79 - Die unangekündigte Prüfung

Kapitel 79 – »Die unangekündigte Prüfung«


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»Maybe I shouldn't try to be perfect
I confess, I'm obsessed with the surface
In the end, if I fall or if I get it all
I just hope that it's worth it«

Nervous – The Neighbourhood

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Jimin

Moon stöhnte auf, als Jimin sie gegen die Wand drückte. Ihre Haare rochen nach Orangengras und ihr Hals war so weich. So, als ob jede noch so kleine Brutalität ihm Schaden zufügen könnte. Also küsste er ihn so sanft, als könnte er unter dem Gewicht seiner Lippen zerbrechen. Als wäre er aus Zuckerwatte, die sich bei Berührung mit seinem Mund sofort aufzulösen drohte...

Seiner Freundin war das nicht genug. Ihre Finger schlossen sich um Jimins Nacken und drückten ihn förmlich ihr entgegen. Doch er ließ sich nicht beirren...und arbeitete sich stattdessen wieder zu ihrem Gesicht, wo dieses ganze Spektakel überhaupt erst angefangen hatte. An ihren Lippen traute er sich mehr. Er öffnete sie mit seinen, umspielte sie mit seiner Zunge...

Vielleicht war es nicht die schlauste Entscheidung, gleich übereinander herzufallen, kaum hatten sie die Türschwelle von Moons Apartment übertreten. Doch aus irgendeinem Grund war es einfach passiert. Als ob man am späten Nachmittag als junges und frisch zusammengekommenes Paar nichts Besseres zu tun hätte. Doch den Sänger hatte es überkommen und Moon wohl ganz offensichtlich auch, sonst wäre sie nicht so enthusiastisch auf ihn eingegangen, kaum waren sie aus ihren Schuhen und Jacken geschlüpft.

Nicht einmal vor sich selbst konnte Jimin leugnen, dass er aufgeregt war. Er wusste, wohin das hier führen würde. Alles sprach dafür. Nein, sie selbst legten alle Weichen in diese Richtung. Doch ein seltsames Gefühl kam dabei doch immer wieder in ihm auf. Ein mieser, fieser Gedanke, der wie eine nervige kleine Stechmücke um ihn herumschwirrte. Es war die Tatsache, dass es all das hier schon einmal gegeben hatte. Nur, dass an seiner eigenen Stelle – mal abgesehen von Moons Exfreund – eine ganze bestimmte andere Person gewesen war...

Jimin wollte sich nicht vorstellen, was sie und Yoongi miteinander gemacht hatten. Doch die Bilder, wie er sie damals auf dem hintersten Bett im alten Dorm vorgefunden hatte, kamen ihm immer wieder ins Gedächtnis. Wie der Rapper über sie gebeugt lag...und beide in so einer Eile, dass sie es nicht mal für nötig gehalten hatten, sich richtig auszuziehen...Wie er zugestoßen hatte, als ginge es bei dem, was sie taten um Leben und Tod...Und wie sie beide gestöhnt –

Nein! Er musste diese Erinnerungen loswerden! Yoongi und Moon waren Geschichte. Das alles lag nun vier Jahre in der Vergangenheit. Er konnte sich nicht immer wieder daran aufhängen, als wäre es erst gestern passiert. Auch, wenn die Erinnerung noch so klar in seinem Kopf vorhanden war. Besonders nicht jetzt, in dieser Situation. Gerade gab es nur Moon und ihn. Und verdammt, er würde ihr zeigen, dass alles, was Yoongi getan hatte, er allemal beherrschte! Und nicht nur das...Er wollte es besser machen!

Als hätte ihm das die letzten Hemmungen geraubt, grub er seine Hände in Moons Pullover und riss ihn nach oben. Sie hob augenblicklich ihre Arme, um es ihm einfacher zu machen und ehe er sich versah, stand sie oben herum nur noch im BH vor ihm. Seine Finger wanderten über ihre Haut, streichelten sie ganz sanft, bis...

