05. the heir of salazar slytherin

☾ ⁺₊

O L I V I A

Der kleine Bahnhof von Hogsmeade war an diesem ersten Septemberabend wie jedes Jahr erfüllt von aufgeregt schnatternden Erstklässlern, die an einen verirrten Schwarm Billywigs erinnerten, während sie sich mit Ehrfurcht in den Augen um den Halbriesen Hagrid scharrten, der sie gut gelaunt den steinigen Weg in Richtung der Boote hinabscheuchte.

Und auch die Stimmung unter den älteren Schülern wirkte überwiegend ausgelassen, auch wenn mir auffiel, dass sich einige immer wieder nervös umsahen, während wir zu den Kutschen liefen, als befürchteten sie, all die Schauermärchen über tückische Todesfeen und fleischfressende Nargel, die der Klitterer in diesem Sommer verbreitet hatte, enthielten auch nur ein Fünkchen Wahrheit.

Ich konnte nur den Kopf schütteln über die Dummheit meiner unterbelichteten Mitschüler, einem solch niveaulosem Klatschblatt überhaupt auch nur eine Sekunde kostbarer Zeit zu schenken.

Nicht, dass man Rita Kimmkorn mehr Glauben schenken konnte, doch wenigstens wurde in ihren Artikeln im Tagespropheten nicht behauptet, der Leiter des Aurorenbüros Rufus Scrimgeour wäre in Wahrheit ein Vampir und nährte sich nur von dem Blut, in Milch und Honig badender Jungfrauen.

Seufzend packte ich Enzo am Handgelenk, der zu höflich war, um sich von der Ravenclaw Luna Lovegood losreißen zu können, die ihm gerade in ihrer verträumen Singstimme erklärte, wozu ihre schillernd pinke Brille nutze war, die ihr halbes Gesicht verdeckte und sie aussehen ließ wie eine Entlaufene aus der Irrenanstalt des St Mungos, und zog den Slytherin zu einer der Kutschen, in der bereits die Greengrass Schwestern saßen.

Doch bevor wir einsteigen konnten, wurde uns die Kutschentür von meiner besten Freundin einfach krachend vor der Nase zugeknallt, nachdem sie mir einen zutiefst vernichtenden Blick zugeworfen hatte.

Genervt verdrehte ich die Augen.

Dieses Mädchen war so verdammt stur.

Die Slytherin hatte nach dem Treffen bei den Malfoys weder einen meiner unzähligen Briefe beantwortet, noch mir im Zug die Gelegenheit gegeben, ihr zu erklären, warum ich jetzt die Verlobte ihres Ex-Freundes war, dem sie immer noch nachtrauerte.

Zu sagen es wäre die unangenehmste Zugfahrt meines Lebens gewesen, gegenüber von meiner besten Freundin zu sitzen, die mich hasste, während ich neben dem Jungen saß, der unsere Freundschaft ebenfalls vergessen hatte und mich mit Ignoranz strafte, als wäre ich es gewesen, die ihm einen funkelnden Diamantring an den Finger geschoben hatte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.

»Sie wird nicht ewig wütend auf dich sein«, versuchte mich der Berkshire Erbe aufzumuntern, als wir uns in die darauffolgende Kutsche setzten, diesmal eine mit offenem Verdeck, während sich unsere Koffer von selbst sorgfältig auf der Ablage platzierten.

Ungläubig sah ich ihn an, woraufhin er sich auf die Unterlippe biss. »Okay vielleicht wird es doch eine Weile dauern, bis sie sich beruhigt hat«, seufzte der Slytherin und legte tröstend den Arm um meine Schultern, nahm ihn jedoch gleich wieder weg, als sich Theodore und Draco zu uns gesellten.

Zuletzt erschien ein sichtlich angetrunkener Léonard Rosier, der mir ein süßes Grinsen seiner perfekt weißen Zähne schenkte, bevor der elitäre Slytherin nur Sekunden später mit dem Kopf auf meiner Schulter einschlief, noch bevor sich die geisterhafte Kutsche überhaupt in Bewegung gesetzt hatte.

