolgt von einem weiteren in die Rippengegend.

Er schien es nicht einmal zu spüren.

»Härter—«, brüllte Riddle mich an, als wäre ich ein Soldat, der unbedingt an seine Grenzen gebracht werden musste. Verbissen hob ich die Arme vor die Brust und schlug auf ihn ein, traf dann erneut seine Schulter, was mir jedoch nur ein spöttisches Lächeln seiner perfekt geschwungenen Lippen einbrachte.

»Sag mal Süße, willst du mich kitzeln, oder—«

Diesmal schlug ich ihm ins Gesicht.

Hart kollidierte meine Faust mit seinem Unterkiefer und zwang seinen Kopf durch die Wucht des Aufpralls zur Seite. Seine düstere Lockenpracht fiel ihm dabei in die Stirn und verdeckte seine Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde zierte so etwas wie Überraschung seine Züge, bevor er seinen Kiefer lockerte und dann gefährlich langsam das Kinn hob.

Und der Blick, mit dem der Sohn des dunklen Lords mich jetzt fixierte, ließ mich, getrieben von meinem natürlichen Überlebensinstinkt zurückweichen, lag doch etwas derart Diabolisches darin, das direkt aus den Tiefen der Hölle entsprungen zu sein schien.

Gänsehaut kroch über meinen Körper, als ich bemerkte, wie sich die Atmosphäre um uns herum plötzlich veränderte. Mir war schwindelig, übel und ich spürte nahezu jeden Muskel in meinem Körper, doch ich zwang mich weiter zurückzuweichen, woraufhin Riddle mir zu folgen begann und mich nun wie ein hungriges Raubtier in die Ecke trieb. »Angst vor meiner Rache, Whiskey?«, hallte seine Mitternachtsstimme wie Donner durch den Raum.

Fucking Hell.

Ich blieb stehen und hob selbstbewusst das Kinn, denn diese Blöße würde ich mir sicher nicht geben— auch wenn er zugegeben nicht ganz unrecht hatte.

Seine Aura war mörderisch und schien sich mit jeder verstreichenden Sekunde auszuweiten und jeden Zentimeter des Raumes mit Finsternis zu fluten.

Und dennoch schaffte ich es nicht wegzusehen.

Oder eher gesagt, wollte ich es auch gar nicht.

Ihn anzusehen war, als würde sich eine samtene Decke aus Nacht und Sternen um mich legen und die Welt um mich herum weniger wichtig erscheinen lassen. Schatten und Kerzenlicht tanzten ineinander verschlungen über sein Gesicht, liebkosten seine perfekten Gesichtszüge und untermalten seine düstere Schönheit wie ein von Dunkelheit erschaffenes Gedicht, während Salazar Slytherin an der Wand hinter ihm wie ein Gott über ihn wachte.

Mattheo Riddle war beunruhigend attraktiv.

Und doch gab es eine Sache, die seiner trügerisch schönen Fassade einen gewaltigen Riss versetzte— zumindest für die, die sein Geheimnis kannten, zu denen ich zu meiner Befriedigung nun gehörte.

»In deinen Träumen vielleicht, Halbblut«, entgegnete ich honigsüß und schenkte ihm ein Lächeln, das mit der Boshaftigkeit des Mantikors durchaus mithalten konnte, der uns auf seinen Pranken an der Wand entlang gefolgt war und dessen heimtückisches Grinsen mir die Angst in den Knochen erblühen ließ.

In Riddles dunklen Augen flackerte ein Feuer auf und als sein Blick sich intensivierte, konnte ich die Flammen auf meiner Haut spüren. »Du solltest wirklich aufpassen, wie du mit mir redest.« Langsam kam er näher, »oder ich gebe deinem hübschen Mund eine weitaus sinnvollere Aufgabe, Nott.«

Mit verengten Augen starrte ich ihn an und entschied mich dann mit Fäusten statt Worten auf diesen unverschämt anzüglichen Spruch zu antworten.

Wieder ging ich auf ihn los und ließ ein zorniges Grollen aus meiner Kehle dringen, als er meinen Angriff nicht nur mühelos blockte, sondern mich auch noch einfach zurückschleuderte, als wäre ich eine dieser verfluchten Übungspuppen, die wir manchmal im Training benutzten.

