~Kapitel 10~

Als Madoc außer Sichtweite war, rannte er so schnell er konnte davon. Er musste hier weg, bevor es zu spät war. Die ersten paar Meter waren kein Problem, da sich im Flur zur Turnhalle niemand aufhielt. Dann musste er allerdings durchs Treppenhaus, an dessen Ende sich das Lehrerzimmer befand. Kurz verlangsamte er sein Tempo. "Ich könnte über die Dachluke raus und die Feuerlöschtreppe benutzen." Nach kurzem Überlegen verwarf er den Gedanken jedoch wieder. Das war zu riskant. Noch dazu war er neu hier und er bezweifelte, dass seine Kollegen es für normal halten würden, wenn sie ihn dort oben sehen würden. Also doch das Treppenhaus. Er beschleunigte sein Tempo wieder und sprintete die Stufen hinunter, ohne ein lautes Geräusch zu machen. Dies war eine der Eigenschaften, welche einen guten Mörder ausmachte: Lautlosigkeit. Madocs Lunge brannte, doch er zwang sich, seine waghalsige Geschwindigkeit beizubehalten. Die Menschen, die an ihm vorbeizogen wie ein Schwarz-Weiß-Film, nahm er nicht wahr. Er hatte nur einen Gedanken im Kopf: raus hier und weg von Aubrey. Das beständige Verlangen, welches unter seiner Oberfläche schlummerte, wuchs mit jeder Sekunde weiter an. Es war, als ob er vor einem Monster flüchtete. Dabei war er es, der vor sich selbst floh. Nach ein paar Augenblicken, die ihm vorkamen wie eine halbe Ewigkeit, ließ er das schäbige Treppenhaus hinter sich und stürmte weiter in Richtung Aula. Zu seinem Glück war diese leer. "Gleich geschafft." Er schlitterte hinaus in den Flur. Als ob jemand ihn verfolgte, hechtete er durch diesen hindurch, bis er am Parkplatz ankam. Dieser lag etwas abseits des Schulgebäudes und dieser Abstand war ihm nur recht.

"Töte sie, Madoc. Töte sie und die Schmerzen hören auf." Er biss die Zähne zusammen und presste sich die Hände auf die Ohren. Die Stimme seines Vaters, welche in seinem Kopf wütete, wurde jedoch nicht leiser. Sein altes Ich bäumte sich gegen seinen Willen auf, schrie ihn an zurückzugehen und Aubreys Leben ein qualvolles Ende zu bereiten. Er sträubte sich dagegen, denn er hatte sich geändert. So dachte er zumindest. Und er wusste nicht, was ihm lieber war: die Stimme seines Vater, oder die seiner Dämonen. "Du wirst Ruhe finden. Du konntest dir immer das nehmen, was du wolltest. Töte sie!" Madoc ging in die Knie und schrie. Es war ein primitives Geräusch, von dem er sich geschworen hatte, es niemals wieder von sich zu geben. Er merkte bereits, wie sich ein roter Schleier um seinen Verstand legte und er vor Mordlust anfing zu zittern. "Befreie dich von dieser Qual, mein Sohn. Töte!" Starke Kopfschmerzen machten sich in seinem Schädel breit. Es fühlte sich so an, als ob jemand mit einem Vorschlaghammer immer wieder auf seine Schläfen eindreschen würde. "Nein! Ich werde nicht auf dich hören!", zischte er angestrengt, in der Hoffnung, der Stimme seines Vaters Einhalt gebieten zu können. Zähneknirschend stemmte er sich hoch und lief zu seinem Auto. Er musste hier weg, bevor er dem Wunsch nach Erlösung nicht mehr standhalten konnte.

Als er um den Kofferraum herum lief, sprang plötzlich Luciá hervor und presste ihn bestimmt gegen die Fahrertür. Madoc begegnete ihrem Blick und sah Resonanz darin. Sie hatte ihn in seinem instabilsten Zustand erwischt. "Leg sie flach, Madoc. Sieh sie dir an. Eine bildhübsche Frau, nur für dich allein." Seine Wahrnehmung verschwamm. Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild eines kleinen Mädchens auf. Die mandelfarbene Haut glänzte vom Blut und Schweiß und ihre lockigen, schwarzen Haare klebten ihr nass auf der Stirn. Ihre vor Schock geweiteten Augen sahen ihm ängstlich entgegen. Ein alles verdrängender Schmerz durchzog seinen Rücken und er drückte ab. Das Mädchen fiel leblos zu Boden. Doch er hatte nicht schießen wollen. Er wollte nur, dass die Schmerzen aufhörten. Das tränenüberströmte Gesicht seines Vaters blickte ihn an. "Du bist ein Monster!"