Liebevoll kraulte ich ihm sein dunkelblondes Haar.

»Nur noch fünf Minuten schlummern, Maman«, murmelte der hübsche Franzose mit schläfriger Stimme an meiner Schulter, als ihn das plötzliche Ruckeln der Kutsche aus dem Schlaf geschreckt hatte.

»Wo sind Blaise und Hannah?«, fragte ich und blickte mich suchend zu den anderen Kutschen um, die sich nun nach und nach alle in Bewegung setzten, um uns an den magischen Ort zu bringen, der uns allen ein Zuhause war, ganz gleich welcher Herkunft wir waren oder in welches Haus uns der sprechende Hut an unserem ersten Schultag eingeteilt hatte.

»Treiben es wahrscheinlich gerade in einer der geschlossenen Kutschen, sie konnten ja schon im Zug kaum die Finger voneinander lassen«, entgegnete mein Zwillingsbruder schulterzuckend, woraufhin ich angewidert das Gesicht verzog. »Sind sie nicht Cousin und Cousine?«, fragte ich verwirrt in unsere Runde.

»Hat sie das je aufgehalten?«, entgegnete Enzo trocken, woraufhin wir herzhaft lachten. Alle, bis auf den schlummernden Rosier an meiner Schulter und Draco, der unruhig auf seinem Platz hin und her rutschte, das Gesicht im schwachen Licht der Laternen nahezu leichenblass, während er irritiert auf den vorderen Teil der Kutsche starrte, als würde er etwas sehen, was ihn zutiefst beunruhigte.

Ich folgte seinem Blick, doch da war nichts.

Als Theodore und Enzo in ein angeregtes Gespräch über die diesjährige Quidditchsaison vertieft waren, lehnte ich mich zu Draco vor, der gegenüber von mir saß. »Geht es dir gut, Draco?«, fragte ich zaghaft.

Der Mond hatte sich an den Himmel geschlichen und ließ seinen blassblonden Haarschopf in der Dunkelheit nahezu geisterhaft leuchten. Das silbrige Schimmern des Nachtlichtes betonte seine makellosen Gesichtszüge und für einen Augenblick stahl mir seine kühle, nahezu engelsgleiche Schönheit die Luft aus den Lungenflügeln, bevor es der Blick tat, mit dem er mich ansah, als sein Kopf auf meine Ansprache hin aggressiv in meine Richtung zuckte.

Trotz der lauen Sommerbrise die uns umgab, flutete ein sinnlicher Cocktail aus Minze und Dior meine Sinne, als seine Augen meine fanden und mir mit ihrer Kälte ein Frösteln über die Schultern schickten.

»Bestens, Liv«, sagte er kühl und senkte den Blick, während er nun auf seine blassen Hände starrte, in denen er seinen Zauberstab hin und her drehte, als befürchtete er jede Sekunde von irgendetwas angegriffen zu werden, das in den Ländereien lauerte.

Auch auf Dracos definierter Brust prangte das Abzeichen des Slytherin Vertrauensschülers, denn natürlich war neben Theodore, Lorenzo und mir auch dem Anführer unserer Clique, diese Ehre zu Teil geworden. Früher hätte er es sicherlich jedem im Zug mit einem arroganten Grinsen unter die Nase gehalten, doch heute hatte er nicht ein Wort darüber verloren, geschweige denn überhaupt gesprochen.

Irgendetwas war in den Sommerferien geschehen, dass den Erben der Malfoy Dynastie im Kern erschüttert hatte und ich würde meine gesamte Sammlung seltener Schokofroschkarten darauf verwetten, dass es mit der Drohung zusammenhing, die sein Vater mir gegenüber ausgesprochen hatte.

Meine Haut begann zu kribbeln, als ich an die Begegnung mit Lucifer Lestrange zurückdachte, doch gerade als ich überlegte, wann ich den mysteriösen Todesser mit der düsteren Aura und der langen Fluchnarbe im Gesicht wohl wiedersehen würde, erreichte unsere Kutsche den Höhepunkt eines steilen Hügels und enthüllte das, was nun vor uns lag.