»Du wirst nachlässig«, bemerkte er kühl und verschränkte die Arme vor der Brust, was seine muskulöse Statur nur noch mehr untermalte.

»Du bist doch nicht etwa schon müde, Nott? Ich bin für heute Nacht noch lang nicht fertig mit dir.«

»Ich bin nicht müde«, giftete ich ihn an.

»Gut.« Der Lockenkopf schenkte mir ein arrogantes Lächeln, während er nun langsam die Hände hob und ein leises, doch unverkennbar kommandierendes Zischen von seinen vollen Lippen perlen ließ.

Ein Befehl.

Meine Augen weiteten sich, als die Dunkelheit, die ihn wie schattenhafte Flügel umschwirrte plötzlich zu Boden sickerte und sich auf dem polierten Marmorboden zu etwas formte, was ich im nächsten Augenblick als eine Horde von Schlangen identifizierte, bestehend aus nichts als purer Nacht.

Ich hatte keine Angst vor Schlangen, liebte diese Geschöpfe heiß und innig und hatte schon als kleines Mädchen stundenlang bewundernd vor den Symbolen unseres Hauses gestanden, die überall in der schmuckvollen Einrichtung des Nott Manor zu finden waren— und doch lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, als Riddle sie mit einer eleganten Handbewegung in meine Richtung schickte.

Fasziniert und doch auch ein wenig eingeschüchtert beobachtete ich die schattenhaften Vipern, die sich langsam meinen Körper hinaufschlängelten und meiner Kehle nun bedrohlich nah kamen.

Seine Magie war atemberaubend.

Doch sie war auch zweifellos gefährlich.

Tödlich, wenn es drauf ankam.

Zu spät bemerkte ich, dass Riddle sich an mich herangeschlichen hatte, der mir nun von hinten den Unterarm um die Kehle legte und mich in seine Gewalt brachte. »Nur nicht ablenken lassen, kleine Slytherin«, raunte der ehemalige Durmstrang Student mir im arroganten Tonfall ins Ohr und ließ ein dunkles Lachen aus seiner Kehle entkommen, während sich seine Schlangen in Nichts auflösten.

»Wäre ich dein Feind, wärst du jetzt tot.« Seine Lippen streiften den Rand meiner Ohrmuschel und jagten elektrisierende Schockwellen durch meinen Körper. »Absolut erbärmlich, Whiskey

Zornig presste ich die Zähne aufeinander und bevor ich mir darüber im Klaren war, was ich tat, hob ich die Faust über die Schulter und schlug ihm ein zweites Mal ins Gesicht. Riddles dunkles Lachen verwandelte sich in ein mörderisches Knurren, das mit dem des Mantikors verschmolz, welches dieser mir, angesichts der Tatsache, dass ich den Erben Slytherins verletzt hatte, nun entgegen brachte. Denn das hatte ich, wie mir der unverkennbare Geruch von Blut klar machte, der sich jetzt unter den sinnlichen Duftcocktail mischte, den Riddle verströmte.

Blut, Dunkelheit und Chanel.

Eine Kombination aus der Hölle.

Ein böses Lächeln schlich sich auf meine Lippen, doch in der Sekunde, in der ich die Situation ausnutzen- und mich aus seiner Gewalt zu befreien versuchte, zerrte er mich zurück, sodass ich nicht nur mit dem Rücken gegen seine Brust, sondern dabei auch mit dem Hinterkopf gegen seine Muskeln stieß.

Seine verdammt harten Muskeln.

Heißer Schmerz explodierte hinter meinen Augen und ließ mich für einige Sekunden blind und taub zurück. Meine Sicht verschwamm und etwas Heißes und Nasses sickerte mir durch mein langes Haar und tropfte wie warmer Regen in meinen Nacken.

»Du bist ein ziemlich hinterlistiges kleines Ding, weißt du das eigentl— Fuck, woher kommt das Blut?«

Im nächsten Augenblick gaben meine Knie nach, doch bevor ich mit dem Gesicht voran auf den Mamor krachen konnte, rutschte Riddles Arm von meinem Hals hinab zu meiner Taille und bewahrte mich vor dem Sturz. Er sagte etwas zu mir, doch mein absinkender Kreislauf ließ das Blut so laut in meinen Ohren rauschen, dass ich kein Wort verstand.

