02. peppermint and diamond rings

☾ ⁺₊

O L I V I A

Der Westflügel unseres Anwesens war erst kürzlich renoviert worden und hatte nun mit seinen schwarz weißen Schachbrettfliesen, den gewölbten Decken und den zahlreichen Kunstwerken und Büsten die sich an den elfenbeinfarbenen Tapeten entlang reihten, etwas von einem Museum. Die Atmosphäre summte und knisterte nur so vor Magie und hier und dort wirbelten verzauberte Staubwebel umher, die sich eifrig über Regale und Schränke hermachten.

In einer Ecke des Hauptflures stand ein verzauberter weißer Flügel und spielte eines meiner liebsten Stücke von Claude Debussy. Mit einem Seufzen setzte ich meinen Weg fort, auch wenn ich am liebsten stehen geblieben wäre und mich eine Weile in den sanften Klängen von Clair de Lune verloren hätte.

Die marmornen Wangen der Statue von Helena der Schönen färbten sich einen Hauch von Rosa, als die Femme Fatale ihre steinerne Hand hob und mir zuwinkte. Doch als sie sah, dass ich es war und nicht Theodore, wandte sie sich desinteressiert wieder ab.

Bei Godrics Herz, nur jemand wie mein Bruder schaffte es, dass sich sogar Statuen in ihn verliebten.

Schon im Korridor schlug mir der vertraute blasse Zigarrendust entgegen und ich fühlte wie mein Herz plötzlich anfing aus Nervosität unruhig gegen meine Rippen zu pochen. Es war natürlich nicht ungewöhnlich, dass mein Vater mich zu sich rief, denn im letzten Jahr hatte er langsam damit angefangen Theodore und mich in seine Geschäfte einzuweisen, damit wir nach unserem Schulabschluss in unser Familienunternehmen einsteigen konnten— doch bisher waren wir immer nur unter uns gewesen.

Als ich gedämpfte Stimmen hörte, blieb ich stehen.

Mit angehaltenem Atem drückte ich mich mit dem Rücken gegen die angenehm kühle Magahoni Holzvertäfelung neben der Tür und spitzte die Ohren.

»Unsere Familien müssen nun Stärke beweisen, Tiberius«, schnarrte eine vertraute Stimme, die ich jedoch im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Doch das was sie dann sagte, ließ mich trotz der glühenden Sommerhitze zu Eis gefrieren. »Es war nie wichtiger als jetzt, wo der dunkle Lord zurückgekehrt ist und nach dem Fiasko im Ministerium—«

Doch die Stimme erstarb abrupt, bevor die Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters nur eine Sekunde später aufschwang und ich einen direkten Blick auf Lucius Malfoy hatte, der mit üblich grimmiger Miene und zusammengekniffenen Augen neben meinem Vater stand, ein Kristallglas mit Whiskey in der einen und seinen eleganten Gehstock in der anderen Hand.

Feine Gesellschaft? Beinahe hätte ich geschnaubt.

Denn das Ansehen der Malfoys, so reich und einflussreich sie in der magischen Welt auch sein mochten, hatte deutlich gelitten, als Lucius Malfoy Anfang des Sommers verhaftet und für einige Wochen in das Gefängnis von Askaban verfrachtet worden war, nachdem er und einige andere sich mit Potter und seinen Freunden im Ministerium duelliert— und dabei die halbe Mysteriumsabteilung in Schutt und Asche gelegt hatten. Doch natürlich hatte man ihn schnell wieder entlassen, was entweder daran lag, dass man nicht genug Beweise gegen den Todesser gefunden hatte— oder er sich freigekauft hatte.

Wobei ich letztes für wahrscheinlicher hielt.

Niemand war so bestechlich wie Cornelius Fudge.

Die Gerüchte, dass der dunkle Lord nach all den Jahren wieder an die Macht zu gelangen versuchte, nachdem er angeblich im Ministerium gesichtet wurde, hielten sich immer noch hartnäckig und schon der Gedanke daran, verursachte mir eine Gänsehaut.

Tiberius Nott Senior war früher ein treuer Anhänger des dunklen Lords gewesen und hatte ihm im Krieg zur Seite gestanden, so überzeugt war er von der Ideologie des schwarzen Magiers, so wie die meisten reinblütigen Familien, mit denen unsere verkehrte. Doch seit seinem Fall hüllten sich seine Anhänger in einen Mantel des Schweigens und weder Theodore noch ich wagten es, unseren Vater auf seine düstere Vergangenheit als Todesser anzusprechen.

Geschweige denn darauf, ob er seinem ehemaligen Herrn weiterhin die Treue hielt, wovon mein Bruder und ich insgeheim ausgingen, denn niemand hörte jemals auf ein Todesser zu sein, hatte er einmal das dunkle Mal auf seinem linken Unterarm verewigt.

