30 | petrichor
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p e t r i c h o r
dezember 2013
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Allison || Meine beste Freundin Jillian trällert in vollkommen schief das tausendste Weihnachtslied mit, die heute in Dauerbeschallung auf uns einwirken. Sie kann genauso wenig singen wie ich und gerade deshalb macht es so einen Spaß, gemeinsam mit ihr aus voller Kehle die Texte durch das Auto zu brüllen.
„Ihr beiden hört sich schlimmer an als sterbende Vögel", meint Drake mit verzogenem Gesicht und hält sich die Ohren zu.
Grinsend drehe ich mich zu meinem Bruder um, der sich auf der Rückbank zwischen zwei Kindersitzen quetscht. „Sei froh, dass wir dich fahren, Kleiner."
„Ja, ja, danke", grummelt er.
Dafür dass er Jillian noch vor zwanzig Minuten in einer Dauerbeschallung überredet hat, ihn mit ihrem neuen Auto zum Fotostudio meines Vaters zu bringen, wo er in den nächsten Stunden irgendwie ein Weihnachtsgeschenk für meine Eltern zusammenbasteln will, bereut er diese Entscheidung jetzt.
„Wieso kriegst du es eigentlich wirklich nie hin, ein Geschenk pünktlich zu haben?", frage ich Drake wirklich neugierig, weil mir das vollkommen fremd ist. Ich muss alles direkt erledigen, um bloß keine Unsicherheit zu haben, ob ich das Geschenk auch rechtzeitig in den Händen halte.
„Das Leben ist so viel spaßiger mit einer ordentlichen Portion Risiko", entgegnet mein Bruder grinsend, während das Auto vor dem Fotostudio hält. „Wir sehen uns dann heute Abend beim Essen?"
Ohne unsere Antwort abzuwarten, ist er bereits aus dem Wagen gesprungen. Kopfschüttelnd sehe ich ihm dabei zu, wie er nach dem passenden Schlüssel für die Tür kramt, weil es bei Drake durchaus sein kann, dass er diesen zuhause liegengelassen hat. Doch irgendwann hat er schließlich mit seinen dicken Handschuhen die Tür des Studios aufgeschlossen und verschwindet im Inneren.
„Ich liebe deinen Bruder", verkündet Jillian lachend, als er sich bei uns mit einer Verbeugung bedankt.
„Er ist unmöglich", beschwere ich mich, jedoch mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Ich habe Drake wirklich vermisst und es ist eine Wohltat, ihn während der Ferien wieder um mich zu haben. Dasselbe gilt für Seth, der heute Abend wieder in Manchester landen wird.
Ich habe Weihnachten immer schon geliebt, doch diese Feiertage sind mir noch viel wichtiger als sonst, weil wir dieses Jahr das erste Mal so viel Zeit getrennt verbracht haben. Erst dann merkt man wirklich, wie viel die Familie einem bedeutet und ich genieße jede einzelne Sekunde.
„Wie geht es eigentlich Harry?" Fragend sieht Jillian kurz zu mir herüber, bevor sie sich eilig wieder auf die Straßen konzentriert. Eine durchaus weise Entscheidung, denn gestern hätte sie beinahe einen Fußgänger überfahren, weil sie zu abgelenkt gewesen ist. Ich habe nur Kreischen können, während wir ihn um Zentimeter verfehlten. Meine beste Freundin hakte das Erlebnis achselzuckend ab, aber ich habe heute Nacht deswegen nicht richtig schlafen können.
„Gut", erwidere ich wahrheitsgemäß. „Er hat bis vorgestern arbeiten müssen und kommt später zu mir. "
Ich habe Harry seit New York nicht mehr sehen können und es ist verdammt schwer, aber jetzt freue ich mich umso mehr darauf, ihn heute irgendwann endlich wieder in die Arme nehmen zu können.
„Wohnt er noch in London, Ally?"
Jillian biegt so scharf in die Kurve, dass ich mit voller Wucht gegen die Tür geschleudert werde. Sie ist wie das gesamte Auto in einem Farbton gehalten, der Helen schreien lassen würde.