Nie zuvor hatte ich mich so elend gefühlt.

Benommen sank ich gegen seinen muskulösen Körper und sog die Wärme ein, die er ausstrahlte. Alles was ich jetzt noch wahrnahm, war das Schlagen seines Herzens in meinem Rücken und die Art und Weise wie er mich an sich gedrückt hielt, die nun nichts mehr von roher Gewalt hatte— ganz im Gegenteil. Der Slytherin musste seine Handschuhe ausgezogen haben, denn ich spürte seine warmem Hände in meinem Haar und wie sie es vorsichtig über meine Schulter legten, bevor die Dunkelheit auch schon ihre scharfen Krallen nach mir ausstreckte.

𓆙

M A T T H E O

Ein Fluchen glitt mir über die Lippen, als sie plötzlich bewusstlos in meinen Armen zusammensackte und ihr Blut den Stoff meines Langarmshirts durchnässte, der mir bereits schweißnass am Körper klebte.

Bei Merlin, wie sehr ich mir wünschte es einfach ausziehen zu können, um oberkörperfrei zu trainieren, so wie ich es gewohnt war.

Doch mich jemandem zu zeigen war keine Option— und das nicht allein nur wegen der Dunkelheit, mit der man mich vor mehr als zwei Jahren gezeichnet hatte, sondern auch wegen dem Kunstwerk aus verblassten Narben und Runen, das sich über meinen gesamten Rücken erstreckte und zu viele Fragen über meine Vergangenheit aufwerfen würde, die ich weder wahrheitsgemäß beantworten konnte, noch wollte.

»Nott?«

Ich hob ihr Kinn und murmelte erneut ihren Namen, doch als sie immer noch nicht reagierte, beugte ich mich über sie, bevor ich einen Arm unter ihre Knie schob und sie in meine Arme hob. Die Wunde an ihrem Kopf hinterließ karmesinrote Sprenkel auf dem schwarzen Marmor und es brauchte sicher keinen Temperaturzauber um festzustellen, dass sie Fieber hatte. Nott war offensichtlich krank, denn ihr zierlicher Körper glühte wie die Sonne und zitterte trotz ihrer Ohnmacht immer wieder krampfartig.

Für einen kurzen Moment hatte ich tatsächlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen gehabt, da ich zuerst befürchtet hatte sie mit meinen Schlägen ernsthaft verletzt zu haben, doch jetzt empfand ich nur noch Wut auf dieses starrköpfige Mädchen, das einfach verletzt zum Training erschienen war, ohne auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren— sowie auf mich selbst, sie nicht gleich wieder zurück ins Bett geschickt zu haben, denn mir war sofort aufgefallen, wie blass sie heute Abend gewesen war.

Etwas, das sonst nie vorkam, legte die Nott Erbin doch augenscheinlich großen Wert auf eine absolut makellose Erscheinung und war immer top gestylt.

Typisch schnöselige Reinblut-Elite, stets zurecht gemacht als rechneten sie damit spontan den Orden der Merlin verliehen zu bekommen.

Mit einem nonverbalen Zauber befreite ich sie von den Boxhandschuhen und trug sie in Richtung des Studierzimmers, während mich nicht nur die kalten Augen meines Vorfahren auf meinem Weg durch seinen selbst erschaffenen Tempel der Dunklen Künste begleiteten, sondern auch die Blicke der düsteren Kreaturen an mir klebten, die in Öl und Farbe an den Wänden gefangen waren. Boshaft starrten sie auf die bewusstlose Slytherin in meinen Armen, als wollten sie ihr nur zu gern mit ihren Krallen genüsslich die Kehle aufschlitzen, als Strafe dafür, dass sie es gewagt hatte, mich zu verletzten.

Eine Tatsache, die mich jetzt schmunzeln ließ, denn nicht einmal Lucifer war es gelungen, mich beim Boxen jemals derart kalt zu erwischen— und das sollte schon etwas heißen, gehörte mein Stiefbruder doch zu den gerissensten Magiern, die ich kannte und ließ nie eine Gelegenheit aus, mir beim Training zu demonstrieren, dass er mir körperlich überlegen war.

Verdammt, ich vermisste ihn.

