~Kapitel 4~
Das helle Flutlicht ließ ihn die Augen öffnen. Es dauerte einige Zeit, bis diese sich an das Licht gewöhnt hatten, weswegen er seine Aufmerksamkeit auf seinen schmerzenden Körper richtete. Kühle Luft schien ihn einzuhüllen und man könnte fast meinen, die Schwaden seines Atems zu sehen. Madoc schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Seine Erinnerungen waren schwammig und sein Kopf schien wie benebelt von Drogen zu sein. Da war nur der metallische Geschmack von Blut in seinem Mund. Es war das einzig Greifbare, was er momentan bestimmen konnte.
Mit zusammengekniffenen Augen starrte er nach vorne und versuchte angestrengt etwas zu erkennen. Um ihn herum waren vier Glaswände. Einer alten Gewohnheit nach analysierte er seine Situation, so wie sein Vater es ihm beigebracht hatte. Er wog ab, wie die Chancen auf Flucht standen, überlegte, wie er dem Wärter eine Pistole entwenden konnte und ob die Kugel möglicherweise das Glas durchdrang. Gerade als er dessen Dicke betrachtete, fielen ihm zwei altbekannte Personen auf, welche hinter der vorderen Glaswand standen. Es waren Brian und Godric. Beim Anblick der beiden verschwand sein Filmriss. Mit einem Mal war all der Schmerz wieder da. Er spürte ihn mit jeder Faser seines Körpers. Die Schläge auf seiner Haut, das Nervengift, was ihn bewegungsunfähig machte, Aubreys Schrei und der hilflose Blick von Brian … Madoc wusste, weswegen er hier war. Und es brachte ihn zum Schreien.
Er verschwendete gar keine weiteren Blicke mehr an die beiden, sondern versuchte, seinen Hass unter Kontrolle zu bekommen. “Verdammt! Ich muss mich ablenken.” Tat er das nicht, würde er wie ein Polizeihund durch die Wesensprüfung fallen. Und dann würden sie ihn genauso behandeln: wie ein Tier. Wertlos, ersetzbar und nicht würdig, sein Leben auf Erden ungestört zu fristen. Doch das hatte er auch nicht verdient. Er war ein Serienmörder. Es wäre richtig, wenn sie ihn umbrächten. Zum Wohle der Allgemeinheit. Würde er die Regeln brechen, oh, Godric würde ihn erschießen und das ganz ohne zu zögern.
Prüfend sah er an sich herunter und bemerkte verwundert, dass er nackt war. "Was zum…?" Das erklärte immerhin die Kälte auf seiner Haut. Er knurrte auf, als er bemerkte, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Sie hatten seine Hände und Füße gespreizt an die Liege gefesselt. Die Seile waren nicht allzu stramm, er konnte sie womöglich abstreifen, sofern er genug ungestörte Zeit hatte. Madoc drehte den Kopf nach hinten und riss prüfend an den Fesseln, welche ihn an der Liege hielten, die sich senkrecht in seinem Rücken befand, doch brachte es nichts. Godrics hämisch klingende Stimme hallte aus den Lautsprechern, dessen Satz ihn zusammenzucken ließ. "Starten Sie das Experiment." Geschockt riss Madoc die Augen auf. Wie froh war er gewesen, diesem Albtraum entflohen zu sein, doch nun begann er wieder von vorne. "Nein! Das können Sie nicht machen!", rief er fast schon verzweifelt, doch auch als er sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Fesseln warf, erreichen tat er dennoch nichts.
