12. an heir comes to rise

☾ ⁺₊

O L I V I A

Ein leises Fluchen glitt mir über die Lippen, als ich auf die diamantverzierte Golduhr an meinem Handgelenk schaute und feststellte, dass unser Treffen bereits vor fünf Minuten begonnen hatte.

Ich stellte mich vor den schmuckvollen Wandspiegel und überprüfte noch einmal mein Outfit, tuschte meine Wimpern flink mit meiner neuen Chanel Mascara und frischte zum Schluss noch meinen nudefarbenen Lippenstift auf, bevor ich mit meinem Zauberstab in der Hand aus meinem Schlafsaal eilte, in dem das pure Chaos herrschte, seit meine beste Freundin gestern Abend wieder eingezogen war.

Doch über Pansys nicht vorhandene Ordnung konnte ich hinwegsehen, war ich doch einfach nur heilfroh, sie wieder an meiner Seite zu wissen. Auch wenn wir immer noch nicht wirklich über meine Verlobung mit Draco gesprochen hatten— geschweige denn über das, was auf der Party letzte Woche zwischen uns in diesem staubigen engen Besenschrank passiert war.

Denn davon hatte ich keiner Menschenseele erzählt.

Was vielleicht auch ganz gut so war, denn ich hatte nicht vor ihm noch einmal so nah zu kommen. Auch wenn ich zugegeben immer noch hin und wieder an seine Finger dachte, wenn ich mich selbst berührte— und vor allem an das Gefühl seiner Ringe in mir.

Seufzend schüttelte ich den Gedanken ab.

Als ich in den Gemeinschaftsraum trat, wehte mir der herrliche Duft von frisch gebackenem Kesselkuchen entgegen, den irgendein Slytherin blechweise aus der Küche geklaut- und auf einem der Mahagoni Holztische drapiert hatte, um den sich nun eine Vielzahl an hungrigen Schülern scharrte.

Mein Magen knurrte, da ich es aufgrund meines stressigen Stundenplans nicht einmal zum Dinner in die große Halle geschafft hatte. Im vorbeigehen warf ich dem noch warmen Gebäck einen sehnsüchtigen Blick zu, verzichtete jedoch darauf mir etwas für unterwegs mitzunehmen, denn Zucker würde meine Konzentration sicher endgültig ruinieren— oder das was davon übrig war, nach Professor Babblings ewigem Geschwafel über altegypgische Runen.

Der Gemeinschaftsraum knisterte nur so vor Magie, während der See an diesem Herbstabend ein besonders geheimnisvolles Leuchten durch das kuppelartige Buntglasfenster an der gewölbten Decke durch den Raum sandte, was einem das Gefühl vermittelte, sich im inneren des von zwielichtigen Kreaturen bewohnten Gewässers zu befinden. In den Kaminen tanzten smaragdgrüne Flammen wie Algen und schufen eine zusätzliche Atmosphäre. Ein zum sterben schöner Anblick, der mir wieder einmal klar machte, wie sehr ich es liebte, eine Slytherin zu sein.

Meine Wangen glühten fiebrig und mein Herz schlug vor Aufregung schwer gegen meine Rippen, denn ich konnte es kaum erwarten, den geheimen Raum in den Kerkern zu betreten, den Theodore und ich zum Hauptquartier unseres Duellierclubs ernannt hatten.

Als wir zwölf Jahre alt gewesen waren, hatten wir das erste Mal von diesem sagenumwobenen Raum in einem der alten, ledergebundenen Bücher über die dunklen Künste gelesen, die wir heimlich aus Vaters nach Zigarrenrauch und Jahren verlorener Kindheit stinkendem Arbeitszimmer gestohlen hatten.

Ein ganzes Jahr hatten wir gebraucht ihn ausfindig zu machen und fast genau so lang um herauszufinden, wie wir dort hineingelangen konnten. Nie würde ich das Funkeln in den saphirblauen Augen meines Bruders vergessen, als es uns endlich gelungen war, als erste Slytherin nach fast einem Jahrhundert das geheime Studierzimmer von niemand geringerem als dem Gründer unseres Hauses selbst zu öffnen.