Das Schloss von Hogwarts, mit all seinen spitzen Türmchen und granitfarbenen Dächern, die sich wie die Zacken einer Krone in den dunklen Nachhimmel empor reckten. Die Fenster der großen Halle waren bereits hell erleuchtet und ich konnte es kaum erwarten, meinen knurrenden Magen mit all den herrlichen Speisen zu füllen, die in Minutentakt aus der Küche auf den langen Häusertischen erschienen.

Und doch spürte ich unterbewusst, dass etwas anders war, während meine Augen das Schloss betrachteten.

Denn trotz der Finsternis dieser magischen Septembernacht, konnte ich sehen, dass das gesamte Schloss von einer düsteren Silhouette ummantelt war, die trotz der Laternen, die auf den Brücken und dem Rasen verteilt waren, alles in Schatten hüllte.

Es war, als wäre die Dunkelheit in die Mauern der Akademie für Hexerei und Zauberei eingezogen und würde ihr von innen heraus das Leuchten nehmen.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, doch ich versuchte diesen beunruhigenden Gedanken schnell wieder abzuschütteln, denn sicherlich war mein Kopf einfach nur zu müde von der langen Reise.

Endlich war ich wieder Zuhause.

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Das Licht von Kerzen flackerte von der Decke der großen Halle und warf Schatten auf die Gesichter der Schüler, während sie ungeduldig darauf warteten, dass der Schulleiter seine Rede endlich für beendet erklärte und damit das Festmahl einläutete. Doch wenn es eines gab, das Albus Dumbledore wie kein anderer beherrschte, dann war es eine Vielzahl an Sätzen aneinanderzureihen, die kein Ende nahmen.

Bedachte und überaus weise Worte natürlich, die mit jedem Jahr immer warnender zu werden schienen.

Der Applaus in der großen Halle war spärlich, als der bärtige Zauberer mit dem silbernen Bart und der Nickelbrille soeben verkündete, dass Snape in diesem Jahr den Unterricht für Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen würde und an seiner Stelle ein neues, oder besser gesagt altes Mitglied seinen Weg zurück ins Kollegium gefunden hatte.

Professor Horace Slughorn war ein in die Jahre gekommener Zauberer mit einem stattlichen Bauch und einem freundlichen Lächeln, das es mir im kommenden Schuljahr hoffentlich ein wenig leichter machte in der Kunst der Zaubertrankbrauerei ein Ohnegleichen zu erlangen, als Snapes unerträglich penible Art den noch so kleinsten Fehler zu finden, dem er einem dann hämisch um die Ohren haute.

Wir Slytherin wurden von unserem Hauslehrer natürlich stets bevorzugt, doch mehr als ein Erwartungen-Übertroffen hatte der schwarzhaarige Zaubertrankmeister schon seit mehr als fünf Jahren an keinen einzigen seiner Schüler mehr vergeben.

Nicht einmal an Hermine Granger.

»Was ist mit seiner Hand?«, murmelte Theodore neben mir. »Weiß nicht, aber sieht echt schmerzhaft aus«, murmelte ich zurück, während ich auf Dumbledores rechte Hand blickte, die aussah wie ein verbrannter Ast. Auch anderen unserer Mitschüler war es aufgefallen, woraufhin er seinen violett goldenen Ärmel rasch über die Verletzung schüttelte.

»Wie ihr sicher schon durch den Tagespropheten erfahren habt, sind mit Lord Voldemorts Rückkehr Zeiten der Unruhen und Finsternis angebrochen, denn er gewinnt immer mehr und mehr Anhänger, weshalb es von besonderer Wichtigkeit ist, dass wir alle zusammenhalten. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Schloss wurden verstärkt, doch ich muss leider darauf hinweisen, dass es ab den frühen Abendstunden niemandem mehr gestattet ist, allein und ohne Begleitung durchs Schloss zu wandeln.«

Ein Raunen ging durch die Menge.

