Kapitel 13 - Am Wochenende
POV Liam
„Und er hat dich einfach sitzen lassen?", fragt Dennis ungläubig. Ich nicke zustimmend und erhalte ein abwertendes Schnaufen als Antwort. „Und heute Morgen habe ich ihn stehen lassen", muss ich noch anhängen.
„Der hat dich nicht verdient, wenn er nicht schätzen kann, was er an dir hat", meint Paul Schultern zuckend.
„Ja, aber warum tut das immer noch weh. Ich denke ich habe das richtige getan als ich ihn stehen lassen habe, aber jetzt ist mir schon wieder zum Heulen", spreche ich mein tiefstes Inneres aus.
„Es ist nun mal scheiße, wenn man jemanden mag und der dich dann einfach sitzen lässt", versucht Paul mich aufzumuntern. „Ja, das ist Scheiße. Ganz große Scheiße", murmle ich und wische mir eine Träne von der Wange.
„Mach dir nichts draus. Du findest deinen Deckel. Den finden wir alle irgendwann", gibt der Jüngste in der Runde von sich.
„Apropos Deckel. Was läuft eigentlich zwischen euch?", dreht sich Dennis kurz weg von mir und deutet auf Kimi und Conrad.
„Ja, was soll denn sein?", fragt Conrad genervt. „Wir verstehen uns halt echt gut", gibt dann Kimi von sich. „Gut oder gut gut", will Paul jetzt wissen.
Etwas neugierig bin ich auch, denn die Beiden benehmen sich manchmal wie ein altes Ehepaar. Ich meine, sie wären sicher ein süßes Pärchen, da bin ich mir sicher.
„Wie gesagt, wir verstehen uns sehr gut. Müssen wir überall ein Label draufklatschen?", meint Conrad weiterhin ziemlich genervt.
„Nein, aber ich wollte es halt wissen, weil ihr zwei so süß seid, wenn ihr glaubt, dass euch niemand zuguckt", hebt Dennis entschuldigend die Hände.
„Und außerdem wollte ich Liam ablenken", fügt er noch leise hinten dran. „Funktioniert sicher echt gut, wenn du es dann noch dazu sagst", meint Kimi mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wisst ihr was? Ich gehe ich die Bibliothek. Vielleicht finde ich ein interessantes Buch", entscheide ich und springe auf.
„Man sieht sich vielleicht zum Mittagessen", haue ich noch hinterher und springe durch die Tür aus dem Gemeinschaftsraum raus.
POV Conrad
„Gehen wir eine Runde spazieren? Heute ist es echt schön draußen", flüstere ich Kimi ins Ohr, nachdem Liam verschwunden ist. Mit einem leichten Lachen und einem Nicken hüpft Kimi von meinem Schoß und ich ihm hinterher.
„Und wo wollt ihr zwei Turteltäubchen hin?", werden wir von Dennis gefragt, welcher uns blöd anschaut.
„Ich nehme Conrad mal so richtig durch, dass er danach nicht mehr richtig gehen kann", schmeißt Kimi ihm eine Antwort an den Kopf, mit welcher nicht einmal ich gerechnet habe.
Noch blöder wie vorher schaut uns Dennis an, während Paul sich nebenbei vor Lachen kugelt. Zusammen verlassen wir den Gemeinschaftsraum und machen uns auf den Weg zum schwarzen See.
„Dennis hat ja mal so verwirrt ausgesehen", lache ich den Italiener neben mir an. „Nicht wahr? Der hat gar nicht damit gerechnet", lacht dieser zurück. „Manchmal bist du wirklich schlagfertig", bewundere ich den anderen.
„Danke", gibt dieser fast schüchtern von sich und greift im nächsten Augenblick zu meiner Hand.
„Ist das eh ok für dich?", fragt er auch fast sofort nach. „Gar kein Problem", lächle ich ihm sanft entgegen und drücke vorsichtig seine Hand.
Ohne miteinander zu reden schlendern wir über das Schulgelände und begutachten die Bäume, welche sich schon auf den Winter vorbereiten und die ganzen Blätter abwerfen.
