64. Besprechungen
3 Monate später ;
Abwartend auf das heutige Gespräch saß ich gemeinsam mit Mandy, Odran und Chiara am Tisch, während Esme mit Nero und einem Ball vor uns auf dem dunklen Parkett spielte.
"So", hörten wir dann Rian, der gerade mit seinem neuen, maßgeschneiderten Anzug die Treppe herunterkam und wieder blendet aussah.
Kein Wunder. Keeva kümmerte sich besser um ihn, als um sich selbst und nun, da er als Bürgermeister viel zu tun hatte, fühlte er sich wieder wichtig und gebraucht, was ihm vorher gefehlt hatte.
Er bückte sich zu Esme herunter, gab ihr einen liebevollen Kuss auf ihre Wange und nahm anschließend am Kopfende des Tisches Platz. Auch Keeva kam mit ihrem Babybauch die Treppen herunter und nahm genau neben ihm Platz.
"Also, Keeva meinte, ihr hättet das Thema schon besprochen und seid getrennter Meinungen", fing Rian das Gespräch an, richtete seine rote Krawatte dabei und trank zum Schluss noch einen Schluck seines Kaffes.
"Was für ein Thema?", wollte Odran verwirrt wissen und mampfte weiter seinen Muffin.
"Die Wohnsituation."
Er starrte Keeva mit gerunzelter Stirn an und schien überhaupt nicht zu verstehen, um was es gerade ging.
"Sie wollen uns loswerden", erklärte ich ihm etwas entnervt die Situation und bekam augenblicklich einen wütenden Blick von Keeva zugeworfen.
"Wir wollen euch nicht loswerden!", verteidigte sie sich und sah mit einem Lächeln wieder Odran an. "Nur erwarten wir ein zweites Kind. Es ist schon etwas eng mit euch allen hier im Haus."
"Ich verstehe das", gab Chiara ihre Meinung ab und nahm Odrans Hand dabei, um seine Aufmerksamkeit zu fordern, die sie auch sofort bekam. "Bärchen, ich möchte auch Kinder. Nicht jetzt, aber irgendwann und ich möchte ein schönes, großes Kinderzimmer haben."
"Natürlich wirst du das dann auch bekommen", gab Odran ihr zurück und nun war ich anscheinend der Einzige, der damit nicht einverstanden war.
Mandy sah mitfühlend zu mir herüber und wollte gerade meine Hand ergreifen, da stand ich aber auf und suchte den Blick von Rian.
"Ich will das alles nicht! Mein Leben war immer schon das reinste Chaos und kaum läuft es gut, verlangt ihr solch große Veränderungen! Ich hab da keinen Bock drauf!"
"Setz dich", meinte Rian nur, doch ich zeigte ihm den Vogel, was dazu führte, dass er ebenfalls aufstand und etwas fester auf den Tisch schlug. "Ich habe gesagt, setz dich!"
"Schon gut!", hob ich ergebend die Hände und setzte mich wie ein bockiges Kind mit verschränkten Armen wieder hin.
"Wir müssen gar nicht weiter darüber diskutieren. Ich habe eine wirklich schöne Villa gefunden für euch vier. Ein großer Ess und Wohnbereich mit Blick auf den Strand. Dazu 2 Etagen mit jeweils 3 Zimmern."
"Achja?", wollte ich bissig wissen und sah ihn wütend an. "Und dann sehen wir uns wann? An Weihnachten und am St. Patricks day?"
"Oder jeden Tag am Briefkasten", warf Keeva lächelnd sein, sodass wir sie alle irritiert anstarrten.
"Die Villa genau nebenan ist frei geworden. Sie wird renoviert und sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, könnt ihr einziehen", erklärte Rian und sofort riss Odran ungläubig die Augen auf.
Ich wusste wieso, denn diese Villa war einfach riesig. Das alte Ehepaar das dort lebte, war stinkreich, was mir die Frage aufwarf, wieso sie dort ausziehen wollten.
