11. poisonous little thing

☾ ⁺₊

O L I V I A

Die große Halle der Hogwarts Akademie für Hexerei und Zauberei war an diesem frühen Septembermorgen erfüllt von dem Lärm fröhlich schnatternder Schüler, die sich wie ausgehungert über das ausladende Frühstück hermachten, das so eben auf den vier langen Häusertischen erschienen war. Die warmen Strahlen der Herbstsonne schienen durch die langen Fenster und verfingen sich in unseren Haaren, als Pansy und ich Hand in Hand zum Tisch der Slytherin liefen und uns dort an unseren Stammplätzen ganz am Ende niederließen.

»Schön euch zwei wieder vereint zu sehen«, sagte Enzo, während er uns Kaffee in unsere Becher goss.

Pansy und ich strahlten ihn an.

»Buongiorno, sorellina«, begrüßte mein Bruder mich gut gelaunt und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Schläfe. »Buongiorno«, entgegnete ich kichernd und zog ihm ein Blatt aus den honigfarbenen Locken.

»Warst du schon joggen? Um die Zeit?«

»Bist du etwa krank, Nott?« Mit gespielter Besorgnis lehnte Blaise sich über den Tisch und hielt ihm prüfend die Handfläche gegen die Stirn. »Ich hab dir doch gesagt setz immer ein Partyhütchen auf, wenn es mit den Ladies zur Sache geht. Die Symptome von Syphilis sind vor allem hohes Fieber—«, doch die Worte des Slytherin gingen in ein geräuschvolles Würgen über, als Theodore seine silbergrüne Krawatte mit stabloser Magie in eine Schlange verhexte, die sich nun eng um seinen Hals wickelte.

»Ich bin nicht krank, nur sportlich du Arsch«, erklärte er seinem Freund grinsend. »Vielleicht begleitest du mich ab jetzt, deine Ausdauer auf dem Feld ist ganz schön beschissen geworden, Zabini.«

Lachend sahen wir dabei zu, wie Blaise mit seiner Krawatte kämpfte, bis Enzo sich angesichts seiner immer bläulicher werdenden Gesichtsfarbe schließlich erbarmte, seinen Zauberstab zückte und sie in die Luft schleuderte, wo sie Sekunden später nebenan auf dem Tisch der Hufflepuff landete, was unter den Schülern lautes Gekreische verursachte, bevor Professor McGonagall sie schließlich in Flammen aufgehen ließ, doch nicht ohne unserem Tisch vorher einen tadelnden Blick zuzuwerfen.

Während die Jungs sich im Hintergrund weiter freundschaftlich zankten und ihre Teller, Tassen und Gabeln in Tiere verhexten, griff ich nach einer Ausgabe des Tagespropheten und entrollte sie, nur um sie nach einigen Minuten stirnrunzelnd zur Seite zu legen, da die heutige Ausgabe, so wie auch die restlichen dieser Woche hauptsächlich aus Meldungen vermisster Hexen und Zauberer bestand.

»Werden jeden Tag mehr«, murmelte Rosier neben mir ungewohnt ernst, woraufhin ich grimmig nickte, während ich mein Croissant in meinen Kaffee tunkte.

Draco, der neben ihm saß, war ziemlich still an diesem Donnerstagmorgen und als ich einen Blick in seine Richtung riskierte, bemerkte ich, dass die Schatten unter seinen Augen mit jedem Tag immer dunkler zu werden schienen. Mit finsterer Miene starrte er auf seinen unberührten Teller, schien meinen Blick nicht einmal zu bemerken.

Das blütenweiße Hemd seiner Schuluniform spannte auffallend eng um seinen Oberköper, als würde er in den Nächten mehr trainieren, als zu schlafen.

Einen Augenblick sorgte ich mich um den Slytherin, der doch schon seit wir Kinder gewesen waren zu meinem engsten Freundeskreis zählte, doch dann fiel mein Blick auf den Verlobungsring an meinem Finger und meine Besorgnis bekam einen Dämpfer. Ich hob das Kinn und blickte an dem langen Tisch hinab, auf der Suche nach einem gewissen Lockenkopf, doch Riddle tauchte nur selten beim Frühstück auf und der heutige Morgen war da keine Ausnahme.