Und dann gab er nach. Er packte die Agentin am Kragen, löste ihren Arm von seiner Schulter und schlug sie zu Boden. Dann brachte er sie wieder auf die Beine und stieß sie zurück an die Fahrertür. Diese protestierte knarrend gegen das Gewicht. Madoc rammte ihr seinen Fuß in den Unterleib, was die Latina aufkeuchen ließ. "Knox, sind Sie wahnsinnig geworden?! Hören Sie...!" Er unterband ihren Redefluss mit einem gezielten Schlag an ihren Kiefer. Luciá entwich ein Wimmern, welches ihn nur umso mehr erregte. Er deponierte seine beiden Arme links und rechts neben ihrem Kopf, sodass sie nicht entkommen konnte. Seinen Fuß ließ er auf ihrem Unterleib verweilen. Die Latina hielt sich den Kiefer und senkte den Kopf. "Sieh mich an, Miststück!", fuhr er sie an. Vor Hass strotzende braune Augen begegneten seinem Blick. "Was zur Hölle ist in Sie gefahren?!" Luciá wollte sich nach vorne beugen, doch Madoc hielt sie davon ab. "Sie haben wohl vergessen, wer ich bin. Und nun - schlaf gut, Kleine." Doch ehe er zuschlagen konnte, löste sich ein Schuss aus ihrer Astra-A60. Die Kugel durchdrang seine linke Schulter. Madoc unterdrückte ein lustvolles Stöhnen. Ein Hochgefühl machte sich in seinem Körper breit und er spürte, wie das Blut sein Hemd durchtränkte. Es dauerte nicht lange, bis seine komplette linke Seite bedeckt war. Er schenkte der Agentin ein maliziöses Grinsen. "Haben Sie vergessen, dass Sie mich nicht mithilfe von Schmerzen schlagen können?" Mit einer fließenden Bewegung entwand er ihr die Pistole und warf sie außer Reichweite. Das Pochen und der benebelnde Schmerz, welcher sich in seinem Arm ausbreitete, ignorierte er geflissentlich.

Luciá hob herausfordernd den Kopf. Sie schien keinerlei Angst vor ihm zu haben. Es erstaunte ihn zugegebenermaßen etwas. "Kämpfen Sie, Knox. Sie haben sich geändert. Kämpfen Sie gegen das Monster an, von dem ihr Vater wollte, dass es die ganze Welt erblickt. Das sind nicht.." Er ließ seine Hand dicht neben ihrer Schläfe aufschlagen, was sie zum Verstummen brachte. Dann beugte er sich näher vor und senkte bedrohlich die Stimme. "Sie wissen rein gar nichts über mich. Sie haben Papiere und Analysen über mich studiert, aber nicht den Menschen, der sich hinter diesen versteckt. Ich bin so viel mehr als das. Doch was ist mit Ihnen, Luciá? Hatten Sie eine unbeschwerte Kindheit? Eine Mutter, deren Liebe Sie genießen konnten? Einen Vater, der für Ihr Wohlergehen sorgte? Oder ist da etwas, was einen trüben Schleier der Finsternis über Ihre Erinnerungen legt?" Madoc sah, wie ihre Barrikade zu bröckeln begann. "Etwa der Verlust eines Familienmitgliedes durch einen Mörder, der heute unter dem Namen "The Lone Hunter" bekannt ist?" Seine Stichelei zeigte Wirkung. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und er wusste, dass Luciá ihn am Liebsten ausgeschaltet hätte. Ein leises Lachen entfuhr ihm. "Wissen Sie, als Sie sagten, dass Sie meine Identität kennen, kam ich ins Grübeln. Das konnte nämlich nicht möglich sein, denn kein normaler Bürger kann mich kennen. Außer es ist ein Verbliebener eines meiner Opfer von meiner Wenigkeit. Ich bezweifle nicht, dass Sie jemals bei der BAU waren. Um ehrlich zu sein, bin ich mir sogar sicher, dass sie dort waren. Aber Sie waren dort, um mich töten zu können, habe ich recht? Die Frage ist nur, warum Sie es nicht getan haben." Er blickte sie abwartend an, doch Luciá regte sich nicht, weswegen er fortfuhr. "Ich vergesse keines meiner Opfer. Und dann fiel mir ihre Schwester ein. Mein Vater hatte sie entführt. Ein Mädchen aus dem Hause Diaz, hatte er immer gesagt. Und er zwang mich, sie zu töten. Damals war ich elf. Dies war das Unglück am Rio Grande. Und Sie werden ihr nun ins Jenseits folgen!" Während die letzte Silbe seines Satzes seinen Mund verließ, zog er sein Feldmesser. Dann stach er zu. Luciá entwich ein Schrei. Nach ein paar Sekunden jedoch realisierte sie, dass das Messer sie nicht getroffen hatte. Ihr Blick huschte zu ihm und sie schien zu realisieren, dass er sich die Klinge in die eigene Hand getrieben hatte. Das Blut lief in Rinnsalen die Karosserie hinunter.

