~Kapitel 32~
Madoc stolperte die Treppen hinauf und rannte dann so schnell er konnte aus seinem Elternhaus hinaus. Zitternd fiel er auf ein Knie. Seine Ohren klingelten und eine unermessliche Qual füllte sein Inneres aus. Er ließ seine Hand an die Scheide des Bowiemessers wandern und zog die Waffe kurz darauf hervor. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wieder. "Und dennoch benötigst du weiterhin Schmerzen um zu wissen dass du lebst. Du brauchst sie um deine Dämonen zu befriedigen. Jene Verlangen, welche ich in dir hervorgerufen habe." Sero hatte Recht. Madoc knirschte mit den Zähnen. Er würde immer Schmerzen brauchen, egal wie sehr er sich auch dagegen sträubte. Mit einem verzweifelten Seufzen zog er die Klinge über seinen Arm und leckte daraufhin sein Blut von der Waffe. Wie in Trance beobachtete er wie der rote Lebenssaft aus seiner Ader quoll und den Boden tränkte. Sollte er doch verbluten. Wer brauchte ihn schon? Einen Serienmörder mit gespaltener Persönlichkeit. Einen Mann, der nie ein normales Leben führen konnte. Das Pochen in seinem Arm wurde stärker und er spürte bereits wie ihm das Bewusstsein entglitt. Sein Herzschlag verlangsamte sich. Würde er gleich das Licht sehen, von dem es hieß dass man es sehen würde wenn man starb? Würde er sein ganzes, elendiges Leben an sich vorbeiziehen sehen? Angestrengt hob er den Blick. Ein Schemen flimmerte vor ihm. Es war eine Frau. Er dachte zuerst, dass es Luciá war, doch dann sah er genauer hin. Die langen, schwarzen Haare, die stahlgrauen Augen welche seinen so sehr glichen, die blasse Haut.. Es war seine Mutter. Madoc hielt sich den Kopf. "Nein, dass kann nicht sein." Er versuchte aufzustehen, doch seine Beine trugen ihn nicht mehr. Helen ging vor ihm in die Hocke. Sie streckte ihre Hand nach seiner Wange aus und es war so, als ob ein Windhauch über die Stelle glitt wo ihre Hand ihn berührte. "Du bist groß geworden, mein Sohn." Ihre Stimme ließ ihn erschaudern und hatte zur Folge, das erneut Tränen seine Wangen hinunterliefen. "Es ist nicht schlimm gebrochen zu sein, Madoc. Schwäche zu zeigen ist ein Zeichen von Stärke." Sie lächelte ihn liebevoll an und entblößte dabei ihre makellosen Zähne. "Wieso hast du nicht versucht ihn aufzuhalten?" Er konnte ihr nicht länger in die Augen sehen. "Ich habe versucht ihn aufzuhalten. Aber dein Vater war zu stur als das er auf meine Worte gehört hätte. Und als er merkte, dass ich ihm nur im Wege stehe, ließ er dich mich töten. Somit hatte er letzten Endes leichtes Spiel." Er fuhr sich durch die schwarzen Haare. "Ich hätte nicht so werden müssen, Mutter. Ich bin ein Monster." Helen hob sein Kinn an. "Es ist Vergangenheit. Du musst dir weismachen, dass du nicht so sein musst. Jeder kann sich ändern und du, Madoc, hast einen unbeugsamen Willen, genauso wie dein Vater. Lass die Vergangenheit hinter dir und konzentriere dich auf die Zukunft." Sie berührte seinen Arm was zur Folge hatte dass ein stechender Schmerz seinen Körper durchzog. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen beugte sie sich nach vorne und küsste ihn auf die Stirn. Er schloss die Augen. Erneut spürte er einen Windhauch und es war so, als ob all die Qual mit einem Mal von ihm abfiel. "Kämpfe immer für die, die du liebst." Als Madoc seine Lider wieder aufschlug war seine Mutter verschwunden. Dort war nur die endlose Weite der texanischen Wüste. Er blickte auf seinen Arm. Die Blutung war versiegt, die Wunde geschlossen. "Was zum..? Das ist unmöglich." Kurz sah er noch verwundert auf die Stelle wo davor noch der klaffende Schnitt geprangt hatte, dann stand er mühsam auf und lief Richtung Süden, Richtung Schlucht. Sein Auto ließ er unter der Akazie stehen. Er musste den Auftrag ausführen. Er musste zu Aubrey.
