07. match made in hell

TW: toxisches Verhalten

☾ ⁺₊

O L I V I A

Eine ungewöhnlich frostige Kälte küsste meine dezent geschminkten Wangen an diesem Septembermorgen, der noch so jung war, dass noch vereinzelt Sterne am Himmel glitzerten. Nebel hatte sich wie ein Schleier über die hohen Baumkronen des verbotenen Waldes gelegt und dämpfte die Geräusche seiner Bewohner, die sonst bis zum Astronomieturm hinaufwehten, auf dessen Plattform ich gegen das Geländer lehnte und missmutig auf den Ring an meiner linken Hand blickte, der mich offiziell zu Draco Malfoys Verlobten und damit zur zukünftigen Mrs Malfoy deklarierte— ein Titel von dem ich nie in meinem Leben geglaubt hatte, ihn einmal zu tragen.

Seufzend fuhr ich mit den Fingerspitzen über den fein geschliffenen Diamanten und unterdrückte das Verlangen, mir das sündhaft teure Schmuckstück vom Finger zu reißen und im hohen Bogen vom Astronomieturm zu werfen. Doch den Ring loszuwerden würde all die Probleme nicht lösen, die ich dieses Jahr in die Akademie von Hogwarts mitgeschleppt hatte— und außerdem war ich zu gut erzogen worden, um einen Diamanten diesen Karats einfach zu verschwenden— ganz gleich an welchen reinblütigen Dynastie Erben er mich auch band.

Juwelen trugen nie Schuld.

Ganz im Gegensatz zu Männern.

Immer noch schwirrten mir die warnenden Worte Lucius Malfoys durch den Kopf und auch die plötzliche Feindseligkeit zwischen Draco und Riddle bereitete mir Kopfzerbrechen, nicht zuletzt, da sie ein starker Kontrast zu ihrer Begegnung am ersten Abend in der großen Halle war— an dem Draco seinen Cousin regelrecht wie einen Gott angebetet hatte, wie auch die anderen Jungs unserer Clique.

Am Abend des ersten Schultages hatten sie bereits kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt, während sie sich von gegenüberliegenden Seiten unseres eigentlich so harmonischen Schlangennestes mit feindseligen Blicken nahezu erdolcht hatten.

Doch herauszufinden, was auch immer es war, dass die beiden Slytherin einander nun derart verabscheuen ließ, gehörte momentan nicht zu den bedeutendsten Punkten in meiner Prioritätenliste.

Denn das was am meisten an mir nagte, war immer noch die Tatsache, dass meine beste Freundin mich hasste und jede sich ihr bietende Gelegenheit nutzte, es mir auch mitzuteilen. Natürlich hatte ich auch noch andere Freundinnen, doch Pansy Persephone Parkinson war meine Seelenverwandte und der Alltag in Hogwarts ohne die scharfzüngige Slytherin an meiner Seite ein Albtraum. »Cazzo«, fluchte ich mit zusammengebissenen Zähnen, als mir ein stechender Kopfschmerz plötzlich Tränen in die Augen trieb.

Nicht einmal eine ganze Woche zurück in Hogwarts und mein Körper war bereits so gestresst, dass er nach einem Wellness Tag in meinem liebsten Spa in London schrie, dass wir Kinder der Reinblutelite an den Wochenenden oft aufsuchten, wenn der Lernstress wieder einmal zuviel wurde— natürlich mit offizieller Genehmigung von Professor Snape.

Ich hob die Hände zu meinem Gesicht und massierte mir die pochenden Schläfen. Für einen Moment schloss ich die Augen und sog die klare Morgenluft in meine Lungen, die eine sanfte Spur von Petrichor enthielt, als ich plötzlich ein prickelndes Gefühl in meinem Nacken spürte. Meine Finger glitten zu meinem Zauberstab, der in der Tasche meines Schulumhanges steckte und zogen ihn hervor.

Mit dem nächsten Herzschlag wirbelte ich herum und richtete ihn auf den jungen Magier, der mit verschränkten Armen lässig an der Steinwand gegenüber lehnte, sein unangenehm attraktives Gesicht halb von den Schatten des Turmes verborgen.

»Hat man dir in Durmstrang nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, sich an eine Frau heranzuschleichen, Riddle?«, fuhr ich ihn zornig an und steckte meinen Zauberstab zurück, bevor ich ihm noch einen Fluch auf den Hals hetzen konnte— ganz versehentlich natürlich und nicht weil ich seit Tagen schon das quälende Bedürfnis verspürte, jemandem furchtbar weh zu tun, um meiner Wut ein Ventil zu geben.

Ich konnte das erste Treffen unseres Duellierclubs in diesem Jahr vor Sehnsucht kaum mehr erwarten.

»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Schönheit.« Seine tiefe Stimme sprühte nur so vor Sarkasmus, war jedoch immer noch leicht angeraut vom Schlaf und bereitete mir eine Gänsehaut.

Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust um seine ablehnende Haltung zu spiegeln, denn auf Riddle hatte ich eine ganz besondere Wut, denn weder vorgestern, noch gestern war er an den Treffpunkten aufgetaucht, die wir vereinbar hatten, damit ich meinem Schützling den Rests des Schlosses zeigen konnte, wie Snape es von mir verlangt hatte.

Ich öffnete den Mund um ihn dafür zur Schnecke zu machen, dass ich jeweils ganze zehn Sekunden meiner kostbaren Zeit verloren hatte, in denen ich auf ihn gewartet hatte, doch Riddle kam mir zuvor.