Das Skriptorium Salazar Slytherins.

Ein von alter Magie vesteckter Ort in den Kerkern der Hogwarts Akademie, bestehend aus mehreren aufwändig gestalteten Räumen, in die sich der berüchtigte schwarze Zauberer in seiner Zeit als Professor zurückgezogen hatte, um verborgen vor neugierigen Augen die dunklen Künste zu studieren— oder seine Fähigkeiten im Duell Anhand von magischen Übungspuppen zu perfektionieren, die mir mit ihren grässlichen Gesichtern immer noch regelmäßig einen Schauer über den Rücken jagten.

Das Skriptorium war ein düsteres Paradies für jeden Slytherin, ein Schlaraffenland für von Dunkelheit geplagte Seelen— und das nicht nur wegen seines schmuckvollen Interieurs, das sich aus dunklen Holzmöbeln, mit smaragdgrünen Samtstoffen überzogenen Sessel und Sofas und antiken, kristallbehangenen Kronleuchtern, sowie zahlreichen schwarzmagischen Artefakten zusammensetzte, sondern vor allem wegen des unzerstörbaren Duellierzimmers und den hohen Bücherregalen, die sich an den kargen Steinwänden entlang reihten.

Auch wenn mein Schlangenherz jedes Mal blutete, denn egal wie oft ich es auch schon versucht hatte, so gut wie keine der schwarzmagischen Lektüren ließ sich den Regalen entnehmen. Und wenn sich doch das ein oder andere Buch mal dazu bereit erklärte in meine Hände zu hüpften um meinen Wissensdurst zu lindern, ließ es sich nicht über die Schwelle des Studierzimmers bringen und verbrannte mir die Finger, wenn ich es versuchte. Dasselbe galt auch für die Artefakte und alles andere, was sich dort befand.

Der Gedanke daran, dass selbst Slytherin seinen eigenen Schülern misstraute, ließ mich schmunzeln.

Hatten mein Bruder und ich das Skriptorium anfangs eine Weile für uns behalten, war es nach einigen Monaten zu einem Zufluchtsort für unsere ganze Clique geworden und schließlich auch zum Treffpunkt unseres exklusiven Duellierclubs.

Niemand außer uns wusste von der Existenz dieses Raumes, nicht einmal Professor Snape, der unsere Organisation offiziell genehmigt hatte.

Heute Mittag hatte ich zwar kurz überlegt, auch Riddle eine Abfuhr zu erteilen, doch den Erben Salazars über die Geheimräume seines Vorfahren im Dunkeln zu lassen, würde nur Schande über unser Haus bringen. Und ganz gleich wie sehr ich dieser Schlange auch misstraute, dieses Geheimnis würde er wie einen Schatz hüten, da war ich ganz sicher.

Mattheo Riddle war einer von uns.

Ob es mir gefiel oder nicht.

Ich stieg die Treppen zum Ausgang hinauf, doch nicht ohne vorher dem schwarzen Brett am Fuße der Treppe einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, auf dem in tintenschwarzen Lettern Datum und Uhrzeit für das erste Training der Quidditchmannschaft festgehalten war. Immer noch fühlte ich leichte Wut in mir, darüber, dass Theodore mich zu einer Treiberin statt einer Jägerin ernannt hatte, doch ich schluckte meine Gefühle herunter und ging weiter.

Mit pochendem Herzen ließ ich die steinerne Schlange hinter mir und glitt wie ein Schatten durch die schwach beleuchteten Kerkerflure, die in den Herbst und Wintermonaten von einer bitteren Kälte erfüllt waren, die sich einem bis in die Knochen fraß. Fröstelnd rieb ich mir mit den Händen über den dünnen Stoff meines engen schwarzen Pullovers und nickte dem Blutigen Baron zu, der mit rasselnden Ketteln und leeren Augen an mir vorbei glitt.

