26 | resonant
_________________
| 26 |
r e s o n a n t
november 2013
_________________
Harry || Niall rennt mit heftigem Lachen vor Louis weg, der versucht, ihm mit Lippenstift einen Penis auf die Wange zu malen. Normalerweise hätte ich ebenfalls lauthals gelacht, doch heute habe ich nur ein müdes Lächeln für die beiden über. Viel zu sehr jagen meine Gedanken wieder in Richtungen, die ich nicht abschalten kann. Meine Beziehung ist momentan nicht gerade sicher und auch wenn Ally bei jedem unserer Gespräche versucht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, weiß ich doch, dass dem nicht so ist. Dafür telefonieren wir viel zu selten und immer, wenn ich auf wichtige Dinge zu sprechen komme, würgt sie mich ab.
„Harry?"
Erst beim dritten Mal bekomme ich mit, dass Lou mit mir redet und ich werfe ihr einen entschuldigen Blick zu.
„Zu lange wach geblieben?" Besorgt mustert mich unsere Stylistin, während sie mir meine Haare föhnt. Irgendwie hat sie die Gabe, sie besser zu zaubern, als ich es je hinbekomme. Dabei sollte man meinen, dass ein Föhn eigentlich von jedermann bedienbar wäre, aber Lou lehrt mich bei jeder Veranstaltung eines Besseren.
Ihre Tochter Lux dagegen versucht, meine Haare zu durchwuscheln und ich halte sie hastig fest, als sie sich so weit nach vorne beugt, dass sie beinahe von dem Schminktisch herunterfällt. Eigentlich sollte die Zweijährige ein Bild malen, aber das ist ihr anscheinend zu langweilig.
„Ja", gebe ich zu. Ich habe die halbe Nacht auf einen Anruf von Ally gewartet, in der Hoffnung, dass sie sich vor der Uni noch einmal bei mir melden würde. Ich wollte ihr einfach viel Glück für den heutigen Test wünschen, aber meine Hoffnung war vergeblich und ich hätte es mir direkt sparen können.
„Was ist los, H?"
„Nichts", schwindele ich und weiche Lous Blick aus, die mich immer schon viel zu gut durchschauen konnte. „Einfach ein bisschen viel Stress. Du weißt schon, zu viele Termine und zu wenig Freizeit. Ich brauche einfach mal eine Verschnaufpause."
Lux streckt mir einen roten Buntstift entgegen und pflichtbewusst male ich einen Weihnachtsbaum auf ihr weißes Blatt, der allerdings eher aussieht wie ein Eis am Stiel. Gut, dass ich kein Künstler geworden bin.
„Nur noch das Interview und dann habt ihr ein wenig frei. Außerdem hast du dann Ally wieder", meint meine Stylistin aufmunternd und reißt mich damit nur noch weiter nach unten.
„Ja, das hört sich gut an", murmele ich und versuche nicht daran zu denken, dass ich nicht einmal weiß, ob meine Freundin wirklich mit Eleanor in den Flieger gestiegen ist. Als sie mir gesagt hat, dass sie mich auf Tour besuchen würde, ist noch alles in Ordnung zwischen uns gewesen. Doch dann kamen die Fotos, die nie an die Öffentlichkeit hätten kommen sollen und seitdem ist alles anders. Also kann ich nur verzweifelt hoffen, dass ich gleich nicht enttäuscht werde.
Bei dem Gedanken daran, dass Ally gleich wirklich hier sein könnte, klopft mein Herz schneller und wenn ich dann gleichzeitig befürchte, dass sie gar nicht kommt, würde ich mich am liebsten den ganzen Tag unter der Bettdecke verstecken.
„Hast du schon irgendwelche Pläne für die paar freien Tage?", fragt Lou mich, während sie mir durch die Haare fährt und sie richtet.
Ich zucke mit den Achseln. „Hast du welche?"
„Weihnachtsgeschenke einkaufen steht zumindest auf meiner Liste, auch wenn sich die Lust dazu noch in Grenzen hält", erzählt mir die Stylistin. „Außerdem will Lux unbedingt in den Zoo, also werden wir da wahrscheinlich einen Abstecher hin machen."