»Und um deine Frage zu beantworten—«

Er zog eine Zigarette aus der Tasche seines blütenweißen Hemdes, das, nebenbei bemerkt, verdammt eng um seinen Bizeps spannte, zündete sie mit nichts als einem Flüstern an und nahm einen tiefen Zug, bevor er den Rauch wie Nebel über seine vollen Lippen perlen ließ. »In Durmstrang wurde mir so einiges beigebracht.« Langsam glitten seine geheimnisvollen Augen an mir hinab, bevor sie sich wieder auf meine richteten. »Nur eine Anleitung für Zicken stand leider nicht auf dem Lehrplan.«

Bei Merlin, es war gerade einmal sieben Uhr morgens und ich wollte diesen Typen bereits ohrfeigen.

Zum einen, weil er sich an mich herangeschlichen hatte, zum anderen für sein unverschämtes Mundwerk, doch vor allem dafür, dass er so früh schon so verboten gut aussah, dass ich ihn nicht ansehen konnte, ohne das Verlangen zu verspüren meine Hände in seinen Locken zu vergraben, die noch leicht feucht von der Dusche waren und ihm deshalb umso verwuschelter in die Stirn fielen, um herauszufinden, ob sie sich so samtweich zwischen meinen Fingern anfühlten, wie sie aussahen.

In seinen dunklen Augen flammte etwas auf.

»Willst du mal anfassen?«

Irritiert sah ich ihn an.

»Was willst du so früh hier oben, Riddle? Und wo zum Teufel bist du die letzten Tage gewesen?«

»Frische Luft schnappen.«

Genüsslich zog er an seiner Zigarette.

Ich verdrehte die Augen, was ich jedoch gleich wieder bereute, denn erneut begannen meine Schläfen schmerzhaft zu pochen. So heftig, dass ich mich mit einer Hand an das Geländer hinter mir klammerte.

»Geht es dir gut?«, fragte der Slytherin, dessen unergründliche Augen mich immer noch fixierten.

»Bestens«, murmelte ich mit gedämpfter Stimme.

»Ziemliches Kopfschmerzwetter heute, mh?«

Ich ignorierte diese seltsame Bemerkung, denn als ich das Kinn hob, war der Himmel über dem Schloss strahlend blau. Keine einzige Wolke war zu sehen, was meine Laune nun ein wenig hob, denn heute fand die Auswahl für die diesjährige Quidditchsaison statt und zum ersten Mal seit ich alt genug war um zu spielen, hatten nun auch Mädchen eine Chance, in die Mannschaft der Slytherin aufgenommen zu werden. Dank meines Zwillingsbruders, dessen erste Amtshandlung es als neu ernannter Quidditch Kapitän gewesen war, Flints misogyne, mittelalterliche Regel an den Nagel zu hängen.

Ich drehte Riddle den Rücken zu, um einen Blick zum Quidditch Feld zu werfen, auf dem schon vereinzelt Schüler zu sehen waren, nur um ihm dann direkt ins Gesicht zu blicken, als er plötzlich hinter mir stand.

»Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Der Zigarettenrauch ließ seine Stimme leicht heiser klingen und verlieh ihr etwas so bedrohliches, dass ich aus Reflex einen Schritt zurücktrat, jedoch mit dem Rücken unmittelbar gegen das Geländer stieß.

Genervt sah ich ihn an.

»Und welche wäre das, bitte?«

Seine dunkelbraunen Augen fest auf meine gerichtet, zog Riddle an seiner Zigarette, bevor er den Rauch in Form von kleinen Totenköpfen ausstieß, die meine Nasenspitze kitzelten. Überrascht stellte ich fest, dass der Lockenkopf Minz Zigaretten rauchte— dieselbe Sorte, die auch ich bevorzugte. »Die Frage, ob du schon ein Date für die Party heute Abend hast.«

Statt ihm zu antworten, nahm ich ihm die Zigarette aus den Fingern und steckte sie mir zwischen die geglossten Lippen, ohne dabei den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen. Mit geschlossenen Augen nahm ich einen tiefen Zug auf Lunge und als ich ihn wieder ansah, lag ein gefährliches Funkeln in seinen.

»Du willst ein Date mit mir?«

Riddle legte den Kopf leicht schief, was ihm nicht nur sein dunkles Haar tiefer in die Stirn fallen ließ, sondern mir auch den Duft seines Shampoos entgegen wehte, das absolut himmlisch roch. Der Sohn des dunklen Lords betrachtete mich eine Weile mit einem unlesbaren Ausdruck, bevor er nickte.

Ich reckte das Kinn und blies den Rauch in den kühlen Septembermorgen hinein, hob dann unauffällig die Hand mit meinem Verlobungsring an mein Gesicht und strich mir eine dunkelblonde Haarsträhne aus der Stirn, die sich aus meinem Sleek Bun gelöst hatte. Unbeeindruckt schaute Riddle auf den funkelnden Diamanten, bevor er mir wieder in die Augen sah. Doch die Tatsache, dass ich nicht mehr zu haben war, hatte seinen Blick intensiviert.

»Muss ich die Antwort aus dir herausprügeln, Nott?«

Das Feuer des Zornes, das schon, seit ich vorhin die Augen aufgeschlagen hatte in meiner Brust wütete, verwandelte sich nun allmählich in ein Inferno.