»Ah, das kitzelt«, quiekte Moon halb kichernd und umfasste dabei seine Handgelenke. »Ich bin nicht aus Wachs, okay?«

Jimin schluckte das leichte Schamgefühl herunter, das in ihm aufkam und griff stattdessen einfach fester zu. Der Blick seiner Freundin wanderte unterdessen von oben herab über sein Gesicht, als ob sie ihn herausfordern wollte. Erst dann ließ sie sich wieder in einen stürmischen Kuss verwickeln.

Ihr Weg zum Schlafzimmer war geprägt von sich in Rücken bohrende Türrahmen, Klinken und Jimin schaffte es sogar, fast über eine am Boden herumliegenden Hose zu stolpern, ehe die beiden auf dem großen Bett landeten. Moons Hände wanderten vorsichtig unter seinen Pullover. Nicht, weil sie sich zu fürchten schien vor dem, was sie dort erwartete, nein...wahrscheinlich viel eher deswegen zaghaft, weil sie ihn austestete. Als ob sie so um Erlaubnis fragte, den ersten Schritt zu tun.

Jimin, der nun zwischen ihren Beinen kniete, griff ebenfalls nach dem Saum des Oberteils, nur um es sich, samt dem Shirt, das er darunter trug, in einer lasziven Bewegung über den Kopf zu ziehen. Als er wieder freie Sicht auf Moon unter sich hatte, musterte sie ihn mit einem Ausdruck, den er zuvor noch nie bei ihr gesehen hatte. Ihre Augen wirkten plötzlich so forschend neben der Lust, die in ihnen lag. Es war kein Mach-mit-mir-was-du-willst-Blick...eher ein Ich-bin-gespannt-was-du-als-nächstes-tust.

Vielleicht irritierte Jimin das zunächst ein wenig. Ja, vielleicht hätte er nicht erwartet, dass Moon in dieser Hinsicht ziemlich selbstsicher zu sein schien. Aber war das wirklich verwunderlich? Sie hatte ihre Erfahrungen gemacht, genau wie er in den letzten vier Jahren. Er sollte nicht von ihr erwarten, dass sie sich von ihm leiten ließ. Genauso wollte er aber auch nicht den dominanteren Part abgeben. Nur so konnte er ihr zeigen, dass er es wert war. Dass er sie mindestens genauso gut verwöhnen konnte, wie die beiden Männer vor ihm.

Nachdem Jimin sein Oberteil achtlos vom Bett geworfen hatte, beugte er sich wieder über Moon, deren Haare wie ein dunkles welliges Meer das Kissen bedeckten. Ihre Hände schlossen sich um seinen Nacken, ehe sie ihn in einen jener Küsse verwickelte, die genauso viel Macht besaßen, wie ein geübter, leidenschaftlicher Griff in den Schritt. Jimin musste sich zurückhalten, ihr nicht einfach in den Mund zu seufzen.

Es waren seine Hände, die als nächstes Stück für Stück unter ihren Rücken wanderten, um ihren BH zu öffnen. Sie bäumte sich ein wenig auf, um es ihm leichter zu machen, ließ dabei jedoch keine Sekunde von seinen Lippen ab. Und kurz darauf spürte er all ihre Haut und die Erhebungen ihrer Brust auf seiner. Ein wohlig warmes Gefühl, das ihm ein aufregendes Kribbeln durch den ganzen Körper jagte. Und trotzdem war es immer noch nicht genug.

Inzwischen hatte Moon damit angefangen, an seinem Hosenbund herumzunesteln und stellte sich dabei ziemlich schnell als ziemlich erfolgreich heraus. Jimin musste sich wieder zurückhalten, nicht einfach aufzustöhnen, als sie schamlos seine Hose aufriss und so weit wie es ihr möglich war, herunterzog. Dabei schien sie absichtlich seine empfindlichen Stellen zu streifen. Es machte ihn wahnsinnig.