Meine Unterlippe war aufgeplatzt und Blut lief mir vom Kinn, doch es könnte mich nicht weniger kümmern. Den Schmerz einer solch unbedeutenden Verletzung fühlte ich schon lang nicht mehr, zu abgehärtet war ich durch die Erziehung meines verhassten Stiefvaters Rabastan Lestrange— der jedem noch so kleinen Ungehorsam stets seinen mächtigen Cruciatusfluch entgegen gesetzt hatte, sowie der schwarzmagischen Ausbildung, die ich die letzten Jahre im Durmstrang Institut absolviert hatte.

Als ich das Studierzimmer betrat, schlossen sich die Flügeltüren wie von Geisterhand hinter mir und die Magie des Skriptoriums begrüßte mich mit dem sanften Leuchten des tief hängenden Kronleuchters, sowie einem prasselnden Kaminfeuer, dessen Flammen unheimliche Schatten über Wände und Regale tanzen ließen. Wenn ich genauer hinhörte, konnte ich die darin enthaltenen Bücher ungeduldig meinen Namen flüstern hören, hatten sie doch schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr gewartet.

»Später«, vertröstete ich die Magie des Skriptoriums, woraufhin die schwarzmagischen Artefakte in den gläsernen Vitrinen zur Antwort leise summten.

Ein Gefühl von Triumph ließ mich das Kinn ein wenig höher heben, denn Anhand der Aufzeichnungen eines gewissen Ominis Gaunt hatte ich letzte Nacht herausgefunden, dass der Slytherin der letzte Erbe Salazars gewesen war, der das Skriptorium betreten hatte— und das vor fast hundert Jahren, was bedeutete, dass der dunkle Lord nie an diesem Ort gewesen war. Ich konnte nicht in Worte fassen, wieso mir diese Tatsache so viel bedeutete, nur, dass es so war— und es sich verdammt gut anfühlte hier zu sein.

Mit der bewusstlosen Hexe in den Armen ließ ich mich auf das dunkelgrüne Samtsofa sinken, das direkt gegenüber des steinernen Kamins thronte und das Herzstück des Arbeitszimmers bildete, bot es doch Platz für mindestens fünf Leute. Ich platzierte ihre Beine links und rechts von meinen Hüften und lehnte ihre Stirn an meine Schulter, bevor ich meinen Zauberstab zu mir rief, der auf dem Sekretär lag.

Ihr Körper zitterte wie Espenlaub in meinen Armen und kurz überlegte ich, sie hoch in den Krankenflügel zu bringen, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder, denn dann würde ich die Heilerin dort manipulieren müssen, die angesichts ihrer Verletzungen sicher nur davon ausgehen würde, dass ich derjenige gewesen war, der sie derart zugerichtet hatte, um es dann dem Schulleiter zu melden.

Und das letzte was ich wollte, war die Aufmerksamkeit Dumbledores auf mich zu ziehen, nachdem Karkaroff ihn das ganze letzte Jahr mühsam bearbeitet hatte, bis der alte Sturkopf sich endlich dazu bereit erklärt hatte, mich in seinen heiligen Hallen von Hogwarts aufzunehmen.

Also gab ich ein genervtes Knurren von mir, gefolgt von einem resignierten Seufzen, bevor ich die Flasche Wodka aus der Kommode in meinem Zimmer heraufbeschwor, die ich mir jedoch zuerst an die Lippen setzte und mir einige großzügige Schlücke des herrlich brennenden Alkohols in die Kehle goss, bevor ich mir damit die Hände desinfizierte.

Ich war mir der Existenz von Desinfektionszaubern natürlich durchaus bewusst, konnte mich jedoch bei Salazar nicht mehr an die Zauberformel erinnern.

Folterflüche der grausamsten Art beherrschte ich im Schlaf, doch simple Heilzauber? Fehlanzeige.

Ich zog die Slytherin enger an mich und strich ihr vorsichtig das lange sonnengeküsstes Haar über die Schulter, das mittlerweile von tiefroten Strähnen durchzogen war. Doch in der Sekunde, in der ich eine Handvoll Kompressen heraufbeschwor und ihre Verletzung zu desinfizieren begann, riss es die Blondine plötzlich aus ihrer Bewusstloskeit.