Ich wandte mich wieder meinem Croissant zu, als sich plötzlich jemand hinter uns räusperte. »Miss Nott, Mr Rosier, das ist für Sie.« Mit piepsiger Stimme drückte uns ein winziger Erstklässler aus Ravenclaw jeweils einen Umschlag in die Hand, bevor er Hals über Kopf davon rannte. »Hat der uns gerade gesiezt?« Amüsiert öffnete der französische Slytherin seinen Umschlag und ich tat es ihm gleich.

»Was ist das?«, fragte Pansy neugierig, während sie sich eine glasierte Erdbeere zwischen die samtroten geschminkten Lippen steckte und ihre Zungenspitze genüsslich über die Zartbitterschokolade gleiten ließ, was sogleich die Aufmerksamkeit des halben Slytherin Tisches auf ihren Mund lenkte.

»Eine Einladung«, entgegnete ich stirnrunzelnd, während ich die fein säuberlich geschriebenen Zeilen überflog. »Zu einem Treffen des Slug Clubs

»Was soll das sein?«, hakte sie irritiert nach.

»Eine alte Tradition, die Slughorn wohl jetzt wieder aufleben lässt«, kam es von Enzo, der ebenfalls einen Umschlag zwischen den Händen hielt. »Mein Dad war zu Schulzeiten auch im Slug Club«, erklärte er.

»Es sind überwiegend Abendessen oder elegante Dinner Partys zu denen er nur ausgewählte Schüler einlädt, deren Familien entweder 'ne Menge Gold besitzen oder in denen er besonderes Potenzial sieht, in der magischen Welt einmal eine Berühmtheit zu werden, mit der er sich dann brüsten kann.«

Als ich mich am Slytherin Tisch umsah, stellte ich fest, dass mein Bruder ebenfalls einen Umschlag vor sich liegen hatte, so wie auch Blaise, Astoria und Daphne. Pansy hatte keine bekommen und als ich an Rosier vorbei blickte, der seine Einladung bereits zur Seite gelegt und sich wieder seinem Frühstück zugewandt hatte, stellte ich fest, dass Draco ebenfalls keine erhalten hatte. Doch im Gegensatz zu Pansy, die es nicht besonders störte, schien diese Tatsache Dracos Morgen nun endgültig ruiniert zu haben.

Mit angespanntem Unterkiefer und geballten Fäusten saß der Slytherin vor seinem immer noch unberührten Teller und starrte auf sein Käse-Omelette. Diesmal jedoch, bemerkte er meinen Blick und als er das Kinn hob und mich ansah, lag nichts als bitterkalter Hass in seinen blau-grauen Augen.

Einige Sekunden hielt ich seinem eisigen Blick stand, wandte mich dann jedoch ab, zupfte fröstelnd an den Ärmeln meines dunkelgrauen Kaschmirpullovers herum und nahm einen Schluck Kaffee, verzog jedoch das Gesicht als ich bemerkte, dass er bereits kalt war.

Als sich die Halle langsam zu leeren begann, erhob sich auch unsere Clique um sich auf den Weg zurück in die Kerker zu machen, wo der Schultag mit einer Doppelstunde Zaubertränke beginnen würde.

»Kommst du, Draco?«, hörte ich Rosiers Stimme hinter mir und warf einen Blick über die Schulter, als ich nach meiner Büchertasche griff. »Komme gleich nach«, antwortete Draco mit leiser Stimme, während er immer noch verbissen auf seinen Teller starrte.

Stirnrunzelnd sah Rosier ihn an, zuckte dann jedoch mit den Schultern, legte den Arm um Pansy und mich und steuerte auf die geöffneten Flügeltüren der Halle zu, bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, Draco zu fragen, was heute Morgen mit ihm los war.

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Zaubertränke gehörte schon seit der ersten Klasse zu meinen liebsten Unterrichtsfächern— auch wenn wir zu meinem Bedauern die Stunden in dem düsteren Klassenzimmer in den Kerkern mit den rotgoldenen Nervensägen aus Gryffindor verbringen mussten, die sich ganze Mühe gaben, die erbitterte Rivalität zwischen unseren Häusern am Leben zu erhalten.