»Des weiteren—«, er räusperte sich und etwas in seinen Augen veränderte sich, so wie auch der magische Himmel der Decke zu unseren Köpfen, an dem sich nun pechschwarze Wolken drängten, die wie die Vorboten eines drückenden Gewitters wirkten und die Kerzen bedrohlich zum aufflackern brachten.

»Werden wir in diesem Jahr einem ganz besonderen Schüler Schutz bieten, vor der Dunkelheit, die Lord Voldemort auch in sein Leben zu bringen versucht. In unserer Schule ist jeder willkommen und der, der in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.«

Die Flügeltüren der Halle öffneten sich und mit dem Jungen, der nun mit gehobenem Kinn hinein stolzierte, kam auch das, was ich bereits an den Schlossmauern hatte entlang kriechen sehen.

Dunkelheit.

Er war es, der sie hergebracht hatte.

»Da seine Sicherheit in der Durmstrang Akademie gefährdet ist, wird der junge Mister Riddle ab heute hier bei uns zur Schule gehen und die sechste Klasse besuchen. Bitte heißt ihn herzlich willkommen«, verkündete Dumbledore mit ruhiger Stimme und blickte erwartungsvoll in die Menge, doch niemand außer den Schülern am Slytherin Tisch klatschte.

»Riddle? Wie Tom Riddle?«, rief ein Gryffindor, woraufhin sich angsterfülltes Geflüster an dem Tisch der eigentlich so furchtlosen Löwen ausbreitete.

»Seht mal, Potter und Weasley scheissen sich jetzt schon in die Hosen«, bemerkte Adrian Pucey, woraufhin alle Schlangen in Gelächter ausbrachen.

Theodore stupste mich in die Seite, damit ich einen Blick zum rotgoldenen Tisch warf, doch ich war zu abgelenkt von dem Anblick des Jungen, der jetzt erhobenen Hauptes an Dumbledores Seite trat, um dem Auserwählten und seinen Freunden auch nur eine Sekunde meiner Aufmerksamkeit zu schenken.

Nicht, dass ich es sonst tun würde.

Slytherin und Gryffindor waren seit jeher Erzfeinde und konnten einander auf den Tod nicht ausstehen.

Es hatte natürlich über die Jahre immer wieder Gerüchte gegeben, über den Erben Salazar Slytherins, den einzigen Sohn des gefürchtetsten schwarzen Magiers des vergangenen Jahrhunderts, mit einer Seele, so verflucht wie sein Name und magischen Fähigkeiten, so ungezähmt wie Dämonsfeuer.

Doch nie hatte ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass all die Geschichten die sich um diesen Jungen rankten, wirklich wahr sein könnten.

Mattheo Riddle war groß, mit definierten Schultern und war, im Gegensatz zu allen anderen in der Halle, außer natürlich Snape, vollkommen in elegante nachtschwarze Roben gehüllt, inklusive eines langen schweren Umhangs, der trotz der Windstille flatterte und seinen Körper wie ein Schatten umhüllte.

Sein Haar war von einem so tiefen braun, dass es im schwachen Kerzenlicht beinahe mitternachtsschwarz wirkte und dem Sohn des dunklen Lords in leicht chaotischen Locken in die Stirn fiel. Seine Haut war makellos rein, auch wenn sein Gesicht hier und dort eine Narbe aufwies, was seine düstere Schönheit nur noch mehr zur Geltung brachte, ihm etwas anmutiges und zur gleichen Zeit absolut gefährliches verlieh.

Seine Augen wiesen ein geheimnisvolles Funkeln auf und waren von demselben Farbton wie sein von Dunkelheit gesponnenes Haar, umrahmt von langen, dichten Wimpern, für die sicherlich eine Menge Mädchen morden würden, mich eingeschlossen.

Ich fragte mich, ob Dumbledore wirklich glaubte, den Sohn Lord Voldemorts in Hogwarts aufzunehmen, konnte ihn vor der Finsternis seines Vaters bewahren, die er doch augenscheinlich bereits in sich trug. Sie umgab den jungen Magier wie ein düsteres Halo, schien direkt aus seinen Poren zu entkommen.