Madoc ruckte mit der Hand nach oben und zog das Messer in einer fließenden Bewegung nach. Der geschockte Blick der Agentin amüsierte ihn. Entsetzt sah sie auf den mehreren Zentimeter tiefen, klaffenden Schnitt an seinem Arm. Ein Zittern überkam ihn, doch war sein Wille stärker als das Drängen seiner Dämonen und das seines Vaters. Nein, er durfte nicht das wiederholen, was schon einmal geschehen war. Er steckte das Feldmesser ungerührt zurück und sah sie an. Luciá wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Anfangs wollte ich Sie töten, Knox. Doch dann erfuhr ich von Ihrer Geschichte. Von einem kleinen Jungen, welcher undenkbares Leid hatte erfahren müssen. Ich versuchte, Sie besser verstehen zu können. Und dann bekam ich den Auftrag, den Defiler zu finden und unschädlich zu machen. Doch ich merkte schnell, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffen würde. Und deshalb habe ich Sie aufgesucht." Er nickte nur langsam. "Sie können es nicht mehr rückgängig machen. Aber Sie können mir helfen, einen Sexualmörder zu fassen. Und ich kann Ihnen helfen, Ihre Vergangenheit hinter sich lassen zu können", sagte sie bestimmt und suchte währenddessen seinen Blick. Er erwiderte ihn. Und dann sagte sie etwas, was ihn aus der Bahn warf. "Ich verzeihe Ihnen, Knox." Madoc senkte den Kopf. Seine innere Qual wuchs ins Unermessliche. "Ich hätte Sie getötet, wenn ich nicht mein Verlangen nach Schmerzen an mir selbst befriedigt hätte", gab er nur flüsternd von sich. Die leeren, braunen Augen des kleinen Mädchens erschienen vor ihm. Er kannte noch nicht einmal mehr ihren Namen.

Die Stimme der Agentin riss ihn aus seinen Gedanken. "Können Sie..?" Luciá brach ab. Madoc schmunzelte traurig. "Es kontrollieren? Die Frage würde wohl eher lauten, ob ich mich selbst kontrollieren kann." Ihr Blick ruhte weiterhin abwartend auf ihm. Madoc seufzte. "Nein, Luciá, ich kann es nicht. Es besteht immer die Gefahr, dass ich meinem Verlangen nachgehen und mich nicht mehr beherrschen kann. Ich bin nicht verrückt. Ich weiß, was ich tue. Aber es ist schwer, gegen einen gebrochenen Verstand anzukommen."

Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Wange, welche die Tränen wegwischte, die sich träge den Weg seine Wangen hinunter bahnten. Er hatte nicht bemerkt, dass er weinte. "Knox. Sehen Sie mich an." Widerwillig ging er ihrer Aufforderung nach. In Luciás Blick lag Mitleid. Eine Empfindung, die er verabscheute. "Sie sind nicht daran schuld. Sie mussten es tun. Ihr Vater ist daran schuld. Sie empfinden Reue für das, was sie getan haben. Lassen Sie den Killer hinter sich." Ein freudloses Lachen verließ seinen Mund. "Ach ja? Hätte ich den Abzug nicht getätigt, würde Ihre Schwester vielleicht noch Leben." Die Agentin verzog gequält das Gesicht. "Nein. Ihr Vater hätte das zu Ende gebracht, was sie nicht geschafft hätten." Tief in ihm drin wusste er, dass sie recht hatte. "Ich kann meine Vergangenheit nicht rückgängig machen, Luciá. Das müssen Sie verstehen. Ich kann auch nicht die Menschen zurückbringen, deren Leben ich genommen habe. Ich bin mindestens noch genauso skrupellos und kalt, wenn ich jemandem das Leben nehme. Es ist ganz einfach. Keine große Sache. Ein Durchkappen der Lebensader mit einem Messer. Sie halten mich für einen veränderten Mörder, der seinen Schatten hinter sich gelassen hat. Doch Sie irren sich." Er trat zurück. Die Agentin blickte ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht zu deuten wusste. Ihre Augen wurden hart und die Wärme verschwand aus ihrem Blick. "Halten Sie Ihr Versprechen, Knox. Keine Ausflüchte." "Halten Sie Ihres auch, Luciá." Die Agentin nickte mit dem Kopf in Richtung Schule und lief los. Davor holte sie sich jedoch ihre Waffe wieder. Mühsam unterdrückte er einen Fluch. Diese Situation hätte nicht so enden sollen. Er brauchte seine Ruhe und nicht Aubreys Zeugenaussage. Das würde seinen Zustand nur noch schlimmer machen. Doch er wusste, dass kein Weg daran vorbei führte. Madoc schüttelte den Kopf und entledigte sich seiner Kleidung. Geistesgegenwärtig fuhr er sich über das Narbengewebe an seinem Arm. Erinnerungen an grauenhafte Nächte kamen ihm in den Sinn. Erneut schüttelte er den Kopf. Diesen Albtraum würde er niemals hinter sich lassen können. Er behandelte seinen Arm sowie auch seine Schulter und zog sich ein neues Hemd an. Erst dann folgte er der Latina mit gebürtigen Abstand.

Als sie in der Sporthalle ankamen, kam ihm einer seiner Kollegen entgegen. Der alte Mann verstand sofort und machte eine Kopfbewegung zur Mädchenumkleide. Dann verschwand er im Flur. Madoc drehte sich zu Luciá um. "Warten Sie kurz." Nachdem sie mit einem Nicken einwilligte, betrat er die Umkleide. Zu seinem Glück war Aubrey die Einzige, die noch nicht gegangen war. Ihr fragender Blick traf ihn. "Madoc? Was machst du hier?" Sie versuchte, ihre Verletzungen zu verstecken, doch hatte er sie schon längst gesehen. Hass überkam ihn und er zeigte auf ihren entstellten Körper. "Deswegen bin ich hier. Draußen wartet eine Agentin, die sich gerne mit dir unterhalten möchte." Ein leidender Ausdruck trat in ihre Augen und sie seufzte. "Ich muss, oder?" Er nickte und trat auf sie zu. Aubrey schmiegte sich an seinen Körper. Ein Gefühl von Vollkommenheit überkam ihn. Madoc legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an. "Versprich mir, dass du es nicht verrätst." Sie zog eine Augenbraue nach oben. "Was soll ich nicht verraten?" "Das." Er beugte sich zu ihr hinunter und verschloss seine Lippen mit ihren. Dieses Mal war sein Kuss drängender und er vermittelte ihr all seine Empfindungen. Er spürte, wie Aubrey erschauderte. Auch sein Körper reagierte auf die zwischen ihnen herrschende Intimität. Doch noch nie zuvor hatten die Stimmen in seinem Verstand so getobt wie zu diesem Zeitpunkt. Seitdem er Aubrey das erste Mal gesehen hatte, konnte er nachts nicht mehr schlafen. Er wollte sich nicht eingestehen, dass er sie liebte, denn er hatte immer geglaubt, nicht im Stande dafür zu sein, dieses Gefühl zu empfinden. Es war eine Veränderung seines kompletten Seins, doch er wusste nicht, ob er diese Veränderung willkommen heißen sollte. Denn je mehr er für sie empfand, desto lauter wurde das Drängen seiner Dämonen und die manipulativen Ansprachen seines Vaters. "Spürst du nicht die Qual in deinem Inneren, mein Sohn? Du könntest ihr so viel unermessliches Leid antun. Du würdest dich besser fühlen. Töte sie. Töte sie und die Schmerzen hören auf." Intuitiv küsste er Aubrey mit mehr Leidenschaft als noch kurz zuvor. Er ließ seine Hände unter ihr Oberteil wandern und legte sie auf ihren Rücken. Dann zog er sie bestimmend an sich und spürte, wie ihre Haut von Sekunde zu Sekunde immer wärmer wurde. Als er anfing, ihren Körper zu erkunden, stöhnte sie leise an seine Lippen, doch Madoc tat alles, um seine Begierde und Lust nieder zu kämpfen - genauso wie das Verlangen nach Erleichterung und Schmerz. Wenn sein Vater ihn damals dazu zwang, einen Menschen zu töten, setzte er ihm sowohl physischen als psychischen Schmerz aus, bis er die Person tötete, um den Qualen zu entkommen. Und so war es auch heute noch. Er musste töten, um den Qualen zu entkommen, ganz gleich, ob er sie nicht mehr körperlich empfand. Und es würde sich auch niemals ändern.