Als mir zwei ältere Studenten meines Hauses entgegen kamen, an deren Namen ich mich nur vage erinnerte, blieb ich mitten im Korridor stehen und tat so, als würde ich mein langes dunkelblondes Haar richten, dass ich für den heutigen Abend zu einem hohen Zopf gebunden hatte, gehalten von einer schwarzen Samtschleife. Ich fühlte die interessierten Blicke der Jungs auf mir, doch als sie stehen blieben um mich anzusprechen, ging ich einfach weiter, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Ihre verlangenden Blicke brannten mir im Nacken, doch ich hatte weder die Zeit, noch die Nerven für einen Flirt, ganz gleich wie gutaussehend die beiden auch gewesen waren.

Nach einer Minute warf ich einen flüchtigen Blick über die Schulter um sicherzugehen, dass ich allein war, bevor ich in den Korridor abbog, in dem der Eingang zum Skriptorium lag, nur um prompt ein seltsames Prickeln auf meiner Haut zu spüren, das mir verriet, dass dort in den Schatten etwas lauerte.

Genauer gesagt jemand— und wie üblich zu spät, trotz der hübschen Uhr, die der Slytherin besaß.

»Geht's noch auffälliger, Riddle?«, zischte ich beim Näherkommen und funkelte den Lockenkopf zornig an, als dieser im nächsten Moment mit vor der Brust verschränkten Armen aus der Dunkelheit trat und meinen Blick nicht weniger genervt erwiderte.

»Der Sinn eines geheimen Raumes ist ihn geheimzuhalten und nicht davor herumzulungern.«

»Du hast mir nicht gesagt, wie ich reinkomme.«

Ich verdrehte die Augen und unterdrückte ein Schnauben, denn ich konnte wirklich nicht glauben, dass er derart beschränkt war. »Wenn man das erste Mal um Einlass bittet, muss der Preis mit Blut—«

»Stell dir vor, darauf bin ich schon selbst gekommen«, unterbrach er mich genervt und präsentierte mir mit angespanntem Unterkiefer seine Handfläche, die ein langer Schnitt zierte, aus dem immer noch Blutstropfen hervorquollen. Irritiert sah ich auf seine Hand und dann auf die Wand hinter ihm, wo sich der Eingang zum Skriptorium befand.

Dunkelrote Blutspritzer klebten auf den Steinen.

Auf allen Steinen.

Das ergab keinen Sinn, es sei denn—

Beinahe wäre mir der Mund aufgeklappt, doch ich schaffte es, mein Entsetzen in ein Lächeln umzuwandeln, dass das mörderische Funkeln in Riddles geheimnisvollen Augen nur noch verstärkte.

Unter meinen langen dunklen Wimpern blickte ich zu ihm auf, während ich langsam näher zu ihm trat, ein böses Lächeln auf meinen zart geschminkten Lippen.

Riddle rührte sich keinen einzigen Millimeter.

»Der Eintrittspreis«, hauchte ich mit samtiger Stimme und griff nach seiner Hand, »zum Skriptorium von Salazar Slytherin—« Bei der Erwähnung seines Vorfahren flammte plötzlich etwas in der Dunkelheit seiner Augen auf. »Muss mit Blut bezahlt werden.« Mit dem Daumen strich ich zaghaft über den Schnitt, doch der Slytherin zuckte nicht einmal mit der Wimper, starrte mich nur weiter an.

»Reinem Blut, Mattheo Marvolo Riddle.«

Der Muskel in seinem Unterkiefer zuckte.

Ich bedachte ihn mit einen sinnlichen Augenaufschlag meiner tiefschwarz getuschten Wimpern und lächelte ihn schadenfroh an. »Du bist ein Halbblut?«, bohrte ich weiter in der Wunde seines Stolzes, ungeachtet der flüsternden Rauchschwaden, die den Korridor allmählich mit Schwärze zu fluten begannen, als würde ihm die Nacht selbst von den Locken tropfen.

Die Tatsache, dass er, der rechtmäßige Erbe Salazar Slytherins keinen Zutritt zu dessen Studierzimmer hatte, schien er nicht allzu gut zu verkraften.

»Offenbar bin ich das«, brachte der Sohn Lord Voldemorts zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, während er schwer ein- und ausatmete.