Mattheo Riddle war die Dunkelheit.

Jede seiner Bewegungen war kalkuliert, elegant und nahezu graziös, als der Lockenkopf der stummen Einladung des Schulleiters folgte, zur Häuserauswahl auf dem Drei Beinigen Stuhl Platz zu nehmen, so wie es seit Anbeginn der Zeit in Hogwarts Tradition war.

Doch noch bevor der sprechende Hut auch nur eine Strähne seines verwuschelten dunklen Haares berühren konnte, donnerte er das Wort Slytherin wie eine Warnung durch die große Halle, dass die Wucht seiner Stimme Gläser zerspringen und die Kerzen an der Decke erloschen ließ, bevor Dumbledore sie mit einer flüchtigen Handbewegung wieder entzündete.

Einen Augenblick war es totenstill.

Und im nächsten brach tosender Applaus unter den Slytherin aus, bevor sich ihr Erbe erhob und ohne Dumbledore noch eines Blickes zu würdigen mit entschlossenen Schritten zu unserem Tisch stolzierte.

»Macht Platz«, blaffte Draco Crabbe und Goyle an, die nun hastig zur Seite rutschten. Ich wandte den Blick ab, als Mattheo nur noch wenige Meter entfernt war, denn seine Aura war atemberaubend und ließ mein Herz eine hypnotisierende Melodie gegen meine Rippen schlagen, als ich ihn hinter mir spürte.

Unauffällig warf ich ihm einen Seitenblick zu und blicke dann zu meiner besten Freundin, die zwei Plätze weiter saß und mit ihren sinnlichen Lippen ein stummes Wow formte und wir uns angrinsten, so wie immer wenn wir einen heißen Typen entdeckten, bevor ihr dann jedoch eine Sekunde später wieder einfiel, dass wir momentan nicht miteinander redeten, woraufhin wir beide wütend den Blick abwandten, was Theodore neben mir seufzen ließ.

Niemand außer Crabbe beachtete das Festmahl, dass so eben auf unserem Tisch erschienen war, denn alle Augen waren nun voller Ehrfurcht und Neugier auf den dunkelhaarigen Jungen gerichtet, der sich in diesem Moment zwischen Draco und Rosier auf die Bank setzte, die ihm beide respektvoll zunicken.

Aus der Nähe war er nur noch hübscher.

Sämtliche meiner Mitschüler begannen sofort auf ihn einzureden, stellten ihm um die hundert Fragen, die Mattheo jedoch nur knapp beantwortete und sich die meiste Zeit des Festmahls über in Schweigen hüllte.

Seine Stimme war rau und geheimnisvoll und jedes Mal wenn er sprach, fühlte ich jedes seiner mit Bedacht gewählten Worte auf meiner Haut vibrieren.

Ich sagte kein einziges Wort zu ihm, während ich in meinem Vanillepudding herumstocherte und versuchte, ihn nicht allzu auffällig anzustarren.

Doch als er sich der attraktive Lockenkopf etwas nach vorn lehnte, um sich am Nachtisch zu bedienen, nutzte ich die Gelegenheit und musterte die neue Schlange in unserem Nest ein wenig genauer.

Sein Gesicht war ein Kunstwerk aus scharfen Kanten, leicht verhärteten Zügen und hauchzarten Narben, die von Geheimnissen zeugten. Seine Lippen waren blassrosa und sinnlich geschwungen. Sein Haar, ein zerzaustes Durcheinander aus tiefbraunen Locken verlieh seinem rebellischen Aussehen etwas sanftes.

Unwillkürlich fragte ich mich, wie es sich wohl anfühlte, sie zwischen meinen Fingern zu spüren.

Plötzlich hob er das Kinn und sah mir direkt in die Augen, was mich unwillkürlich das Atmen vergessen ließ, denn sein Blick war so hypnotisierend, dass er mir elektrisierende Schockwellen durch den Körper jagte, die meinen Puls in die Höhe katapultierten.

Ich versuchte wegzusehen, doch konnte es nicht.