„Hazzy auch Zoo", quietscht die Zweijährige vergnügt, während sie so euphorisch auf dem weißen Blatt herumkritzelt, dass sie auch ein wenig Farbe auf dem Schminktisch verteilt.
„Vielleicht", entgegne ich unbestimmt und versuche ohne viel Erfolg, die blauen Linien von dem Holz zu entfernen, das Lux als Kunstwerk verunstaltet hat.
„Harrys Freundin kommt, Schatz. Da hat er sicherlich besseres zu tun", vertröstet Lou ihre Tochter und zwinkert mir zu.
„Vielleicht gehe ich trotzdem mit in den Zoo", murmele ich. Wenn Ally wirklich nicht kommt, dann ist das zumindest die bessere Alternative, als sich heulend im Hotelzimmer einzuschließen. „Welche Tiere willst du denn sehen, Luxie?"
Die Kleine ist dazwischen dazu übergegangen, ihre kleinen Finger in einem Puder zu vergaben, dass nun überall auf meiner Hose verteilt ist. Lou sieht mich entschuldigend an, doch ich schüttele bloß lächelnd den Kopf. Das ist ein Problem, das sich zumindest schnell wieder aus der Welt schaffen lässt. Wenn ich diese verhängnisvollen Fotos genauso einfach wieder rückgängig machen könnte, wäre mein Leben auch um einiges einfacher.
„Affen und Fanten", berichtet mir Lux begeistert.
„Elefanten", verbessert Lou sie und fährt ihrer Tochter liebevoll durch die Haare, bevor sie anfängt, Puder auf meinem Gesicht zu verteilen. Ich hasse es, aber es ist nun einmal nötig, wenn wir für Interviews gefilmt werden.
„Elefanten, hm?", führe ich das Gespräch weiter. „Die sind aber ziemlich groß."
„Ja, Hazzy. So groß!" Lux streckt mühevoll ihre Arme so weit es geht auseinander und verzieht vor Anstrengung die Stirn, was sie verdammt niedlich aussehen lässt. Sie ist momentan die Einzige, die mich wirklich von meinen Problemen ablenken kann.
„So groß? Wirklich?"
„Ja, wirklich", nickt sie.
„Und Affen? Wie groß sind die?"
„So groß wie du."
Lachend sehe ich Lux an. „Hast du mich gerade mit einem Affen verglichen?"
Ihre Mutter grinst ebenfalls amüsiert, während Lux bloß ernsthaft nickt.
„Du bist fertig, H", meint Lou dann und richtet noch eine letzte Haarsträhne, bevor sie mich wegscheucht und mein Bandmitglied aus Bradford zu sich ruft, der wieder einmal überhaupt nicht anwesend ist.
„Hat irgendwer Zayn gesehen?", erkundigt sich die Stylistin lautstark, doch alle anderen schütteln bloß den Kopf.
„Versuch es draußen, vielleicht raucht er sich eine", schlage ich vor. Ich werde nie verstehen, wie man überhaupt mit dem Rauchen anfangen kann, wenn man deshalb selbst bei miesem Wetter wie heute nach draußen gehen muss, aber Zayn und Louis haben dieses Hobby für sich entdeckt.
„Na super. Dann sehe ich da mal nach", seufzt Lou. „Kannst du kurz auf Lux aufpassen?"
„Klar."
„Und zerstör bloß deine Frisur nicht. Ihr müsst in einer halben Stunde raus", erinnert sie mich, woraufhin ich pflichtbewusst nicke.
„Deine Mum ist heute wirklich gestresst", erzähle ich Lux, als wir der Stylistin dabei zusehen, wie sie aus dem Raum eilt. „Wenn sie so weiter macht, kriegt sie noch vor Weihnachten einen Herzinfarkt."
Die Zweijährige erzählt mir eine begeisterte Geschichte über ihr Frühstück, die ich nur halb verstehen kann, weil ihr die Wörter fehlen, und ich ziehe sie lächelnd auf meinen Schoß, während ich ihr lausche.