Der. Sohn. Lord. Voldemorts.

Sofort ließ ich seine Hand los und wich zurück.

Mein Puls begann zu rasen und meine Knie fühlten sich angesichts der schockierenden Information, die ich daraus entnehmen konnte, wie Gummi an. In der Nähe waren gedämpfte Stimmen zu hören. »Aber wenn Bella—Bellatrix Lestrange ein Reinblut ist«, stammelte ich, »dann ist der dunkle Lord—«

Ein Halbblut.

Lord Voldemort war ein Halbblut.

Doch bevor ich den Satz beenden konnte, fand ich mich plötzlich mit dem Rücken gegen seine Brust gedrückt wieder, seine raue Hand fest auf meinen Mund gepresst. Ich unterdrückte ein Stöhnen, als ich sein Blut auf meinen Lippen schmeckte, während er mich mit sich in die Schatten des Korridors zerrte.

Seine düstere Aura umhüllte uns wie dichter Nebel und ließ mein Herz gewaltsam gegen meinen Rippen donnern. »Das—«, hauchte Riddle mir mit seiner Mitternachtsstimme drohend ins Ohr, die mir trotz meiner Wut ein heißes Kribbeln zwischen den Beinen bescherte. »Ist ganz schön gefährliches Wissen für eine so unschuldige kleine Hexe wie dich.«

Einige Sekunden verharrten wir in dieser viel zu intimen Position, während ich versuchte, mich nicht dem hypnotisierenden Cocktail aus Dunkelheit, schwarzer Magie, Zigarettenrauch und dem maskulinen Aftershave hinzugeben, der von ihm ausging. Der metallische Geschmack seines Blutes vernebelte mir das Hirn und als die Stimmen sich endlich entfernt hatten und er die Hand langsam wieder von meinem Mund sinken ließ, lehnte ich mich vor lauter Schwindel kurz an seine Brust.

Und bei Merlin, dieser Typ hatte Muskeln— hart und heiß spürte ich sie in meinem Rücken und wie sie sich mit jeder verstreichenden Sekunde zunehmend anspannten, als wäre meine Berührung Gift für ihn, obwohl er derjenige gewesen war, der mich so nah an sich gezogen hatte. Die Hitze zwischen meinen Schenkeln ignorierend, atmete ich tief ein und aus, redete mir einige Male ein, dass ich mich verflucht nochmal nicht zu toxischen Männern hingezogen fühlte, bevor ich mich schnaubend zu ihm umdrehte.

»Ich bin nicht unschuldig.«

»Ach nein?«, flüsterte Riddle mit einer Stimme, die nur so vor Unheil trotzte, während er mit einem bösen Lächeln auf mich hinabblickte. »Wie viele unverzeihliche Flüche hast du schon gewirkt?«

Feindselig sah ich zu ihm auf.

»Und wie viele du?«

Sein Grinsen bekam eine teuflische Note.

»Hab längst aufgehört zu zählen.«

Oh bei Salazars düsterem Herz.

»Du bluffst doch«, unterstellte ich ihm.

»Willst du es herausfinden, Whiskey?«

Mit glühenden Wangen trat ich zurück, doch er folgte mir in lautlosen Schritten wie ein Raubtier, bis ich mit dem Rücken gegen die Steine hinter mir stieß.

Auch wenn ich meine todschicken neuen Sneaker vergötterte, jetzt hasste ich die Dinger dafür, dass sie mich nicht einen einzigen gnädigen Zentimeter größer machten, als ich zu Riddle aufsah, der seinen Unterarm über meinen Kopf gegen die Steine lehnte.

»Mein Blutstatus geht niemanden etwas an.« Der drohende Unterton in seiner tiefen Stimme brachte mein Herz zum rasen. »Ist das klar?« Ich zwang mich zu einem reservierten Lächeln. »Das bleibt unser kleines Geheimnis«, versicherte ich ihm honigsüß.

