Kapitel 4
Oliver gab mir ein Unter- und Oberkleid. Ich war vollkommen verwirrt, es hatte Hunderte von Haken und Schnüren. Er half mir dabei die Sachen anzuziehen, und es schien ihm unangenehm zu sein doch allein kam ich keinesfalls zurecht. Das Unterkleid hatte lange enganliegende Ärmel und lag auch sehr eng am Körper. Nachdem ich es anhatte gab er mir das Oberkleid. Diese Ärmel waren länger und wurden unten breiter, sie gingen bis zum Boden. Das Kleid war kohlrabenschwarz, es gefiel mir, denn es passte zu mir.
Na also, passt wie angegossen, und dieses Kleid wird meine Frau sicher nicht vermissen", sagte Oliver Wieso denn? Es ist doch wunderschön."
Es ist schwarz, die meisten Frauen wollen lieber helle und fröhliche Farben" wir gingen zurück zu Kenan Okay danke Oliver, wir schulden dir was." Aber das soll doch noch kein abschied sein, habt ihr überhaupt Geld um euch ein Zimmer in einer Gaststätte zu leisten?" Kenan zögerte Ich habe schon genug von dir verlangt" Oliver lächelte Ach, was", widersprach er. Wir gehen zur Sirenenschenke. Ich werde euch ein Bier spendieren und euer Zimmer bezahlen." Sein plötzlicher Optimismus machte mich etwas misstrauisch, doch ich war mit dem menschlichen Verhalten, noch nicht so vertraut. Der Name der Schenke ließ mich kurz das Gesicht verziehen. Wie seltsam diesen Ort nach diesen Ungeheuern zu nennen, die gerade erst Kenans Crew niedergemetzelt hatten. Und so gingen wir los, Kenan ging plaudernd mit Oliver voraus, sie lachten und erzählten sich Geschichten, Kenan zog mich an der Hand hinterher. Diese scheinbar beiläufige Geste ließ augenblicklich mein Herz höherschlagen und ich blendete alles Andere um mich herum einen Moment lang aus. Nixen und auch Sirenen hatten nicht viel übrig für körperliche Nähe.
In ihrem Gespräch war es unmöglich sich einzuklinken, da ich keine Ahnung hatte wovon sie sprachen und wenn ich es versuchte, kam nur Schwachsinn aus meinem Mund. Die Gaststätte war von Rauch benebelt, da es draußen schon lange dunkel war, erleuchteten Kerzen den großen Raum. Ich hustete als der Stinkende Qualm mir in die Nase stieg. Überall standen Tische mit Stühlen, auf denen Männer saßen. Sie sangen, lachten und spielten... letzteres war ich mir nicht ganz sicher.
Frauen huschten, mit bis zu drei Tabletts beladen, durch den Raum. Hin und wieder steckten Männer ihnen etwas Kleines, rundes, glänzendes zu. Es waren auch Frauen zu Gast, die wie hirnlose Affen auf dem Schoß oder neben den Männern saßen und krampfhaft laut über jeden noch so geschmacklosen Witz lachten. Sie schienen alles andere als anständige Frauen zu sein und die Art wie die Männer mich musterten gefiel mir gar nicht. Gierige Blicke wanderten meinen Körper entlang. Ich rümpfte die Nase, dieser Rauch stank so abscheulich und hinterließ ein kratzen in meinem Hals. Wir sahen uns weiter um, doch alle Tische waren besetzt, also zog Oliver uns an die Theke.
Ich bin gleich wieder da.", sagte Oliver, und verschwand in der Masse von Menschen die sich hier versammelte. Drei Bier bitte", sagte Kenan zu dem Mann hinter der Theke. Ich sah mich unsicher um Das ist eine Gaststätte?", fragte ich. Mein Ton verriet wie wenig ich von diesem Ort hielt. Kenan beugte sich zu mir, um mich über den Lärm hinweg besser zu verstehen.
Ja, oben sind Zimmer in denen wir schlafen können." Ich nickte Wo ist Oliver hin?", rief ich, damit er sich nicht so ansträngen musste um mich zu verstehen Weiß nicht, vielleicht ist er schiffen...ich geh kurz nachsehen wo er bleibt. Er ist schon ne ganze Weile weg. Warte hier!" ich wollte protestieren, doch da war er schon verschwunden.
Mit gesengtem Blick wartete ich, dass er wiederkam. Wie konnte er mich hier einfach alleine lassen? Merkte er nicht, wie unwohl ich mich hier fühlte? Ein großer bärtiger Mann setzte sich neben mich, und ich erstarrte. Na süße hat man dich allein gelassen?", japste er. Er war offensichtlich betrunken.
Weist du was? jetzt bist du nicht mehr alleine.", sagte er und grinste mich an. Mein Herz legte einen Zahn zu und ich bekam Panik. Er legte mir einen Arm um die Schultern und versuchte... mich zu küssen! Ich stand unter Schock und schaffte es nicht, mich zu bewegen. Bevor dieser widerliche Kerl mich küssen konnte, wurde er von jemanden weggezerrt und bekam einen heftigen Schlag ins Gesicht... von Kenan! Und dann brach das Chaos aus. Auf einmal fingen alle Männer an sich zu prügeln!
Der Bärtige holte nach Kenan aus, dieser wich allerdings geschickt aus, so, dass der Bärtige gegen einen anderen fiel. Und so nahm es seinen Lauf.
Los raus hier!", rief Kenan über die sich raufenden Männer hinweg und wir schlängelten uns durch die wild gewordene Menge. Ich wurde heftig angestoßen und der Mann bekam dafür von Kenan einen heftigen Kinnhaken, woraufhin er zurück stolperte.
Endlich draußen konnte ich wieder Luft schnappen. Du wirst mich nie wieder alleine in einer Gaststätte sitzen lassen!", schimpfte ich. Er war außer Atem und lächelte dann leicht. Seine goldenen Augen wirkten in diesem Moment so lebendig! Versprochen."
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