»Meine Antwort ist nein, ich werde nicht mit dir zur Party gehen«, zickte ich ihn an, genervt von der Arroganz, die der Lockenkopf bereits an diesem gottlos frühen Morgen an den Tag legte, sowie der Tatsache, dass ich wohl niemals wieder in meinem Leben ein Date haben würde, sobald Draco und ich heute Abend auf der Slytherin Party ganz offiziell unsere Verlobung bekannt gegeben hatten.

Ein letztes Mal zog ich an seiner Zigarette und betäubte meine Sinne mit Pfefferminze und Nikotin, bevor ich ihm den nahezu aufgerauchten Stängel wieder in die Hand drückte, der jetzt einen rosigen Abdruck meiner Lippen enthielt. Ich biss mir auf die Zunge, als meine Finger dabei seine streiften.

Seine Hände waren rau und schwielig, angesichts seiner definierten Muskeln wahrscheinlich vom Krafttraining, die sonnengebräunten Handrücken vernarbt— ein Nebeneffekt der bei übermäßiger Beschwörung von schwarzer Magie eintrat und vor dem Professor Snape uns regelmäßig warnte.

Kurz überlegte ich ihn zu bitten, mir mehr über Durmstrang zu erzählen, wo schwarzmagische Flüche zum Lehrplan dazu gehörten, wie Haferschleim zum Frühstück, doch dann bemerkte ich den leicht amüsierten Ausdruck, mit dem er mich jetzt betrachtete und spannte den Unterkiefer an.

»Weil... ?«

»Weil ich verlobt bin, Riddle«, entgegnete ich wütend und hielt ihm diesmal deutlicher den Ring unter die Nase, den er jedoch keines Blickes würdigte, denn seine Augen lagen fest auf meinen, durchbohrten mich wie die Klinge eines Dolches.

»Und das ziemlich glücklich, wie mir scheint.«

Grinsend zog er an der Zigarette, bevor er sie achtlos über das Geländer schnippte und sich dann über die Lippen leckte, offenbar um meinen Lipgloss zu schmecken, der auf dem Stummel geklebt hatte.

Es war verstörend, doch auch verdammt attraktiv.

»Wer ist denn der glückliche?«

»Geht dich einen Dreck an, Riddle«, fauchte ich zornig, bevor ich ihn von mir weg schubste und auf meinen nagelneuen Mary Janes klackend an ihm vorbei stolzierte, nur um zwei Sekunden später erneut einen stechenden Schmerz in meinem Kopf zu spüren, der diesmal so intensiv war, dass ich für eine Sekunde ins Straucheln geriet. Ein kehliges dunkles Lachen drang an meine Ohren und mein ganzer Körper schien sich zu versteifen, als ich bemerkte, dass es direkt im Inneren meines Kopfes erklang.

Zornig ballte ich die Fäuste, als ich es realisierte.

Riddle war es, der mir Kopfschmerzen bereitete.

»Was zum Teufel fällt dir ein, einfach in meinen Geist—«, doch als ich herumwirbelte, stellte ich fest, dass ich wieder allein auf dem Astronomieturm war.

Denn Mattheo Riddle war verschwunden.

𓆙

Mein Kopf schmerzte immer noch, als ich eine knappe Stunde später den holprigen Weg zum Quidditch Feld entlang eilte, gekleidet in meiner nagelneuen Trainingskleidung, die nicht nur verdammt modisch war, sondern sich auch wie eine zweite Haut um meine Kurven schmiegte. Die warmen Strahlen der Herbstsonne streiften meine Wangen und verfingen sich in meinem dunkelblonden Haar, während ich meinen auf Hochglanz polierten Feuerblitz schulterte, meine Laune nun deutlich besser als heute Morgen.

Wenn ich neben Mode und dem Orden der Schlangen, meinem heiß geliebten Duellierclub noch eine weitere Leidenschaft hatte, dann war es das Fliegen und insbesondere Quidditch. Und heute würde ich mir endlich die Position in der Hausmannschaft der Slytherin schnappen, in der ich spielte, seit Theodore und ich zu unserem sechsten Geburtstag unsere ersten Besen bekommen hatten.

Ich war die geborene Jägerin.

Zur Hölle mit Adrian Pucey.

Und zur Hölle mit Marcus Flint, der mir schon vom Feld aus ein hämisches Grinsen zuwarf, während er auf seinem Besen einige Zentimeter lässig über dem Rasen schwebte. Aufgrund seiner miserablen Noten hatte Snape ihm die Position des Kapitäns zwar weggenommen, ihm jedoch erlaubt weiterhin im Team zu bleiben— sehr zu meinem Missfallen. Denn auch wenn er mittlerweile regelmäßig duschte und sich seinen pferdeartigen Überbiss hatte richten lassen, glich sein Charakter doch dem einer Kröte.

Marcus war ein frauenverachtendes, perverses und notgeiles Ekel, doch da die Flints zu den Unantastbaren Achtundzwanzig und damit zur Elite gehörten, wurde er in unseren Kreisen geduldet.

Genau wie auch sein bester Freund Adrian Pucey, der zwar nicht weniger unerträglich war, jedoch noch nie von Professor McGonagall inflagranti mit einem Besenstiel im Arsch steckend erwischt worden war.

Der Gedanke daran ließ mich schaudern.

In diesem Moment rollte Flint lüstern seine Zunge von innen gegen seine Wange, um mir zu verstehen zu geben, dass ich ihm seinen— wahrscheinlich ziemlich mickrigen Schwanz blasen sollte.

