Kapitel 22
~Pov. Hoseok~
Nervös tippte ich mit meinen Fingern auf meinem Bein herum. Ich saß gerade auf einem Stuhl vor dem Zimmer, in welchem Yoongi lag. Als der Krankenwagen kam ist er kurz danach wieder ohnmächtig geworden und wurde erst vor wenigen Minuten wach. Gerade war Jack bei ihm und redete mit ihm. Der Arzt meinte, dass nur eine Person bei ihm sein sollte und er sollte erstmal nicht so gestresst sein. Seine Verletzungen sahen auch schlimmer aus, als in der dunklen Gasse, doch der Arzt meinte, dass nichts davon wirklich gefährlich schlimm wäre. Er würde noch einige Tage, vielleicht sogar Wochen, ziemliche Schmerzen haben, doch das würde verheilen. Trotzdem müsste er noch ein paar Tage hier bleiben, da er eine leichte Gehirnerschütterung hat und das gefährlich werden könnte. Auch wenn das meiste ziemlich positiv war machte ich mir unglaubliche Sorgen und Vorwürfe. Hätte ich ihn nicht besuchen wollen wäre er nicht so überfordert gewesen und wäre nicht abgehauen. Dann hätte er sich nicht betrunken und wäre nicht zusammen geschlagen worden. Jack versuchte mich zu beruhigen und mir klar zu machen, dass es nicht meine Schuld wäre, doch das brachte nichts. Ich gab nur mir allein die Schuld und machte mich selber fertig, wodurch ich mir immer wieder mal eine Träne weg wischen musste.
Plötzlich öffnete sich die Tür und sofort stand ich auf. Jack schloss langsam die Tür hinter sich, ehe er zu mir sah. „Wie geht's ihm?", fragte ich sofort und man hörte meine Stimme ein wenig zittern. „Ihm geht's besser aber er wirkt unglaublich müde und träge. Kann aber auch an der Uhrzeit liegen. Er ist auf jeden Fall nüchterner. Es sind aber auch schon einige Stunden vergangen." „Will er mich sehen?", sprach ich dann endlich die Frage aus, die mich fast am meisten interessierte. „Er meinte, dass es okay wäre, wenn du rein kommst.", antwortete er. Verstehend nickte ich und lief langsam auf die Tür zu. Vorsichtig umgriff ich die Türklinke und drückte sie dann langsam hinunter. Ich öffnete die Tür ein wenig und trat ein. Dann schloss ich die Tür wieder und atmete noch einmal durch. Ich war in einer Art Gang, da links neben mir ein Raum war, vermutlich das Bad. Mit langsamen Schritten kam ich seinem Bett immer näher, bis ich dann neben ihm stand. Er schaute mich müde mit seinen Augen an, doch sein blaues Auge war mehr geschlossen, als das Andere. Ein kleines Pflaster war auf der Schramme an seiner Wange und seine Lippe war noch offen, doch es blutete nicht mehr. Generell war das Blut, das kurz zuvor noch an ihm klebte, weg. Da seine Arme auf der Bettdecke lagen und er ein Krankenhaus Shirt trug konnte ich seine Arme nun auch sehen. Und sie sahen schlimm aus. Seine, von mir aus gesehen, rechte Hand war aufgeschürft, die andere verbunden. Viele Schrammen und blaue Flecke zierten seine Unter- und Oberarme. Obwohl er so viele Verletzungen hatte, die mein Herz zusammen ziehen ließen, war er dennoch wunderschön und gleichzeitig schlug mein Herz schneller. „W-wie geht's dir?", fragte ich vorsichtig und setzte mich auf einen Stuhl, der an seinem Bett stand. „Beschissen.", murmelte er leise. Okay, das hätte ich mir denken können. „U-und was sagst du zu dem vorhin?", fragte ich, immer noch sehr vorsichtig und zurück haltend. „Was meinst du?", fragte er verwirrt. „Kannst du dich nicht erinnern?" Er schüttelte leicht den Kopf und ich seufzte kurz. „Also..ich weiß nicht, wie ich das jetzt sagen soll.", gestand ich. „Sag es doch einfach und geh' dann. Ich bin müde.", meinte er kalt und das ließ mein Herz kurz knacken. Dennoch fing ich an zu erzählen und schaute dabei auf meine Hände:„Also, ich habe mich entschuldigt, dass ich so scheisse zu dir war. Dass ich dich nicht so hätte behandeln dürfen." Nach