„Du solltest Geld nehmen fürs Babysitten", meint Louis amüsiert, als er sich eine Viertelstunde später auf den Drehstuhl neben meinen sinken lässt. Prompt streckt Lux die Arme nach ihm aus und er dreht sich mit ihr dreimal auf dem Stuhl, bevor er sie mir wiedergibt.
„Ich mache das gerne", erwidere ich achselzuckend.
„Das sagst du nur, weil du nicht mit jüngeren Geschwistern aufgewachsen ist", kommentiert mein bester Freund trocken. „Die können einen in den Wahnsinn treiben, wenn du nicht aufpasst."
Lachend sehe ich ihn an. „Du hörst dich ja wirklich begeistert an, dass deine Schwestern gleich vorbeikommen."
„Sie sind allesamt Plagegeister", meint Louis, doch ich kann die Liebe und Sehnsucht in seinen Augen sehen. Er hat bereits seit Wochen nach Unternehmungen gegoogelt, die er mit seinen Schwester machen kann, nur damit sie eine tolle Zeit haben. Letztendlich hat er kurzerhand einen Trip nach Disneyland gebucht, ohne auch nur über den Preis nachdenken zu müssen. Das ist das Tolle an unserem Job, denn dadurch können wir unseren Liebsten endlich einmal etwas zurückgeben.
„Hast du was von El gehört?" Fragend sehe ich meinen besten Freund an.
Louis weicht Lux Händen aus, die ihm Glitzer in die Haare schmieren wollen und entfernt die Waffe vorsichtig aus ihren Fingern. Schnell ersetzt er sie durch einen zerrupften Teddybären, bevor die Kleine anfängt zu weinen.
„El ist mit meiner Familie im Flugzeug."
„Und? Hat sie sonst noch etwas gesagt?", erkundige ich mich möglichst unschuldig, doch natürlich fällt mein bester Freund nicht darauf herein.
Seufzend sieht er mich an. „Nein, ich weiß nicht, ob Ally auch dabei ist."
„Vielleicht hat sie auch einfach zu viel mit der Uni zu tun", murmele ich.
Louis schnaubt. „Das glaubst du doch selbst nicht."
„Nein", seufze ich. „Aber die Lüge ist besser, als sich bewusst machen zu müssen, dass die eigene Freundin einem aus dem Weg geht. Wenn das so weitergeht, bin ich bald wieder Single."
Lux nimmt einen der Buntstifte in die Hand und eilig schiebe ich ihr das weiße Blatt zu, das mittlerweile total vollgekritzelt ist, um den Schminktisch nicht weiteren Gefahren aussetzen zu müssen. Louis nimmt sich den grünen Stift und beginnt nachdenklich, kleine Sterne auf das Papier zu malen.
„Du willst also mit Ally Schluss machen?"
„Nein, natürlich nicht." Kopfschüttelnd sehe ich ihn an. Das ist das Letzte was ich will, denn ich verliebe mich jeden Tag ein wenig mehr in dieses wundervolle Mädchen. „Aber ich glaube, dass Al das vorhat."
„Dann wäre sie vollkommen bescheuert." Louis' Augen funkeln vor Wut, wie immer, wenn jemand vorhat, seinen Freunden etwas zuleide zu tun. Am liebsten würde er jegliche Sorgen von uns fernhalten, aber so funktioniert das Leben nun einmal leider nicht.
„Ich könnte es sogar verstehen." Meine Hände fahren durch meine Haare, auch wenn Lou mich mehrmals ermahnt hat, das sein zu lassen. „Ich mache Als Leben alles andere als einfach. Vielleicht sollte sie wieder mit diesem Josh zusammen sein."
„Das ist ihr Exfreund", erkläre ich auf Louis' verwirrten Blick hin.
Mein bester Freund schüttelt vehement den Kopf. Lux folgt seinem Beispiel und schüttelt ebenfalls begeistert ihren Kopf, auch wenn sie gar nicht wirklich versteht, worüber wir reden. Es entlockt mir ein müdes Grinsen.