Eine Geste, die ihn nur eine Sekunde später vom Besen warf und ihm ein italienisches Schimpfwort, sowie eine Todesdrohungen aus dem Mund meines beschützerischen Zwillingsbruders einbrachte.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb Flint sich seinen Allerwertesten, grinste mich jedoch weiterhin an.

Ich zwang mich zu einem zuckersüßen Lächeln, dann hob ich die Hand und zeigte diesem Widerling den Mittelfinger, bevor ich mit erhobenem Kinn in die Umkleide der Mädchen stolzierte— nur um festzustellen, dass sie vollkommen verlassen war.

Daphne Greengrass und Tracy Davis, von denen ich wusste, dass sie sie ebenfalls am Auswahlspiel teilnehmen wollten, schienen sich zu verspäten.

Mit einem Schlenker meines Zauberstabs befreite ich die Spinde von der Zentimeter dicken Staubschicht, die sich über die Jahre in der Slytherin Umkleide angesammelt hatte und verstaute meine Tasche darin, bevor ich mich vor den Spiegel stellte und meinen roséfarbenen Dior Lipgloss auffrischte.

Einige Minuten stand ich noch in der Umkleide und wartete vergeblich darauf, dass noch eines der anderen Mädchen zum Auswahlspiel kam, doch als ich die Piffe hören konnte, die nun aus Theodores magisch verstärkter Pfeife übers Feld schallten, ließ ich ein enttäuschtes Seufzen hören, nahm meinen Feuerblitz und verließ die Mädchenumkleide— meine Laune nun wieder auf dem absoluten Tiefpunkt.

»Hast du Daphne gesehen?«, fragte ich Enzo mit hoffnungsvoller Stimme. »Beim Frühstück, ja—«, stieß der Slytherin zwischen zwei Liegestütz hervor, die er auf dem Rasen am Rande des Feldes machte, um sich aufzuwärmen. »Sie sollte aber doch längst hier sein, oder? Ich dachte ihr beiden wolltet es dieses Jahr zusammen in die Mannschaft schaffen.«

»Dachte ich auch«, murmelte ich grimmig, während ich mit Kniebeugen anfing, wobei ich die Wahl meines Outfits prompt bereute, als ich sogleich zahlreiche Augenpaare auf meinem Po spürte.

Nur Lorenzo glotzte mich nicht an— und natürlich mein Bruder Theodore, der demonstrativ in eine andere Richtung schaute, während er ohne Shirt ums Feld joggte, was ihm die verliebten Blicke einiger jüngerer Ravenclaw, Hufflepuff, sowie Gryffindor Mädchen einbrachte, die sich zum Zuschauen auf den oberen Rängen verteilt hatten— so wie immer, wenn es eine Chance darauf gab, den Mädchenschwarm Slytherins oberkörperfrei trainieren sehen zu können.

Ich verdrehte die Augen, musste jedoch grinsen, als ich Rosier entdeckte, der sich weiter unten auf einer der Tribünen befand, wo er der Länge nach auf den Holzbänken lag und offenbar wieder einmal seinen Rausch ausschlief, meine samtschwarze Katze Nyx eingerollt auf seinem Schoss, die in den Strahlen der warmen Herbstsonne döste, wie die kleine Sonnenanbeterin, die mein geliebtes Haustier war.

Der blonde Slytherin mit den französischen Wurzeln und den strahlend blauen Augen war letztes Jahr ebenfalls in der Mannschaft gewesen, doch da er die Wochenenden zweifellos lieber damit verbrachte seinen griechischen Götterkörper mit Alkohol zu vergiften oder ihn von zahlreichen hübschen Mädchen, sowie Jungs küssen zu lassen, als morgens pünktlich zum Training auf dem Feld zu erscheinen, hatte man ihn höflich gebeten das Team zu verlassen.

Als wir uns aufgewärmt hatten, versammelten wir uns in der Mitte des Feldes, wo ich mich neben Draco stellte, der die letzten drei Jahre die Position des Suchers bekleidet hatte und der mich an diesem Septembermorgen noch keines einzigen Blickes gewürdigt hatte, seit ich das Stadion betreten hatte.

Was mir jedoch vollkommen gleichgültig war.

Flint und Pucey, die wussten, dass ich nur gekommen war um einem von ihnen die Position des Jägers wegzunehmen, bleckten herausfordernd die Zähne.

Blaise hingegen legte freundschaftlich den Arm um meine Schultern und hauchte mir verschwörerisch ins Ohr: »Hol dir, was du verdienst Livy und zeig diesen beiden Wichsern endlich mal, wie man richtig Quidditch spielt«, bevor wir uns gleichzeitig vom Rasen abstießen und in die Lüfte erhoben.

Die nächsten zwanzig Minuten waren die pure Hölle, denn das Haus Slytherin war berüchtigt dafür, dass seine Mitglieder von all den Dingen, die sie bis zur Perfektion beherrschten, eine Sache jedoch ganz und gar nicht konnten: fair zu spielen.

Ganze dreimal musste Theodore seinen Besen zurück auf den Rasen lenken, um ein neues Sett an Bällen aus der Holzkiste am Spielfeldrand zu besorgen, da weder Crabbe noch Goyle nach den Ferien ihr Gehirn mit zurück nach Hogwarts gebracht hatten und sich ausschließlich darauf konzentrierten, die Klatscher mit ihren Schlägern zu zerstören, statt sie in Umlauf zu bringen. Und auch der Quaffel platzte ganze zwei Mal auf und regnete in Fetzen hinab, so wie beinahe auch Miles Bletchley, den Flint und Pucey in ihre Mitte genommen und dann brutal gerammt hatten— nur weil er dieses Jahr ebenfalls Interesse an einer Jäger Position geäußert hatte, statt als Hüter zu spielen, wo sein Talent definitiv verschwendet war.

