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Zwei Tage waren bereits vergangen, seitdem wir erfahren hatten, dass Rudel nach mir suchten. Meine Eltern waren sich einig gewesen. Ich musste wieder ins Rudelhaus ziehen, um den vollen Schutz gewährleistet zu bekommen.

Die Konversation spielte sich wieder vor meinen Augen ab. Die unerklärlichen Reaktionen. Wie die Farbe der Angst sich in deren Augen spiegelte.

"Seraphine, es ist nur zu deinem Besten", hatte sich Dad erklärt.
"Übertreibt ihr nicht ein bisschen?" Meine Mutter hatte daraufhin nur ihren Kopf geschwenkt.

Sie übertrieben maßlos. Sie dachten, ich wäre an deren Seite nicht gut aufgehoben. Sie waren meine Eltern. Boten sie nicht den größten Schutz von Allen an?
Widerwillig kaute ich an der Innenseite meiner Wange als mein Blick aus Damon's Fenster schweifte und sich auf einen schwarzen Geländewagen haftete. Knapp vor dem Rudelhaus kam er zum halten.

Irgendwie gefielen mir die verdunkelte Fensterscheiben nicht. Man konnte schwer ausmachen ob sich Kriminelle im Waffenbesitz im Wagen befanden oder wie in diesem Fall, zwei wunderschöne Blondinnen, die von einem ziemlich erfreuten Damon empfangen wurden.

"Noch Kartoffelbrei?" Eine dampfende Schüssel an zermatschten Kartoffeln wurde mir am Esstisch von Damon's Mutter rüber gereicht. Dankend lehnte ich freundlich ab. Der Appetit war mir einfach vergangen. Überhaupt wenn mein Freund sich gerade zwischen zwei Barbie-Puppen befand und sich angeregt über alte Zeiten unterhielt. Zu gerne würde ich, mit die nun bekannten Savannah oder Tracy ein Wort austauschen, wenn mein Freund nur das zuließen würde.

Mürrisch beobachtete ich wie Damon krankhaft versuchte nicht in Savannah's deutlichen Vorbau zu starren. Irgendwie bekamen die Erbsen auf meinen Teller eine andere Note. Wie sie wohl auf Damon's makellosen Gesicht aussahen? Vollkommen Makellos.

"Seraphine", mein Name wurde von Tracy, dem Mädchen mit den großen, grünen Augen und den kleinen, süßen Sommersprossen gerufen. Ob Barbie-Puppe oder nicht. Sie war eine natürliche Schönheit, die von innen Selbstbewusstsein ausstrahlte.
"Hmm?"
Mein Blick rutschte zu Damon rüber, der meinen komischerweise mied. Er fand anscheinend seine nicht angefassten Erbsen interessanter. Vermutlich fragte er sich, ob dieses Grün ihm auch stand. Er hätte mich fragen können, schließlich war er mein Mate, aber nein, er ergab sich der Qual.
"Ist alles okay?" Die etwas rauchig klingende Stimme von Savannah holte mich aus meinen Gedanken zurück. Um Missverständnisse zu vermeiden nickte ich ihr schnell zu.

"Ja"
"Du sahst nur so aus, als würdest du einen innerliche Konversation mit den Erbsen führen"
Wenn das nicht mal der Wahrheit entsprach.


Mittlerweile war ich, im Endeffekt, zum Entschluss gekommen, dass Savannah und Tracy ziemlich nett waren. Für meine Stimmungsschwankungen war eher Damon verantwortlich.

Seufzend stapelte ich die benutzten Teller vom Esstisch und half Damon's Mutter beim Aufräumen. Ich fand es selbstverständlich Damon's Mutter unter die Arme zu greifen.
"Ich bin dir wirklich, dankbar"
Kurz hielt ich bei meiner Tätigkeit inne, bevor ich sie mit einem Nicken  weiter verfolgte.
"Mache ich gern, schließlich darf ich hier wohnen", schenkte ich Damon's Mutter trotzt meiner angeschlagenen Laune ein Lächeln.

"Es ist dennoch nicht selbstverständlich, dass man mir hilft. Du bist ein tolles Mädchen, Seraphine und viel zu gut für meinen Jungen"
Ich studierte ihr Gesicht nach Anzeichen einer Lüge, aber fand keine. Sie meinte es wirklich ernst. Stumm blickte ich sie an und konnte mir keine passende Erwiederung zusammenreimen.

"Er meint es nicht so",
übernahm seine Mutter die Konversation. Seufzend schmiss sie ihr Geschirrtuch auf ihrer Schulter und nahm den Stappel an Teller an. Verwirrt folgte ich ihr mit dem benutzten Besteck in die Küche.
"Wer meint was nicht?"
"Mein Sohn" Die Teller landeten in der Spüle, woraufhin ich das Silberbesteck dazulegte.
"Du musst wissen, Savannah und Tracy kommen aus einem anderen Rudel. Vince mag sie beide ziemlich gern", half sie mir auf den Punkt. Ich stutzte und reimte mir den Plan selbst zusammen.
"Lockvogel?"
"Eher Verführungsmanöver" grinste sie meinem baffen Gesichtsausdruck entgegen.