In diesem Moment betrat ein ihm unbekannter Mann den Raum. Der Fremde war maskiert, trug jedoch eine Uniform des BKA. Und je näher er sich ihm näherte, desto kälter wurde ihm. “Warten Sie!”, bat Madoc ein letztes Mal. Und tatsächlich brachte Godric den Mann mit einem Handzeichen zum Stehen. “Ich will, dass Brian das übernimmt.” Er hörte seinen besten Freund nach Luft schnappen. Godric grinste nur. “Sie machen es sich auch wirklich nicht einfacher, Knox. Aber nun gut. Ihr Wunsch ist mir Befehl.” Madoc schluckte mühsam und schloss die Augen. Schwere Schritte entfernten sich von ihm und wurden durch zögernde ersetzt. “Sieh mich an, Kumpel”, raunte Brian belegt. Er ging dem Befehl nach. Brian weinte nicht oft und schon gar nicht in Gegenwart anderer Menschen, doch jetzt rollten ihm stille Tränen über die Wangen. “Wie war das mit, wir werden uns nie wieder gegenseitig verletzen?” Madoc verzog gequält das Gesicht. “Tu es bitte einfach. Du warst jahrelang für mich da, aber jetzt kannst du mir nicht helfen. Du kannst es nur selbst tun.” Sein bester Freund blickte blinzelnd nach oben, um die Fassung behalten zu können. Dann brachte er die Kabel der Autobatterie an seinen Brustwarzen an. Augenblicklich zuckte Madoc zusammen, währenddessen erwachten die Monitore zum Leben, welche seine Vitalwerte überprüften. Ein letztes Mal suchte er den Blick seines besten Freundes und flüsterte “Ich danke dir.” Danach bedeutete er ihm, den Raum zu verlassen. Nun stand er Auge um Auge mit seinem Schicksal.
Plötzlich durchzog ein schrecklicher Schmerz seinen Körper. Der Elektroschock ließ sein Inneres in Flammen aufgehen. Erst jetzt bemerkte er, dass sich an seinem Kopf Kabel und Elektroden befanden, um die Gehirnströme zu messen. Er sah zu Brian, welcher sich bei seinem Blick abwandte. Erneut erklang die Stimme Godrics. "Erhöhen Sie die Spannung." Madoc schrie. Er schrie und schrie, bis er vor Erschöpfung nach vorne sackte und ihm die Stimme versagte. Die Elektroschocks endeten, doch war sein Zittern allgegenwärtig. Es roch nach verbranntem Fleisch. Ihm wurde übel. "Ich liebe es, Sie vor Schmerz schreien zu hören, Knox. So wie Sie es geliebt haben, Ihre Opfer schreien zu hören." Madoc blickte dem gebrochenen MI5 Vorsitzenden durch seine herunterhängenden Haare entgegen. Das Grinsen auf dessen Gesicht zeugte von Triumph. Er wollte sich rächen. Dies war ein Disput zwischen Godric und ihm, welcher durch Taten ausgetragen wurde. Und dieser würde erst enden, wenn er, Madoc, starb oder Godric endlich von der Wahrheit überzeugt werden konnte: dass Luciás Tod die Handschrift von Matthew trug. "Mal sehen, wie viel Schmerzen Sie wirklich aushalten können, bis es das Maß der Erregung und Erleichterung übersteigt, welche Sie dabei empfinden." Godric lachte bellend und machte eine kreisende Handbewegung. Daraufhin durchzogen erneut Elektroschocks Madocs Körper. Die Monitore piepten auf. Vielerlei Schmerzen konnten ihn sich besser fühlen lassen, doch das hier ... Das war Folter. Es war die Art von Folter, welche sein Vater bei ihm angewandt hatte. Sie war einzig und allein darauf ausgelegt, seinen Willen zu brechen.
Als der Schmerz abgeklungen war, hörte er wie eine Tür aufschwang. "Machen Sie einfach so lange weiter, bis er zu einem zahmen Sklaven wird." Argwöhnisch biss Madoc die Zähne zusammen. "Sie können mich nicht brechen, Godric. Mein Vater ist bereits kläglich daran gescheitert." Herausfordernd hob er den Kopf und bemerkte im selben Augenblick die vier nackten Frauen, welche ihn flankierten. Mehr Folter hätten sie ihm wirklich nicht aussetzen können. Es fehlte nur noch Aubrey. "Wie sieht es mit körperlichen Reizen aus, Knox? Dem konnten Sie doch noch nie gut widerstehen", säuselte Godric und bleckte dabei die Zähne. Brian schenkte Madoc einen leidenden Blick. Ein Blick der besagte "Sie wollen dich zu einem Zug zwingen. Tus nicht." Doch sowohl Brian als auch er wussten, dass er in seinem gegenwärtigen Zustand irgendwann nachgeben musste. Es war nur eine Frage der Zeit.