Ebenso wie wir Slytherin natürlich. Listig und hinterhältig wie unser Symbol, ließen wir Schlangen keine Gelegenheiten aus uns mit den Löwen zu messen oder ihnen klangheimlich falsche Zutaten unterzujubeln, die ihre Kessel explodieren ließen.

»Von wem hat Potter denn auf die Fresse bekommen? Dem würd ich gern Blumen schicken.«

Grinsend nickte Theodore mit dem Kinn in Richtung des Tisches an dem Harry und Ron einander gegenüber standen, die es aus mir unerfindlichen Gründen in den Zaubertränke für Fortgeschrittene-Kurs geschafft hatten, der nur noch aus relativ wenig Schülern bestand, da man mindestens ein Erwartungen-Übertroffen in den ZAGs am Ende der Fünften Klasse erreicht haben musste, um das Fach bis zum Abschluss weiter belegen zu können.

Zugegeben, Potter war sicher alles andere als dumm und glänzte vor allem in praktischen Übungen, doch Zaubertränke war nie wirklich seine Stärke gewesen— was vielleicht auch daran gelegen hatte, dass Snape den Gryffindor ganz besonders hasste und es ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch wissen ließ.

Doch seit der stets grimmig dreinblickende Zaubertrankmeister den Kurs an Horace Slughorn abgegeben hatte, schien er regelrecht aufzublühen.

Weasleys Anwesenheit hingegen, war mir ein absolutes Rätsel und sicher nur darauf zurückzuführen, dass er der beste Freund des Auserwählten war, den Slughorn stets bevorzugt behandelte und mit glänzenden Augen betrachtete, als wäre er sein längst verloren geglaubter Sohn.

Hermine Granger, die sich nun kopfschüttelnd über Weasleys schäumenden Kessel beugte und dem Gryffindor mit einem vernichtenden Blick das Messer aus der Hand nahm, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte, hatte sich ihren Platz im Kurs als einzige des goldenen Trios wirklich verdient.

Aus unserer Clique hatten nur Lorenzo und ich ein Ohnegleichen geschafft, worauf ich wirklich verdammt Stolz war, denn Severus Snape zufriedenzustellen, gestaltete sich ebenso schwierig, wie einem Troll Ballett beizubringen. Schwierig, doch nicht unmöglich, wie nicht nur die Note auf meinem Zeugnis, sondern auch der Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten und seinen tanzenden Trollen bewies, der in einem Korridor des Astronomieflügels die Wand verzierte.

Dieses Jahr hielt Merlin sei Dank keine Prüfung für uns bereit, sondern diente allein zur Vorbereitung auf die UTZ's, die wir am Ende des siebten Schuljahres ablegen würden und von denen ich ganze Sieben brauchen würde, um an den Elite Universitäten in Oxford oder Cambridge studieren zu können.

Und auch wenn ich mich noch nicht für einen Studiengang entschieden hatte, so war ich mir zumindest hinsichtlich einer Sache, die meine Zukunft betraft, zu Einhundertprozent sicher.

Der Ring an meinem Finger, sowie der Nachname, den ich nach meinem Abschluss tragen würde, würden mich nicht davon abhalten, meinen Träumen nachzugehen. Und außerdem war das Malfoy Manor groß genug, dass Draco und ich uns für den Rest unseres Lebens aus dem Weg gehen konnten. Und wie es aussah hatte er bereits damit angefangen, denn im Unterricht war er immer noch nicht aufgetaucht.

Nicht, dass es mich kümmern würde.

»Wahrscheinlich Riddle«, flüsterte ich meinem Bruder ins Ohr und riskierte einen kurzen Blick über meine Schulter, wo besagter Lockenkopf allein in der letzten Reihe saß und wieder einmal sein besonderes Talent zur Schau stellte, furchtbar gelangweilt und dabei auch noch unverschämt attraktiv auszusehen.

Gerade als ich wieder wegsehen wollte, hob der Slytherin das Kinn und sah mich direkt an, woraufhin ich mich wieder meinem Kessel zuwandte und angesichts meiner glühenden Wangen leise fluchte.