„Was ist das wirklich zwischen uns?", bricht Kimi aber irgendwann das angenehme Schweigen. „Ich weiß es gar nicht", gebe ich zurück, „Ich fühle mich wirklich wohl in deiner Gegenwart und ich mag dich auch echt gern".
„Das gleiche fühle ich auch. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich sicher und bin gleich ein bisschen fröhlicher", meint der kleine Italiener nach kurzem Nachdenken.
„Ich glaube ich hab mich in dich verliebt", fügt er hinten noch ganz leise hinzu.
So leise, dass ich ihn fast nicht verstehe. „Ich habe mich auch in dich verliebt", gebe ich den Gefühlen, die ich bei Kimi fühle, einen Namen.
Verliebt sein.
Instinktiv lehne ich mich etwas nach unten und auch Kimi tut es mir gleich. Er streckt sich mir entgegen und schließt die Augen.
Als ich schon seinen Atem an meinen Lippen spüren kann, lasse ich die Augenlider fallen und verbinde unsere Lippen.
Nur ein Hauch. Eine kurze Berührung. Und doch explodiert in mir alles. Lange war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich mehr als Freundschaft für den Italiener verspüre, doch jetzt bin ich mir definitiv sicher.
Wir stehen mitten auf der Wiese, unsere Gesichter nur ein paar Millimeter voneinander entfernt, Händchen haltend und einfach nur glücklich.
„Wow. Ich hätte mir meinen ersten Kuss nicht besser vorstellen können", flüstert Kimi gegen meine Lippen und kuschelt sein Gesicht in meine Schulter.
„Ich mir auch nicht", flüstere ich zurück und schlinge meine Arme um den kleinen Italiener.
Lange stehen wir einfach nur so da. Aber das passt für mich, denn ich bin einfach nur glücklich.
Glücklich zusammen mit Kimi.
POV Clément
Immer noch komplett unter Schock, wegen dem was ich in Logans Erinnerungen gesehen habe, wandere ich durch das Schloss.
Irgendwo muss ich doch einen Platz finden, wo niemand ist, oder?
„Clém", ertönt eine sehr bekannte Stimme, als ich mich auf der Treppe zum Astronomie-Turm niedergelassen habe.
„Felipe?", flüstere ich verwundert zurück, denn ich habe den Brasilianer nicht gesehen. „Hey", vernehme ich erneut Felipes Stimme, als er aus dem Schatten nach zu mir tritt.
Zuerst ziert ein leichtes Lächeln seine Lippen, doch erlischt dies als er mich etwas genauer betrachtet.
„Hey, was ist los? Du gefällst mir gerade gar nicht. Du bist total blass", meint er und lässt sich sofort neben mir nieder.
„Warum sind Menschen so grausam zu anderen?", stelle ich eine Frage in den Raum, welche für Felipe total ohne Kontext sein muss.
„Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Aber warum denkst du darüber nach?", antwortet er mit einer weiteren Frage.
„Vorhin bin ich in den Gemeinschaftsraum gekommen und Logan ist auf der Couch gesessen und hat nachgedacht. Also wirklich voll in Gedanken. Er hat mich nicht einmal gehört, als ich reingekommen bin", beginne ich meine Erzählung.
„Er hat mich dann einfach gefragt, wie er weiß, ob er Schwul ist", setzte ich fort, „Natürlich kann man das nicht so einfach sagen, aber dann hat er immer weiter komische Floskeln von sich gegeben, von wegen es ist wieder da und die hätten es wegbekommen".
Felipe sitzt einfach neben mir und streicht beruhigend über meinen Arm. Hin und wieder nickt er, um mir zu zeigen, dass er mir noch zuhört.
„Natürlich habe ich ihn gefragt, wen oder was er meint, aber hat nur gesagt, dass er mir es nicht sagen kann", spreche ich weiter und merke schon, dass meine Stimme langsam nachgibt.
„Dann hat er mir erzählt, dass er mir wirklich nichts sagen kann, weil er einen unbrechbaren Schwur geleistet hat, aber er echt gerne hätte, dass es jemand anderes weiß. Also habe ich meine Denkarium hervorgeholt und wir sind in seine Erinnerungen getaucht", erzähle ich.
