Ein strickendes Orakel - oder so
"Ihr feiert eine Orgie und ladet mich nicht ein?" Blaises Stimme weckte mich, meine Augen öffneten sich flatternd. Im Schlaf war ich an Gregory herabgerutscht, mein Oberkörper ruhte in seinem Schoß, sein Rumpf war über meinen gebeugt. Ich hatte in einem Gregory-Taco geschlafen.
"Das nächste Mal laden wir dich ein", gähnte ich und Blaises empörte Miene glättete sich.
"Das will ich auch hoffen."
Ich rollte mich ninjamäßig aus meinem Gregory-Taco und weckte dabei erstaunlicherweise niemanden. Pansy schlummerte ausgestreckt wie ein Seestern, ihre Beine kesselten den nun ungefüllten Gregory-Taco ein und Theodore lehnte noch immer am Pfosten, nur dass er sich auf den Boden gedreht hatte und den Pfeiler umarmte wie eine lang verloren geglaubte Schwester. Später musste ich wahrscheinlich seinen Sabber wegwischen, aber wenigstens saßen wir im selben Boot.
Leider rollte ich mich zu weit und fiel nicht so ganz ninjamäßig aus dem Bett, genau vor Blaises Füße. Er pfiff anerkennend. "Du hast dich richtig gekonnt an Nott vorbeimanövriert, so, als hättest du das alles geplant. So viel Mühe, nur um mir zu Füßen zu liegen? Ich fühle mich geehrt, mein Lieber."
Das Beste hatte er gar nicht erwähnte. Die anderen schliefen noch immer, als wäre Hypnos hier durchspaziert. Dafür fühlte ich mich erholt, dieses Nickerchen hatte ich wirklich gebraucht.
"Gehen wir raus, damit sie in Ruhe schlafen können?" Blaise nickte und reichte mir die Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen.
Draußen im Gemeinschaftsraum setzten wir uns an einen der Schreibtische; die Plätze am Feuer waren von jüngeren, Späße treibenden Schülern besetzt. Sie redeten mit aufgeweckten Stimmen wild durcheinander, erzählten sich Geschichten, parodierten Lehrer und schauten immer wieder zu einem rothaarigen Jungen, der einiges, was sie sagten, mit wackelnden Augenbrauen zu zweideutigen Reimen umdichtete und zwischendurch seltsame Kommentare zu seinem Strickwerk einwarf.
Als Blaise gerade eine kleine, natürlich aus dunklem Holz geschnitzte Statuette in die Hand nahm, rief der rothaarige Junge beispielsweise: "Ich brauche jetzt die hässliche, gelbe Wolle, die aussieht wie die Zähne meiner Oma! Hat die wer gesehen? Kennt ihr meine Oma? Meine Oma ist ein Engel mit Mundgeruch wie ein Sumpfmonster. Bezaubernd, sag ich euch. Ich liebe sie!"
"Wer ist das?", fragte ich Blaise mit einem Kopfnicken zu dem Jungen. Das schien er allerdings nicht zu bemerken, weil er unheimlich fasziniert von der Statuette zu sein schien.
"Es steht, dass das Circe ist, unheimlich faszinierende Hexe." Er drehte und wendete die Statuette und jetzt, wo er es erwähnte hatte, erkannte ich Circes feine Züge, die meisterhaft im Holz festgehalten worden waren.
"Sie hat ein Faible für Tiere", merkte ich an.
"Von ihr würde ich gern in ein Schwein verwandelt werden." Seine Stimme klang träumerisch.
"Mittlerweile hat sie es ja eher mit Meerschweinchen."
"Du redest ja, als lebe sie noch." Blaise seufzte. "Ach, wenn es doch so wäre. In den ersten Schuljahren bin ich unsterblich in sie verliebt gewesen, habe allen Schülern unter Todesandrohungen ihre Zaubersammelkarten abgerungen. Circe und Agrippa sind die einzigen für mich gewesen, ach, diese Liebe."
"Ich bin ewig lang auf diese eine Moderatorin gestanden, sie hat immer so lieb gelächelt und hatte ver-Damm-t schöne Zähne. Früher wäre ich für solche Zähne gestorben, das sag ich dir."
"Ach, du hast doch auch schöne Zähne, Percy, Schatz."
"Aber du hättest dir ihre ansehen müssen! Wenn sie gelächelt hat, ist man beinahe erblindet, so weiß und strahlend sind sie gewesen."
"Das klingt wahrlich reizend. Ich meine, jedes Mal fast erblinden, nur weil sie sich freut? Warum nicht?"
"Dieses Gelb ist ja irgendwie mehr wie Schwefel als die Zähne meiner Oma!", verlautbarte der Junge.
"Wie auch immer, eigentlich habe ich nicht die Statue, sondern den strickenden, schreienden Typen gemeint." Ich deutete auf den Rotschopf, der gerade einen schmutzigen Reim abließ.
Blaise schaute nicht einmal auf. "Das ist Pritchard. Du würdest wahrscheinlich Graham sagen."
Das war also der Mann im Schatten hinter Baddock? Irgendwie hatte ich mir Graham Pritchard ernster vorgestellt, verschwiegen und eher abseits. Stattdessen saß er mit leuchtenden Augen unter Freunden, riss Witze und strickte etwas in dem hässlichen Gelb, das zwischen Schwefel und der Farbe der Zähne seiner Oma zu pendeln schien.
"Hat Baddock eigentlich auch einen Vornamen?" Ich war mir nicht mehr sicher, ob er mir gesagt worden war, aber irgendwie hatte ich diesen Gedanken, dass er gleich hieß, wie eines der Athenekinder.
Blaise verdrehte die Augen. "Selbstverständlich. Malcolm heißt er."
