Kapitel 1
Der Krieg um Midgar
Eine bedrohliche Stille lag über dem Schlachtfeld, durchbrochen nur vom Krachen von Waffen und dem verzweifelten Rufen der wenigen Shinra-Soldaten, die versuchten, gegen die Übermacht der Wutaianer anzukämpfen. Der Himmel war von Rauchschwaden verdunkelt, und die Soldaten wussten, dass sie kurz vor ihrer Niederlage standen. Hoffnung schien eine ferne Erinnerung.
Plötzlich zerriss das Geräusch von Rotoren die Luft. Ein Hubschrauber erschien über den Köpfen der Soldaten, doch statt des erwarteten Lärms des Krieges geschah etwas Ungewöhnliches: Weiße Federn begannen vom Himmel zu fallen, langsam, wie Schnee, der das Chaos berührte. Doch nicht nur die Federn erreichten den Boden.
Eine Gestalt senkte sich lautlos herab. Ein Junge, höchstens 15 oder 16 Jahre alt, mit silbernen, kurz geschnittenen Haaren und einer Aura, die gleichermaßen Anziehungskraft und Furcht ausstrahlte. Seine Füße schwebten beinahe, als er den Boden berührte, und er stand regungslos da – den Rücken zu den Soldaten gekehrt. Sie konnten nichts anderes tun, als ihn anzustarren, ihre Waffen in der Hand zitternd.
Dann griff der Junge langsam zu seinem Katana. Die lange, schlanke Klinge glitzerte gefährlich im flackernden Licht des Krieges. Ohne ein Wort oder ein Zeichen setzte er sich in Bewegung – mit einer Geschwindigkeit und Eleganz, die beinahe übermenschlich wirkte. Ein Wimpernschlag später war er mitten unter den Wutaianern. Es schien, als hätte er nichts getan. Doch dann, fast wie in Zeitlupe, brach die Hölle los.
Soldaten fielen leblos zu Boden, einer nach dem anderen, während Fahrzeuge und Gebäude plötzlich in zwei Hälften glitten, als wären sie aus Papier. Schreie hallten durch die Luft, doch sie wurden rasch von einem beklemmenden Schweigen verschluckt. Die Wutaianer hatten keine Chance gehabt.
Ein neuer Konvoi Wutaianer-Fahrzeuge raste heran, schwer bewaffnet und bereit, die Schlacht für sich zu entscheiden. Doch der Junge, der immer noch mitten im Schlachtfeld stand, hob lediglich die Hand. Eine leuchtend rote Kugel begann über seiner Handfläche zu pulsieren, wie ein Herz aus Feuer. Mit einer ruhigen Bewegung warf er sie auf die nahenden Fahrzeuge.
Eine gewaltige Explosion riss die Luft entzwei. Feuer breitete sich in einem Moment aus, verschlang die Fahrzeuge und entzündete den Himmel in einem flammenden Rot. Die Shinra-Soldaten mussten sich abwenden, schützten ihre Gesichter vor der heißen Druckwelle, die über das Schlachtfeld fegte. Als sie wieder hinsahen, war alles still. Nur das Knistern der Flammen war zu hören.
Der Junge drehte sich langsam um. Seine grün leuchtenden Augen mit schmalen, geschlitzten Pupillen trafen die der Soldaten. Auf seinen Lippen lag ein seltsames, selbstbewusstes Lächeln.
„Guten Tag“, sagte er mit einer Stimme, die sowohl Ruhe als auch Gefahr ausstrahlte. „Mein Name ist Sephiroth.“ Er streckte ihnen die Hand entgegen.
Die Soldaten waren wie versteinert, unfähig, zu antworten, bis einer zögerlich seine Hand ergriff. Während sie miteinander sprachen, war keiner der Shinra-Soldaten in der Lage, den Blick von Sephiroth abzuwenden. Seine Präsenz war überwältigend.
Doch unweit davon, am Rand des Schlachtfelds, saß ein Mädchen unter einem Baum. Ihre langen, weißblonden Haare fielen wie ein Vorhang um ihre Schultern, und ihre blauen Augen waren auf ein Buch geheftet, das sie konzentriert las. Sie wirkte unbeeindruckt von der Zerstörung und dem Chaos um sie herum, als wäre sie nicht Teil dieser Welt.
Sie war etwa zwei Jahre jünger als der silberhaarige Junge, der in ihrer Nähe den Verlauf des Krieges verändert hatte. Doch weder Sephiroth noch das Mädchen ahnten, dass der jeweils andere so nah war – zwei Schicksale, die auf unvorhersehbare Weise miteinander verwoben werden würden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top