einigen Sekunden Schweigen fragte er:„Und wie stehst du jetzt dazu?" Verwirrt sah ich ihn langsam an und fragte, was er meinte. „Das hast du vorhin gesagt. Wie stehst du jetzt dazu?" „Na noch genau so." „Sag es. So wie du es vorhin getan hast." Langsam sah ich auf meine Hände und wollte gerade Anfangen zu reden, da sagte er streng, was mir einen Schauer über den Rücken liefen ließ:„Schau mich dabei gefälligst an." Vorsichtig sah ich ihm in die Augen und verlor mich sofort in ihnen. Doch schnell fing ich mich wieder. „Es tut mir leid, was ich dir angetan habe. Ich war scheisse und das weiß ich auch. Was ich aber nicht weiß ist, wieso ich das getan habe. Wieso ich so zu dir war. Ich vermisse dich wirklich sehr und würde dich gerne wieder bei mir haben. Ich weiß, dass das hier gerade nichts wieder rückgängig macht, trotzdem hoffe ich, dass du mir irgendwann verzeihen kannst." Schnell wischte ich mir eine Träne weg, die ohne Vorwarnung aus meinem Auge lief und schaute wieder auf den Boden. Einige Sekunden herrschte Stille und der Klos in meinem Hals, der sich gebildet hatte, schien immer größer zu werden und mir die Luft abzuschnüren. „Du hast recht. Es macht es nicht rückgängig." Ein Messer stach in meine Brust, doch löste sich sofort wieder auf, als er weiter redete:„Dich dafür aber zu hassen auch nicht." Zögernd sah ich auf. Yoongi schaute einfach gerade aus, wischte sich dann aber mit der, nicht verbunden, Hand durchs Gesicht. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht, was ich von dir denken soll. Beziehungsweise was ich von deinen Taten halten soll. Du hast mich wirklich sehr verletzt, wobei ich dir eigentlich nur helfen wollte. Ich meine, hättest du so leicht eine Entscheidung treffen können? Sei mal ganz ehrlich zu dir." Ich überlegte ein wenig. „Nein. Vermutlich nicht.", gab ich dann nuschelnd zu. „Siehst du? Deswegen wollte ich dir den Gefallen tun dich nicht entscheiden zu müssen. Dann sehen wir uns nach einem Jahr wieder und das einzige was du tust ist mich anschnauzen. Dann das nachdem wir...naja, da war dein Verhalten auch scheisse. Oder das wegen meinen Ängsten. Ich weiß nicht, ob ich dir das so schnell verzeihen kann. Und ob ich es dir überhaupt verzeihen will." Der letzte Satz ließ mein Herz für einen Augenblick stehen bleiben. „Ich muss nachdenken. Ich brauche Zeit, okay?" Ich nickte und stand dann auf. „Ich sollte gehen.", murmelte ich und wollte gerade los laufen, als er meine Namen sagte. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn fragend an. Langsam öffnete er die Schublade des kleinen Nachttisches neben seinem Bett und holte sein Handy heraus. Er hielt es mir entgegen. „Gib mir deine Nummer. Ich schreibe dich an, wenn ich für uns noch eine Zukunft sehe.", erklärte er. Vorsichtig nahm ich sein Handy und speicherte meine Nummer ein. Als ich es ihm zurück gab berührten sich unsere Finger, weswegen ich augenblicklich zusammen zuckte, doch sofort fing mein Körper auch an zu kribbeln und wärmer zu werden. Ich wollte das Handy los lassen, da ließ er es aufs Bett fallen und hielt mich am Handgelenk fest. Mein Herz schlug unglaublich schnell, gleichzeitig fühlte sich mein Magen aber auch unglaublich flau an. „Aber, dass du mich gesucht hast, mir den Krankenwagen gerufen hast und stundenlang hier geblieben bist ist schonmal ein Anfang. Okay?" Zögernd nickte ich, doch war komplett verwirrt. Er war wütend auf mich und trotzdem sagte er sowas? Eigentlich hatte ich es nicht verdient, dass er sowas zu mir sagte. Überhaupt noch mit mir redete.
Langsam löste ich meine Hand aus seiner und verließ den kleinen Raum, nachdem ich mich verabschiedet hatte. Jetzt hieß es wohl hoffen und abwarten.
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