»Bei Salazar«, murmelte Pansy neben mir, die aus dem Schlaf geschreckt war, als Seamus Finnegan es mal wieder geschafft hatte seinen Kessel in die Luft zu jagen. Gähnend streckte sie sich und blickte sich im Klassenzimmer um, bevor sie ihre Lippen an mein Ohr brachte. »Warum starrt Riddle dich so an?«

»Keine Ahnung, vielleicht weil er ein verdammter Psychopath ist«, antworte ich und tat so, als spürte ich die flammenden Blicke des Slytherin in meinem Nacken nicht, obwohl sie in mir das Verlangen weckten, mir den Kaschmirpulli vom Leib zu reißen.

»Habt ihr etwa wieder rumgemacht?«, bohrte die Slytherin weiter, worauf mein Bruder ein Knurren aus seiner Kehle dringen ließ und die gläserne Phiole in seiner Hand dabei so fest umklammerte, dass sie zersprang und die Scherben sich tief in seine Haut bohrten. Blut lief ihm über die sonnengebräunten Hände, doch bevor ich ihm helfen konnte, hatte Enzo die Schnitte bereits mit einem geübten Schlenker seines Zauberstabs wieder verheilen lassen.

Ich bedachte meine beste Freundin mit einem warnenden Blick, die sich nun grinsend einige Strähnen ihres glänzenden schwarzen Bobs zurecht zupfte, bevor sie einen kleinen Spiegel hervorholte und ihr Make Up überprüfte, das jedoch wie immer makellos war, so wie alles an der schönen Slytherin.

»Wir haben nie miteinander—«

»Oh komm schon, Schatz.« Pansy hob eine ihrer perfekt in Form gezupften Brauen und bedachte mich mit einem spöttischen Lächeln, bevor sie geschickt ihren dunkelroten Lippenstift nachzog. »Der ganze verdammte Gemeinschaftsraum hat dabei zugesehen, wie Riddle dir die Zunge in den Hals—«

»Miss Parkinson, gibt es etwas, was sie der ganzen Klasse mitteilen möchten?«, ließ Slughorn meine Freundin jäh verstummen, der im Gegensatz zu mir, jedoch nur selten etwas unangenehm zu sein schien.

»Nein Sir. Bitte entschuldigen sie die Störung.«

Pansy schenkte dem stämmigen Zaubertrankmeister ein bezauberndes und absolut falsches Lächeln, der sie daraufhin einen Moment zu lang anstarrte, bevor er wieder damit fortfuhr, durch die Reihen seiner Schüler zu wandern und deren Kessel zu überprüfen.

Ich spürte die bohrenden Blicke Pansys auf mir, die verlangten, dass ich ihr mehr über den Kuss mit Riddle erzählte, doch ich widmete mich demonstrativ wieder meinem Kessel und fügte meinem Trank für traumlosen Schlaf gerade die allerletzte Zutat hinzu, als Slughorn auch schon an unseren Tisch trat.

»Sehr gut, Miss Nott. Nehmen sie Zehn Punkte für Slytherin für dieses hervorragende Ergebnis.« Als er sich wieder abwandte, streckte Pansy mir die Zunge heraus, denn den kläglichen Inhalt ihres Kessels hatte er nicht einmal zur Kenntnis genommen.

Ich grinste sie an und begann meinen Trank abzufüllen, während Slughorn mit meinem Bruder sprach und sich zum Schluss Riddle zuwandte.

»Eine Bosheitsmixtur? Eine äußerst ungewöhnliche Wahl, Mister Riddle, da die Aufgabe der heutigen Stunden sich doch ausschließlich auf Arzneitränke beschränkte. Ich nehme an im Institut von Durmstrang konzentriert man sich im Zaubertrankunterricht größtenteils auf Gifte?«

»So ist es, Sir«, entgegnete Riddle mit unverkennbar gekünstelter Höflichkeit in seiner tiefen Stimme, die Slughorn ihm auch noch allen Ernstes abzukaufen schien. »Ich fürchte was Heiltränke betrifft, ist mein Wissen ein klein wenig eingeschränkt, Professor.«

Slughorn, der gerade klangheimlich eine Phiole von Riddles unheilvollem Zaubertrank in seinem waldgrünen Umhang verschwinden ließ, legte ihm eine Hand auf die Schulter, was dem Sohn des dunklen Lords ganz und gar nicht zu gefallen schien.