Ein paar geschlagene Sekunden später befanden sich seine Jeans und auch die Hosen seiner Freundin irgendwo auf dem Boden und Moons Hände waren gnadenlos in seine Boxershorts gewandert. Jimin konnte sich nicht erinnern, je eine solche Art von Selbstbeherrschung aufbringen gemusst zu haben. Es kostete ihn mehr als nur einfaches Zähne-zusammenbeißen, als sie ihn bearbeitete, als wollte sie ihn geradezu herausfordern. Es blieb ihm nichts anderes übrig...er musste kontern. Und er tat es, indem er sich rückwärts bewegte. So, dass er erst ihre Brüste und dann ihren Bauch küssen konnte. Sie roch so gut... Seine Finger wanderten zum Bund ihres Slips und spielten damit...schoben ihn Zentimeter für Zentimeter.

Moons Hände krallten sich in seine Haare, als er ihr dieses letzten Stückchen Stoff vom Körper riss und seine Finger in sie versenkte. Er wusste, was er tat...und es war gar nicht mal so schwer, herauszufinden, wo sie es am liebsten mochte. Ab diesem Punkt genoss er es, sie vollkommen in der Hand zu haben. Sah mit Freuden zu, wie sie sich unter den Bewegungen seiner Finger wand und ihre Hände sich weiter an seinen Haaren festkrallten. Aber irgendwann, da hielt er es selbst nicht mehr aus. Im Vorhaben, sein Portemonnaie zu holen, wollte er schon vom Bett springen, als Moon ihn zurückhielt und auf die Schublade ihres Nachttischs zeigte.

Letztendlich überließ sie es Jimin, rigoros darin herumzuwühlen und ein Kondom herauszufischen, das sich in einer ungeöffneten Packung befand. Er musste sich beherrschen, nicht zu überstürzt zu handeln, als er sich das Gummi nach einem hastigen Loswerden seiner Boxershorts überzog und sich wieder über seine Freundin beugte.

Ganz vorsichtig drang er in sie ein und beobachtete sie dabei wie ein Falke, obwohl er selbst wieder eine geballte Ladung an Selbstbeherrschung aufbringen musste. Moon verzog das Gesicht und biss die Zähne aufeinander, was Jimin sofort innehalten ließ.

»Tu ich dir weh?«, fragte er leise.

»Ja«, erwiderte sie durch ihre Zähne hindurch. »Mach weiter!!«

Darauf griff sie ihm an der Hüfte und sorgte voller Ungeduld selbst dafür, dass er es tat. Sie gab ihm den Rhythmus an und er war zunächst ein wenig überfordert mit der Tatsache. Vielleicht deswegen, weil er auch nicht gedacht hätte, dass Moon jemand war, der Schmerzen beim Sex etwas Gutes abgewinnen konnte. Oder war es lediglich die Lust, die sie so durch diese kleine Hürde trieb, um schneller zum angenehmen Part zu gelangen?

Jimin schüttelte diese Gedanken ab, auch wenn es nicht gerade förderlich für seine eigene Zurückhaltung war. Trotzdem musste er sich zurückbesinnen auf das, was sie hier eigentlich taten und wie gut es sich anfühlte, seiner Freundin zum ersten Mal so nah zu sein. Nur ganz langsam löste er sich aus ihrem Rhythmus und gab seinen eigenen an, auf den sie sich einließ. Er brauchte das, um bei Verstand zu bleiben...und er wusste, dass sie das auch wusste. Er las es aus ihrem verschleierten Blick, den sie an ihn geheftet hatte.

Trotzdem kam es immer wieder in ihm hoch. Immer wieder war da das Gefühl, als befände er sich in einer Prüfung. Auch, als Moon irgendwann ihm buchstäblich das Ruder aus der Band riss und ihn auf den Rücken beförderte. Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, weil er immerzu an »die anderen« dachte. Wahrscheinlich war es so. Und ganz sicher testete Moon ihn auch nicht auf seine sogenannten Qualitäten. Das war alles nur Quatsch, den sein Kopf sich ganz alleine zusammenquirlte.

Er versuchte sich wieder auf seine Freundin zu konzentrieren, die ihm gerade erneut die Oberhand gewährte. Auf ihre Hände, die sich immer wieder in seinen Rücken krallten und ihm so befehligten, intensiver zu stoßen. Ihr Mund war dabei in einem stillen Stöhnen geöffnet, doch kein Laut verließ mehr ihren Mund. Auch Jimin hielt sich zurück, aus Angst, er könnte dabei viel zu hoch klingen.

