Kapitel 23

~Pov. Yoongi~
Langsam öffneten sich meine Augen und gähnend hielt ich mir die Hand vor den Mund. Dadurch, dass ich meinen Mund beim Gähnen so weit öffnete spürte ich, wie die kleine Wunde an der Lippe aufplatzte. Kurz danach schmeckte ich etwas Blut und es begann zu brennen. Doch ich ignorierte es und sah mich langsam um. Ich war wieder alleine. Hoseok war gegangen und Jack durfte nur noch kurz bleiben. Ich hatte ihm meine Hausschlüssel gegeben, damit er in meine Wohnung rein kam, um dort zu schlafen. Ich konnte ihm vertrauen und das wusste ich. Plötzlich klopfte es und ich bat herein. Die Tür öffnete sich und eine Krankenschwester betrat das Zimmer. Sie brachte mir mein Essen, doch meinte, dass sie noch mein Blutdruck und Puls messen müsste. Dies tat sie auch und weil alles unverändert war verschwand sie schnell. Ich aß mein Frühstück, was mir kaum schmeckte, und schrieb dann Jack an, dass er vorbei kommen sollte. Er antwortete, dass er bald da wäre und ich legte mein Handy bei Seite, um etwas nachdenken zu können. Besser gesagt über Hoseok. Ich habe keine Ahnung, ob ich gestern das richtige getan hatte oder nicht. Doch es hatte sich richtig angefühlt, also war es nun so gekommen. Aber jetzt hatte ich keine Ahnung, was ich denken sollte. Vor allem, ob ich noch eine Zukunft für uns sah. Ich liebte ihn immer noch und er mich anscheinend auch. Aber er hatte echt scheisse gebaut. Auch wenn ich ihn liebte konnte ich nicht leugnen, dass er mich mit seinem Verhalten sehr verletzt hatte. Zudem war ich raus aus BTS. Ich war jetzt bei einem anderen Unternehmen. Wir dürften nicht zusammen sein und wenn wir es trotzdem wären und das raus kommen würde wären wir beide arbeitslos. Ich konnte nicht glauben, dass ich SM so viel Geld bringen würde, dass sie mich nicht feuern würden, oder dass BTS es sich nicht leisten könnte noch jemanden raus zu werfen. Die Musik Szene war nunmal hart. Ist es schon immer gewesen und wird es immer sein. Wenn man zu schlecht war wurde man ersetzt. Wenn man nicht das tat, was sie wollten wurde man ersetzt. So war es nunmal. Mir kam die Idee, dass ich ja jetzt schon ziemlich berühmt war. Wenn ich nun raus geworfen werden würde, dann könnte ich auf YouTube vielleicht selbstständig sein. Immerhin mochten viele meine Lieder und die produzierte ich auch fast komplett selber. Ich schrieb die Texte selber, machte die Melodie selber, rappte selber. Das könnte klappen. War aber nunmal verdammt riskant. Für mich fast schon zu riskant.

Seufzend rollte ich vorsichtig auf die Seite und kugelte mich zusammen, dabei ignorierte ich meine Schmerzen. Gerade hasste ich mich für meine Gefühle zu Hoseok, für meine Zweifel und für meine Sorgen. „...Wo ist denn der Yoongi geblieben, den ich kannte? Dem alles egal war und auch die Meinung der anderen egal war? Wo ist der selbstbewusste Yoongi hin?" Das waren Hoseoks Worte, als er mir vorgeschlagen hatte meine Vergangenheit auf der Bühne zu erzählen. Ich seufzte. „Ich weiß es doch nicht..", murmelte ich leise in die Decke und starrte geradeaus.

Nach einigen Minuten klopfte es an der Tür und ich bat herein, während ich mich langsam aufsetzte. Wie erwartet kam Jack herein und er setzte sich auf den Stuhl neben mir. „Wie fühlst du dich?", fragte er sofort. „Etwas besser.", antwortete ich. „Und was hat Hoseok gestern mit dir geredet?" Ich erklärte ihm kurz, was gestern vorgefallen war und er schien zu überlegen. „Ich muss sagen, er hat dein Verhalten nicht verdient. Dass du so nett zu ihm bist obwohl er so scheisse zu dir war. Aber ich verstehe dich schon. Immerhin liebst du ihn noch und du hast recht, dass ihn jetzt dafür zu hassen auch nichts rückgängig macht. Siehst du denn noch eine Zukunft für euch?" Ich überlegte eine Weile, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich liebe ihn wirklich sehr aber sein Verhalten war echt scheisse und ich habe mich ja auch in dich verliebt.", murmelte ich am Ende leise. „Aber liebst du mich denn wirklich so, wie du ihn? Sei mal ganz ehrlich." Seufzend wischte ich mir durchs Gesicht. „Ich weiß es doch nicht. Ich will dich jetzt auch nicht so einfach abservieren." „Also ich kann's verstehen, dass du so jemanden tolles wie mich nicht gehen lassen willst." „Ey, sei mal nicht so selbstverliebt!", sagte ich empört, musste aber leicht lachen. „Aber erinnerst du dich noch an die Bedienung von dem Café? An dem Tag als du gegangen bist war ich dort nochmal und wir haben uns etwas unterhalten. Sie ist echt nett und voll mein Typ. Also ich hätte noch 'ne Reserve.", sagte er grinsend, doch ich war etwas skeptisch. „Ich weiß nicht.", jammerte ich wie ein Kleinkind. „Okay Idee. Ich küsse dich und du findest raus ob es sich so anfühlt wie bei Hoseok. Wenn nicht musst du halt nochmal nachdenken, ob du ihn das dann schon so leicht verzeihen kannst. Aber wenn doch können wir ja so weiter machen, wie bisher." Eigentlich war es keine schlechte Idee. Aber ich hatte Angst. Angst, dass mein Körper sich gegen Hoseok entscheiden würde. Angst, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen würde. Angst, dass wenn mein Körper Hoseok wählt ich mich dann entscheiden muss, ob ich noch eine Zukunft sehe oder nicht. „Hör auf so viel nachzudenken und zu zweifeln.", meinte Jack. Seufzend stimmte ich dann seinem Plan zu und er stand auf, um sich zu mir beugen zu können. Er ließ mich gar nicht lange warten, bis er seine Lippen auf meine legte. Sofort durchfuhr mich eine Welle von Wärme und kleinen Stromschlägen, was mich kurz alles vergessen ließ. Augenblicklich fühlte ich mich geborgen und in Sicherheit, was ich viel zu selten gespürt hatte.

Wenige Sekunden später löste er sich von mir und sah mich abwartend an. „Und?", fragte er gespannt. „Ich weiß es jetzt.", hauchte ich fast schon und musste etwas lächeln, da ich unglaublich erleichtert war zu wissen wer es war. Auch wenn die Entscheidung vielleicht ein Fehler war, sie war gefallen. Denn der Kuss war echt toll gewesen.

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