Sein Blick glitt zu seiner Schulter und die Muskeln in seinem Unterkiefer spannten sich bedrohlich an. Als Slughorn seine Hand wieder hob und ihm dann freundschaftlich auf die Schulter klopfte, zuckte seine Zauberstabhand so heftig, dass ich befürchtete, er würde den Professor jeden Augenblick verfluchen.

»Aber das ist doch gar kein Problem, mein Guter, ich werde ihnen einen meiner besten Schüler zur Seite stellen. Er wird ihnen einmal die Woche Nachhilfe geben und sie werden im Nu aufgeholt haben.«

Der Zaubertrankmeister hob den Kopf und blickte sich suchend im Klassenzimmer um, woraufhin mein Herz einen Sprung machte. Hastig wandte ich mich ab und schickte ein Stoßgebet zu Merlin, dass er bloß nicht mich für diese Aufgabe auswählte.

»Mister Berkshire wird sich bestimmt bereit erklären, sie auf den neusten Stand zu bringen.« Erleichtert atmete ich aus. »Oh warten sie, mir fällt gerade ein Lorenzo hat bereits zwei Nachhilfe Schüler.« Wieder glitt Slughorns Blick durch die Klasse und landete zu meinen Missfallen natürlich auf mir. »Wie wäre es mit ihnen Miss Nott? Wie ich gehört habe, hat Professor Snape ihnen den jungen Mister Riddle am Anfang diesen Schuljahres sowieso als Schützling zugewiesen.« Pansy neben mir kicherte leise, woraufhin ich ihr einen tödlichen Blick zuwarf.

Ich hob das Kinn und zwang mich zu einem reservierten Lächeln, auch wenn ich Slughorn am liebsten mit dem Kopf in Riddles Bosheitselixier getunkt hätte. »Aber natürlich werde ich Riddle Nachhilfe geben, Sir«, säuselte ich honigsüß. »Mein Terminkalender ist zwar äußerst voll, aber ich denke eine Stunde die Woche kann ich einrichten.«

»Wundervoll, wie wäre es wenn sie sich auch gleich zu ihm setzen, wie ich sehe ist der Platz neben ihm noch frei.« Pansy prustete jetzt und musste sich die Hand auf den Mund pressen, um ihr melodisches Lachen zu unterdrücken. Slughorn tätschelte den Stuhl neben Riddle und zog ihn für mich zurück.

»Aber sicher, Professor«, brachte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, obwohl ich ihm am liebsten ins Gesicht geschrien hätte, wie wundervoll ich diese Idee wirklich fand.

Doch doch angesichts der Tatsache, dass er sowohl Theodore als auch mich zu einem seiner privaten Dinner nächste Woche eingeladen hatte und zu dem angeblich auch der Kapitän der englischen Quidditch Nationalmannschaft als Ehrengast erscheinen würde, wie wir zu Beginn der Stunde von Belby erfahren hatten, schluckte ich meinen Ärger herunter.

Lucas Budgeman gehörte zu Theodores sportlichen Vorbildern und eher würde ich mir die Zunge verhexen, als meinem Bruder die Gelegenheit zu nehmen, ihn persönlich kennen zu lernen.

Mit angespannten Schultern und einem gefrorenen Lächeln auf den geglossten Lippen, packte ich meine Sachen und setzte mich zu Riddle in die letzte Reihe, würdigte den Lockenkopf die nächsten zwanzig Minuten jedoch keines Blickes, in denen wir Brauanleitungen von der Tafel abschrieben. Oder besser gesagt ich, denn als ich schließlich doch einen Blick zu dem Sohn des dunklen Lords riskierte, lehnte er mit verschränkten Armen gegen die Lehne.

Finster sah ich ihn an.

»Hast du ein Problem, Nott?«

»Ist das dein Ernst? Ich habe dieses Jahr zwei extra Kurse, eine Hausarbeit in Alte Runen, die ganze siebzehn Zoll lang sein muss und fast fünfzig Prozent meiner Endnote ausmacht. Außerdem habe ich jetzt jeden zweiten Samstag Quidditch Training und zusätzlich soll ich dir auch noch Nachhilfe geben?«

»Weil ich Slughorn ja auch auf Knien darum angefleht habe, dich zu meiner Lehrerin zu machen«, entgegnete Riddle kühl, was mir angesichts seines arroganten Tonfalls ein zorniges Knurren entlockte.