Mit einem zornigen Ausdruck auf dem Gesicht, wie ich ihn lang nicht mehr bei dem Berkshire Erben gesehen hatte, war Enzo in den Sturzflug gegangen, hatte den bewusstlosen Miles in letzter Sekunde an der Schulter gepackt, auf seinen Besen gezerrt und so vor zahlreichen Knochenbrüchen bewahrt.

Theodores Stimme war bereits heiser und meine Nerven am Ende, noch ehe ich feststellte, dass Flint und Pucey es nun auf mich abgesehen hatten, als ich gerade mit dem Quaffel unter dem Arm auf die Ringe zusteuerte, die Blaise mit vollem Körpereinsatz bewachte, als ginge es dabei um sein Leben.

Mit zusammengepressten Zähnen drehte ich ab und ließ einen zornigen Aufschrei aus meiner Kehle dringen, als ich mich nur mit einem Looping vor einem von Crabbes Klatschern retten konnte, der mir sicherlich die Nase zerschmettert hätte. Der Slytherin grinste, vergaß jedoch sich festzuhalten und kippte vom Besen, was die Jungs schadenfroh johlen ließ.

Ich verdrehte die Augen und wollte einen erneuten Versuch unternehmen ein Tor zu werfen, als meine Schulter gegen die von Draco stieß, der in einem schwindelerregenden Tempo über das Feld jagte und mittlerweile schon an die zehn Mal den Schnatz gefangen hatte. »Hast du keine Augen im Kopf, Nott?«, zischte er mir aggressiv zu, was das Blut in meinen Adern nun endgültig zum kochen brachte.

»Ich könnte dich dasselbe fragen«, fauchte ich.

Mit verengten Augen sah ich zu, wie der Malfoy Erbe eine elegante Drehung vollzog, bevor er neben mir in der Luft schweben blieb und mir mit einem süffisanten Grinsen den Schnatz präsentierte.

Quidditch lag den Malfoys zweifellos im Blut, denn das Pokalzimmer war voll von Trophäen, die Abraxas und Lucius für das Haus Slytherin geholt hatten.

Während ich vollkommen verschwitzt war, schien Draco nicht einmal aus der Puste. Sein Haar, das durch die Sonnenstrahlen wie eine Krone aus purem Silber auf seinem Kopf schimmerte, fiel ihm in die Augen, als er ihn leicht zur Seite neigte und ausgiebig meine eng sitzende Trainingskleidung begutachtete.

Seine sturmgrauen Augen verfingen sich in meinem dunkelblonden Haar und mein ganzer Körper kribbelte plötzlich, als der Slytherin die Hand ausstreckte und mir eine Strähne hinters Ohr strich, die der Herbstwind aus meinem Zopf gerissen hatte.

»Na wenigstens siehst du hübsch aus«, raunte er mir ins Ohr, bevor er sich zurückfallen ließ und einen doppelten Looping machte, der die Mädchen auf der Tribüne unter uns kichern ließ. »Doch wir brauchen keine Deko auf dem Spielfeld, Nott.« Draco fügte seinem arroganten Grinsen ein Zwinkern hinzu, ließ den Schnatz los und jagte ihm wieder hinterher.

Vollkommen entsetzt über die Reaktion, die mein Körper auf seine Berührung gezeigt hatte, sah ich ihm hinterher. »Pass auf«, warnte mich Enzos Stimme, doch es war zu spät. Ein Schrei entwich meiner Kehle, als Adrian Pucey mich seitlich rammte.

Nur mit Mühe gelang es mir, mich auf dem Besen zu halten, während er einen zweiten Versuch unternahm, dies zu ändern. »Mädchen haben keinen Platz im Team und das weißt du auch, Olivia. Sie sind eher für die Dinge geschaffen, die nach dem Spiel passieren, wenn du weißt was ich meine, Süße. Ich denke du und ich würden in dieser Hinsicht ein gutes Team abgeben.« Ich wusste nicht was ekelerregender war, die Art wie er meinen Namen sagte— oder der Gedanke daran, mit diesem Typen Sex zu haben.

Wieder rammte der Slytherin mich, wobei seine Hand diesmal zu meinem Po glitt und festzupackte, was nun alles war, was es noch brauchte, um mich endgültig austicken zu lassen. Und das nächste was ich wahrnahm, war, wie ich die Hand ausstreckte und Crabbes Schläger zu mir rief, der neben dem Slytherin im Gras gelegen hatte, bevor ich Adrian Bastard Pucey damit die Fresse polierte.

𓆙

»Livy, ti prego aspettami!«

Doch ich dachte gar nicht daran, auf meinen Bruder zu warten, sondern stapfte weiter den Weg zurück zum Schloss hinauf, mein dunkelblondes Haar zerzaust und Tränen der Wut auf den Wangen, die ich mir hastig mit dem Ärmel davon wischte. Meine zornentbrannten Schritte ließen das rotgoldene Herbstlaub zu meinen Füßen bedrohlich kokeln, doch es war mir vollkommen gleichgültig, von mir aus konnte das gesamte Quidditchfeld abbrennen.

