7. Krise
Ich entschied mich dazu, ihrem eindringlichen Blick auszuweichen und sah unbeholfen im Raum herum, während ich förmlich spürte, wie sie sich herausgefordert fühlte. Anscheinend dachte sie, ich würde sie küssen oder über sie herfallen und ja, ich würde zu gerne, doch ich hatte das Gefühl, dass ich mich an ihr verbrennen würde und psychisch gesehen, musste ich vor so etwas mehr aufpassen, als andere.
"Warum plötzlich so schüchtern?", fragte sie beinahe hauchend und kam dabei einen Schritt auf mich zu, doch ehe sie ihre Hand an meine führen konnte, kam Jake plötzlich nur mit Boxershorts bekleidet aus dem Wohnzimmer gestürmt und hatte seine restlichen Klamotten in den Armen haltend, während mein Blick auf seine fast schon panisch wirkenden Augen fiel.
"Was ist-"
"Wir müssen gehen", platzte es aus ihm heraus und irritiert haftete mein Blick auf seinem Gesicht, während nun auch Padraig zu uns kam, der aber im Gegensatz zu Jake ein Schmunzeln auf den Lippen hatte und ihm seinen Arm um die Schulter legte.
"Immer behauptest du, du wärst der größte Ficker, aber kaum wollen drei scharfe Tussen an dein Gerät, haust du ab wie ein geschändeter Hund."
Padraig lachte laut auf und auch Irinas Kichern drang von der Seite in meine Ohren. Ich konnte mir nun auch ein Grinsen nicht mehr verkneifen und wütend zog Jake sich seine Jeans eilig über.
"Das sind keine Tussis. Das sind ausgehungerte Bestien", knurrte er Padraig an und als er sich sein Shirt und seine Jacke noch angezogen hatte, sah er mich abwartend an. "Also was ist?!"
Ich verdrehte zwar die Augen und hätte mich gerne noch länger mit Irina unterhalten, aber ich wollte meinen besten Freund jetzt auch nicht alleine lassen.
Entschuldigend sah ich die Kleine neben mir an, die anscheinend sofort verstand was in meinem Kopf vorging. Sie lehnte sich zu mir, gab mir einen zärtlichen Kuss auf meine Wange und nickte dann lächelnd.
"Wir sehen uns sicher wieder", erklärte sie und als ich im Wohnzimmer hörte, wie paar der Mädels wohl zu uns rüber tapsten, verschwand Jake wortlos wie von der Terantel gestochen aus der Haustür. Einzig Padraig wartete noch auf mich und gemeinsam verließen wir nun auch diese riesige Villa, um uns draußen noch eine Weile über Jake lustig zu machen.
"Schwänze die bellen, beißen anscheinend nicht", lachte Padraig und zündete sich eine Zigarette an, während wir gemütlich die Straßen entlang schlenderten und Jake folgten, der ohne uns zu beachten frustriert vor uns herlief.
Irgendwie tat er mir ja schon leid. Ich war immerhin der Einzige, der wusste, wieso er so war, wie er eben war. Nachdem er fünf Jahre mit seiner Ex zusammen war, ihr jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hatte und sogar sein gesamtes Gespartes für sie ausgegeben hatte, betrog sie ihn schon monatelang hinter seinem Rücken und verließ ihn einfach eiskalt von einem Tag auf den anderen.
Seitdem konnte er genauso wenig wie ich Nähe zulassen, nur waren die Gründe bei uns eben unterschiedlich.
"Was habt ihr noch vor?", warf Padraig irgenwann ein, als wir schon fast wieder in Dublin ankamen und unwissend zuckte ich mit den Schultern, während Jake stehenblieb und uns endlich wieder Beachtung schenkte.
"Wir könnten nochmal in den Club", meinte er, doch ich schüttelte sofort verneinend den Kopf. Auf Feiern oder Weiber hatte ich echt keinen Nerv mehr.
"Komm schon. Ich will heute Nacht nicht alleine sein", flehte er und trotzdem verneinte ich wieder.
"Mein Auto steht am Club. Ich kann euch nach Hause fahren."
Jake stieß frustriert Luft aus und warf mir einen enttäuschten Blick zu, während meine Gedanken komischerweise plötzlich um Irina kreisten und ich davon auch den Rest des Weges nicht loskam. Erst, als Padraig sein Cabrio aufschloss, wir einstiegen und laute Rockmusik ertönte, fasste ich wieder klare Gedanken.
