41 | Dirty thoughts

»It felt like heaven to flirt will hell.«

Daphne starrte Thane an, ihre Augen fielen ihr beinahe aus dem Kopf. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, während Thane seelenruhig die Becher wieder mit Bier füllte.

„Was machst du denn hier?", Daphnes Stimme klang schrill und hysterisch. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals.

„In Bierpong gewinnen." Er sah sie von der Seite an und grinste. Sie schnaubte und hätte ihn für diese Antwort gerne auf der Stelle erwürgt.

„Ich meine es ernst. Was machst du hier?", wiederholte sie eindringlicher. Sie spürte die Blicke von Carter und Sullivan auf ihnen lasten.

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit hatte sie tatsächlich Spaß gehabt. Und plötzlich tauchte ausgerechnet Thane hier auf und erinnerte sie an all das, was sie verloren hatte. An alle Chancen, die sie verpasst hatte und denen sie nachtrauerte. Das Schicksal musste sie wirklich hassen.

„Ich verstehe die Frage nicht. Ich habe doch wohl ein Recht hier zu sein, wenn ich schon im Video vorkomme oder?", entgegnete der Tänzer und sie erstarrte. Langsam begannen sich die Zahnrädchen in ihrem Kopf zu drehen und erschrocken schnappte sie nach Luft.

„Du... Du warst...?!" Die Worte fehlten ihr und so ließ sie den Rest unausgesprochen in der Luft hängen. Thane blickte sie an und blinzelte.

„Hast du noch vor, diesen Satz zu beenden?"

Wut flackerte in ihr hoch, was ihr Gegenüber zufrieden grinsen ließ. „Ich bringe dich um", drohte sie ihm.

„Heb dir das für nach dem Spiel auf." Er zwinkerte ihr zu und als Carter einen Daumen nach oben streckte und damit den Startschuss gab, traf Thane zielsicher, zu ihrem Leidwesen, den ersten Becher.

„Hab ich zu viel versprochen?"

Daphne spannte den Kiefer an. Dieses eingebildete Arschloch.

Sie hatte sich wirklich gewünscht, dass Thanes erster Treffer nur Glück gewesen war. Doch die folgenden Minuten bewiesen ihr das Gegenteil. In Rekordzeit hatten sie das Spiel für sich entschieden, obwohl Carter und Sullivan ihnen auch nichts schenkten. Als der letzte Ball ihnen den Sieg brachte, brach Derek, der dem ganzen Spektakel ebenfalls beigewohnt hatte, in Jubel aus.

„Das war unfassbar! Bist du irgendwie Profi im Bierpong?", fragte er erstaunt und Thane lachte kopfschüttelnd.

„Herzlichen Glückwunsch, gut gespielt", Sullivan, der Junge mit den schulterlangen Haaren, schlug mit Thane ein. Carter stand zerknirscht daneben.

„Derek, du hast echt Glück gehabt, dass plötzlich ein Bierpong-Gott vom Himmel gefallen ist. Sonst hättest du nie gewonnen, obwohl Daphne ebenfalls sehr gut gespielt hat." Die Brünette lächelte schwach als Antwort. Seit Thane hier aufgetaucht war, war ihre gute Laune verflogen.

„Ich geh mir etwas zu trinken holen", verkündete sie dann und war schon auf halbem Weg in die Küche, als sich ihr Thane mit den Worten „Das ist eine gute Idee, gewinnen macht durstig!" anschloss. Sie warf ihm einen genervten Blick zu.

„Du verstehst wirklich nicht, wenn du unerwünscht bist, oder?"

„Ich freu mich auch, dich zu sehen", antwortete er, ohne auf ihre vorige Aussage einzugehen. Daphne schnappte sich nun einen sauberen Becher, ließ den Blick über die ganzen Getränke, die auf dem Tresen standen, schweifen und entschied sich schließlich doch nur für eine Cola. Sie hatte durch das Bierpongspielen bereits genug Alkohol getrunken.

Daphne sah Thane dabei zu, wie er nach einer Bierflasche griff, sie öffnete und an die Lippen führte. Erst als er sich mit seinem Handrücken über den Mund wischte und dann schmunzelte, wurde ihr richtig bewusst, dass sie ihn wie in Trance angestarrt hatte. Sie räusperte sich und ließ ihren Blick über die Küchenzeile wandern.