»Livy—«

»Vaffanculo, Theodore«, rief ich meinem Zwilling über die Schulter wütend zu, die so sehr schmerzte, dass ich sicher war, eine Prellung erlitten zu haben.

Obwohl ich einige Meter Vorsprung hatte, konnte ich den Slytherin hinter mir knurren hören, während er die Spur aus Flammen löschte, die meine Magie hinterließ. Schnellen Schrittes betrat ich das Schloss, doch als ich die steinernen Treppen in die Kerker hinabstieg, holte Theodore mich schließlich ein.

»Schwesterherz. Es tut mir—«

»Treiberin?« Ich schrie ihm das Wort beinahe entgegen. »Merda Theodore, ich bin eine Jägerin

»Ich weiß«, keuchte mein Bruder und fuhr sich mit einer Hand durch seine verschwitzen Locken, die im schwachen Lichter der Kerker die Farbe von dunklem Honig hatten. Er trug immer noch kein Shirt, was sogleich die Aufmerksamkeit einer Schar Mädchen aus dem vierten Jahrgang auf ihn zog, die sich vor dem Klassenzimmer für Zaubertränke tummelte.

Aus Reflex spannte er seine Muskeln an und schaute in ihre Richtung, was sie prompt in aufgeregtes Gekicher und Getuschel versetzte. Theodore grinste, doch verzog dann schmerzerfüllt das hübsche Gesicht, als ich ihm zornig in die Brustwarze kniff, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken.

»Ich verstehe, dass du wütend auf mich bist, aber sieh mal, Sorellina—« Der Slytherin nahm meine Hände in seine, die sich durch all unser Training in diesem Sommer nun ganz rau anfühlen. »Du bist eine hervorragende Jägerin, aber als Treiberin würdest du die Chancen des Teams erhöhen, endlich einmal den Hauspokal zu gewinnen.« Sein Daumen strich sanft über meine Fingerknöchel. »Ich habe gesehen, wie du den Schläger benutzt hast und Mamma mia, das ist genau das, was wir dieses Jahr brauchen, Livy.«

Der Slytherin legte den honigfarbenen Lockenkopf leicht schief, biss sich in die Wange und schenkte mir dann ein zuckersüßes Grinsen, was die Mädchen hinter uns reihenweise dahinschmelzen ließ.

Genervt sah ich ihn an und zog meine Hände aus seinen. »Der Hundeblick zieht vielleicht bei den Mädchen die du flachlegst, doch nicht bei mir.«

»Bitte, Livy. Es ist mein erstes Jahr als Kapitän.«

Etwas flehendes trat in seine saphirblauen Augen.

Die Arme vor der immer noch leicht bebenden Brust verschränkt, fixierten meine goldbraunen Augen seine blauen noch eine Weile mit einem vernichtenden Blick, bevor ich ein resigniertes Seufzen von mir gab. »Nur dieses Jahr«, willigte ich schließlich ein, unfähig meinem geliebten Bruder diesen Wunsch abzuschlagen, da ich wusste, wie viel ihm dieses Abzeichen bedeutete. »Aber nächste Saison spiele ich als Jägerin, sonst mache ich dir das Leben zur Hölle, das schwöre ich bei Merlins Bart.«

»Grazie«, entgegnete er grinsend, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich umdrehte und zwinkernd an den kichernden Mädchen vorbeilief, woraufhin einige von ihnen Atemprobleme bekamen.

Seufzend sah ich ihm hinterher, bevor ich mich ebenfalls auf den Weg in Richtung Schlangennest begab, wobei ich sehnsüchtig an meine Dusche dachte. Die Luft in den Kerkern war wie immer eisig und doch hatte ich das Gefühl, mein Körper würde in Flammen stehen. Ich zog mir meine Trainingsjacke aus, unter der ich nur ein sehr knappes trägerloses Top trug und wäre beinahe das zweite Mal an diesem Tag mit Draco zusammengestoßen, der in genau diesem Augenblick die Treppen herunter kam.

»Zieh dir was an, gottverdammt«, knurrte er im vorbeigehen, als er mich überholte, was mich augenblicklich stehen bleiben ließ. »Wie bitte?«

Zorn pulsierte durch meine Adern.

»Du hast mich schon gehört«, rief der Slytherin mir über die Schulter zu, bevor er plötzlich stehen blieb und sich zu mir umdrehte. »Zieh deine verdammte Jacke an, Liv. Du läufst rum, wie eine—«

»Wie eine was, Malfoy?«

Durch meine langen dunklen Wimpern blickte ich ihn herausfordernd an, während ich langsam auf ihn zu kam, obwohl ich eigentlich wusste, dass es klüger war einen schlafenden Drachen nicht zu kitzeln. Doch mein italienisches Temperament machte mir wieder einmal einen Strich durch die Rechnung, wie so oft, wenn ich wütend war. »Denkst du, du kannst mir etwa vorschreiben, wie ich mich anzuziehen habe, nur weil wir einander jetzt versprochen sind, Draco?«

Langsam hob ich die Hand zu meinem Gesicht und strich eine imaginäre Strähne davon. Der Sturm in seinen Augen verdichtete sich zu einem Blizzard, als sein Blick zu meinem nackten Ringfinger glitt.

»Wo ist der verfluchte Ring, Olivia, brachte der blasse Malfoy Erbe zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, der jetzt sichtlich Schwierigkeiten hatte, seinen Zorn unter Kontrolle zu behalten.