Kotzgelb ist keine richtige Farbe, doch anders kann man das Auto nicht beschreiben, in dem Jillian uns durch die Straßen Manchesters gurkt. Ich verstehe nicht ganz, warum sie überhaupt ein Auto geschenkt bekommen hat, wenn sie doch nun die meiste Zeit des Jahres auf einem anderen Kontinent wohnt, doch ich beschwere mich sicherlich nicht, denn bei diesem regnerischen Wetter kann ich getrost auf die Bahn verzichten. In den letzten Tagen hat dieses Auto mir oft den Hintern gerettet, während meine beste Freundin und ich versucht haben, all die verpasste Zeit der letzten Monate aufzuholen.
„Ja natürlich", entgegnete ich langsam. „Wo sollte Harry denn sonst wohnen?"
Achselzuckend sieht Jillian zu mir herüber, wobei sie kurz vergisst, dass Lenkrad festzuhalten. Eilig presse ich ihre Hände wieder auf das Leder. „Fast alle Künstler ziehen ja irgendwann nach LA, Ally."
„Harry aber nicht. So toll ist dein LA nämlich nicht."
„Was bist du eigentlich so genervt?", fragt sie mich.
Seufzend lasse ich mich in meinem Sitz heruntersinken. „Du erzählst seit Tagen nur von deinem tollen neuen Leben mit dem tollen Detox Café und dem riesigen Strand. Merkst du das denn gar nicht?"
Das geht mir so langsam wirklich auf die Nerven, aber gleichzeitig haben ihre Worte auch einfach eine wunde Stelle gefunden. Mir ist selbst schon aufgefallen, dass Harry immer mehr Zeit in Los Angeles verbringt, nächste Woche fliegt er bereits wieder dorthin und lässt mich in England zurück, und wir haben uns bereits mehr als einmal darüber gestritten.
„Ich dachte einfach, dass du dich für mein Leben interessierst", meint Jillian getroffen.
„Tue ich doch auch", versichere ich ihr.
„Aber du bist eifersüchtig."
Erst will ich verneinen, aber dann merke ich, dass sie doch einen wunden Punkt trifft. Ich schenke ihr ein entschuldigendes Lächeln. „Bin ich wirklich ein wenig. Tut mir leid. Es ist einfach so, dass du all diese coolen Orte siehst und ich seit Jahren nicht einmal mehr an einem Strand gewesen bin. Das ist nicht einfach."
Sie schlingt mir einen Arm über die Schulter. „Komm mich doch einfach besuchen, Ally. Dann legen wir uns in den Sand, bis wir beide wie kleine rote Schweinchen aussehen und machen unserer englischen Herkunft alle Ehre."
Ich lache, bevor ich den Kopf schüttele. „Ich würde wirklich gerne, aber ich kann nicht."
„Wieso nicht?"
„Zu teuer."
„Vielleicht kann Harry dir was leihen?", schlägt meine beste Freundin vor.
Ich weiß, dass sie es nur gut meint, aber so langsam kann ich diesen Vorschlag wirklich nicht mehr hören.
„Harry ist nicht mein Geldgeber, Jill", entgegne ich genervt. „Ich werde nicht dafür bezahlt, seine Freundin zu sein. Er ist nicht mein Sugar Daddy."
Das Auto röhrt, als sie von der Kupplung rutscht und uns mitten auf der Verkehrsstraße stehenbleiben lässt. Die Autos hinter uns hupen anklagend, doch sie tritt einfach in aller Ruhe die Kupplung durch und verabschiedet sich mit dem Mittelfinger von dem wütenden Hintermann.
„Das meine ich ja auch gar nicht, Ally. Himmel, wann bist du so empfindlich geworden?"
Achselzuckend lehne ich meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Sie ist eisig, aber gerade genau das, was ich brauche, um nicht in Tränen auszubrechen. „Ich habe einfach genug davon, andauernd vorgeworfen zu bekommen, dass ich nur wegen des Geldes mit Harry zusammen bin. Dass ich nichts anderes tue, als ihn auszunehmen."
Jillian sieht mich überrascht an. „Wer sagt das denn?"
„Das Internet", murmele ich, während ich an der Kette herumfummele, die mein Freund mir geschenkt hat. Noch etwas, was ich von ihm bekommen habe.
Meine beste Freundin hält erneut mitten auf der Fahrbahn ohne sich auch nur im Geringsten um die anderen Verkehrsteilnehmer zu stören und zieht mich in eine feste Umarmung. „Das ist Bullshit, das weißt du hoffentlich? Du bist die beste Freundin, die Harry sich wünschen könnte."