Das Stöhnen, das ihre Lippen verließ, klang nahezu sinnlich und folterte meinen Geist mit dunklen Fantasien, die ich mithilfe meiner Legilimentik schnell in eine mentale Schublade beförderte, bevor ich noch in Versuchung kam, mich ihnen hinzugeben.

»Nicht bewegen«, befahl ich ihr, auch wenn ich wusste, dass sie mir sowieso nicht gehorchen würde. Der Klang meiner Stimme so nah an ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken, bevor sie mir nächsten Moment ihre Nägel in die Arme drückte und mich nun allen ernstes zu kratzen versuchte, wie das wildgewordene Kätzchen, das offenbar in ihr steckte.

»Idiota«, fauchte sie mich auf italienisch an und versuchte von meinem Schoß zu rutschten, doch der Arm, den ich vorsorglich um ihre Taille geschlungen hatte, hinderte sie daran. Blut sickerte aus ihrer Kopfwunde und tropfte mir über die Finger. »Bei Salazar, jetzt halt verdammt nochmal endlich still.«

»Lass mich los, Riddle—«

Mit einem nonverbalen Zauber ließ ich sie einfach erstarren und grinste angesichts der vielversprechenden Morddrohung, die sie mir ins Ohr wisperte, während ihr Körper allmählich erschlaffte und ihr Kopf wieder auf meine Schulter hinabsank.

Das hätte ich schon viel eher tun sollen.

»Du weißt, dass du Fieber hast oder?«

Ein schmerzerfülltes Stöhnen verlies die Lippen der Blondine und liebkoste meinen Hals wie der sanfte Kuss einer Liebenden, als ich damit fortfuhr, den blutigen Riss in ihrer Kopfhaut zu desinfizieren.

Dann stutzte ich jedoch. »Sind das etwa Nähte? Wie bei Salazar hast du dich denn derart verletzt?«

»Heb den Zauber auf, Riddle«, verlangte sie schläfrig, statt mir eine Antwort auf meine Frage zu geben.

Ich schnaubte verächtlich.

»Damit du hier verblutest und diesen Ort dann auf ewig als Geist heimsuchst, um mich endgültig in den Wahnsinn zu treiben? Nein ich denke nicht, Nott.«

Sie schnaubte ebenfalls, schwieg jedoch.

Ich hob die Hand um ihren Kopf etwas zur Seite zu drehen, doch plötzlich kam es mir irgendwie falsch vor, sie in diesem Zustand zu berühren. »Wenn ich den Zauber aufhebe, versprichst du mir ein braves Mädchen zu sein und eine Weile still zu halten?«

Ich hörte wie sie tief ein- und ausatmete, bevor ein zu Tode genervtes »Ja«, über ihre Lippen rutschte, woraufhin ich den magischen Bann wieder aufhob.

Zu meiner Überraschung hielt sie still— bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich meinen Zauberstab hob und die verwundete Stelle an ihrem Hinterkopf zu betäuben anfing. »Warte, was machst du da?«

»Die Nähte sind aufgeplatzt«, erklärte ich ihr knapp, was mir einen leicht panischen Blick aus ihren honigfarbenen Augen einbrachte. Doch bevor sie zu diskutieren anfangen konnte, drückte ich sie an den zierlichen Schultern wieder zurück an meine Brust.

»Ich bringe es wieder in Ordnung.«

Nott schnaubte von neuem.

»Du kriegst ja nicht mal einen Heiltrank hin«, murmelte sie gegen meinen Hals, hielt jedoch still.

»Mag sein, das Heiltränke nicht mein Spezialgebiet sind«, sagte ich, während ich damit begann, ihre Wunde mit präzisen Stichen magischen Garns zu nähen, das sich nun aus meinem Zauberstab fädelte.

»Doch ich bin durchaus in der Lage mit meinem Zauberstab umzugehen. Also, wie ist das passiert?«

Einen langen Augenblick schwieg sie und gerade als ich dachte, sie würde mir überhaupt nicht mehr antworten, wisperte sie, »Ich bin gestürzt.«

»Nein, bist du nicht«, sagte ich und seufzte leise, hatte nicht einmal in ihren hübschen Kopf eindringen müssen, um diese jämmerliche Lüge aufzudecken.