Eine der Frauen lief mit einem vielsagenden Grinsen auf ihn zu. Fast augenblicklich spürte er ihre Hand an seiner intimsten Stelle. Madoc entwich ein animalischer Laut. Währenddessen wurden seine Fesseln gelöst. Nun stand er mit voller Bewegungsfreiheit vor den Frauen. “Böser Fehler.” Sie allesamt waren blond, groß und schlank. "Na los, Madoc. Tu uns weh." Sein Körper reagierte automatisch wohlwollend auf die intimen Berührungen, auch wenn sein Verstand dies nicht tat. Er versuchte seine Gedanken zu Aubrey zu lenken. Und wie er mit Schrecken feststellen musste, wohnte sie dieser Orgie live bei. “Oh nein. Wie lange steht sie dort schon?” Brian hielt sie schützend im Arm, denn sie wirkte so, als ob sie jeden Moment umkippen würde. "Ich werde das solange vollziehen, bis sie mit den Frauen geschlafen haben, Knox. Oder bis diese tot sind." Doch er rührte sich nicht, sondern verlor sich in Aubreys Blick. Sie war seine Schwachstelle. Und Godric wusste es. Denn als hätte er es geahnt, kam erneut eine Drohung. “Ich habe nichts dagegen, ihre Kleine auf jegliche Art und Weise zu zerstören, Knox. Also? Was ist ihnen lieber?”
Widerwillig tat er das, was von ihm verlangt wurde, denn nun war der Moment gekommen, an dem sein Verlangen nach Schmerzen und Erleichterung die Oberhand gewann. Aber noch mehr tat er es für Aubrey, um ihr Wohlergehen willen. Er schlief mit den Frauen und Aubreys verletzter Blick brannte sich in sein Gedächtnis. Ein Blick dominiert von Schmerz, welche er nie wieder vergessen würde. "Und nun, mein Sohn, töte sie. Dann hört dein Leiden auf." Jetzt war es die Stimme seines Vaters, welche zu ihm sprach. Ohne zu zögern gab er nach. "Ja, Vater." Madoc stürzte nach vorne und brach allen vier Frauen das Genick. So schnell, dass ihm beinahe schwindelig wurde. Seine Schläge und Tritte verfehlten nie ihr Ziel und die Schreie verursachten eine angenehme Gänsehaut auf seinem Körper. Als das Adrenalin verschwand, sah er zitternd auf das Massaker, welches er verursacht hatte. "Ich bin ein Monster ..." Angewidert von sich selbst verzog er das Gesicht. "Das sind Sie, Knox. Das sind Sie. Und Sie haben noch nicht einmal versucht, ihr Verlangen zu ignorieren. Ausschalten." Sein Kopf fuhr hoch. Abrupt wurde er von zwei Männern an den Armen gepackt, deren Schläge ihn langsam, aber sicher gen Boden beförderten. Und dann spürte er die Peitsche auf seinem Rücken, welche seine Haut aufriss. Nebenbei wurde ihm eine scharfe Klinge über seine Arme gezogen. Das Blut tränkte den Boden rot. So viel Schmerz hatte er seit Langem nicht mehr gespürt.
"Aufhören, sofort! Hören Sie sofort auf mit diesem sadistischen Spiel!" Die Schläge hörten tatsächlich auf und die Männer entfernten sich auf ein Kopfnicken Godrics von ihm. Mit einem schmerzhaften Aufstöhnen erhob Madoc sich. Er fand sofort Aubreys Blick. Sie stand kreidebleich in der Tür, das ausgemerzte Gesicht mit Tränen übersät. Brian stand hinter ihr und hatte seine P30 gezogen. Aubrey schien sich nicht sicher zu sein, was sie tun sollte, doch dann fiel sie ihm schluchzend um den Hals. "Ich weiß, dass du es tun musstest. Es ist nicht deine Schuld, Madoc. Du hast ... Es ..." Sie brach ab. Ihre Tränen fielen auf den grauen Boden. Mit hasserfüllten Augen blickte er Godric entgegen. "Es ist eine Sache, mich leiden zu lassen, doch es ist eine andere, dies ebenfalls mit Aubrey zu tun." Zähneknirschend wandte er sich Brian zu. "Bring sie hier raus." Zärtlich küsste er Aubrey auf die Stirn und schob sie dann in die Richtung des Kriminalbeamten. Dieser runzelte verwundert die Stirn. "Was ist mit dir?" Madoc lächelte schwach. "Ich werde es zu Ende bringen lassen." Dann gab er der Tür einen Stoß und entfernte sich somit von seiner Welt. Von den Personen, die er am meisten brauchte.
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