Ohne mitzudenken schritt ich ihr wieder zum Esstisch nach.
"Ich will nicht das wer anderer dank mir verletzt wird"
"Damon wusste dass du das ansprechen würdest"
Meine Hände sammelten nebenbei Gläser ein.
"Meidet er mich deswegen?"
Sie hielt inne. Ihr Blick schien im Wohnzimmer zu verweilen. Meine Augen folgten ihr und trafen auf die von Damon. 
"Ich glaube nicht, dass er die Augen von dir lassen könnte" 

"Und das ist das Gästezimmer", klärte ich die Mädels beim Rundgang des Hauses auf. Anscheinend galt ich schon als Familienmitglied um diese Ehre gewährt zu bekommen.
"Noch immer wie früher", kicherte Savannah beim Hineintreten samt Gepäck. Verwirrt runzelte ich die Stirn und betrachtete den bewundernswerten, gar glücklichen Blick von Savannah. Tracy eher stutzte merklich.
"Wow, wie geschmackslos konntest du sein. Und damit hast du dich früher angegeben"
Was hieß das? Ein schon verhandenes Gefühl in meiner Magengrube verstärkte sich. Ich hatte zwar eine Vermutung, aber das konnte doch nicht sein?

"Naja, früher war  der Geschmack der Leute anders", kicherte Savannah vor sich hin, als sie sich auf das Bett fallen ließ . Vielleicht war es nicht meine Angelegenheit und vielleicht sollte ich diesbezgülich nicht neugierig sein, aber ich brauchte eine klare Antwort.
"Tracy" Ihr Kopf schoss zurück.
"Was meinst du mit Savannah hat zu wenig Geschmack?"
Tracy schob ihre Aufermerksamkeit zu Savannah rüber, die diese Frage schmunzelnd beantwortete.
"Als das Rudelhaus neu erbaut wurde, waren Damon und ich ein Paar und ich durfte dieses Zimmer einrichten" Meine Lippen teilten sich nach ihrer Erklärung. Ich versuchte den eifersüchtigen Stich zu unterdrücken. Es war nun mal klar, das Damon vor mir Freundinnen hatte.
"Toll", krächzte ich schlussendlich heraus und könnte mir mit der flachen Hand auf die Stirn klatschen. Was besseres konnte mir nicht einfallen?
"Mhm" Savannah nickte etwas betrübt zu.
"Hätte ich ihn damals nicht verlassen, dann wären wir vemutlich noch immer zusammen. Irgendwie bereue ich es, auf der anderen Seite war ich seine Erste. Macht mich irgendwie Stolz"
Seine Erste? Sie war seine Erste.
Das ungewisse Gefühl vermischte sich mit Gedankengängen, wo ich an die Zukunft und der Entscheidung der Mondgöttin zweifelte.

...Dann wären sie noch heute zusammen.
Verfestigte sich einfach in meinem Kopf. Wären sie das?
Ich wusste es nicht. Ich konnte es nicht einmal hinterfragen. Alles ergab einfach keinen Sinn mehr.
..ich habe immer ein Auge auf dich gehabt

Schossen weitere Erinnerungen in meinen Kopf. War das eine Lüge gewesen? Wenn er eine Freundin hatte, konnte er doch kein Auge auf mich haben?

"Ich dachte, du wusstest das?" Savannah holte mich von meinen Grübeln zurück. Wieder verstand ich nicht ihre Frage.
"Warum hätte ich das wissen sollen?"
"Na weil du doch seine Cousine bist"
Sie seufzte und ließ mir ein Moment der Besinnung. Doch die Besinnung ließ mich verstummen. Alles brach ineinander und ich stand einem innerlichen Konflikt gegenüber. Ob ich weinen oder aus Wut schreien sollte.
"Zumindest hatte er mir das immer nach der Schule weiß gemacht. Ich muss schon zugeben. Ich war damals sehr eifersüchtig auf dich. Wir haben immer gewartet bis deine Mutter dich abgeholt hat. Erst dann sind wir los gefahren und haben etwas unternommen"

Aus dem Seitenwinkel vernahm ich Tracy's Augenverdrehen und ihr plötzlich erscheinendes weites Grinsen, als ich seine Präsenz spürte, wie das einfach unter Mates üblich wahr.
"Damon", grüßte ihn Tracy auf Anhieb.
Ich konnte mich nicht mit dem anfreunden.
Ich wollte ihn jetzt gerade nicht sehen.

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