Auch wenn sein Gesichtsausdruck völlig emotionslos war, so lag doch eine Intensität in seinem Blick, die mir eine Gänsehaut bereitete. Ich sehnte mich danach in seinen Geist einzutauchen, um die Gedanken und Gefühle zu enträtseln, die unter der Oberfläche wirbelten, verdeckt von seiner düsteren Schönheit, die nichts weiter als eine Maske war.

Eine Maske, die der Erbe Salazar Slytherins der Welt präsentierte, um die Dunkelheit seiner Blutlinie zu verschleiern, obwohl sie doch so offensichtlich war.

Ein sich endlos anfühlender Augenblick verstrich, in dem wir einander einfach nur anstarrten, doch gerade als ich mich ihm vorstellen wollte, verzogen sich seine Lippen zu dem Anflug eines bösen Lächelns, bevor er den Blick abwandte und anfing Rosiers Fragen über Durmstrang zu beantworten.

Einen langen Moment klebten meine Augen noch an den Lippen des Erben Slytherins, saugten jedes Wort auf, dass er über seine ehemalige Schule erzählte, an der fast ausschließlich dunkle Magie gelehrt wurde.

Und als ich es endlich schaffte mich von ihm loszureißen, begegnete mein Blick dem von Draco, dessen sturmgraue Augen mich obsessiv fixierten.

Schnell sah ich weg, doch spürte wie er mich weiterhin anstarrte, auch noch, als der Schulleiter den Abend für beendet erklärte und die Vertrauensschüler der Häuser anwies, die Erstklässler in ihre jeweiligen Schlafsäle zu begleiten.

Mein Herz schlug etwas unruhig, während ich aufstand, doch gerade als ich Theodore und Enzo zu den Neulingen folgen wollte, die sich mit großen Augen am Ende des Tisches tummelten, hörte ich, wie sich jemand räusperte und noch bevor ich mich umdrehte, wusste ich bereits, wer hinter mir stand.

Es war Snape.

»Sie nicht, Miss Nott. Für sie habe ich in den ersten Wochen ihres neuen Schuljahres eine ganz besondere Aufgabe.« Die obsidianfarbenen Augen des Zaubertrankmeisters bekamen ein unheilvolles Funkeln, als sie meine verließen und sich auf den schattenhaften Jungen richteten, der so eben mit erhobenem Kinn an meine Seite getreten war.

»Willkommen in Slytherin, Mister Riddle«, schnarrte Snape in seiner typisch harschen Stimme, auch wenn ich mir einbildete, einen Hauch von Stolz darin mitschwingen gehört zu haben. »Dies ist Miss Olivia Nott, eine meiner zuverlässigsten Schülerinnen. Sie wird ihnen in ihrer Anfangszeit in Hogwarts unterstützend zur Seite stehen, ihnen das Schloss zeigen und sämtliche ihrer Fragen beantworten.«

Ich öffnete den Mund um zu protestieren, da ich als Vertrauensschülerin und zukünftiger Quidditchstar in diesem Jahr jede Menge zu tun haben würde und absolut keinen Zeit für einen Schützling hatte, selbst wenn es der Sohn von Merlin persönlich war, doch Snape war schon herumgewirbelt und mit wehendem schwarzen Zaubererumhang von dannen stolziert.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, hob das Kinn und sah zu Riddle, der mich bereits anstarrte. Sein Blick war so intensiv, dass er mir weiche Knie machte.

Jetzt wo er neben mir stand, wirkte er noch größer und breitschultriger. »Mattheo«, stellte er sich mit rauer Stimme vor und streckte mir höflich die Hand entgegen. »Olivia«, entgegnete ich und schüttelte sie.

Sein Händedruck war fest und mein Atem stockte, als ich spürte, wie vernarbt seine Hände waren, genau wie die, des teuflischen Lestrange Jungen. Ich wartete darauf, dass er meine Hand losließ, doch als er es nicht tat, zog ich sie hastig aus seiner, fühlte meine Wangen unter seinen starren Blicken glühen.