"Was ist denn mit den Jensons?", fragte ich an Rian gewandt, der mich ins Visier nahm und einen leicht traurigen Blick aufsetzte.
"Mrs. Jenson ist letzten Monat verstorben. Ihr Mann zieht zu seinem Sohn nach Boston."
"Das ist doch großartig", warf Odran grinsend ein und wurde sofort von Chiara mahnend angesehen. "Also ich meine, dass die Villa frei ist", redete er sich heraus und legte ein gespielt trauerndes Gesicht auf.
"Kannst du damit leben, dass du nur eine Haustür weiterziehst?"
Rian sah mich fragend an und auch die anderen warteten auf meine Antwort, also nickte ich zufrieden und war von dieser Lösung mehr als nur begeistert. Mit der Villa nebenan würden wir alle das bekommen, was wir brauchten.
Ich hätte meine ganze Familie nah bei mir. Odran würde sich endlich seinen eigenen Fitnessraum einrichten können. Chiara hatte als Sekretärin von Rian gekündigt und wollte solange als Tagesmutter tätig werden, bis sie selbst schwanger werden würde und Mandy wollte von zu Hause aus als Therapeutin arbeiten, was sie nun auch könnte.
"Na also. Das Problem wäre also gelöst. Ich muss gleich zu einer Veranstaltung mit einigen Journalisten und würde mich freuen, wenn ihr mich begleiten würdet."
"Oh Rian", wimmerte Keeva und streichelte sich den Bauch neben ihm. "Mir geht's echt nicht gut. Ich würde lieber hier warten.
"Natürlich. Ruh dich aus", lächelte er sie an und legte seine Hand auf ihren Bauch, wodurch sie ihn verträumt anstarrte.
"Wir kommen mit, oder?", wandte ich mich an Mandy, die gerade ihre Tasse leer trank.
"Ja, sehr gerne sogar", nickte sie mir zu und knöpfte sich anschließend ihre helle Strickjacke zu, unter der sie ein lockeres T-Shirt von mir trug.
"Wir begleiten dich auch", gab Odran von sich, doch Chiara schüttelte den Kopf und sah ihm entschuldigend entgegen.
"Ich lasse Keeva nicht alleine hier. Erst Recht nicht ,nach all euren Horrorgeschichten die ich mir schon beim Grillen anhören durfte. Geht ruhig", wandte sie sich an uns drei und sah dann zu Keeva herüber. "Wir beide machen uns einen entspannten Mädels Tag oder?"
"Ohja, mit Kakao und Arielle", kicherte Keeva und ich verdrehte nur die Augen, um gemeinsam mit Mandy vom Tisch aufzustehen.
"Wir treffen uns dann da. Bis später."
______
1 Stunde später ;
"Sie verspäten sich sicher nur", sprach Mandy mir zu, als ich hinter der Bühne nervös auf und ablief. Hinter dem Vorhang stand nur ein Mikrofon und vor der Bühne saßen sicher 100 Journalisten, die alle nur auf Rian warteten.
Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach dem Vorfall mit Fiore und diese Geier waren alle schon richtig geil drauf, die neusten Neuigkeiten von ihnen zu erfahren.
"Ich hoffe es", gab ich Mandy zurück und setzte mich neben sie auf eine Metalltreppe, die hinauf zur Bühne führte.
Sie nahm meine Hand, lächelte mich beruhigend an und schon verlangsamte sich mein Puls auch wieder, bis plötzlich mein Handy laut anfing zu klingeln.
Ich griff in die Tasche meiner grauen Jogginghose, erkannte Rians Nummer und runzelte irritiert meine Stirn, als ich den Anruf schließlich annahm.
"Ja?"
"Senan?"
"Wer sonst?", gab ich ihm zurück und haute mir leicht an die Stirn. Wieso fragten das die Leute immer, wenn sie doch die Nummer von einem gewählt hatten?