„Also, dann erzähl doch mal. Wie hast du dich in dieses Musikvideo geschmuggelt?", fragte sie betont beiläufig.

Er lachte. „Das hab ich nicht nötig. Ob du es glaubst oder nicht: Wir wurden tatsächlich einfach durch das Casting ausgewählt."

Jetzt sah Daphne ihn doch an, seine blauen Augen funkelten in dem gedimmten Licht. „Wir?", echote sie. Erst dann erinnerte sie sich daran, dass Nylah davon gesprochen hatte, dass sie einen Tänzer und eine Tänzerin gefunden hatten.

„Jude und ich", erklärte er. Daphne schluckte. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie erinnerte sich an Jude. Und sie erinnerte sich außerdem daran, dass Jude schon damals an Thane interessiert gewesen war.

„Ah, verstehe."

Thane runzelte die Stirn und lehnte sich mehr in ihre Richtung. Sie spürte die Hitze, die von ihm ausging und ihr Herz flatterte in ihrer Brust.

„Da gibt es nichts zu verstehen. Sie ist zurzeit einfach nur meine Tanzpartnerin." Daphne nickte. Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Der Gedanke, dass Thanes Hände beim Tanzen auf Judes Hüfte lagen, er sie herumwirbelte und sie ihren Körper an seinen schmiegte, machte sie irgendwie krank.

„Wenn sich eine gewisse Daphne aber dafür entscheiden würde, ihren Dickkopf zu vergessen und wieder mit dem Tanzen zu beginnen, könnte ich mir durchaus vorstellen, meine Tanzpartnerin zu wechseln."

Daphne schnaubte. „Ich glaube, ich passe. Ich will nicht zwischen Jude und dich geraten."

Thane blinzelte. „Du bist eifersüchtig", stellte er fest. Daphne schnappte nach Luft und schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, bin ich nicht!", entgegnete sie entschieden. Er lächelte.

„Wieso quälst du dich eigentlich die ganze Zeit selbst?", fragte er dann und Unsicherheit machte sich in ihr breit.

„Was meinst du damit?" Ihre Stimme wurde leiser.

„Als ich dich vor ein paar Wochen vor dem Tanzstudio angesprochen habe, war das nicht das erste Mal, dass ich dich gesehen habe. Schon oft habe ich dich jetzt dabei erwischt, wie du durch die Scheiben starrst und dabei wie jemand aussiehst, der verdurstet. Du sagst, dass das Tanzen keinen Platz in deinem Leben hat und doch kommst du immer dorthin und trauerst offensichtlich der Zeit hinterher. Also, hör auf mir weißmachen zu wollen, dass das deine eigene Entscheidung ist."

Thane machte einen Schritt auf sie zu. Daphne wollte all diese Vorwürfe von sich weisen, aber mit einem Mal fühlte sie sich so entblößt, dass es keinen Sinn machte, zu lügen. Er las sie wie ein offenes Buch.

Mit klopfendem Herzen blickte sie Thane an, der jede Distanz überwunden hatte und plötzlich direkt vor ihr stand. Hoffnungslos ertrank sie im Blau seiner Augen, zu schwach, sich dagegen zu wehren.

Im nächsten Augenblick spürte sie seine Finger an ihrer Hüfte. Die Berührung war federleicht und doch schien sie sich durch den Stoff ihres Kleids zu brennen.

„Wenn du willst, dass ich aufhöre, brauchst du es nur zu sagen", sagte er. Seine Stimme klang rau, aus gesenkten Lidern sah er sie an. Ihr Atem beschleunigte sich und langsam schüttelte sie den Kopf.

Er nickte langsam und streckte vorsichtig seine Hand nach ihr aus, als ob sie ein wildes Tier wäre, dass jeden Moment Reißaus nehmen könnte. Als sie jedoch nicht zurückzuckte, griff er nach ihren Fingern und führte sie sanft nach oben zu seiner Schulter. Der Stoff seines schwarzes Hemds fühlte sich weich auf ihrer Haut an.

„Was... Was hast du vor?", fragte sie mit bebender Stimme. Sein Blick hielt ihren fest, als er mit seiner freien Hand nach ihrer griff und ihre verschränkten Finger ungefähr auf die Höhe ihrer Brust führte. Dann zog er sie zu sich und sie spürte seinen Körper an ihrem. Mit jedem Atemzug, den sie tat, hob sich ihre Brust gegen seine.

„Tanz mit mir", bat er leise. 