»Olivia Grace«, drang die kühle Stimme meines Vaters wie eine Drohung an meine Ohren. »Da bist du ja endlich. Sei nicht unhöflich Liebling. Komm herein und begrüße unsere Gäste.« Misstrauisch sah ich ihn an, denn es war das erste Mal, dass mein Vater mich mit dem Kosenamen Liebling ansprach, was nun sämtliche Alarmglocken in mir schrillen ließ.

»Mister Malfoy«, begrüßte ich unseren Gast höflich, wie die gut erzogene Tochter die ich war, betrat das Büro mit geradem Rücken und gehobenen Kinn und versuchte angesichts des Zigarrendunstes nicht zu husten. »Geht es ihnen gut, Sir?« Ich zwang mich zu einem Lächeln, während meine Augen zu dem jungen Zauberer huschten, der etwas abseits neben einer dunkelbraunen Ledercouch vor dem Fenster stand und sich mit seinen blassen Händen an seinen Whiskey klammerte, als hinge sein Leben davon ab.

»Draco.«

»Liv«, murmelte der blasse Slytherin ohne mich anzusehen— was definitiv nichts gutes bedeutete.

Denn normalerweise hielt der selbstbewusste Erbe der Malfoy Dynastie den Augenkontakt mit seinem Gegenüber, starrte ihn regelrecht zu Tode um seine Dominanz und Überlegenheit auszudrücken.

Draco Malfoy war schon seit ich mich erinnern konnte, der beste Freund meines Bruders gewesen.

Wir Kinder der Unantastbaren Achtundzwanzig, der Reinblutelite Englands, waren miteinander aufgewachsen und kannten uns in und auswendig— zumindest dachte ich das. Draco war schon immer distanziert und verschlossen gewesen, doch seit einigen Monaten war er kaum wieder zu erkennen. Anstelle von Ehrgeiz und Stolz über seine Herkunft, formte nun kalter Hass die Züge des blonden Slytherin und ließ ihn älter wirken als er eigentlich war.

Ich wartete, dass er zu mir kam und mir einen Kuss auf die Wange hauchte, so wie die Jungs aus unserer Clique uns Mädchen stets begrüßten, doch Draco rührte sich nicht von der Stelle und sah mich auch nicht an. Unsicher blickte ich zu meinem Vater, doch das Gesicht des Magiers zeigte keinerlei Regung.

Wieder sah ich zu Draco, der sein Glas jetzt so fest hielt, dass die Venen auf seinen Händen sichtlich hervortraten und ich fest damit rechnete, dass es jede Sekunde platzte und die Scherben in seine Haut schnitten und den Teppich meines Vaters mit der kostbaren Lebensessenz des Reinbluts ruinierten.

Langsam beschlich mich eine beunruhigende Vorahnung, dass es genau das war, worum es ging.

Worum es immer ging.

Der Wahn von reinem Blut war wie eine Krankheit, die alle mächtigen Familien in der magischen Welt befiel und ihre Hirne mit Ideologien infiltierte, die stark an den Antisemitismus der Muggel erinnerten.

Hexen und Zauberer halbblütigen Status wurden in unseren Kreisen zwar geduldet, doch insgeheim belächelt. Und wer reiner Abstammung war und Gnade ihm Salazar, mit Leuten verkehrte, die mit Muggelgeborenen sympathisierten, wurde als Blutsverräter verstoßen und aus sämtlichen Stammbäumen ausradiert, als hätte er nie existiert.

Der Stammbaum der Familie Black war das beste Beispiel dafür, denn dieser wies mittlerweile mehr Löcher auf, als ein herzhaftes Stück Schweizer Käse.

»Warum bin ich hier, Vater?«, fragte ich höflich an meinen Erzeuger gewandt und überspielte meine Nervosität gekonnt mit einem Lächeln— etwas, was ich über die letzten Jahre perfektioniert hatte.

»Nun—«, begann der angesehene Magier und räusperte sich, bevor er vortrat. »Du weißt, ich lege viel Wert auf deine Zukunft. Olivia. Und wie du dir vorstellen kannst, wünscht auch Lucius nur das beste für seinen Sohn und Erben.« Mein Blick begegnete kurz dem des blassblonden Zauberers, dessen dünne Lippen sich zu dem Anflug eines Lächeln kräuselten.

Wenn man es denn so nennen konnte, denn nun blickte er drein, als hätte man ihn gezwungen als Gast zum Nachmittagstee bei den Weasleys zu erscheinen.