"Es gab einen Unfall. Die Straße ist gesperrt. Du musst die Fragen der Journalisten bitte beantworten!"
"Hast du sie noch alle?", warf ich fassungslos ein und stand dabei eilig von der Treppe auf, um hoch in den bewölkten Himmel zu schauen. "Ich gehe ganz sicher nicht auf diese Bühne!"
"Du musst! Was denkst du, wie es aussieht, wenn ich einfach nicht auftauche und das Interview komplett abgesagt wird?!"
"Was denkst du, wie es aussieht, wenn ich mit meiner grauen Jogginghose und dem verwaschenen Shirt von den Red hot Chili peppers auf die Bühne gehe und den Bürgermeister ersetze?!!!"
"Wird gut aussehen! Also sieh zu und bis gleich!"
Aufgelegt!
Er hatte einfach aufgelegt!
Leicht panisch und wütend sah ich mit großen Augen mein Handy an und zuckte leicht zusammen, als Mandy meine Schulter berührte.
"Ist was passiert?", wollte sie wissen und ich nickte sofort und sah sie verzweifelt an.
"Rian verspätet sich noch länger und ich soll auf die Bühne! Kannst du dir das vorstellen?"
"Naja", meinte sie und ich starrte sie an, als wäre sie schon genauso verrückt wie Rian. "Ich meine, du musst den Leuten ja nur langweilige Fragen beantworten bis er da ist. Das schaffst du schon."
"Achja?", gab ich ihr zurück und sie setzte nur ein aufmunterndes Lächeln auf. "Wieso gehst du dann nicht auf die Bühne?"
"Ich ? Ich kenne Rian doch überhaupt nicht! Wie soll ich private Fragen beantworten? Geschweigedenn, welche zu seiner Karriere? Ich bin eine Niete was Politik angeht!"
"Denkst du ich nicht? Ich kenne nicht Mal die Aufgaben eines Bürgermeisters!"
"Ich auch nicht!"
Wir wurden in unserer Diskussion immer lauter, bis ich über ihre aufkommende Panik lächeln musste und sie mir lachend ihren Ellbogen leicht in die Seite rammte.
"Du machst das schon. Einfach Augen zu und durch. Einmal mutig sein und es nicht bereuen."
Sie gab mir einen sanften Kuss auf meine Lippen, strich mir noch zart über meine Wange und verschwand um die Ecke der Bühne. Vermutlich würde sie sich in die erste Reihe setzen und mir bei meinen Untergang direkt zusehen.
Tief Luft holend drehte ich mich anschließend zur Bühne herum und bekam echt weiche Knie, doch ich lief trotzdem ganz langsam die Treppen rauf und öffnete dann den Vorhang, um sofort mit großen Augen die vielen Leute zu betrachten, die dort ungeduldig warteten.
Der Park, in dem das ganze stattfand, sah wunderschön grün aus und die Stühle, wie auch Bühne und Dekorationen, waren alle in blau gehalten.
Ich konzentrierte mich auf das Pult vor mir, trat nah an dieses heran und steckte meine schwitzenden Hände schnell in meine Taschen, um meine Nervosität wenigstens etwas zu verstecken.
"Hallo", flüsterte ich ins Mikrofon und sofort hörte ich dass Getuschel der Reporter, doch ich ignorierte sie und sah herab zu Mandy, die wirklich in der ersten Reihe saß und mich verliebt beobachtete.
"Sind sie Odran Gallagher?", kam es von einer Frau aus der zweiten Reihe und ich schüttelte verneinend den Kopf, um mit meinem Gesicht wieder näher zum Pult zu rücken.
"Nein, mein Name ist Senan Gallagher!"
"Der uneheliche Sohn von Cathan Gallagher?", wollte jemand wissen, doch plötzlich wurden alle in ihren Unterhaltungen so laut, dass ich kaum noch einzelne Fragen verstehen konnte.