Widerwillig löste er sich von ihr. In diesem Moment klopfte es. Sofort stoben sie auseinander. Luciá betrat die Umkleide. Er sah flüchtig zu Aubrey. In ihrem Gesicht spiegelte sich Unwohlsein wieder. "Aubrey, darf ich dir Agentin Luciá Diaz von der Behavioral Analysis Unit, kurz BAU, vorstellen?" Die Agentin schüttelte ihre Hand. "Hallo, Aubrey. Ich hätte ein paar Fragen an dich bezüglich der Vorkommnisse von vorletzter Nacht." Aubrey sah erneut zu ihm. In ihren blauen Augen lag etwas Gehetztes. Madoc konnte ihr nicht helfen, diese Vernehmung musste sein. "Ich werde draußen auf Sie warten, Miss. Das ist eine Sache, die mich nichts angeht." Er tat auf unwissenden Lehrer und verließ die Umkleide.

Er setzte sich auf eine der Bänke und lehnte den Kopf an die Wand. Dann schloss er die Augen und atmete angestrengt aus. "Du hast keine andere Wahl. Du musst sie töten", meldeten sich nun wieder seine Dämonen zu Wort, welche immerzu nur diese Sätze von sich gaben. Madoc krallte seine Fingernägel in die Wunde an seiner Hand, um die Schmerzsucht zu befriedigen. Er musste töten, um dem Drängen seines Vaters zu entkommen und der Qual, welche seine Worte verursachte, seitdem er sieben war. Doch seine Schmerzsucht konnte er oftmals durch andere Methoden ruhigstellen. Entweder mit Sex, oder wenn er sich selbst Schmerzen zufügte. Doch beide Methoden waren keine Dauerlösung. Und Erstere hatte er sich weitestgehend abgewöhnt.

Es dauerte nicht länger als zehn Minuten, bis Luciá aus der Umkleide kam. Madoc erhob sich von der Bank, auf welcher er sich niedergelassen hatte. Sein Geist war erschöpft. Er brauchte allmählich Ruhe, um sich mental zurückziehen zu können. "Und? Hat Aubrey Ihnen etwas sagen können?" Die Agentin lief geradewegs auf den Ausgang der Turnhalle zu, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. "Luciá?!" Mit einem entnervten Stöhnen blieb sie stehen und schenkte ihm einen bösen Blick. "Es wird Zeit, dass wir an den Tatort fahren. Ich erzähle es Ihnen während der Fahrt. Und ich will nichts von Ihnen hören, Knox. Kommen Sie." Er wusste, weshalb sie so reagierte. Aubrey war nicht standhaft geblieben. Verübeln konnte er es ihr jedoch nicht.

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