Anfangs habe ich noch darüber lachen können, aber nach einiger Zeit habe ich wirklich angefangen, mich bei jeder Handlung zu hinterfragen. Sei es, wenn er mir mein Essen bezahlt oder ich wie in New York kostenlos bei ihm im Zimmer geschlafen habe. Ich hasse es, doch die Zweifel kann ich nicht verdrängen.
„Manchmal ist es schwer, dass zu glauben", seufze ich.
Jillian schenkt mir ein Lächeln und fährt endlich weiter, während die Autos hinter uns mittlerweile in ein Hupkonzert verfallen sind. „Gut, dass du mich hast, um dich daran zu erinnern, Ally. Und nun erzähl mir endlich mal was von deinem supercoolen Leben in London. Ich habe noch nicht genügend Details bekommen."
Ich brauche ein wenig, um all die düsteren Gedanken loszuwerden, aber letztendlich bin ich froh darüber, dass meine beste Freundin bei mir ist und mir in aller Breite erzählt, warum mein Leben doch toll wäre. Manchmal braucht man einfach eine kleine Erinnerung daran, um das wirklich zu schätzen zu wissen.
„Helen und ich haben übrigens ein Starbucks Café direkt in unserer Nachbarschaft entdeckt. Habe ich dir das schon erzählt?", frage ich Jillian schließlich, als wir schon längst wieder bei mir Zuhause in dem kleinen Kinderzimmer angelangt sind.
Es ist nicht größer als mein Reich in London und seitdem ich zum Studium in die Großstadt aufgebrochen bin, hat sich hier auch nichts geändert. Es fühlt sich an wie eine Reise in meine Vergangenheit, in die Sicherheit, und ich heiße sie mit ganzem Herzen willkommen.
Jillian lässt die Beine in der Luft baumeln, während sie mir zuhört. „Nein, hast du nicht. Also schieß los."
„Es ist wirklich klein, aber zu bestimmten Uhrzeiten völlig überfüllt. Jedoch zum Glück nicht ganz so schlimm wie in der Innenstadt", meine ich und kaue eine Gabel Kuchen, bevor ich weiterrede. Seitdem wir uns das Gepäck vorhin von unten geklaut haben, haben wir bereits drei Stücke vernichtet. „Wir sitzen wirklich oft dort und beobachten die Menschen."
Irritiert sieht meine beste Freundin mich an. „Wieso das denn?"
„Wir suchen uns jemanden aus und denken uns eine Story für sein Leben aus", erzähle ich, während ich lächelnd an all die Geschichten zurückdenke, die meine Mitbewohnerin und ich uns bereits aus den Fingern gesogen haben. Erst letzte Woche haben wir einem kleinen Mädchen prophezeit, dass es die verlorene Thronerbin aus China sei.
„Aber wieso tut ihr das? Das ist doch total merkwürdig, Ally."
„Es macht Spaß", meine ich, während ich mir eine weitere Gabel Kuchen in den Mund stopfe.
Sie runzelt die Stirn, als würde sie aus meinen Worten nicht schlau werden. „Was genau soll denn daran Spaß machen?"
Das ist der Moment, in dem mir bewusst wird, dass zwischen uns doch nicht alles so ist wie immer. In einigen Augenblicken fühlt es sich so an, aber wir sind beide erwachsener geworden. Wir haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt und es gibt nichts, was man dagegen tun könnte. Diese Entfremdung gehört einfach zum Leben dazu, auch wenn ich es so viele Monate nicht wahrhaben wollte. Es ist nicht so, dass ich Jillian nicht immer noch lieb habe, aber irgendwann in den letzten Wochen hat Helen den Platz meiner engsten Bezugsperson eingenommen.
„Nicht so wichtig", entgegne ich also bloß. Und es ist in Ordnung, das ist es wirklich.
Jillian wird immer eine Begleitung in meinem Leben bleiben, bloß wird sie nicht mehr ganz so viel Raum einnehmen. In den letzten Monaten hat sich eine einstige Hauptfigur zu einem Randcharakter verschoben. So ist das Leben nun einmal manchmal.