»Gut«, hauchte Riddle mit Samtstimme. Bevor ich wusste wie mir geschah, umfasste er meine Handgelenke, zerrte sie mir über den Kopf und presste sie dort gegen die kühlen Steine. Ohne seine Augen von meinen zu nehmen, lehnte er sich über mich, sodass seine Stirn meine fast berührte. Der betörende Duft seines Shampoos kitzelte mich in der Nase und als er mit Daumen und Zeigefinger mein Kinn umfasste, hielt ich den Atem an. »Denn du bist viel zu hübsch um in dem tiefen Loch im verbotenen Wald zu verrotten, in dem ich dich vergraben werde, solltest du unser kleines Geheimnis jemals verraten.«

Ich schluckte schwer, doch reckte das Kinn ein wenig höher und blickte den Slytherin herausfordernd an.

»Was machst du wirklich in Hogwarts, Riddle?«

Er betrachtete mich mit einem Blick, als wäre ich ein seltenes schwarzmagisches Artefakt, dessen Dunkelheit zu seiner flüsterte. »Ich befürchte dieses Geheimnis kann ich nicht mit dir teilen, Whiskey.«

Unsere Augen wie die scharfen Krallen einer Katze ineinander verhakt, starrten wir uns an, als sich plötzlich eine mir nur allzu vertraute Kälte unter das lodernde Feuer mischte, das zwischen Riddle und mir aufgeflammt war. Der Slytherin ließ meine Hände los, sodass es jetzt nur noch seine Blicke waren, die mich an die ungemütliche Kerkerwand vor ihm fixierten.

»Malfoy«, knurrte Riddle sichtlich genervt und seine von Dunkelheit verschlungenen Augen huschten zu meinem Mund. Für einen Moment befürchte ich, er würde mich küssen, doch er strich nur mit dem Daumen leicht die Konturen meiner Unterlippe nach, bevor er sich schließlich wieder zurücklehnte.

»Riddle.«

Mir war nicht klar gewesen, wie viel Hass in einem einzigen Wort schwingen konnte, dessen Echo mit einer nahezu erdrückenden Schwere durch den Korridor hallte. Mein Herz schlug in einem unruhigen Rhythmus und geriet nur noch mehr aus dem Takt, als mein Blick dem von Draco begegnete, der mit dem Rücken an der Wand gegenüber lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt, die mit jedem neuen Tag immer muskulöser zu werden schien.

Sein mondblasses Gesicht schien in der stickigen Düsternis des Korridors zu leuchten und er hätte auch gut die Statue eines in Marmor geschlagenen Engels sein können— wenngleich auch ein gefallener, berücksichtigte man die rohe, ungezähmte Wut, die in dem Sturm seiner grau-blauen Augen wütete, bereit alles und jeden im Umkreis zu verschlingen.

Was auch immer mit dem elitären Malfoy Erben diesen Sommer geschehen war, hatte nicht nur sein Äußeres, sondern auch seine Aura auf ein Level angehoben, dass mir ungesundes Herzrasen machte.

Seine makellos kühle Schönheit wirkte so gequält, dass es mich fast schmerzte, ihn länger anzusehen.

Doch wenn Draco Malfoy ein Sturm aus Eis und Schnee war, dann war Mattheo Riddle ein Inferno aus Feuer und Glut. Mit einem Grinsen, das direkt aus der Hölle zu kommen schien, blickte der Sohn des dunklen Lords zu seinem Cousin. »Hast du erledigt, was ich dir aufgetragen habe, Malfoy?«

Ganz langsam nahm Draco seine Augen von mir und richtete sie auf Riddle. »Sicher.« Es war nur ein Wort, das ihm von den Lippen glitt und doch reichte es aus um all den Hass auszudrücken, der sich in nur wenigen Wochen zwischen ihnen entwickelt hatte.

»Was erledigt?«, fragte ich scharf nach, während ich mit verschränkten Armen zwischen den Slytherin hin und her blickte, die kurz davor schienen, einander an die Gurgel zu gehen. »Geht dich nichts an, Liv«, entgegnete Draco ohne mich anzusehen.