»Genau so ist es«, sagte Lucius mit gefühlskalter Stimme und stützte sich mit seinem eleganten Drachenlederhandschuh auf den silbernen Schlangenkopf seines Gehstocks, in dem der Todesser seinen Zauberstab verbarg, während er mich mit seinen stechend grauen Augen fixierte, als versuchte er in meinen Geist einzudringen.

Ich hob das Kinn und lächelte.

Mächtige und einflussreiche Männer wie Lucius Malfoy machten mir schon lang keine Angst mehr.

Denn mein Vater war auf unseren Zusammenkünften und Feiern meist der mächtigste im ganzen Raum.

»Es sind unruhige Zeiten, wie du sicher schon durch diverse Klatschblätter erfahren hast«, fuhr mein Vater fort und nickte mit dem Kinn sichtlich angewidert auf eine Ausgabe des Tagespropheten auf seinem Schreibtisch, auf dessen Titelseite unter einem Bild von Harry Potter und Schulleiter Albus Dumbledore wild über die Rückkehr von Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf spekuliert wurde.

Gleich darunter begann ein Artikel über vermisste Hexen und Zauberer in Großbritannien, der sich vermutlich über die nächsten zehn Seiten zog.

Ich nickte und hob das Kinn.

»Im Zuge dessen, haben wir beschlossen unsere Familien miteinander zu verbinden«, verkündete mein Vater mit einem reservierten Lächeln und nickte zu Draco, der immer noch stumm am Fenster stand und sein mittlerweile leeres Kristallglas würgte.

»Draco hat eingewilligt dich nach eurem Abschluss in Hogwarts zu seiner Frau zu nehmen. In Zeiten wie diesen, ist es von besonderer Wichtigkeit, dass Familien wie unsere zusammenhalten und die Reinhaltung unserer Blutlinien gewahrt wird.«

Ich unterdrückte ein Schnauben, denn ich war es sicher nicht, die sich aus unserer Familie wild durch die Gegend vögelte. Ich würde eine hohe Summe an Galeonen darauf verwetten, dass Theodore seinen ach so kostbaren reinblütigen Samen auch schon in hübsche Muggelmädchen injiziert hatte.

Zorn nagte an meinem innersten und hatte die Schlange in mir wachgekitzelt, doch ich hielt meinen Mund. Nie würde ich ein schlechtes Wort über meinen Bruder verlieren, dafür liebte ich ihn zu sehr.

»Du verstehst doch, dass ich nur das beste für dich wünsche. Nicht war, Olivia?«, hakte mein Vater nach und sah mich mit einem erwartungsvollen Blick an.

»Sicher Vater«, entgegnete ich kühl und unterdrückte das Verlangen, an Ort und Stelle zu dissapparieren, mich in mein Zimmer einzuschließen und so lang in mein Kissen zu schreien, bis ich ganz heiser war.

»Gut, gut«, schnarrte Lucius Stimme, bevor er seine Augen von mir losriss und zu seinem Sohn blickte.
»Worauf wartest du, Draco? Gib ihr den Ring.«

Einen Moment war ich wie erstarrt— und im nächsten warf ich Draco einen Blick zu, der selbst die Hölle zu Eis gefrieren lassen konnte. Und zu meiner Überraschung erwiderte der Slytherin ihn, mit genau der selben Kälte, die jetzt zusammen mit dem Sturm in seinen funkelnden Augen einen eisigen Winter mitten im Hochsommer heraufbeschwor, der mir einen frostigen Schauer über die Wirbelsäule jagte.

Der kühle Slytherinprinz sah mich an, doch blickte mir immer noch nicht direkt in die Augen, während er langsam auf mich zu kam und dabei ein kleines schwarzes Samtkästchen aus seiner Tasche zog.

Als er nach meiner linken Hand griff, verengte ich die Augen und funkelte zornig zu ihm auf. »Wie, kein Kniefall, Malfoy? Ich bin enttäuscht«, zischte ich dem Slytherin so leise zu, dass nur er mich hören konnte.

Dracos Augen verengten sich, doch kein einziges Wort verließ die Lippen des Blonden, als er mir einen stilvollen Verlobungsring auf den Ringfinger schob, dessen Diamant die Form eines Tropfens hatte.

Es waren meine bevorzugten Diamanten und meine Wangen begann zu glühen, als ich mich tatsächlich dabei erwischte, wie das Juwel mein Mädchenherz kurz höher schlagen ließ. Doch als ich versuchte, meine Hand wieder aus seiner zu ziehen, hielt er sie plötzlich so fest, als wollte er sie zerquetschen.

Nicht nur seine Aura, auch seine Hand war so kalt, dass ich den Atem anhielt, das Kinn anhob und etwas besorgt zu ihm aufsah, denn immerhin waren wir einander stets nah gewesen— früher zumindest.