Ich war beeindruckt von mir selbst. Ich meine, mein Gedächtnis war gar nicht so schlecht.
"Götter, Malcolm und Graham klingt so hollywoodreif. Pritchard Graham, lass die diesen Namen mal auf der Zunge zergehen. Wie dunkle Schokolade."
"Ich stimme dir jetzt einfach zu." Blaise strich über den Sockel der Statuette. "Eigentlich wollte ich dir ja von Daphne berichten und nicht über frühere Schwärmereien und Zähne und was weiß ich nicht reden."
"Oh, das tut mir leid. Wie geht es ihr denn?"
"Nun, sie wird sich wieder vollständig erholen, weil du so schnell reagiert hast, hat zumindest Madame Pomfrey gesagt. Sie ist zuversichtlich, dass Daphne morgen schon wieder entlassen werden kann. Deine Muggelmagie hat zwar ihr Leben gerettet, aber Hexenmagie wirkt Wunder, was das angeht."
"Du musst nicht betonen, wie viel cooler ihr Zauberer im Vergleich zu Muggeln seid."
Blaise schaute mich komisch an. "Wir Zauberer."
Oh, verdammt. "Ich bin cooler als alle Zauberer, deshalb." Wow, wie smooth.
"Ja, genau. Da hast du natürlich recht, Percy. Du bist ja eigentlich so cool, dass ich mich mehr als nur geehrt fühlen müsste, weil du mir vorher die Füße küssen wolltest. Du bist wie ein Gott."
Blaise hatte nur Spaß gemacht, aber der letzte Satz... Er hatte recht. ich war wie ein Gott, aber nur 'wie'. Ich war kein Gott, kein Sterblicher. Ich zählte nicht zum "Wir Zauberer" und so etwas wie "Wir Menschen" hatte es nie gegeben, immer nur Weiße und Schwarze und Rote und Gelbe. Da waren Inuits und Indios und Roma und Sinti, da waren Christen und Muslime und Juden und so viele mehr, aber es waren nur kleine "Wir" und nie ein großes.
Aber das konnte mir ja egal sein, immerhin gehörte ich zu gar keinem "Wir".
Ich war ein Kind zwischen den Stühlen, nur dass ich allein im leeren Raum zwischen den Welten schwebte, anstatt mir den Hintern wund zu hocken.
Blaise schaute mich an, seine Miene unsicher, was er denn falsch gemacht habe, warum ich nicht lachte oder grinste oder sonst wie reagierte.
"Du hast recht." Blaise roch stark nach Bitterorange und geschmolzener Zartbitterschokolade, als wäre er in diese Aspekte der Hexenmagie hineingetaucht worden. Er war Verführung und Magie, vielleicht floss etwas vom Blut des Eros durch seine Adern.
"Ich habe damit recht, dass du wie ein Gott bist?" Er kratzte sich unkomfortabel im Nacken, seine Bewegungen so unruhig wie Schatten kurz vor Mitternacht. "So selbstverliebt bin nicht einmal ich."
"Du hast recht, mein Lieber. Was rede ich nur?" Ich lachte und es war viel tiefer als normal und so seidig. Der Stein wackelte leicht und das Glas klirrte leicht. Irgendwo fauchte eine Katze. "Tut mir leid, ich bin etwas neben der Spur." Ich lächelte mein überzeugendes, falsches Lächeln und Blaise erwiderte es unsicher.
Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich sah es in seinen Augen.
"Willst du vielleicht ein Glas Wasser trinken?" Blaise rieb über die Statuette und wich meinem Blick aus.
"Wasser mag ich immer."
"Cool... Eigentlich habe ich gehofft, du willst keins, wir haben nämlich gar keines da."
"Oh."
"Ja, finde ich auch."
"Blumentopf."
"Spaten."
"Sprössling."
"Regenwurm."
"Sind Regenwürmer eigentlich Ringelwürmer?"
"Die Frage der Fragen, Percy. Fragen wir doch Pritchard, der weiß auf alle Fragen eine Antwort. Lustig, wie oft man 'Fragen' sagen kann. Na ja, fragen wir ihn einfach." Es war komisch zwischen uns.
Dass Graham - Pritchard passte irgendwie besser zu ihm, ich würde ihn Pritchard nennen - gerade diesen Moment wählte, um seine Weisheit zu verkünden, grenzte beinahe schon an Schicksal. "Meine Großmutter, diese wunderbare Frau, hat mir das Stricken mit Garn beigebracht, das so rosa gewesen ist wie ein Regenwurm. Wusstet ihr, dass Regenwürmer Ringelwürmer sind? Ich muss jedes Mal lachen, wenn ich daran denken." Er lachte.
"Wow", sagte ich. Wenn das so weiterging, würde ich mir von Graham STrickorakel Pritchard die Prophezeiung abholen.
"Und wusstet ihr, dass es Albinopflanzen gibt? Habe ich zumindest gehört. Die Überleben aber meist nicht lange, weil sie kein Chlorophyll haben, sonst wären sie ja grün und nicht weiß. Gehören nirgendwo dazu, die Armen."
Was wollten die Moiren mir damit sagen?
Puh, irgendwie sind das jetzt nur so Filler-Kapitel, damit Percy ein bisschen Bonding mit seinen freshen Classmates betreiben kann. Denglisch meldet sich zum Dienst. Diese Author's Note ist übelster Cringe zum Lesen, ich meine, ich bin nicht einmal der Jugendsprache mächtig und ziehe 'fresh' als Adjektiv heran...
Der eigentlich Sinn dieser Author's Note ist, dass ich euch mitteilen wollte, dass in den nächsten Kapiteln nicht allzu viel Action passiert... Nicht, dass es da schon was gegeben hätte...
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