»Ups, hab ihn wohl mal wieder vergessen.«

Mit einem giftigen Lächeln schob ich mich an ihm vorbei, nur um im nächsten Moment aufzuschreien, als er mich am Arm packte und um eine Ecke in einen dunklen Korridor schleifte, wo er mich mit dem Rücken gegen die Steinwand drückte und sich dann derart bedrohlich vor mir aufbaute, dass es mir für einen Moment die Luft aus den Lungen raubte. Seine Aura schien zu pulsieren und flutete die Kerker mit einer Kälte, die ich nie zuvor bei ihm gespürt hatte.

Plötzlich ließ er von mir ab und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die bläulichen Venen auf seinen blassen Handrücken deutlich zum Vorschein kamen.

Doch bevor ich mich an ihm vorbei schieben konnte, packte er meine Handgelenke und drückte sie links und rechts von meinem Körper gegen die nasskalten Steine, sodass ich ihm nun ausgeliefert war. Mein Atem ging stoßweise und Entsetzen flutete meine Gedanken, als mir langsam klar wurde, dass der Slytherin vor mir, nichts mehr mit dem Jungen gemein hatte, mit dem ich aufgewachsen war, dem ich vertraut hatte— der mein Freund gewesen war.

Seine sanftere Seite, die er nur selten und auch nur Ausgewählten seiner Freunde gezeigt hatte, zu denen ich stets gehört hatte, war wie ausgelöscht.

Etwas war mit Draco geschehen.

Und auch wenn ich es niemals zugeben würde, so machte es mir doch jetzt eine verfluchte Angst.

»Olivia—«

Seine tiefe Stimme war kratzig, nahezu heiser, als hätte er Stunden damit verbracht zu schreien.

»Hör auf mich zu provozieren.«

Seine Atmung war rasselnd und sein Griff so fest, dass es beinahe schmerzhaft war. Ich unterdrückte ein Schaudern, denn seine Silberringe fühlten sich wie pures Eis auf meinem überhitzten Körper an.

»Draco, was ist nur los mit—«

Doch ich verschluckte die Worte, als er mich als Antwort nur noch enger gegen die Wand drückte.

Sein teures Parfum begann meine Sinne zu benebeln und als er sein blasses Gesicht näher an meines brachte, konnte ich die minzige Note seines heißen Atems auf meinen Lippen schmecken. Ein hypnotisierender Cocktail aus Nacht und Dunkelheit, der mich aus Reflex die Schenkel hätte zusammenpressen lassen— wäre sein Körper nicht so verdammt eng gegen meinen gedrückt gewesen.

Kurz fiel sein Blick auf meine linke Wange, dann bohrten sich seine Augen wieder in meine.

»Von mir aus zieh dich an wie eine Hure oder schlag dich auf dem Quidditchfeld wie ein Troll mit den Jungs, aber trägst du heute Abend auf der Party im Gemeinschaftsraum nicht diesen verfickten Ring, wenn wir unsere Verlobung bekannt geben, wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein, Liv.«

Mit verengten Augen hob ich das Kinn.

»Und was wenn nicht?«, provozierte ich ihn, aller Vernunft entgegen. »Wirst du mir weh tun, wenn ich dir nicht gehorche, Draco? Wirst du den Cruciatus bei mir anwenden? Ich habe gehört, dass deine Tante ihn dich diesen Sommer an Muggeln hat üben lassen. Es sollte also keine Schwierigkeit für dich darstellen, deine Verlobte in den Griff zu bekommen, oder?«

Falls Dracos Gesicht noch den Hauch von Farbe gehabt hatte, war spätestens jetzt alles davon verschwunden. Seine muskulösen Schultern zitternd vor Zorn, starrte er auf mich hinab, bevor seine Lippen sich zu einem abgrundtief bösen Lächeln verzogen. Mit einem Ruck zerrte er mir die Arme über den Kopf, was mir angesichts meiner verletzten Schulter ein schmerzhaftes Stöhnen entlockte, was er entweder nicht gehört hatte— und wenn doch, es einfach ignorierte. »Merlin Draco, du tust mir weh.«

Sein Grinsen bekam einen teuflischen Charme, doch er lockerte seinen Griff, wenn auch nur minimal.

»Meine Tante hat mir diesen Sommer Flüche beigebracht, die weitaus schlimmer sind, als der Cruciatus und glaub mir, du willst nichts von meiner neuen Magie jemals am eigenen Leib spüren, also hör verdammt nochmal auf, mich zu provozieren und tu bei Salazar nur ein einziges Mal, was ich verlange.«

Zornig wehrte ich mich gegen seinen Griff, doch er ließ nicht locker. »Ich hätte nie gedacht, dass mal zu sagen aber ich hasse dich, Draco. Und ich werde—«

»Dafür, dass du mich angeblich so hasst—«, fiel er mir ins Wort und ließ seinen Augen zu meinem Hals gleiten, woraufhin meine Haut unter seinem Blick zu kribbeln begann, »—schlägt dein Herz aber ganz schön schnell, Liv.« Als Draco meine Hände endlich losließ und zurücktrat, war ich so kurz davor ihm ins Gesicht zu schlagen, doch ich nahm einen tiefen Atemzug und schaffte es, mich zu beherrschen.

Unserer jahrelangen Freundschaft zuliebe, die durch den Ring an meinem Finger nun in nichts als Scherben lag, so wie auch meine Freundschaft zu Pansy, woran ebenfalls nur er allein die Schuld trug.