„Erzähl doch mal von deinem Studium", meine ich, auch wenn ich die Geschichten sicherlich alle schon in hunderten Ausführungen gehört habe. Ich brauche einfach einen Moment, um zu verarbeiten, dass wir uns geändert haben und will nicht, dass es ihr auffällt.
„Die Uni ist einfach so fantastisch! Einer unserer Professoren ist ein wirklicher Drehbuchautor in Hollywood und ein anderer hat bei den Avenger Filmen mitgearbeitet. Da lernst du so viel, dass kannst du gar nicht glauben", schwärmt Jillian sofort drauf los. „Und ich habe vor den Ferien ein Projekt abgegeben. Ein Drehbuch und ich wurde so gelobt."
Ich nicke bloß stumm, denn in den letzten Tagen hat sie von nichts anderem mehr geredet.
„Es ist total außergewöhnlich und mein Prof hat gesagt, dass ich es ganz nach oben schaffen kann. Ich bin sein absoluter Liebling."
„Das freut mich für dich", erwidere ich ehrlich.
In Hollywood einen Durchbruch zu schaffen, ist schwer genug und ich drücke ihr die Daumen, dass sie es wirklich hinbekommt. So viele scheitern und dieser ganze Druck geht einem langfristig auf die Seele. Ich weiß, dass Harry es irgendwann auch einmal als Schauspieler probieren will und auch wenn ich es ihm gönnen würde, hoffe ich einfach, dass er damit noch lange wartet. Er hat bereits genügend Zeitdruck.
„Und wir fahren nächsten Monat zu einem wirklichen Filmdreh! Mit richtigen Schauspielern. Gott, ich bin so aufgeregt. Was ist, wenn dort George Clooney ist? Bradley Cooper? Wahrscheinlich werde ich kein Wort herausbringen."
„Oder du wirst gar nicht aufhören zu können zu reden, wie so oft, wenn du nervös bist", werfe ich grinsend ein.
Lachend schlingt Jillian mir einen Arm um und zieht mich auf die Matratze, bis ich ebenfalls mit dem Rücken darauf liege und an die Zimmerdecke starre.
Sie ist leicht bröckelig, einzelne schwarze Flecken sind zu erkennen. Ohne Zweifel vom Leben gezeichnet, von unzähligen Nächten, in denen ich nicht schlafen konnte und meine Kuscheltiere nach oben geworfen habe. Von dem Tag, an dem mein Bruder Seth eine Farbexplosion veranstaltete, die eigentlich erst in der Schule hochgehen sollte und woraufhin unsere Mutter ihm einen Monat lang Hausarrest verpasste. Es kümmerte ihn nicht, weil er stattdessen einfach mehr Zeit mit mir und Drake verbrachte, der damals gerade erst laufen gelernt hatte. Von dem Nachmittag, an dem Jillian das erste Mal das erste Mal das Herz gebrochen wurde und sie in meinen Armen weinte, bis wir schließlich unsere Initialen an die Decke malten, mit schwarzem Edding, damit sie immer nebeneinander existieren würden.
So viele Erinnerungen in diesen vier Wänden, die ich nie wieder vergessen will.
„Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir der Decke die Details verpassten?", murmele ich, während ich immer noch auf das schwarze ‚J' und ‚A' hinaufstarre.
Ich muss Jillian nicht ansehen, um zu wissen, dass sie lächelt. Dafür kenne ich sie bereits zu lange und viel zu gut. „Ja, natürlich erinnere ich mich daran. Das war ein Scheißtag mit einem guten Ende."
„Was glaubst du? Wer es das wert?"
Sie stützt sich auf die Ellbogen, um mich mustern zu können. „Mein gebrochenes Herz?"
Schweigend nicke ich, während mein Zeigefinger gegen den Oberschenkel klopft. Der Takt ist unregelmäßig, ein Überbleibsel meiner wirren Gedanken.
„Ja, das war es absolut wert. Man muss manchmal fallen, um fliegen zu können", bestätigt Jill und sieht mich dann besorgt an. „Bei dir und Harry ist aber alles gut?"
„Ja, ist es", murmele ich. Es ist die Wahrheit, denn heute ist es auch so. Aber es gab in den letzten Wochen so viele Momente, in denen ich mir dessen nicht sicher gewesen bin, dass ich immer Angst davor habe, dass wir unsere nächste Explosion nicht überleben werden. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann.
„Dann ist doch alles gut."