»Aber—«

»Widersprich mir gefälligst nicht, Nott.«

»Von Liv zu Nott in weniger als zehn Sekunden, wow«, zickte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, um die Kälte abzuwehren, die sich mit ihm in den Korridor geschlichen hatte, zuckte einen Herzschlag später jedoch zusammen, als Dracos Kopf aggressiv in meine Richtung fuhr. Das warnende Funkeln in seinen Augen ignorierend, fügte ich noch hinzu, »warum warst du heute nicht im Unterricht?«

»Geh jetzt verdammt nochmal rein. Riddle und ich haben noch etwas unter vier Augen—«

»Na na na Malfoy«, schnitt der Sohn des dunklen Lords ihm das Wort ab, was seine Aufmerksamkeit augenblicklich wieder auf den Lockenkopf lenkte, der nun wieder so dicht neben mir stand, dass ich nicht nur die Wärme spüren konnte, die er ausstrahlte, sondern mich auch noch dabei erwischte, wie ich mich Dank der eisigen Kälte nach ihr sehnte.

»Redet man so mit seiner Verlobten?«

Dracos finsterer Blick intensivierte sich und jeder der den Malfoy Erben auch nur ansatzweise kannte, hätte jetzt die Flucht ergriffen— doch nicht Riddle. »So ein hübsches Ding verdient doch etwas mehr Respekt, meinst du nicht?«, säuselte er mit samtener Stimme und richtete seine dunklen Augen nun auf mich.

Meine Hand glitt zu meinem Zauberstab, doch bevor ich ihn hervorziehen konnte um ihm mit einem Langlok Zauber das unverschämte Mundwerk zu stopfen, streckte Riddle die Hand aus und wickelte sich eine der beiden zart gelockten Strähnen um seine Finger, die ich aus meinem Zopf ausgelassen hatte.

Seine Berührung bereitete mir eine Gänsehaut. Und auch wenn ich ihn am liebsten verfluchen wollte, das was in Dracos Augen aufblitzte, als Riddle mich berührte, befriedigte mich mehr als jeder Orgasmus.

»Obwohl wenn ich es mir Recht überlege, kannst du vielleicht auch gar nichts dafür, dass du so ein unhöflicher Arsch bist.« Ein dunkles Kichern drang aus Riddles Kehle und hallte unheilvoll in dem düsteren Korridor wider. »So wie Lucy in aller Öffentlichkeit mit seiner Ehefrau umgeht, hast du es wohl nicht anders gelernt. Die arme Cissy—«

Dracos dunkler Fluch verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter und prallte mit einem ohrenbetäubenden Krachen in die Kerkerwand hinter uns, was die Schlossmauern gefährlich vibrieren ließ. Staub und Schmutz rieselten wie schmutzige Schneeflocken von der Decke, während schwarzer Rauch aus dem Loch empor qualmte, das sich nun in der Wand befand.

Einen Augenblick befand ich mich in absoluter Schockstarre, überrascht von der Dunkelheit, die Dracos muskulöse Silhouette wie ein flatternder Reiseumhang umhüllte. »Nimm nie wieder den Namen meiner Mutter in den Mund, Riddle.«

Seine Stimme war eine einzige Warnung, ein Versprechen von roher Gewalt, während er seinen Zauberstab drohend auf Riddle richtete, der zu meinem Entsetzen nur noch teuflischer lächelte.

»Was sonst, mh?«

In der Ferne ertönten plötzlich Schritte.

»Cazzo«, fluchte ich leise.

Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich mir mit der Spitze meines Zauberstabs in die Hand schnitt.

Nicht zu tief, doch tief genug, um zu spüren, wie mir warmes Blut über die Handfläche lief. Riddle zückte ebenfalls seinen Zauberstab. Goldene Funken schlossen aus der Spitze des dunklen Holzes empor, doch bevor die beiden Jungs ein Duell mitten in dem Korridor beginnen konnten, den ich vor neugierigen Augen unbedingt verbergen wollte, ließ ich sie mit einem nonverbalen Arresto Momentum erstarren.