»Nun gut«, ich räusperte mich und strich mit meinen Fingern über meine hübsche Flechtfrisur, die ich mit einer diamantbesetzten Schlangenhaarspange fixiert hatte. Doch mein Haar war makellos, genau wie meine neue Schuluniform, deren Rock in diesem Jahr nicht nur enger, sondern auch um einiges kürzer war.

»Folge mir Mattheo, ich zeige dir zuerst die Kerker«, sagte ich mit fester Stimme, als wir Seite an Seite die allmählich leerer werdende große Halle durchschritten, während uns alle anstarrten.

»Riddle will hier Schutz suchen?«, schnaubte jemand am Gryffindor Tisch. »Man könnte meinen, Dumbledore hätte genug Verstand um zu wissen, dass man die Schule besser vor ihm beschützen sollte«, ätzte er, woraufhin seine Freunde lachten.

Bei den Worten des Gryffindor blieb Mattheo abrupt stehen und drehte den Kopf leicht in seine Richtung, bevor ein Lächeln seine sinnlichen Lippen umspielte, das mir nun Sorge bereitete, denn es hatte einen beunruhigend teuflischen Charme und brachte ein Versprechen mit sich, erfüllt von roher Gewalt.

Einer der Jungs bemerkte seinen Blick und versuchte seinen Freund vom Reden abzuhalten, in dem er ihm am Ärmel zupfte, doch dieser lästerte einfach weiter.

»Ich meine, ein Nachfahre Salazar Slytherins in Hogwarts? Jeder weiß, wie das beim letzten Mal ausgegangen ist. Denkt ihr, Dumbledore hat es vergessen? Vielleicht wird der alte Sack langsam wirklich ein wenig senil und—«, doch plötzlich verstummte der Junge und griff sich würgend an seinen Hals, der sich plötzlich bläulich verfärbte.

Entsetzt sah ich zu Riddle und bemerkte, dass er seine linke Hand ausgestreckt hatte, sie langsam zur Faust ballte und die Kehle des Jungen offenbar mit zauberstabloser Magie allmählich zerquetschte.

Einen Augenblick befand ich mich im Zwiespalt, hin und her gerissen zwischen Faszination für sein magisches Talent und der Verantwortung, die ich als Vertrauensschülerin hatte, dann gelang es mir mich aus meiner Bewunderung zu befreien und trat vor.

»Lass das sein«, zischte ich, packte seinen Unterarm und versuchte ihn weiterzuzerren, woraufhin ich plötzlich etwas spürte, was sich wie ein elektrischer Schlag durch meinen Körper anfühlte und meinen Lippen ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockte.

Eine raue Hand packte mich so fest im Nacken, dass ich die Blutergüsse schon spüren konnte, die sich durch seine rücksichtslose Berührung auf meiner Haut bildeten. »Fass mich verflucht nochmal nie wieder ohne Erlaubnis an, oder du wirst es bereuen«, hörte ich Mattheo bedrohlich in mein Ohr knurren.

Dann ließ er mich wieder los.

Zornig rieb ich mir die Schläfen, doch als ich den Kopf hob, um dem Slytherin mit einem qualvollen Tode zu drohen, sollte er mich noch einmal derart verfluchen, geschweige denn berühren, war er fort.

Als hätten ihn seine eigenen Schatten verschluckt.

Irritiert sah ich mich um, als mein Blick dem von Draco begegnete, der am Ende der Halle gegen die Wand lehnte, halb von Schatten verborgen, während mich seine Augen mit derselben einschüchternden Intensität fixierten, die auch der Erbe Slytherins beherrschte, nur dass in den sturmgrauen Augen des Blonden statt Feuer, bittere Kälte regierte.

Es war eine unmissverständliche Drohung.

Eine Warnung, Mattheo Riddle nicht zu nah zu kommen, was es mich nun umso mehr wollen ließ.

𓆙

serpent heart wird ein intensives duell zwischen zwei der mächtigsten slytherin jungs um das herz unserer slytherin prinzessin, mit vielen spicy kapiteln ♡

& bitte denkt immer ans voten, dann weiß ich
als autorin, dass euch die story gefällt <3

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