„Du musst wirklich aufhören, dir andauernd diese Horrorszenarien auszumalen, Haz."
„Josh ist wirklich nett", murmele ich tonlos. Das ist er wirklich, denn ich habe Allys Exfreund bereits kennengelernt und leider hat das nicht dazu beigetragen, dass ich weniger eifersüchtig bin. Wäre er ein Arschloch, dann würde es mir leichter fallen, aber er ist ein super Kerl und ich könnte verstehen, wenn Ally ihn lieber hätte. Mit Josh wäre ihr Leben sicherlich viel einfacher, denn er würde sie nicht in eine Katastrophe nach der nächsten stürzen. Ich hätte es besser wissen müssen, als ich sagte, dass die Fotos privat seien, denn in meiner Welt kommt irgendwann alles heraus.
„Ally wird schon kommen", meint Louis aufmunternd.
Doch es sind nur leere Worte, denn er weiß ebenso wie ich, dass Eleanor meiner Freundin geraten hat, darüber nachzudenken, ob sie eine Beziehung mit mir wirklich will. Wahrscheinlich sollte ich deswegen wütend auf El sein, aber das bin ich nicht. Ich will einfach nur, dass Ally glücklich ist. Wenn ich nicht derjenige sein kann, der dafür sorgt, dann soll sie sich meinetwegen nicht weiter quälen. Auch wenn es mir das Herz brechen wird.
„Ja, wahrscheinlich wird sie das." Ich klinge genauso wenig überzeugend wie mein bester Freund.
„Und wenn nicht, dann betrinken wir uns, bis du sie vergessen hast", meint Louis aufmunternd.
Ich lache leicht. „Das könnte schwer werden, denn so leicht kann ich Ally nicht vergessen. Außerdem bist du im Disneyland mit deinem Harem an Frauen."
„Den Trip werde ich verschieben, wenn du mich brauchst."
Dankbar ziehe ich ihn in eine Umarmung, die etwas unbeholfen ausfällt, weil Lux sich zwischen uns befindet. Die Kleine lacht begeistert und vergräbt ihre Hände in unseren Haaren, was unsere Frisuren dann wohl endgültig zerstört. Der erledigte Blick unserer Stylistin auf unsere Haare, als sie schließlich mit Zayn wiederkommt, bestätigt meine Vermutung.
„Warum könnt ihr euch nicht einmal benehmen?" Seufzend rettet Lou Teasdale, was sie kann und dann werden wir auch schon nach draußen zum Live Interview geschleift.
Überwältigender Applaus wird uns zuteil, als wir den Saal der Talkshow betreten, Jimmy Fallon begrüßt uns euphorisch und von einem Augenblick auf den anderen schaffe ich es, meine eigenen Gefühle abzuschalten. Ab jetzt bin ich nicht mehr Harry, der sich um seine Beziehung sorgen macht, sondern Harry Styles, Teil von One Direction, der der Welt etwas vorspielen muss.
Im Laufe der Jahre bin ich erstaunlich gut darin geworden, doch jedes Mal, wenn ich merke, wie es mir leichter fällt, bekomme ich Angst, dass ich mich dabei selbst verliere.
„Meine Lieben, ich hoffe, ihr habt gut hergefunden?" Jimmy Fallon winkt durch die Luft, als würde er versuchen, eine Fliege einzufangen, während er den Blick über uns wandern lässt.
„Haben wir", bestätigt Zayn lächelnd, während wir anderen zustimmend nicken.
Ich blinzele, als ein Scheinwerfer durch den Raum schwenkt und mich einen Augenblick erblinden lässt, bevor ich wieder all die Gesichter der Menge vor mir sehen kann. Während Liam von unserer Reise erzählt, winke ich einigen der anwesenden Fans, denn ich bin immer schon der Meinung gewesen, dass man sich für die Unterstützung, die One Direction bekommt, bedanken sollte. Andere glücklich zu machen, ist das Mindeste, was ich zurückgeben kann.
„Eure Tour Take Me Home geht ja mittlerweile schon eine ganze Zeit. Was war bisher denn euer liebstes Konzert?" Fragend sieht Jimmy in die Runde.