Ganze zwanzig Minuten hielt er dieses Spiel mit möglichst untoxischen Gedanken durch, ehe er kam. Doch nur wenige Sekunden konnte er das Gefühl des über ihn hereinbrechenden Orgasmus genießen, ehe er in seinem sich langsam wieder klärenden Kopf realisierte, dass es für Moon nicht gereicht hatte.

»Tut...tut mir leid«, keuchte er schuldbewusst und ließ sich so sanft wie möglich auf ihr zusammensacken. »Ich...wir können kurz warten, dann –«

»Hey, hör auf!«, unterbrach sie ihn mit bebender Stimme. »Das ist schon okay so...«

Jimin schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nein...Ich kann es auch anders machen! Mit der Zunge oder –«

Sie brachte ihn mit einem Finger auf seiner Lippe zum Schweigen und lächelte durch ihre schweren Atemzüge. »Nein, es ist wirklich okay... Ist nicht so, als ob das hier das erste Mal ist, dass mir das passiert. Können wir uns nicht einfach hinlegen und noch ein bisschen kuscheln...?«

Eigentlich war ihm mehr danach, erneut Einspruch zu erheben, letztendlich ließ er es nach längerem Betrachten von Moons Gesicht dann doch. Sie sah wirklich nicht so aus, als ob sie das jetzt unbedingt bräuchte. Wohl eher sehr erschöpft und mehr als bereit, sich in seine Arme zu legen. Und umso länger er darüber nachdachte...war das auch genau das, was er nun tun wollte. Sie hatten bestimmt noch genug Gelegenheiten, das hier besser zu machen und beide auf ihre Kosten zu kommen.

»Tut mir trotzdem leid«, murmelte er, nachdem er das Kondom entsorgt und sich zusammen mit ihr eingekuschelt hatte. »Ich schätze, ich war einfach...«

»...zu aufgeregt?«

Jimin presste ein wenig beschämt die Lippen zusammen und vergrub sein Gesicht in Moons Haaren.

»Du nicht?«, fragte er gedämpft in sie hinein und spürte dabei, wie ihre Finger über seinen Nacken strichen.

»Natürlich«, antwortete sie erstaunt. »Was denkst du denn?«

Er hob wieder den Kopf und starrte sie an. »Ich weiß nicht... Ich hatte nicht das Gefühl, dass du...«

Super, Jimin. Ganz toll gemacht. Nicht mal so einen Satz konnte er beenden. Sollte sie denn denken, dass er vollends prüde war?

»Ich denke, ich habe es...überspielt«, murmelte sie und wich dabei seinem Blick aus. »Ich mag das nicht, wenn man mich...ach, das ist schwer zu erklären...«

Sein Magen zog sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen. Hatte er ihr Verhalten über den ganzen Sex wirklich so falsch interpretiert? War sie wirklich so aufgeregt wie er selbst gewesen?

»Versuch's...«, forderte er sie sanft auf und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. »Du kannst mir alles sagen.«

Moon seufzte und sah missmutig an die Decke. »Nein, ich möchte gerade eigentlich nicht über sowas reden...Das sollte doch eigentlich ein schöner, besonderer Moment sein, oder?«

Jimin musterte sie betrübt, nickte jedoch nach einigen Sekunden stumm. Er hätte gerne weitergebohrt und sie dazu gebracht, über ihre Probleme zu sprechen, doch gerade fühlte es sich nicht wirklich richtig an...Nicht jetzt, wo sie beide noch so elektrisch geladen waren. Er wollte ihr jetzt eigentlich lieber das Gefühl geben, dass sie geliebt wurde. Dass sie sich keine Gedanken zu machen brauchte...worüber sie sich auch immer Gedanken machte. Irgendwann, wenn sie sich beide wieder beruhigt hatten, würde er sie ganz sicher noch einmal darauf ansprechen. Und er wusste, dass sie dann auch bereit war, ihm alles zu sagen. Er musste nur hoffen, dass er es dann selbst auch sein würde. Denn ziemlich sicher hatte das etwas mit den beiden Personen zu tun, die ihr neben ihm selbst schon so nahe gekommen waren...

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