21 | Don't you know
»And anyone who saw how she looked at him knew that she was hooked.«
Der Abend war ein voller Erfolg.
Nach dem Auftritt der Band hatten sich alle mit reichlich Getränken und Essen von der Bedienung versorgen und es sich richtig gut gehen lassen.
Obwohl Ada Nylah, Reece und Ewan erst seit wenigen Wochen kannte, fiel ihr dennoch auf, was für ein gutes Gefühl sie ihr gaben. Sie fühlte sich wohl.
Mittlerweile waren sie nur noch zu viert, denn Ewan hatte sich, nach ein paar Bier zu viel, verabschiedet und Brianna war ebenfalls schon gegangen, da sie noch mit ihrem Freund verabredet war. Somit war die Runde zwar geschrumpft, aber nicht weniger angenehm.
Völlig entspannt rührte Ada mit ihrem Strohhalm in ihrem Cocktail herum und lauschte Nylahs und Nathans Gespräch über einen neuen Song, als Reece Worte, der nach wie vor neben ihr saß, sie zurück ins Hier und Jetzt beförderten.
„Und hast du dir das mit dem Groupie-sein nach dem heutigen Abend nochmal überlegt?", fragte er, bezogen auf ihre letzte Unterhaltung, nach.
Sie schüttelte grinsend den Kopf. Reece hatte sich in ihre Richtung gelehnt, sie spürte die Hitze, die von ihm ausging.
„Wenn dann hat es mich noch darin bestärkt. Ich habe vorhin nicht gelogen, als ich gesagt habe, dass ich euren Auftritt richtig gut fand."
Reece Gesichtsausdruck nach zu urteilen, konnte er entweder nicht mit Komplimenten umgehen oder er war nicht überzeugt.
„Ich meine es wirklich ernst! Obwohl ich keine Ahnung von Musik habe, können meine ungeschulten Ohren trotzdem wahrnehmen, wenn sich etwas gut anhört", erklärte sie, „wenn ich mich sogar von Songs inspiriert fühle, können sie nur großartig sein."
Reece gab ein Grummeln von sich und lehnte sich, zu Adas Bedauern, zurück. „Und welches Lied hat es dir so sehr angetan?"
„Ich fand einige sehr gut. Aber ich glaube am besten hat mir ‚Coming home' gefallen."
Reece nickte. „Das ist ein ziemlich alter Song von uns, den haben wir damals noch mit unserem vorigen Bassisten geschrieben." Adas Neugier über das vorige Bandmitglied war nicht gerade klein, aber da sie sich noch zu gut daran erinnerte, wie die Band reagiert hatte, als Daphne danach gefragt hatte, verkniff sie sich ihre Fragen.
„Schreibt ihr alle eure Lieder zusammen?", erkundigte sie sich stattdessen bei ihm.
„Kommt drauf an, meistens schon. Wobei ich eigentlich gefühlt immer nur anwesend bin. Ich bin nicht besonders gut mit Worten." Mit einem Mal wirkte Reece verlegen, was Ada irgendwie süß fand.
„Ich glaube, du gehst da ein bisschen zu hart mit dir ins Gericht", munterte sie ihn auf, was Reece mit einem Lachen quittierte.
„Nein, glaub mir, das ist echt nicht mein Fachgebiet. Das überlasse ich lieber dir."
„Geschickt gelöst, du Gentlemen", entgegnete sie grinsend, woraufhin er einen imaginären Hut zog und eine Vorbeugung andeutete.
„Und zu was hat dich der Song inspiriert? Schreibst du etwa tatsächlich Ewans Geschichte?", fragte er weiter.
Ada schmunzelte. „Wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert, der Aufstieg einer Band ist durchaus kein schlechtes Thema für einen Roman. Ich kenne mich nur leider überhaupt nicht mit Musik aus."
„Und wie sieht das mit der Liebesgeschichte zwischen dem schüchternen Mädchen und dem grummeligen und distanzierten Typ, wie Brianna mich betitelt hat, aus? Kommt die auch in diesem Buch vor?", neckte er sie.
Obwohl Ada wusste, dass Reece sie nur ärgern wollte, konnte sie nicht verhindern, dass ihr heiß wurde und sich der Schweiß in ihren Handflächen sammelte.
Sie war versucht die Aussage mit einem nervösen Lachen abzutun, bevor sie sich im letzten Moment dagegen entschied und antwortete: „Ich glaube nicht, dass ich den grummeligen und distanzierten Typen schon gut genug kenne, um ein Buch über ihn zu schreiben."
Reece, der offensichtlich nicht mit so einer Antwort gerechnet hatte, blickte sie überrascht an, bevor sich seine Mundwinkel langsam zu einem Lächeln verzogen. Den Blick, den er ihr dabei schenkte, ließ ihr Herz für einen Moment aus dem Takt geraten.
„Was willst du denn wissen?"
Ada nahm einen Schluck von ihrem Cocktail, um Zeit zu schinden.
„Du bist also Musiker", begann sie, „Seit wann?"