Dunkelheit hatte tiefe Schatten unter die Augen des Malfoy Erben gezeichnet, doch ansonsten war sein Gesicht von bemerkenswerter Schönheit, seine Züge engelhaft, als entstammte er einer von Michelangelos kunstvollen Kirchenmalereien, in die ich mich jedes Mal aufs Neue verliebte, wenn ich in Rom war.

Doch Salazar war mein Zeuge—

in Draco Lucius Malfoy schlummerte teuflisches.

Er war immer schon groß und breitschultrig gewesen, doch seit er in die Quidditch Mannschaft aufgenommen worden war, hatte das Training seinen gut gebauten Körper mit definierter Muskelmasse überzogen, die selbst unter seinem perfekt sitzenden schwarzen Designeranzug deutlich sichtbar war.

Der Slytherin war ohne jeden Zweifel attraktiv und als Erbe der Malfoy Dynastie ein guter Fang, auf den sicher viele meiner Mitschülerinnen in Hogwarts neidisch sein würden. Doch Draco war nicht nur der beste Freund meines Bruders, sondern auch der Ex meiner besten Freundin. Und ich hatte keinen blassen Schimmer, wie bei Godrics Herz ich Pansy erklären sollte, dass ich nun die Verlobte des Jungen war, der ihr nicht das Herz gebrochen— sondern es diesen Frühling regelrecht in Stücke zerfetzt hatte.

»Ein wundervolles Paar«, schnarrte Lucius mit gefühlskalter Stimme und klimperte mit seinen Silberringen gegen das Kristallglas in seinen Händen, während Draco und ich aussahen, als wollten wir einander jeden Augenblick die Augen auskratzen.

Ich zwang mich einige ruhige Atemzüge zu nehmen, bevor ich meine Hand auf seiner Brust platzierte um ihn zu provozieren, denn ich wusste genau, wie sehr der kühle Slytherin Körperkontakt verabscheute.

Dracos Zauberstabhand zuckte und der Sturm in seinen grau-blauen Augen verdichtete sich allmählich zu einem Blizzard. Und doch rührte er sich nicht, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und meine Lippen ganz nah an sein Ohr brachte, wobei ich sie seine Wange streifen ließ, in der Hoffnung, mein roséfarbener Lippenstift würde Spuren hinterlassen und etwas von seiner Perfektion ruinieren, auf die der blassblonde Slytherinprinz stets so viel Wert legte.

Der Duft seines teuren Dior Parfums, gemischt mit dem von Pfefferminze schlug mir entgegen und umnachtete meine Sinne wie eine sinnliche Wolke. Nie hatte ich Dracos vertrauten Geruch verabscheut, hatte ihn immer als anziehend, schier hypnotisierend wahrgenommen, doch in diesem Moment tat ich es.

»Dafür bringe ich dich um, Malfoy«, versprach ich ihm zuckersüß. Langsam lehnte ich mich zurück, doch zu meiner Überraschung legte er seine Hand auf meinen unteren Rücken und zog mich wieder an sich, packte mein Kinn mit eisigen Fingern und hob es an.

Und dann endlich— blickte er mir in die Augen, in denen sich genau das spiegelte, was ich empfand.

Kalter Hass.

»Wenn du auch nur eine Sekunde glaubst, ich hätte mir das ausgesucht, dann bist du wirklich erbärmlich, Nott«, brachte Draco zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, bevor er mich abrupt losließ und vor mir zurückwich, als wäre meine Nähe Gift für ihn.

»Lasst uns anstoßen. So eine Verbindung sollte mit einem unserer exquisitesten Tropfen gefeiert werden«, beschloss mein Vater, hob seinen Zauberstab und ließ eine seiner ältesten Flaschen Feuerwhiskey aus einer gläsernen Vitrine schweben.

Doch weder Draco noch ich schenkten den schweren Kristallgläsern Beachtung, die jetzt neben uns in der Luft zirkulierten und uns immer wieder ungeduldig anstupsten, denn wir waren zu beschäftigt damit, einander mit hasserfüllten Blicken zu erdolchen.

»Du bist tot«, formte ich mit meinen Lippen, woraufhin sich die des Slytherin zu einem Grinsen verzogen, das einen überaus teuflischen Charme hatte und das Feuer der Wut in mir nur noch schürte.

Es war als hätte meine Morddrohung plötzlich sein Interesse geweckt, was mir ganz und gar nicht gefiel.

Bei Salazar, das würde ein langes Jahr werden.

𓆙

wir haben definitiv ein paar nice tropes in serpent heart zB brothers best friend, arranged marriage, enemies to lovers & wartet nur bis ein gewisser hübscher lockenkopf dazu kommt und einfach besitzansprüche auf dracos verlobte stellt... hehe

bitte denkt ans voten, danke ♡

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