»Doch, so war es«, murmelte sie an meiner Schulter und die bittere Enttäuschung, die plötzlich in ihrer Stimme schwang, ließ schlagartig etwas Dunkles in mir erwachen. Es war mir egal, sie war mir verdammt nochmal egal und doch fühlte ich, wie meine Magie ein Lied von Gewalt und Mord zu singen begann.

»Du sagst mir jetzt sofort die verdammte—«

Ich hielt inne, als ich bemerkte, das ihr Zittern an Intensität gewonnen hatte. »Nur noch ein Stich«, flüsterte ich in ihr Haar und zwang mich, den betörenden Geruch ihres Shampoos nicht einzuatmen. »Siehst du, das war's schon, okay?«

Erleichtert atmete sie durch, blieb jedoch zusammengekauert an meiner Schulter liegen.

»Tergeo«, murmelte ich und sog mit der Spitze meines Zauberstabs sorgfältig das Blut aus ihrem Haar, bevor ich dem Feuer im Kamin mit einem Flüstern befahl, ein wenig heißer zu brennen.

Nach einigen Minuten des Schweigens versuchte sie sich aufzusetzen, in dem sie ihre Handflächen auf meiner Brust abstützte, doch ihre Arme zitterten vor Erschöpfung so sehr, dass ich ihr helfen musste.

»Danke«, murmelte sie mit heiserer Stimme.

Die Slytherin sah mich nicht an, doch als ich im flackernden Licht des Kaminfeuers etwas Funkelndes auf ihrer Wange bemerkte, legte ich eine Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zaghaft zu mir.

»Was ist passiert?«, fragte ich sie ein drittes Mal, während ich mit dem Daumen zärtlich die Träne davon strich, die ihr angesichts des Schmerzes über die Wange gelaufen war. Sie blinzelte eine weitere davon und blickte mir dann durch ihre langen dichten Wimpern nun direkt in die Augen, was mich unwillkürlich dazu brachte, die Luft anzuhalten.

Götter, sie war so schön.

Bei Merlin, was tat ich hier?

»Ich sagte doch, ich bin gestürzt.« Sie sprach im Flüsterton, als würde sie mir ein Geheimnis anvertrauen. Meine Augen huschten zwischen ihren hin und her und erst als sie ein wenig tiefer rutschten wurde mir plötzlich klar, wie gefährlich nah sich unsere Lippen waren. »Sag mir die Wahrheit.«

Zärtlich strich ich mit dem Daumen über ihre fiebrige Wange und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie weich sich ihre Haut anfühlte. »Und was wenn nicht?«, flüsterte sie und blickte mich trotz ihres geschwächten Zustands nun herausfordernd an.

»Holst du sie dir dann einfach aus meinem Kopf?«

Dieses Mädchen machte mich verrückt.

»Nicht heute Nacht, schließlich bist du verletzt.« An der Taille zog ich sie näher zu mir, bevor ich meine Lippen an ihr Ohr brachte. »Aber morgen werde ich keine Rücksicht nehmen, darauf hast du mein Wort.«

»Mh.« Sie hob das Kinn und sah mich an, wobei sich unsere Nasenspitzen fast berührten. »Soviel zum Thema Gentleman.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das mir Schwierigkeiten bereitete, mich an meinen eigenen Namen zu erinnern.

Und dieser Duft... Himmel.

Während ich sie ansah, erlaubte ich mir einen kurzen Moment der Schwäche und ließ ihn in meine Lungen strömen. Ihr Parfum war teuer, blumig und doch dominierte die warme Vanille Nuance darin und vermischte sich mit dem Geruch von Blut zu einem sinnlichen Cocktail, gefährlicher als jeder Imperius.

Ihr Nähe fühlte sich irgendwie tröstend an, wie die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen, bitteren Winter, in den sich mein Leben vor mehr als zwei Jahren verwandelt hatte und mich tagein tagaus fühlen ließ, als wäre ich innerlich am erfrieren.

»Du blutest«, wisperte sie.

»Ja«, entgegnete ich und wischte mir mit dem Ärmel über die Lippen. »Vielen Dank dafür, Whiskey.«

Sie biss sich auf die Unterlippe und lächelte schwach. Die Flammen des Kamins knisterten leise und der Schein ließ ihre Augen wie pures Gold schimmern.