"Dann komm mit zu mir", bot ich Jake an, denn ich wusste, dass er Porbleme damit hatte alleine zu sein. Das war auch einer der Gründe, wieso er ständig Weiber abschleppte.
"Und Rian?", fragte er und blickte vom Beifahrersitz aus nach hinten, worauf Padraig auflachte und wir beide ihn fragend ansahen.
"Ich würde mir eher Gedanken um Keeva machen", grinste er und ich musste ihm Recht geben.
Rian war schlimmer, klar, aber er war so beschäftigt mit seinem neuen Politiker leben, dass er Jakes Anwesendheit sowieso nicht bemerken würde.
Keeva hingegen war schlimmer als jeder Wachhund seid Esme auf der Welt war.
"Die kommen sicher nicht in mein Zimmer. Außerdem ist morgen Sonntag. Die gehen auf den Golfplatz."
Jake sah mich an und schien zu überlegen, bis er dann zustimmend nickte und erleichtert wirkte.
"Das meine Cousine Golf spielt", schüttelte Padraig den Kopf und unterdrückte ein erneutes Lachen. "Was habt ihr nur aus ihr gemacht."
"Besser als auf Dosen im Wald zu schießen", verteidigte ich unbewusst meinen Bruder und sein Hobby, obwohl ich selbst sogar lieber auf Dosen schießen würde als Golf zu spielen.
Wieso tat ich das???
"Ach", lachte Padraig und bog dabei in die Straße ein, die zu Jakes Haus führte, da ich noch im Stande war mein Motorrad zu bedienen. "Das war früher Mal. Mittlerweile schieße ich auf Köpfe, wie du gesehen hast."
Ich hatte schon fast vergessen was vorhin passiert war, bis er es wieder erwähnte und mir erneut klar wurde, dass ich jemand erschossen hatte. Klar, war es nicht mein erster Mord, aber der erste ohne Odran an meiner Seite. Schon komisch...
"So, da sind wir. Sicher das du noch fahren kannst?"
"Ja, ich hab bei Irina doch gar nichts getrunken."
Padraig nickte und als sein Handy plötzlich laut klingelte, dachte ich kurz, es wäre sicher Keeva die mich über ihn kontrollieren wollte, doch als mein Blick aufs Display fiel, erkannte ich den Namen Valentina, der mir aber nichts sagte.
"Fuck!", fluchte der Zigeuner und ging danach ans Handy.
"Sorry Maus, ich hab die Zeit vergessen."
Maus??? Was war denn mit dem passiert?!
"Oder die Russinen vergessen", lachte Jake laut und bekam sofort von Padraig seinen Ellbogen ins Gesicht, sodass er schmerzverzerrt aufstöhnte.
"Ja, ich komme jetzt. Bis gleich, Süße."
Er legte auf und sah wütend zu Jake.
"Einmal noch und ich schlag dir wirklich deine Zähne raus. Einen nach dem anderen!"
"Uhhh, Valentina scheint dir wichtig zu sein", bemerkte ich provozierend und sah anschließend dabei zu, wie Padraig seinen gesamten Körper anspannte.
"Verpisst euch!"
Grinsend stieg ich aus, woraufhin Jake mir folgte, der sich immer noch die Nase hielt.
"Der hat sie nicht mehr alle", fluchte er unter seinen Händen hervor, während ich ihm voraus zu seiner Haustür lief, da wir meinen Helm noch holen mussten. Er schloss die Tür auf und ich bückte mich nach dem Helm, um ihm ihn zu reichen.
"Du musst Leute auch immer provozieren. Also selbst schuld."
Augenverdrehend nahm er den Helm entgegen, doch er reichte mir ihn plötzlich sofort wieder zurück.
"Vergiss es. Du nimmst den Helm", meinte er und auch ich schüttelte den Kopf.
"Du nimmst ihn!"
"Senan, du bist Onkel und nimmst den scheiß Helm jetzt!"
Da ich keine Lust auf weitere Diskussionen hatte, nahm ich den Helm genervt entgegen und stieg ihm voraus auf mein Motorrad, um zu warten, bis er hinter mir saß. Fast schon klammernd schlang er seine Arme um meine Tailie, bis ich mein Visier öffnete und mich anspannte.
"Geht's noch?"
"Ey, du hast mir meine Bekanntschaft vertrieben, also kannst du mir jetzt ruhig ein bisschen Nähe geben!"
Ich hörte sein dämliches Lachen und fuhr dann selbst auch lachend los, Richtung nach Hause.
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