6. Villa Kunterbunt

Nachdem wir uns ein Taxi gerufen hatten und in einer der besseren Gegenden von Dublin ausgestiegen waren, lief Irina uns mit Padraig voraus, während Jake mir in einer Tour ins Ohr säuselte, dass ich mir die Kleine klarmachen sollte.

Hatte er eigentlich keine anderen Sorgen?

"Hoffentlich hat sie hübsche Cousinen. Kein Bock auf so Gesichts Elfmeter", beschwerte er sich und schien immer noch sauer darüber, dass ihm die Tusse vom Club entwischt war.

"Wir haben gerade zwei Menschen erschossen und du denkst wieder nur ans ficken", stellte ich fest und sofort legte er mir seinen Arm um die Schulter.

"Einer muss es ja tun. Außerdem habe ich niemanden erschossen. Also da bin ich echt raus."

Er sah mich abwartend an, doch ich verdrehte nur die Augen und lief fast noch in Padraig rein, der plötzlich vor mir einfach stehen blieb.

"Wir sind da", gab Irina mit ihrem Schlüssel in der Hand von sich und neugierig schaute ich mich um. Die Umgebung schien genauso nobel wie bei mir Zuhause, doch ich musste wirklich zugeben, dass die protzige Villa vor mir mächtiger wirkte als Rians.

Anscheinend war Irina nicht von armen Eltern...

"Ach", sprach sie leise nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hatte und drehte sich nochmals zu uns herum, um Jake ganz genau ins Visier zu nehmen. "Meine Cousinen sprechen fast nur russisch. Wenn sie dir zu aufdringlich werden, sag Bescheid."

Auch ich schaute mir nun Jake genauer an, der plötzlich seine Lederjacke auszog und sich einmal durch seine Haare fuhr.

"Damit komme ich klar", kam es lächelnd von ihm und als ich wieder zu Irina sah, schmunzelte sie beeindruckt und öffnete die breite Haustür, wodurch wir ihr sofort in einem hohen Eingangsbereich folgten.

Während Irina uns beobachtete, musterten wir drei die Umgebung, bis plötzlich eine Frau an uns vorbeilief, die nur mit Unterwäsche bekleidet war. Ihr schien unsere Anwesenheit überhaupt nichts auszumachen, so grinsend wie sie und zuzwinkerte und in einen anderen Raum lief...

Wo war ich hier gelandet???

Padraig schien genauso verwirrt wie ich und sah mich irritiert an, während Irina uns mit hochgezogener Augenbraue musterte und Jake seine Muskeln spielen ließ.

"Dann kommt Mal mit."

Irina lief uns voraus durch den Türbogen, durch den auch die halbnackte gelaufen war und als ich dann plötzlich um die Ecke trat und wohl im Wohnbereich stand, traute ich meinen Augen nicht.

Der ganze Raum war riesig und leise Musik ertönte aus der Anlage in der Ecke. Es gab einen großen hellen Teppich auf dem dunklen Holzboden und als mein Blick dann zu der breiten L Couch fiel, sah ich dort nicht nur eine Frau in Unterwäsche, sondern mindestens 10 und obwohl das Licht nur gedämmt von der Decke herunterschien, erkannte ich nur zu gut, wie unglaublich schön alle aussahen.

Es entging auch Jake nicht, der neben mir fest Luft zog.

"Irina, ich kenne Frauen wie dich und hab da echt kein Bock drauf. Ich bin weg", meinte Padraig plötzlich und wollte gerade an mir vorbei, da hielt ich ihn aber an seiner Lederjacke zurück und sah ihn auffordnernd an.

"Senan, das sind 100 pro Nutten und allein weil wir hier rumstehen und glotzen, kannste einen scheiß Kredit bei deinem Bruder aufnehmen."

Ich sah ihn verwirrt an und wollte auch Jakes Meinung dazu, der aber plötzlich nicht mehr bei uns stand.

"Hallo die Damen", hörte ich ihn und starrte gemeinsam mit Padraig zur Couch, wo Jake schon zwischen zwei Blondinen saß und seine Arme um ihre Schultern legte.