Reece blinzelte und schien einen Moment über die Frage nachzudenken. „Eigentlich schon immer. Als Kind habe ich alle um mich herum mit meinem Keyboard genervt. Zu meinem sechsten Geburtstag habe ich eine Gitarre bekommen und das war der Anfang vom Ende, schätze ich. Seit fünf Jahren bin ich in der Band."
Ada nickte. Dieses Gespräch als eine Vorlage für ein Buch zu sehen, lenkte sie ein wenig von der Nervosität ab, die sie in Reece Anwesenheit verspürte.
„Und was ist neben der Musik deine große Leidenschaft?"
„Ich boxe seit ich 16 bin", erklärte er kurz angebunden und mit einem Blick auf seine breiten Schultern und die muskulösen Armen konnte Ada dies ohne Wenn und Aber bestätigen.
„Nur hobbymäßig oder auch in offiziellen Turnieren?", fragte sie weiter. Sie konnte nicht anders als dem "geheimnisvollen und mürrischen Typen" gebannt zuzuhören, als er langsam mehr von sich Preis gab.
„Zurzeit nur hobbymäßig. Seit wir hier in New York sind, bin ich auch noch gar nicht dazu gekommen. Früher bin ich dem Sport viel intensiver nachgegangen und hatte auch einen Trainer. Aber irgendwann musste ich mich zwischen der Musik und dem Boxen entscheiden und da mir ersteres wichtiger gewesen ist, hat sich das irgendwie erübrigt." Er zuckte mit den Schultern.
Ada nickte. Sie war ein bisschen irritiert, da sie noch nie so viele Worte aus Reece Mund gehört hatte, sonst war er immer relativ wortkarg. Aber über seine Leidenschaften zu sprechen, lockerte offensichtlich seine Zunge.
„Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?", wechselte sie das Thema.
Reece schien nicht einmal überlegen zu müssen: „Meine Schwester. Wir haben einen relativ großen Altersunterschied, sie ist vor kurzem neun geworden."
Ada, die nicht besonders gut in Mathe war, brauchte einen Augenblick, um die Zahlen in ihrem Kopf zu sortieren. „Also, dann seid ihr 15 Jahre auseinander?", schlussfolgerte sie nach einer peinlich langen Rechenpause. Reece grinste, bevor er dann schließlich nickte.
„Sie wohnt bei euch zuhause in Montreal, oder?", fragte Ada weiter, auch wenn sie die Antwort darauf bereits zu kennen glaubte.
„Ja, sie wohnt dort mit meinem Vater", bestätigte Reece, der mit einem Mal betrübt wirkte.
Obwohl Ada gerne mehr über seine Familie in Erfahrung gebracht hätte, war ihre Empathie stärker als ihre Neugier.
„Was ist deine Lieblingsfarbe?", fragte sie abrupt.
Reece zog eine Augenbraue nach oben, bevor er lachte. „Interessanter Themenwechsel", stellte er fest. Dann schien er kurz zu überlegen und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ich denke nicht sonderlich oft über Farben nach."
Ada stieß entrüstet den Atem aus. „Ich habe noch nie eine größere Lüge gehört. Jeder hat doch eine Lieblingsfarbe!"
Reece hob abwehrend die Hände, überrascht von Adas Heftigkeit, da sie sonst so zurückhaltend war. „Na gut, okay! Äh ... Lila vielleicht?"
Adas Schultern entspannten sich ein wenig und sie nickte ernst. Sie kannte sich tatsächlich relativ gut mit diesem Thema aus, sie teilte sogar jedem Charakter aus ihren Büchern eine Farbe zu, um einen besseren Eindruck von ihnen zu gewinnen.
„Und warum lila?", fragte sie weiter.
Reece zog eine Augenbraue nach oben. „Warum? Keine Ahnung, sieht schön aus?"
Bevor Ada ihrem Ärger erneut Luft machen konnte, kam ihr Reece zuvor: „Ich dachte, du wolltest mehr über mich wissen und mich nicht testen! Wenn ich gewusst hätte, dass ich auf subjektive Fragen falsch antworten kann, hätte ich besser gelernt!"
Ada öffnete und schloss den Mund, bevor sie lachte. Sie hatte sich wohl etwas zu sehr reingesteigert.
„Darf ich zumindest auch etwas über die Protagonistin des Buches erfahren?", erkundigte Reece sich nun und Ada schüttelte den Kopf, was er mit einer hochgezogenen Braue quittierte.
„Wer ist hier jetzt geheimnisvoll?"
Sie grinste. „Die Charaktere sind noch nicht so weit, ich muss erst die allgemeine Situation mit dem Umzug nach New York schildern, bevor wir aufeinandertreffen. Erst dann darfst du mich auch so ausfragen", erklärte sie.
Reece lehnte sich zu ihr und sein heißer Atem strich über ihre Wange. Sie erstarrte. Seine braunen Augen funkelten sie belustigt an.
„Na gut, dann halt mich auf dem Laufenden. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie sich die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt."
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