Daphnes Herz setzte aus, nur um dann zehn Mal so schnell wie zuvor weiterzuschlagen. Der Teil von ihr, der ihr einredete, dass sie dieses Hobby nicht brauchte, schrie sie an, dass sie Thane loslassen sollte. Doch da war noch eine andere Stimme in ihr. Verkümmert und schwach und trotzdem hörte sie, wie sie ihr leise die Worte „Tu es!" zuflüsterten. Daphne schluckte wieder und nickte dann.

Erst jetzt bemerkte Daphne die Musik. Sanft und melancholisch strömte der Gesang einer Frau aus den Boxen und kaum merklich begann Thane, sie beide im Takt zu wiegen. Der Moment zog sich in die Länge und ihre Seele schrie beim ersten Tanzschritt, den sie machte, glücklich auf.

Sie hatte erwartet, dass sich ihre Beine nicht so bewegen würden, wie sie es wollte. Doch es war, als wäre sie nie weg gewesen. Als hätte sie nie etwas anderes gemacht.

Während Thane sie führte, wiegte sie ihre Hüften im Takt und genoss wie sich sein Körper an ihren schmiegte. Von plötzlichem Mut erfasst, löste sie ihre Hand von seiner Schulter und machte einen Schritt zur Seite, während ihre andere Hand seine immer noch festhielt. Er verstand und entlang von seinem ausgestreckten Arm, drehte sie sich ein, sodass ihr Rücken an seine Brust stieß. Sein heißer Atem strich über ihre nackte Schulter und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. 

Daphne fühlte sich Thane ausgeliefert. Und sie wollte nichts an daran ändern. Sie genoss es, mit dem Feuer zu spielen.

Mit geschlossenen Liedern gab sie sich der Musik hin und presste ihren Körper noch enger an seinen. Ihr Hintern wurde an seinen Schritt gedrückt und betont langsam bewegte sie sich in kreisenden Bewegungen. Thane sog zischend die Luft ein und Daphne grinste.

„Du bringst mich noch ins Grab" raunte er. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinunter.

Plötzlich wirbelte Thane sie so herum, dass sie sich ihm wieder gegenüber sah. Seine Augen waren dunkel vor Verlangen und sie bemerkte ein Ziehen in ihrem Unterleib.

Thanes Hände wanderten nun langsam von ihrer Hüfte nach hinten zu ihrem Rücken und trafen dort, dank des Cut-outs von ihrem Kleid, auf ihre nackte Haut. Sie wimmerte leise und genoss die Berührung, auch, wenn sie seine Finger mittlerweile gerne woanders gehabt hätte. Ihr ganzer Körper schien in Flammen zu stehen. Daphne sah Genugtuung in Thanes Augen aufblitzen. 

Mit klopfendem Herzen registrierte sie, wie er seinen Kopf nun zu ihr hinunterbeugte. Sein Mund wanderte zu ihrem Ohr und sein Atem strich über ihre Haut. Ihr Puls schoss in die Höhe.

„Vielleicht solltest du dir das mit dem Tanzen nochmal überlegen", murmelte er leise und zog sich dann soweit zurück, dass er sie ansehen konnte.

„Ich habe gerade ganz andere Sachen im Kopf als das Tanzen", entgegnete sie mutig. Sie wusste nicht, was über sie gekommen war, aber darüber würde sie sich später Sorgen machen.

Thane lachte leise und es klang beinahe verzweifelt.

„Oh, glaub mir, ich auch." Er näherte sich ihr wieder, seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt. Ein Zittern durchlief sie.

„Wenn es nach mir ginge, würde ich dich gegen eine Wand pressen und-"

Seine Worte wurden von einem plötzlichen Rufen unterbrochen: "Thane, wo bist du? Das Video beginnt gleich!" Gedämpft und doch hörbar erklang Judes Stimme aus einem anderen Raum.

Thane hielt in der Bewegung inne und schmunzelte dann resigniert.

„Ich schätze, da hat dich das Schicksal gerettet", flüsterte er an Daphnes Mund. 

Langsam zog er seine Hände zurück und machte einen Schritt nach hinten. Es fühlte sich so an, als ob jemand eine Ladung Eiswasser über ihren Kopf gekippt hätte. 

„Aber keine Sorge, Daphne. Nächstes Mal entkommst du mir nicht so leicht", versprach er mit glühenden Augen und ließ sie atemlos zurück.

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