„Ich weiß", murmele ich. „Aber wir streiten uns. Über Wichtiges und noch viel öfter über Unwichtiges."
„Das machen alle Paare."
Seufzend beiße ich mir auf die Unterlippe. „Ich weiß. Aber was ist, wenn es irgendwann zu viel wird? Wir sehen uns kaum, wir streiten uns und andauernd bricht er seine Versprechen, auch wenn er immer wieder schwört, es nicht zu tun. Was ist, wenn wir es irgendwann nicht mehr schaffen?"
Jillian schlingt den Arm um mich und ich vergrabe mein Kopf an ihrer Schulter. „Werdet ihr. Harry liebt dich, Ally. Und er würde nie bewusst irgendetwas tun, was dich wirklich verletzen wird."
Ich stoße einen Schwall Luft aus, bei dem mir gar nicht bewusst war, dass ich ihn überhaupt in meinem Körper getragen habe und schenke Jill ein kleines Lächeln. „Danke, dass du nicht zulässt, dass meine Zweifel mich mal wieder auffressen."
Sie drückt meine Hand. „Dafür sind Freunde doch da."
Mir wird bewusst, dass sie mich zum ersten Mal ebenfalls nicht mehr als ihre beste Freundin bezeichnet, aber ich spreche sie nicht darauf an. Stattdessen schiebe ich mir einfach noch eine Gabel Kuchen in den Mund und kaue, während wir über Drakes schlechte Geschenkideen lachen, die er grundsätzlich bringt.
„Ich bin mir sicher, dass er sein Geschenk heute gar nicht mehr fertig gebastelt kriegt", grinse ich.
„Oder er kriegt es fertig und am Ende sind grauenvolle Fotos in dem Album zu sehen. So mit Blut und nackten Tatsachen deiner Eltern", wirft Jillian ein.
Lachend verschlucke ich mich an einem Schluck Tee. „Bring ihn bloß nicht auf falsche Ideen oder wir kriegen nächstes Jahr ein Fotoalbum mit Aktbildern von ihm geschenkt."
Sie wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. „Wer weiß, vielleicht wollen das einige ja sehen?"
Dafür verdient sie es, vom Bett heruntergeschubst zu werden. Ich ziehe sie gerade lachend wieder zurück auf die Matratze, als es an der Tür klopft.
„Herein", rufe ich, während ich prustend Jillians Kitzelattacke ausweiche.
Als sich die Tür öffnet, sieht uns ein äußerst amüsierter Harry an. „Man kann euch durch das ganze Haus hören."
„Das ist die Absicht", behauptet Jillian und hebt die Hand zum Highfive, in das ich grinsend einschlage.
„Ich bin übrigens nicht eingebrochen, sondern deine Mum hat mich reingelassen", meint Harry, als wäre das etwas, was er überhaupt ernsthaft erklären müsste und umarmt Jillian dann. „Hey. Schön dich zu sehen."
Sobald er sie begrüßt hat, beugt er sich in meine Richtung und küsst mich, bis ich keine Luft mehr bekomme. Seufzend ziehe ich ihn näher an mich, bis er über die Schuhe vor meinem Bett stolpert und bäuchlings auf mir landet.
„Das ist dann mein Stichwort, um zu verschwinden", kommentiert Jillian.
Mit roten Wangen höre ich auf Harry zu küssen. „Du kannst ruhig bleiben."
„Ja klar, bleib doch ruhig, Jill", meint er ebenfalls und wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, hätte ich ihm die Lüge direkt abgekauft.
Grinsend schüttelt sie den Kopf. „Nein, ich sollte sowieso mal wieder nach Hause, bevor meine Mutter verzweifelt. Viel Spaß euch beiden."
Sie winkt uns zu und sobald sich die Tür hinter ihr schließt, presst Harry direkt wieder seine Lippen auf meine, als wäre ich das einzige, was ihm am Leben hält. Mir geht es ähnlich, denn ich habe ihn seit Wochen nicht gesehen und wir haben einiges an Zeit aufzuholen.
Es dauert nicht lange, bis wir beide vollkommen nackt in diesem Bett liegen, das eigentlich viel zu klein ist. Doch wenn Harry bei mir ist, ist alles wunderschön.