"Stimmt es, dass sie-"
Ich sah nur noch Mandy an, versteckte mich in ihrem Blick und bei Gott, diese ganzen Ignoranten gingen mir vollkommen am Arsch vorbei. Mich interessierte nur sie...
Sie, der wunderschöne Himmel über uns und das Meer, welches man seitlich von uns etwas weiter entfernt erkennen konnte.
Ohne weitere Fragen zu beantworten, holte ich mein Handy heraus, tippte darauf herum und stellte dann ein wirklich schönes, irisches Liebeslied an. Das Handy legte ich aufs Pult, das Mikrofon daneben und ich genoss es, als plötzlich alles ruhig wurde und ich nur noch diesem Lied lauschte.
"Ich liebe dich", sprach ich laut und sofort bemerkte ich, wie die ganzen Reporter meinem Blick folgten und Mandy ansahen, die so rot wurde, dass man hätte meinen können, sie würde gleich im Erdboden versinken, doch es war mir egal.
"Und das so sehr, dass ich meine Gefühle am liebsten der ganzen Welt zeigen würde. Es genügt mir nicht Mal, es hier vor den ganzen Leuten zu erzählen. Ich möchte es jeder Menschen Seele sagen und trotzdem wäre es nicht genug. Du hast mir gezeigt, was Leben wirklich bedeutet und das es scheiß egal ist, woher man kommt. Es zählt, wohin man geht und auch, mit wem."
Sie sah mit großen Augen zu mir auf und ich erkannte plötzlich Rian und Odran, die in der hintersten Reihe auftauchten, doch sie kamen nicht näher, sondern warteten gespannt ab, genau wie alle anderen.
Ein Griff in meine Tasche und schon hielt ich den Ring in der Hand, den ich schon wochenlang mit mir herumschleppte.
Nie kam die richtige Situation, doch hier, vor den ganzen Zeugen meiner Liebe und dem lauen Wind, der mir angenehm durch die Haare wehte, da wurde mir klar, das der Ort völlig egal war. Nur wir zählten...
"Mir hat jemand vor gar nicht länger Zeit gesagt, dass man einfach mutig sein sollte ohne es zu bereuen", wiederholte ich sie und lief langsam die Treppen an der Seite der Bühne hinunter, um vor ihr angekommen stehenzubleiben.
Die Reporter machten sicher tausende Fotos , doch das war mir egal. Meiner Liebe sicher ging ich vor meiner Traumfrau auf dem Rasen auf die Knie und hielt ihr den schönen Ring entgegen, den sie mit Tränen in den Augen anstarrte.
"Bitte sag ja", flüsterte ich und hatte echt schiss, sie würde mich wieder zurückweisen. Erst Recht, weil ich sie so überfallen hatte, doch sie nickte einfach nur heftig und hielt mir ihre zitternde Hand entgegen.
"Ist das ein Ja?", wollte ich wissen und sie schlug mir sofort leicht gegen meinen Arm, um lächelnd die Augen zu verdrehen.
"Natürlich mein Idiot. Ich will dich heiraten! Also ja!"
Ich machte große Augen, spürte mein Herz mir gegen meine Rippen donnern und zog ihr den Ring auf, der zu meiner Erleichterung wie angegossen passte.
"Ich liebe dich", hauchte sie und als ich wieder aufstand, zog ich sie sofort fest in meine Arme, während einige der umherstehenden klatschten.
"Herzlichen Glückwunsch", hörte ich dann noch Rian hinter mir, der mittlerweile am Mikrofon stand und die Musik leiser stellte.
Auch Odran kam zu uns nach vorne und hob mich sofort hoch.
"Glückwunsch du Streuner", schmunzelte er und rieb mir lächelnd durch die Haare, um anschließend auch noch Mandy fest in eine Umarmung zu ziehen.
Was für ein Tag ....
Sie hat ja gesagt....
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❤️✨💋
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