Dracos Augen bohrten sich noch einige Sekunden in meine, dann sagte er in seinem üblich gehässigen Tonfall, »bis heute Abend, Mrs Malfoy«, drehte sich um und ließ mich allein in der Dunkelheit der Kerker zurück— die mir plötzlich gar nicht mehr so einsam vorkamen, als ich ein mir vertrautes Lachen aus den Schatten dringen hörte und wie es rau und heiser an den Kerkerwänden entlang schrappte, wie eine Giftschlange auf der Suche nach einem Opfer.

»Draco Malfoy? Hatte irgendwie angenommen du hättest einen weitaus besseren Geschmack, Nott.«

Zornig wirbelte ich herum und warf dem dunkelhaarigen Jungen einen vernichtenden Blick zu, der nur wenige Meter entfernt in den Schatten des Korridors seelenruhig gegen die Kerkerwand lehnte.

»Wie lange stehst du da schon, Riddle?«

»War schon vor eurem süßen kleinen Streit hier«, entgegnete Riddle gelangweilt, ohne von dem Buch aufzusehen, das er in den Händen hielt und das mehr als nur offensichtlich aus der verbotenen Abteilung der Bibliothek stammte, angesichts der wimmernden Geräusche, die es von sich gab, wenn seine Finger eine der Seiten umblätterten, die wie ich jetzt bemerkte, mal wieder blutverschmiert waren.

So wie seine Nase und seine Unterlippe, von der immer noch Blut auf sein weißes Hemd perlte.

Bei Salazars Herz.

»Mit wem hast du dich jetzt wieder geprügelt?«

»Potter«, entgegnete Riddle ohne aufzusehen.

»Als Vertrauensschülerin kann ich es nicht gutheißen, wenn du dich ständig mit irgendwem prügelst und—«, doch ich verstummte, als er plötzlich mit einem aggressiven Knall das Buch zuklappte und mir direkt in die Augen blickte, die im schwachen Licht der Fackeln vollkommen schwarz wirkten.

»Ach, ist das so?«

Mit dem Fuß stieß er sich von der Wand ab und trat langsam näher. »Hab gehört du hast Pucey heute Morgen ein paar Zähne ausgeschlagen.« Ein amüsierter Ausdruck huschte über sein blutverschmiertes Gesicht, dann grinste er.

»Nicht sehr vertrauenswürdig für eine Vertrauensschülerin, würde ich meinen.«

Ich presste die Zähne fest zusammen.

»Er hatte es verdient«, knurrte ich.

»Potter ebenfalls«, entgegnete Riddle kühl.

»Potter ist seit der ersten Klasse Dumbledores Liebling, du tätest gut daran ihn in Ruhe zu lassen, wenn du nicht in Schwierigkeiten geraten willst.«

Der Slytherin schnaubte verächtlich.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, ließ sie jedoch wieder sinken als mir auffiel, dass dies meine Brüste in dem knappen Top nur noch mehr zur Geltung brachte. Doch zu meiner Überraschung blieben seine Augen ausschließlich auf meine gerichtet. »Vielleicht nehme ich mir Dumbledore als Nächstes vor«, sagte er dann schulterzuckend.

Ungläubig sah ich ihn an, bevor ich seufzend den Kopf schüttelte. »Was auch immer du tust, halt mich da bloß raus, Riddle«, erklärte ich dem Sohn Lord Voldemorts reserviert, bevor ich ihm den Rücken zudrehte und in Richtung Gemeinschaftsraum steuerte, sämtliche Muskeln in meinem Körper von der Auseinandersetzung mit Draco immer noch schmerzhaft angespannt. Doch mitten im Korridor blieb ich plötzlich stehen und drehte mich um.

Riddle lehnte wieder gegen die Steine, abermals in seinem Buch versunken. »Wegen der Party—«

»Sag nicht, du hast es dir anders überlegt.«

Ich biss mir auf die Unterlippe.

»Neun Uhr vor meinem Schlafsaal und wehe du kommst zu spät oder mit blutigem Hemd, Riddle.«

Die Lippen des dunkelhaarigen Magiers verzogen sich zu einem teuflischen Grinsen, als er langsam von seinem Buch aufblickte und mich von Kopf bis Fuß mit einem so intensiven Blick betrachtete, der mich nicht nur prompt an meiner Entscheidung zweifeln— sondern auch noch kurz das Atmen vergessen ließ.

»Wir sehen uns dann heute Abend.«

Ich nickte und wollte mich gerade wieder umdrehen, als er noch etwas hinzufügte. Zwei Wörter, die meine Wangen wie ein Brandzauber in Flammen setzten.

»Mrs Malfoy

Blitzschnell zog ich meinen Zauberstab, doch der dunkle Fluch, den ich Riddle für diese Provokation auf den Hals hetzen wollte, prallte nur gegen die Steine, denn der verstörend schöne Slytherin war bereits dissappariert und hatte nichts als Schatten und das Echo seines rauen Lachens zurückgelassen.

»Übrigens—«, der plötzliche Klang seiner tiefen Stimme in meinem Kopf entlockte mir einen erschrockenen Aufschrei. »Du solltest dich öfter prügeln. Du siehst heiß aus mit Blut im Gesicht.«

𓆙

Serpent heart ist endlich zurück & ich kann mich nicht entscheiden, wen ich in dieser Geschichte lieber mag. Theodore, Draco, Mattheo oder unsere hübsche Livy, die offenbar ein paar kleine Probleme hat,
ihr feuriges Temperament zu zähmen 🤭

bitte denkt ans voten, wenn
euch diese Story gefällt ♡

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