„Italien ist immer wunderbar und Spanien haut uns auch jedes Mal um, aber eigentlich ist jedes Konzert einfach unglaublich", schwärmt Niall. „Unsere Fans sind einfach einzigartig und wir können gar nicht oft genug Danke sagen für alles, was sie für uns tun."
„Also mir hat Milan auch am besten gefallen. Da hat El mich eine ganze Nacht lang nicht schlafen lassen", murmelt Louis grinsend in mein Ohr, was mich lachen lässt.
Jimmy sieht meinen besten Freund neugierig an, doch dieser schüttelt nur amüsiert den Kopf. „Du musst nicht alles wissen, Buddy."
„Was kannst du uns denn über das kommende Konzert in New York erzählen, Buddy?", entgegnet der Moderator im gleichen Tonfall, was uns alle zum Lachen bringt.
„New York ist immer cool. Ihr Amerikaner habt es drauf, eine ordentliche Party zu schmeißen."
Louis' Worten folgt begeisterter Applaus der Zuschauer, der eine Weile anhält, bevor sich der Raum wieder beruhigt und Jimmy seine nächste Frage stellen kann.
„Was ist euer Lieblingslied der Tour? Und welches könnt ihr überhaupt nicht mehr hören?"
„Ich liebe Teenage Dirtbag", antwortet Liam. „What Makes You Beautiful geht mir manchmal auf die Nerven."
Empört starren Niall und ich ihn an. „What Makes You Beautiful ist ein absoluter Klassiker!"
„Ich kann ihn trotzdem nicht mehr hören", grinst Liam.
„Und so etwas nennt sich meinen besten Freund", beschwert Niall sich lachend. „Vielleicht sollte ich die Freundschaft lieber auflösen."
Amüsiert nicke ich und lehne mich ein wenig auf dem Sofa zurück, was nicht einfach ist, weil irgendwer wie immer der Meinung gewesen ist, dass wir fünf alle auf ein Möbelstück passen müssen. Ich komme mir vor, wie in einer Büxe eingesperrt.
„Wenn ich mich nicht irre, dann ist euer Van in letzter Sekunde auf den Parkplatz gerast", meint Jimmy, nachdem wir uns noch ein wenig über die Tour und das nächste Album unterhalten haben.
Wir lachen, weil wir genau wissen, worauf er anspielt und Louis deutet anklagend auf Niall. „Unser Ire ist schuld, dass wir beinahe zu spät gekommen wären. Er hat den ganzen Morgen nur am Telefon gehangen."
Abwehrend hebt Niall die Hände. „Das ist doch überhaupt nicht wahr."
„Mädchenprobleme?", fragt Jimmy augenzwinkernd.
„Nein", schmettert der Ire direkt alle Gerüchte ab.
„Damit bist du der Einzige ohne Freundin, oder? Ihr anderen seit alle vergeben?"
Wir nicken bestätigend, während ein paar Mädchen im Publikum kreischen und ich am liebsten einfach verschwinden will. Meine Beziehung ist das Letzte, an das ich gerade denken möchte.
„Wie macht ihr das eigentlich? Ihr seid kaum in eurer Heimat und andauernd unterwegs. Das muss doch hart sein, wenn man eine Beziehung hat?"
„Es ist schwer", bestätigt Liam und hat dann ein verliebtes Lächeln auf dem Gesicht. „Aber wenn man es wirklich will, dann ist es machbar. Und wenn man sich dann wiedersieht, ist es umso schöner."
Jimmy verschränkt die Beine übereinander, während er sich ein wenig weiter in unsere Richtung beugt. „Und all die Mädchen, die euch hinterherrennen? Sind eure Freundinnen da nicht manchmal eifersüchtig?"
„Unsere Beziehungen bauen auf Vertrauen auf und niemand von uns denkt auch nur darüber nach, dieses Vertrauen auszunutzen", erklärt Louis.
Ich muss mich zwingen, nicht zu Zayn herüberzusehen, denn ich weiß genau, dass Louis' Aussage halb gelogen ist. Während sie durchaus auf Liam, Louis und mich zutrifft, sieht Zayn das mit der Treue nicht ganz so eng.