Die Schritte kamen näher und mein Puls begann zu rasen, als ich das leicht klakernde Nachhallen nun eindeutig als die halbhohen Absätze von Professor McGonagalls Schuhen identifizierte. Ich schoss vor und packte Draco am Unterarm. Ein dunkles Knurren entwich seiner Kehle, beinahe so als hätte ihm meine Berührung Schmerz hinzugefügt. »Geh«, zischte ich mit gedämpfter Stimme und schubste den angespannten Slytherin ungeduldig in Richtung Eingang, der durch ein winziges Schlangensymbol am Rand eines rissigen Steines gekennzeichnet war.

Die Steine schoben sich geräuschlos zur Seite und ließen den Reinblüter passieren, während ich mich nun Riddle zuwandte, der meinen Zauber bereits von sich abgeschüttelt hatte und mich mit einem Blick fixierte, der mich kurz um mein Leben fürchten ließ.

»Lass mich das nicht bereuen«, flüsterte ich warnend und griff mit meiner verletzten Hand nach seiner.

Ich schloss die Augen und drückte seine Hand so fest, das Blut aus den Schnitten in unseren Handflächen hervorquoll, ineinander überging und unsere Finger wie roter Regen hinabzuperlen begann. Mit angehaltenem Atem und einem stummen Flehen auf den Lippen drückte ich seine Handfläche gegen die Steine und hätte beinahe vor Erleichterung geschluchzt, als sie sich ein weiteres Mal auftaten, woraufhin ich ihn mit mir durch die Lücke zog.

Aus Augenwinkel konnte ich den grellen Lichtkegel von McGonagalls Zauberstab erkennen, doch noch bevor die strenge Hauslehrerin der Gryffindors um die Ecke bog, schoben sich die Steine zurück in ihre Position und Salazar Slytherins mysteriöse Geheimkammer verschluckte unsere Silhouetten.

Nebeneinander ließen wir uns mit dem Rücken gegen die Steinwand sinken und sogen keuchend die kühle Luft der Kerker in unsere Lungen. Mein Blick fand seinen und als er mich angrinste, rollte ich mit den Augen. »Du schuldest mir was«, wisperte ich mit leiser Stimme, ließ dem Lockenkopf jedoch keine Gelegenheit zu antworten, sondern zog ihn fort von der Wand, hinein in den kleinen Eingangsbereich, dessen Anblick mich jedes Mal mit Ehrfurcht erfüllte.

In der Nische die von zwei Zwillingstreppen umschlungen war, blickte uns ein gigantisches, in grauen Stein gehauenes Abbild Salazar Slytherins entgegen, das mir jedes Mal einen eisigen Schauer über den Rücken laufen lief, ganz gleich, wie oft ich schon daran vorbei gelaufen war. Finster und bedrohlich verharrte der schwarze Magier in dem Stein, die Augen direkt auf den Eingang gerichtet.

Sein langer Bart reichte fast bis auf den Boden und statt Haaren, waren es Schlangen mit schwarzen Juwelen anstelle von Augen, die sich wirr um seinen Kopf rankten und vage an Medusa erinnerten.

Als wir näher traten, war mir, als hörte ich sie leise Zischen und als ich sah, dass sie sich tatsächlich zu bewegen anfingen, erstarrte ich. Fasziniert und beunruhigt zugleich, sah ich zu, wie sie sich Riddle entgegen streckten und stellte nun fest, dass es sich bei ihren Augen keineswegs um schwarze Juwelen handelte, sondern um rotfunkelnde Blutdiamanten.

Auch der Rest des Skriptoriums schien durch seine Anwesenheit allmählich zum Leben zu erwachen, denn nicht nur die Kronleuchter zu unseren Köpfen, an denen feine Spinnweben wie gesponnene Zuckerwatte klebten, flammten auf und ließen die Eingangshalle zum ersten Mal in ihrer ganzen düsteren Pracht erstrahlen, auch die steinernen Schlangen, die sich um die Fackeln an den Wänden schlängelten, zischten ihm zu, als wollten sie den Lockenkopf an meiner Seite willkommen heißen.

Natürlich taten sie das.

Denn der Erbe ihres Meisters war zurückgekehrt.

𓆙

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