Als Madoc schon eine Stunde unterwegs war sah er von weitem Dan, der an einem Stein vor der Schlucht saß. Neben dem Defiler lag ein Kojote. Alarmiert zog Madoc seine Waffe. Er hatte hier draußen keinerlei Deckung. Ihm blieb nichts anderes übrig als sich hinter den Bäumen und Steinen zu verstecken, von denen es hier nur eine Handvoll gab. Dan schien ihn bereits bemerkt zu haben, machte jedoch keinerlei Anzeichen zu fliehen. Madoc trat aus seinem Versteck hervor und lief die restlichen Meter auf seinen Widersacher zu. Nun befand er sich Auge in Auge mit dem Mörder und Vergewaltiger, welcher die ganze Welt in Atem hielt. Der Kojote fing an zu knurren und sträubte das rotbraune Fell. Madoc richtete seine Glock auf das Tier und schoss. Es heulte noch nicht einmal auf, sondern war direkt tot. Dan sah geschockt neben sich. Tränen standen in seinen Augen. "Du bist hiermit festgenommen, Defiler. Sobald du auch nur einen Muskel bewegst jage ich dir eine Kugel in den Kopf." Dan verengte die Augen und erhob sich bedrohlich. Madoc blieb, wo er war. "Kämpfe wie ein Mann, lone hunter. Ich bin unbewaffnet." Mit einem gehässigen Grinsen steckte Madoc die Waffe zurück ins Holster und legte daraufhin seine Anzugjacke ab. "Nichts lieber als das." Sie fingen an sich zu umkreisen. Madoc wog seinen Vorteil ab. Er hatte vielleicht bessere Mordfähigkeiten, doch Dans imposante Gestalt würde ihm so einiges abverlangen. Geduldig wartete er bis Dan den ersten Angriff startete. Sein Schlag zielte auf sein Auge. Madoc ließ zu dass er traf und holte sich somit einen Cut über dem Auge. Doch es störte ihn nicht. Grinsend wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und rollte sich ab. Er ließ seinen Fuß gegen Dans Standbein krachen und brachte ihn somit aus dem Gleichgewicht. Dann brachte er den Defiler zu Boden, indem er ihm das Bein weg zog. Als Dan auf den Rücken fiel sprang Madoc auf ihn und drosch immer wieder auf dessen Gesicht ein. "Das ist für Aubrey!" Er verpasste Dan einen Handkantenschlag, was diesen einen Zahn kostete. Der Defiler spuckte Blut. "Wo ist sie?!" Madoc packte ihn am Kragen und drückte ihm die Luft ab. "Ich habe sie nicht angepackt. Sie ist im Haus, nicht weitab von unserem Standort." Vor Erleichterung lockerte Madoc seinen Griff, was Dan für sich ausnutzte. Er stieß ihn von sich herunter und ließ seine Hand gegen Madocs Kehlkopf krachen. Jeden normalen Menschen hätte dies in die Knie gezwungen, doch Madoc konnte darauf nur milde Lächeln. "Du bist gut, aber nicht besser als ich." Ihr Kampf hatte sie an den Rand der Schlucht gedrängt, durch die ein Highway verlief. Madoc konnte die Schemen von Streifenwägen erkennen. Ihm kam ein Satz in den Sinn. "Meine Augen und Ohren schlafen nie." Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass Godric seine Männer abgesannt hatte. Demnach dürfte der alte Mann in der Nähe sein. Dan sah ihm in die Augen. Er lächelte zufrieden. "Ich hatte auch nie vor besser als du zu sein. Mein Ziel ist erreicht." Dann breitete er die Arme aus und ließ sich nach hinten fallen. "Nein!" Madoc sprang vor, doch konnte er Dan nicht mehr fassen. Der Körper des Defilers schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Fassungslos sah er in die Tiefe. Er hatte versagt. Erneut. "Verdammt!" Madoc trat in den Sand und rannte kurz darauf zu seiner Anzugjacke. Godrics Männer würden sich darum kümmern, jetzt musste er erstmal Aubrey retten, denn er durfte nicht noch einmal versagen.
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