Seine Lippen wandern über meinen Nacken, bleiben an meinen Brüsten hängen, streichen sanft über meinen Bauch, meinen Hüftknochen und küssen sich dann meine Oberschenkel hinauf. Ich schließe die Augen, denn das Gefühl ist zu überwältigend und es verbrennt mich und lässt mich ertrinken und ich will, dass er nie wieder damit aufhört.
„Obere Schublade", murmele ich außer Atem und taste dann selbst hektisch nach dem Päckchen Kondome.
Mit fiebrigem Blick reißt er eines auf und ich nehme es ihm ab, um es ihm vorsichtig überrollen zu können. Zittrig holt er Luft, was mich zum Grinsen bringt.
Harry streicht mit federleichten Fingern über meine Mitte, bis er schließlich in mich eindringt und ich klammere mich an ihn, will keinen Zentimeter Luft mehr zwischen uns. Voller Verlangen presse ich meine Lippen auf seine, spiele mit seiner Zunge und entlocke ihm ein weiteres Stöhnen.
„Leise", lache ich außer Atem. „Meine Eltern sind unten."
Er vergräbt sein Gesicht lachend ein meinem Hals. „Ich will gerade wirklich nicht an deine Eltern denken."
„Sorry", flüstere ich und sorge dafür, dass er an absolut gar nichts mehr denken kann.
Stattdessen reden nur unsere Lippen miteinander, die uns gegenseitig verbrennen. Unsere Finger, die ganze Kunstwerke zaubern. Bis wir dann schließlich das Schönste von allen erschaffen und ich mich an ihn kuschele, meinen Kopf über seinem schnell klopfendem Herzen.
„Ich habe dich so verdammt vermisst", flüstert Harry.
Mit sanften Fingern streiche ich über seinen Oberarm. „Ich dich auch."
Der Regen prasselt in Strömen gegen das Fensterglas, vermischt sich mit seinem Herzschlag und es ist die schönste Melodie.
„Kannst du glauben, dass wir uns jetzt schon länger als ein Jahr kennen?"
„Ein Jahr zu lange, wenn du mich fragst", scherze ich.
Lächelnd sieht Harry mich an. „Du hast mein Leben verändert, Al."
Mein Herz klopft wie verrückt und ich kann nur daran denken, dass er meines sicherlich viel mehr verändert hat. Vor unserer Begegnung war alles so anders und ich glaube nicht, dass es je wieder so sein wird. Er ist mein Abenteuer, mein ganz persönlicher Untergang.
„So dramatisch heute", murmele ich mit roten Wangen.
Mit einem Grinsen streicht er mir eine Haarsträhne aus den Augen. „Wenn du mich küsst, höre ich auf damit."
Nur zu gerne lege ich meine Lippen auf seine, bis wir uns schließlich außer Atem, aber glücklich wieder lösen. Mit einem Lächeln gibt er mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Vielleicht sollten wir jetzt wieder nach unten gehen, bevor deine Eltern denken, dass wir hier eine Sexsession starten."
„Das denken sie ohnehin." Ich schnaube mit roten Wangen. „Wahrscheinlich applaudieren sie uns dafür gleich noch."
„Ich liebe deine Eltern", meint Harry mit amüsiertem Blick.
Lachend zieht er mich vom Bett hoch und wirft mir das Kleid zu, das sich bis vor einer Stunde noch an meinem Körper befunden hat. Es fühlt sich so alltäglich an, als würden wir das schon Jahrelang jeden Tag machen und ich wünsche mir nichts mehr, als dass das wirklich einmal unser Alltag werden wird.
Ein Alltag, in dem wir uns den Magen mit Chips vollstopfen und abends gemeinsam ins Bett gehen.
Ein Alltag, in dem wir unsere Küche verwüsten und er mich morgens mit sanften Küssen weckt.
Ein Alltag, in dem er mein Zuhause ist.
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Hallo ihr Lieben,
Ist es bei euch auch schon so (verregnet) herbstlich? Ich musste heute zwei Mal zur Uni laufen und könnte schwören, dass meine Hände vor Kälte gleich abfallen.
Aber zurück zu dem Kapitel:
Habt ihr auch solche Freundschaften, die sich nach der Schulzeit verlaufen haben?
Ich persönlich habe mich damit eine Zeitlang schwer getan, aber das gehört leider irgendwann zum Erwachsenwerden dazu.
Bis zum nächsten Mal.
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