„Vertrauen ist ein gutes Stichwort", grinst der Moderator und sieht mir dann direkt in die Augen. „Was ist mit diesen Fotos, Harry? Die können doch sicherlich auch nicht entstehen, wenn man einander nicht vertraut?"
Ich seufze, weil mir hätte klar sein müssen, dass dieses Thema nicht verschwiegen werden wird. Ich habe gehofft, dass ich nicht über den Fotoautomaten reden muss, aber leider sind die Neuigkeiten immer noch zu präsent und dies hier ist das erste Interview, das wir nach dem Vorfall geben.
„Ally und ich vertrauen einander tatsächlich", versuche ich auszuweichen, doch Jimmy lässt mich nicht so leicht vom Haken.
„Lust, die Fotos zu erklären?"
Ich schüttele den Kopf. „Nein."
„Tust du es dennoch?", bohrt er weiter.
Mit zusammengepressten Lippen merke ich, dass er das Thema nicht fallen lassen wird. Meine Gedanken überschlagen sich, während ich verzweifelt nach einer Antwort suche, die ihn zufriedenstellen wird.
„Ich habe Zeit mit meiner Freundin verbracht und keiner von uns beiden wusste, dass jemand die Fotos sehen würde", murmele ich. „Dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen, denn Ally zu küssen ist einfach schön."
Jimmy zwinkert mir zu. „Solange das nicht euer erstes Mal gewesen ist?"
„Keine Sorge", lache ich, erleichtert darüber, dass er das Thema abschließt. „Das hatten wir bereits vor Monaten in Liverpool."
Louis drückt eilig mein Knie, doch da ist es bereits zu spät und die Worte sind bereits über meine Lippen geflogen. Bekannt in der ganzen Welt und nie wieder auslöschbar.
„Fuck", fluche ich leise und höre mit einem Ohr dabei zu, wie Liam eilig auf ein unverfängliches Thema zu sprechen kommt.
Louis sieht mich besorgt an, doch ich schüttele nur den Kopf. Ich kann nun nichts mehr ändern und es gibt wahrscheinlich Schlimmeres, das ich hätte verraten können. Dieses winzige Detail wird hoffentlich ohnehin niemanden interessieren.
Doch während des Rests des Interviews kann ich nicht aufhören, darüber nachzudenken und als wir uns schließlich verabschieden, weiß ich nach dem besorgten Blick unseres Managers, das ich wirklich gehörig schlecht reagiert habe.
In diesen Momenten, während wir endlich wieder Backstage verschwinden, kann mir das jedoch erst einmal nicht egaler sein. Alles, an was ich denken kann, ist meine Freundin. Ich kann nicht schnell genug durch die Gänge eilen, immer noch mit der Hoffnung, dass Ally doch wider besseren Wissens nach New York geflogen ist.
Verzweifelt hoffe ich, dass ich sie endlich wieder in meine Arme schließen kann und sie nicht in England geblieben ist. Wir haben es momentan nicht einfach, aber ich muss sie unbedingt endlich wieder sehen.
Als ich endlich die Tür der Umkleide aufreiße, Louis dicht auf meinen Fersen, gleitet mein Blick suchend durch den Raum.
Mein Herz verabschiedet sich.
_________________
Hallöchen ihr Lieben,
Der Cliffhanger musste einfach sein. Was meint ihr, was nun passieren wird?
Übrigens, da das Kapitel ja in New York spielt, war einer von euch schon einmal dort?
Was gefällt euch in New York am besten bzw wenn ihr noch nie da ward: was würdet ihr dort gerne einmal sehen?
Vielen Dank für die Rückmeldungen zum letzten Kapitel!
Es würde mich übrigens sehr freuen, auch mal etwas von den stillen Lesern zu hören. Keine Sorge, ich beiße nicht und bin auch für Kritik offen, wenn das der Grund ist, warum ihr noch nie kommentiert habt.
Ich wünsche euch noch ein schönes Restwochende!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top