Schnaubend zog ich mein samtenes Kosmetiktäschchen hervor, in das mit goldenen Lettern meine Initalen eingestickt waren, nahm meinen Dior Lipgloss und trug eine extra Schicht auf meine Lippen auf, in der Hoffnung die zarte Vanillennuance würde mich ein wenig beruhigen.

Ich sehnte mich nach einer Zigarette.

Oder zwanzig.

»Whiskey?«

»Was ist?« antwortete ich, bevor ich augenrollend realisierte, dass ich gerade tatsächlich auf diesen unsäglich bescheuerten Spitznamen reagiert hatte.

Genervt sah ich ihn an.

Leicht neigte der Slytherin den Kopf und blickte mich durch seine unverschämt langen Wimpern nun direkt an, während ihm einige Strähnen seines rebellischen Haares in die Stirn fielen. Sein Blick wirkte gelangweilt, doch in der Dunkelheit seiner geheimnisvollen Augen schien angesichts meines Zorns plötzlich etwas zum Leben zu erwachen.

»Warum bist du eigentlich immer so wütend?«

»Ich bin überhaupt nicht wütend«, fauchte ich ihn an und schlug ihm mit meinem Lipgloss auf die Finger, als er sie nach meiner hübschen nagelneuen Pfauenfeder ausstreckte. »Mhh, was auch immer dich Nachts schlafen lässt«, entgegnete Riddle in seiner samtigen Mitternachtsstimme, schnippte mit den Fingern und hexte sich meine Feder einfach in die Hand, bevor er damit herumzuspielen begann.

Irritiert starrte ich auf seine sehnigen Hände und auf die feinen Narben, die sich über seine gebräunte Haut zogen. Unwillkürlich dachte ich darüber nach, welche dunklen Zauber ihm diese wohl beschert hatten, als mir klar wurde, dass ich ihn anstarrte.

Schon wieder.

Ich richtete meinen Blick nach vorn, fühlte jedoch weiterhin seine Augen auf mir und wie sie ein sanftes Prickeln in meinem Nacken verursachten. Mein Puls beschleunigte sich und ich versuchte ihn zu ignorieren und mich weiter auf das zu konzentrieren, was Slughorn der Klasse nun über Heiltränke für Brandverletzungen erklärte, als mir plötzlich klar wurde, dass Riddle mich mit der Feder kitzelte.

»Lass das«, zischte ich verärgert und versuchte nach der Feder zu schnappen. »Kitzlig, mh?«, stichelte Riddle, woraufhin ich genervt den Kopf schüttelte.

»Nein und jetzt hör—«

Der Slytherin schnalzte mit der Zunge.

»Was hab ich übers anlügen gesagt, Miss Nott?«

Blitzschnell bereitete ich mich darauf vor, meine mentalen Mauern zu verstärken, konnte jedoch das Lächeln, dass sich auf meine Lippen schlich nicht mehr zurückhalten, als er gar nicht in meinen Geist eindrang, sondern mich nur an der Nase kitzelte.

Abgelenkt von der Tatsache, dass ich ihn gerade anlächelte, wurde der Slytherin unaufmerksam, woraufhin ich mich zu ihm vorbeugte und ihm die Feder wieder aus der Hand nahm. Doch in der Sekunde, in der ich mich wieder zurücklehnte, hob er das Kinn und ich erstarrte mitten in der Bewegung.

Der betörende Duft seines Parfums umhüllte mich wie eine samtene Decke aus Nacht und Sternen. Seine Wärme zu spüren, fühlte sich zu intim an, doch ich war unfähig mich zu rühren, als hielten seine Augen mich mit einem ungesagten Zauber gefangen.

»Was starrst du mich so an?«, flüsterte ich.