"Und der kann bald selbst anschaffen gehen um seine Nacht hier zu bezahlen", gab Padraig nur belustigt von sich.

"Keine Sorge", mischte sich Irina in unser Gespräch ein und trat dabei zwischen uns. "Ja, wir haben hier einen Escort Service aufgebaut, aber wir haben auch privaten Spaß und ihr braucht euch keine Gedanken machen. Ich möchte euch sicher nicht um euer Geld bringen."

Sie sah an Padraig herunter und schmunzelte dann dreckig. "Also hab deinem Spaß."

Sie legte ihm ihre Hand an den Arm und schubste ihn leicht Richtung Couch, wo er dann auch zwischen zwei der Frauen Platz nahm, die ihm sofort Tequila aus einer Flasche in den Mund schütteten.

Mir kam das alles immer noch spanisch vor, oder sollte ich eher russisch sagen, doch auch ich wollte mich dann zur Couch begeben, wurde jedoch von Irina aufgehalten, die mich ohne etwas zu sagen aus dem Raum zog, bis wir wieder in der Eingangshalle standen und sie sich auf einer Stufe der Treppe vor uns niederließ.

"Deine Freunde haben hoffentlich keine Frauen", lächelte sie und zog dabei meine Jeansjacke wieder aus, um mir diese anschließend zu reichen.

"Glaube kaum, dass eine Frau es länger als eine Nacht bei ihnen aushält", grinste ich zurück und nahm meine Jacke entgegen, während sie tief durchatmete und mich eindringlich betrachtete.

"Und du? Hast du eine Freundin?"

"Nein", gab ich offen zu und ich meinte, ich hätte ein verdächtiges Zucken ihrer Mundwinkel bemerkt. Freute sie sich wirklich darüber oder wollte sie einfach ein Spiel mit mir spielen?

So, wie sie hier wohnte, konnte ich mir wenigstens sicher sein, dass sie sicher kein Interesse an meinem Geld hatte, aber was war es dann, was da zwischen uns war schon seit dem ersten Augenblick? War da überhaupt was? Oder bildete ich mir das nur ein?

"Und du?", fragte ich zurück um diese aufkommende Stille zu unterbrechen. "Hast du einen Freund?"

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und lachte kurz auf. "Ich hatte einen, der liegt aber mit dem Gesicht nach unten auf der Straße."

Wie konnte sie darüber lachen? Sie musste echt verrückt sein...

Sie bemerkte anscheinend, dass ich sehr nachdenklich darauf reagierte und stand eilig auf, um sich nah vor mich zu stellen.

"Du bist ein Denker", flüsterte sie und strich mir leicht über meine braunen Haare. "Aber zu viele Gedanken machen den Verstand kaputt. Dieser Mann, vor dem du mich beschützt hast, war ein Schwein. Er hat mich mehr als nur einmal geschlagen und hat nichts anderes verdient, als das, was du ihm angetan hast, das kannst du mir glauben."

Es entstand ein Moment, den ich nicht ganz deuten konnte, denn irgendwie stand die Zeit still und ich nahm nichtmals mehr richtig wahr, was sie mir erzählte. Ich war viel zu beschäftigt damit, das blau ihrer Augen zu erkunden, ihren fruchtigen Geruch in mich aufzunehmen und ihre zärtlichen Berührungen wahrzunehmen, während sie mit ihrer Hand leicht über meine Wange strich.

"Und du bist auch eine Escort?", wollte ich wissen und sie kicherte wieder so süß, wie sie es vorhin schon tat.

"Nein, ich habe mit Escort angefangen, als ich mit 19 hier her kam. Das ist jetzt 5 Jahre her. Ich habe genug Geld gespart um ein schönes, ruhiges Leben zu leben. Wir Mädels teilen uns diese Villa, da es günstiger ist, als würde jede in ihrer eigenen Wohnung sitzen."

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Lippen, dass ich aber sofort wieder versuchte zu unterdrücken. Was ging es mich an, ob sie eine vom Escort war oder nicht? Rein gar nichts! Ich kannte sie doch gar nicht!

Fuck man! Und dann sah sie mir wieder schweigend tief in die Augen und ich wusste nicht, ob ich abhauen oder sie küssen sollte!

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