Sie war so schön, dass ich wegsehen wollte, denn erstens traute ich mir in ihre Nähe selbst nicht mehr und zweitens war sie eine Ablenkung, die ich mir nicht erlauben konnte— mal ganz abgesehen von dem Ring an ihrem Finger, der sie nach ihrem Abschluss zur Erbin der Malfoy Dynastie machen würde.

Zu seiner Frau.

Als hätte sie meine Gedanken gehört, lehnte sie sich zurück und brachte wieder etwas Abstand zwischen uns. Plötzlich sah sie so unbeschreiblich müde aus.

Müde und traurig.

»Red mit mir«, drängte ich die Slytherin, doch diese schüttelte nur den Kopf. Sie vertraute mir nicht.

Kluges Mädchen.

»Ich sollte gehen, es ist schon spät und— merda.« Ihr Versuch aufzustehen scheiterte kläglich, bevor sie sich leise stöhnend an die Schläfe griff. »Ich denke es ist besser, wenn du erstmal nirgendwohin gehst«, entgegnete ich kühl und stabilisierte ihre Hüfte, denn sie schien nun kaum noch aufrecht sitzen zu können.

Und dann tat sie etwas, was mich so kalt erwischte, dass ich beinahe zusammengezuckt wäre. Sie legte ihre Hand auf meine, die immer noch auf ihrer Hüfte ruhte und wisperte meinen Namen. »Mattheo.« Benommen blinzelte sie mich an. »Ich fühle mich nicht so gut, ich glaub ich werde wieder—«

»Ist schon gut, ich hab dich«, murmelte ich und umfasste ihre zierlichen Schultern, bevor ich sie behutsam zurück in meine Arme sinken ließ.

Erneut stöhnte sie vor Schmerz, zog die Knie an und rollte sich auf meinem Schoß zusammen wie ein Kätzchen und ich hätte beinahe gegrinst, bei dem Gedanken daran, dass sie mir vor knapp einer Stunde noch versucht hatte, die Zähne auszuschlagen.

Fucking Hell. Ich würde sie sowas von in den Krankenflügel bringen, sobald sie bewusstlos war.

Ich konnte spüren, wie sie gegen die Erschöpfung ankämpfte und bevor ich realisierte was ich tat, zupfte ihr ein Haar von den Lippen, das sich in ihrem Lipgloss verfangen hatte. Ihre Frisur war ein Chaos aus sonnengeküssten Strähnen, ihre Mascara tränenverschmiert, was es mir umso schwerer machte den Blick von ihr zu nehmen, hatte sie doch nie bezaubernder ausgesehen, als in diesem Moment.

Sie ist dir egal.

Du bist hier um deine Mission zu erfüllen.

Sie ist dir egal.

Du bist hier um deine Mission zu erfüllen.

Sie ist dir egal, sowas von verflucht egal.

Als das Fieber sie wieder erzittern ließ, befahl ich der Decke auf dem Sessel gegenüber sich über ihre Beine auszubreiten und griff nach dem Wodka, um das Gedankenchaos in meinem Kopf irgendwie in den Griff zu bekommen, bevor ich noch durchdrehte.

Es war Jahre her.

Eine gefühlte Ewigkeit, seit ich jemandem so nah gewesen war. Das Brennen des Alkohols in meiner Kehle beruhigte meinen geplagten Geist etwas, doch die Worte, welche die Slytherin an meiner Schulter nuschelte, bevor sie wieder ihrer Erschöpfung erlag, steckten meinen Verstand endgültig in Flammen.

»Er hat es nicht mit Absicht getan.«

»Wer?«, knurrte ich sie jetzt nahezu aggressiv an.

»Wer hat das getan?«

Ich strich ihr das Haar aus der Stirn, doch ihre Lider waren geschlossen und ihre Lippen blieben stumm, auch den ganzen Weg von den schwach beleuchteten Kerkern hinauf in den Krankenflügel der Akademie.

𓆙

who did this to you trope is everything <3

lasst mir gern mal einen kommentar da,
wenn euch die story gefällt, ist in letzter zeit
leider immer sooo still in den kommentaren..

& bitte denkt ans voten danke <3

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