Riddles Blick intensivierte sich. »Du meinst, so wie du mich immer anstarrst, du giftiges kleines Ding?«

Trotz des Verlobungsringes an meinem Finger, sowie der Tatsache, dass Draco Malfoy ihm vor dem gesamten Gemeinschaftsraum gedroht hatte, sich von mir fern zu halten, besaß Mattheo Riddle nun tatsächlich die Frechheit schamlos mit mir zu flirten.

»In deinen Träumen, Riddle«, schnurrte ich honigsüß und schenkte ihm ein eiskaltes Lächeln. Doch als er den Kopf leicht schief legte und mein Lächeln erwiderte, fiel mein Blick auf seine Lippen.

Flashbacks an unseren innigen Kuss ließen die eisigen Kerker sich plötzlich unangenehm heiß anfühlen. Auch wenn ich es nicht einmal vor mir selbst zugeben würde, so erwischte ich mich seit der Party des öfteren wie ich darüber nachdachte, wie verboten gut es sich angefühlt hatte, ihn zu küssen.

»Du denkst an den Kuss, mh?« Seine Stimme war nichts als ein raues Flüstern, doch der selbstgefällige Ton seiner Worte reichte aus, meine heiße Fantasie über seine Lippen auf meinen und seine rauen Hände auf meinen Hüften in eine zu verwandeln, in der ich ihm meinen Zauberstab an die Kehle drückte.

Und diese war fast noch besser.

»Raus aus meinem Kopf oder ich werde dir weh tun und glaub mir, nicht auf eine Art die dir gefallen wird, Riddle«, drohte ich ihm zuckersüß, was das Feuer in seinen Augen angriffslustig aufflackern ließ.

»Oh, ich war gar nicht drin«, entgegnete der Sohn des dunklen Lords amüsiert und lehnte sich noch etwas näher zu mir vor, woraufhin ich ihm ohne nachzudenken eine Hand auf die Brust legte.

Einen Herzschlag lang geschah nichts und im nächsten spürte ich wie die Luft zwischen uns gefährlich knisterte, während er langsam das Kinn senkte und auf die Stelle starrte, an der ich ihn berührte. Die Muskeln in seinem Unterkiefer zuckten und als er mich wieder ansah, lag ein so düsteres Funkeln in seinen Augen, das nichts als Gefahr versprach. Dennoch ließ ich meine Hand auf seiner Brust liegen und strich mit den Fingerspitzen über seine angespannten Muskeln, denn das letzte was ich wollte, war dem Sohn des dunklen Lords die Genugtuung zu geben, vor ihm zurückzuweichen, so wie es der Rest des Schlosses tat, wenn er mit erhobenem Kinn durch die Korridore stolzierte.

»Hör auf mit mir zu flirten oder ich sorge dafür, dass du in Zaubertränke durchfällst, Riddle«, warnte ich ihn, woraufhin er eine seiner dunklen Brauen hob.

»Ich soll aufhören mit dir zu flirten?«

Ein spöttisches Lächeln schlich sich auf die Lippen des Slytherin, als er sein Gesicht so nah an meines brachte, dass ich um die kleine Schramme auf seiner Nase herum zarte Sommersprossen erkennen konnte, die mir bisher gar nicht aufgefallen waren. Seine dunklen Augen fielen für eine Sekunde auf meine Hand, die immer noch auf seiner Brust lag, bevor sie sich wieder wie Dolche in meine bohrten. »Du bist doch diejenige, die mich gerade anfasst, oder nicht?«

Sofort nahm ich meine Hand von seiner Brust, doch bevor ich etwas entgegnen konnte, richtete seine Aufmerksamkeit sich plötzlich auf etwas vor uns.

»Störe ich euch zwei Süßen etwa?«

Schwer atmend lehnte ich mich wieder zurück, um so viel Abstand wie möglich zwischen mich und den Sohn Lord Voldemorts zu bringen, dessen Miene plötzlich auffallend abweisend und distanziert war.

Die Lippen zu einer schmalen Linie verzogen, hob ich das Kinn und blickte zu Pansy, die jetzt vor unserem Tisch stand und amüsiert zwischen Riddle und mir hin und her blickte. Erst jetzt wurde mir klar, dass die Stunde offenbar beendet war und sich der Unterrichtsraum bereits zu leeren begonnen hatte.