Doch bevor ich weitersprechen kann, bricht meine Stimme endgültig ab und die ersten Tränen laufen über meine Wangen.
„Shhh", spricht Felipe leise zu mir und wiegt mich in seinen Armen hin und her.
„Und dann", erzähle ich unter Schluchzern weiter, „Dann habe ich gesehen, wie seine Eltern ihn im Sommer irgendwo hingeschickt haben, um ihn zu heilen".
Bei diesen Worten zieht Felipe scharf Luft durch die Zähne und ich kann sehen, wie er sich auf die nächsten Worte vorbereitet.
„Dort haben sie ihn mit den Cruciatus-Fluch gefoltert, damit all die bösen Geister aus ihm verschwinden", bricht meine Stimme nun komplett ab und aus meinen Augen bahnen sich fast schon Bächer hervor.
Felipe sagt nichts. Er sitzt einfach nur neben mir und wiegt mich hin und her, um mich etwas zu beruhigen.
„Wo ist Logan jetzt?", fragt er nach langer Stille. „Im Schlafsaal. Ich habe ihm einen Beruhigungstrank gegeben, weil er nicht mehr aufhören konnte zu zittern und zu weinen. Er ist daraufhin ruhig eingeschlafen", erkläre ich ihm und wische mir einmal über meine Wangen.
„Warum machen Menschen sowas?", frage ich nochmals, doch dieses Mal klingt es eher verzweifelt. „Ich kann dir leider nicht sagen, was mit solchen Menschen falsch ist", seufzt Felipe auf und wiegt mich weiter hin und her.
„Wenn ich Logan doch nur irgendwie helfen könnte. Einfach nur irgendwie", schluchze ich leise auf.
„Das kannst du. Stehe ihm beiseite und sei einfach ein guter Freund", schlägt Felipe vor und drückt mich etwas weg, um mir in die Augen zu sehen.
„Danke, Felipe", flüstere ich ihm zu. „Nicht dafür. Ich bin gerne für die Leute da, die ich mag", meint er und lächelt mich etwas schüchtern an. Ich lasse mich nochmals in seine Arme fallen und kuschle mich an ihn.
Durch meine Nase atme ich seinen Duft ein. Er riecht wirklich sehr gut. Sein Duft beruhigt mich noch ein Stückchen mehr. Keine Ahnung, aber ich fühle mich bei Felipe einfach wohl.
„Felipe", setze ich an und blicke ihn wieder an. Seine braunen Augen ziehen mich in einen Bann, aus welchem ich wohl nicht mehr entfliehen kann.
„Ja, Clém?", fragt der Brasilianer zurück und legt seinen Kopf etwas schief.
„Ich wollte dir nur sagen, dass du wirklich ein toller Freund bist. Ich hab dich echt gerne", spreche ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und küsse Felipe kurz auf der Wange.
Sofort beginnen meine Lippen zu kribbeln. Was ist da los? Das ist noch nie passiert.
„Ich hab dich auch echt gerne, Clém", flüstert Felipe in mein Ohr, als er mich wieder an sich gezogen hat. Seine Hände streichen federleicht über meinen Rücken, während ich seinem gleichmäßigen Herzschlag lausche.
„Danke nochmals. Danke, dass du für mich da bist", flüstere ich nochmals und lächle in seine Schulter hinein.
„Wie gesagt, ist gar kein Problem", flüstert Felipe zurück und streicht mir vorsichtig durch meine Haare.
Irgendwie hat Felipe eine ganz entspannende Aura, denn langsam werden meine Augenlider echt schwer.
Ohne dass ich dagegen ankämpfen kann, drifte ich in das Land der Träume ab, während Felipe mir weiterhin durch die Haare streichelt.
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Ich weiß auch nicht wie, aber das ist wirklich das 3. Kapitel in 3 Tagen :)
Ich hoffe es gefällt euch und ich wünsche euch weiterhin einen schönen Samstag und ein schönes Wochenende <3
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