»Wir haben uns nur darüber unterhalten, wann wir mit den Nachhilfestunden—«, doch als ich in Riddles Richtung blickte, war er plötzlich verschwunden.

Mit offenem Mund starrte Pansy auf seinen leeren Stuhl. »Wo bei Salazar ist er hin?«, brachte sie staunend hervor, während ich meine Sachen zusammensammelte. »Hoffentlich wieder in das Höllenloch, aus dem er gekrochen ist«, murmelte ich genervt und erhob mich von meinem Platz, bevor wir gemeinsam Slughorns Klassenzimmer verließen.

»Riddle kann innerhalb der Schlossmauern apparieren? Wie zum Teufel macht er das?«, platze es aus Pansy heraus, als wir einige Minuten später durch die schwach erleuchteten Kerker spazierten.

»Shh nicht so laut, Pans«, warnte ich meine beste Freundin eindringlich, deren Augen ein gieriges Leuchten bekommen hatten. »Wenn Snape herausfindet, dass ich davon gewusst habe, dann—«

»Denkst du, er zeigt es uns?«, fiel die Slytherin mir ins Wort, als wir vor dem Eingang zum Nest der Slytherin stehen blieben. Ich schüttelte den Kopf.

»Hab ihn schon am ersten Tag gefragt.«

»Na dann frag ihn nochmal«, forderte Pansy und knallte so energisch mit ihrem Kaugummi, dass sich die Portraits erzürnt zu ihr umdrehten. »Oder besser, küss ihn nochmal.« Grinsend stupste sie mich an. »So wie er dich vorhin mit seinen Blicken ausgezogen hat, wird er dir sicher keinen Wunsch abschlagen können, wenn du ihn in eine dunkle Ecke ziehst, dich eng an ihn schmiegst und ihm deine Zunge tief in—«

»Kein Wort mehr, Parkinson«, unterbrach ich sie entsetzt, musste dann jedoch ebenfalls grinsen.

»Gehen wir noch eine Rauchen?«

Hoffnungsvoll sah Pansy mich an, woraufhin ich nach einem Blick auf die diamantbesetzte Uhr an meinem Handgelenk seufzend den Kopf schüttelte. »Hab jetzt Alte Runen und Babbling zieht einem für jede Minute die man zu spät kommt ganze fünfzehn Punkte ab.«

»Was für eine alte Sabberhexe«, lästerte Pansy und küsste mich zärtlich auf beide Wangen. »Wir sehen uns heute Abend«, verabschiedete ich mich, hielt jedoch inne und brachte meine Lippen an ihr Ohr, als sie mich irritiert ansah. »Das Treffen unseres Duellierclubs«, erinnerte ich meine Freundin flüsternd an das Highlight unserer Woche, woraufhin ihre Augen ein verräterisches Funkeln bekamen.

»Fast vergessen.«

Grinsend verabschiedeten wir uns und ich war gerade auf dem Weg in Richtung Treppen, als Draco mir in schnellen Schritten entgegen kam. »Hey, wo zum Teufel warst—«, doch der platinblonde Slytherin schien mich entweder nicht zu bemerken oder er ignorierte mich, denn Sekunden später war er auch schon im Gemeinschaftsraum verschwunden.

Irritiert blickte ich ihm nach und wäre im nächsten Augenblick beinahe frontal in Riddle hineingelaufen, der wie aus dem Nichts plötzlich vor mir stand.

Dieser Typ war nervtötender als Mrs Norris.

»Ein geheimer Duellierclub, mh?«

War ja klar, dass er das gehört hatte.

»Wenn du mich noch einmal so erschreckst, hetze ich dir einen Fluch auf den Hals, Riddle«, überging ich seine Frage und schob mich verärgert an ihm vorbei, nur um diesmal wirklich gegen ihn zu prallen, als er sich mir einfach mitten in den Weg apparierte.

Erschrocken taumelte ich und genau wie in meiner Fantasie legte er mir die Hände auf die Hüften um mich zu stabilisieren, was meine Wangen vor Verlegenheit brennen ließ. Ich hob das Kinn und funkelte ihn zornig an, doch gerade als ich ihn zur Schnecke machen wollte, begann er zu grinsen.

»Mit wem muss ich sprechen, um beizutreten?«

𓆙

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