49. Showdown

Ich lief Rian die Treppen nach oben hinterher, doch wo er ganz ruhig wirkte und die Waffe konzentriert vor sich hielt, zitterte ich am ganzen Körper und konnte das Messer kaum halten, dass zwischen meinen schwitzenden Händen lag.

Ihm merkte man es nicht an, doch ich bekam beim Gedanken an meinen Vater beinahe erneut eine Panikattacke, die ich aber zum Glück einigermaßen unter Kontrolle hatte, wenn ich daran dachte, dass ich Mandy hier herausholen musste.

"So, dann wollen wir Mal", meinte Rian und versteckte sich leicht hinter der einen Seite der Wand, während ich mich ihm gegenüber platzierte und er mit seinem Schuh leicht gegen die Strahlen des Bewegungsmelders trat.

Es erfolgte kein Ton, wie ich es mir eigentlichen vorgestellt hatte, doch ich hörte plötzlich eine Tür am hinteren Ende des Flurs aufgehen und mehrere Schritte, die sich uns näherten.

"Bist du bereit?", flüsterte Rian mir zu, doch ich schüttelte sofort verneinend den Kopf und sah panisch rüber zu ihm.

"Eigentlich nicht!", platzte es leise aus mir heraus, doch er hatte seinen Blick schon von mir abgewandt, zielte in den dunklen Flur vor uns hinein und stellte sich genau in der Mitte auf.

"Nimm deine Waffe runter!", hörte ich jemanden rufen, doch es war nicht Fiore. Aber egal wer es war, Rian zögerte nicht eine Sekunde und drückte sofort ab, was mich von dem lauten Schussgeräusch heftig zusammenzucken ließ, während mein Herz erneut zu rasen begann.

"So", meinte Rian vollkommen kalt und lief mir voraus den Gang entlang, wo er dem Toten am Boden seine Waffe entriss. Mit langsamen Schritten und dem Blick stur auf meinen Bruder gerichtet, lief ich auf ihn zu und war der Überzeugung, er wolle mir nun die Pistole reichen, doch das tat er nicht.

"Du bringst dich noch selbst um, so unkontrolliert wie du zitterst", sprach er kühl und erhob sich wieder, um sich der Tür zuzuwenden, hinter der Odran wahrscheinlich immer noch auf uns wartete.

Er öffnete sie, trat vor mir hinein und bekam von Odran fast ein Buch auf den Kopf geschlagen, da hob er aber sofort abwehrend seine Hände und drehte sich zu ihm herum.

"Meine Fresse! Ich bin's!", schrie er Odran an, der sich sofort entschuldigte und die Pistole von Rian annahm. "Keeva ist mit Esme in Sicherheit, aber wir haben weder Mandy, noch Chiara, noch Fiore ausfindig machen können."

"Und der Schuss eben?", wollte Odran entsetzt wissen und lud die Pistole dabei nach, während ich neben Rian trat und meine zwei Brüder musterte.

"Ein Handlanger", meinte Rian und wollte sich gerade wieder zu mir wenden, da packte Odran ihn aber an der Schulter.

"Wo ist Papa?", erkundigte sich der Riese und als Rian mit einem kalten Gesichtsausdruck zu Boden sah und ihm auswich, kreuzten sich die Blicke von mir und Odran. Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf und spürte diesen eiskalten Schauer, der mir über meinen gesamten Körper zog.

"Nein!", schrie er sofort und konnte seine  Tränen keine Sekunde zurückhalten, die sich sofort in seinen Augen bildeten. "Sagt mir sofort, dass das nicht wahr ist!"

"Beruhige dich!", versuchte Rian ihm zuzusprechen, doch Odran war außer sich vor Zorn und Trauer und trat humpelnd an uns vorbei in den dunklen Flur, um einige Male tief nach Luft zu schnappen.

"Mein Herz", meinte er und auch wenn es nie einer von uns erwartet hätte, so war Odran wirklich der mit den meisten Gefühlen, denn wo Rian sie immer für dich behielt, unterdrückte ich sie mit Drogen und Alkohol, doch Odran war anders. Er weinte ja sogar manchmal bei Filmen, was aber keiner wissen durfte, außer uns.

"Du musst dich jetzt zusammenreißen!", mahnte Rian ihn, doch als er ihn an der Schulter berühren wollte, schlug Odran seine Hand weg und sah uns beide so hasserfüllt an, dass mir mein Blut in den Adern gefror.

"Einen scheiß muss ich! Wie kannst du mir so kalt sein?!", schrie er Rian laut an und wischte sich anschließend seine Tränen weg.

"Weil jetzt nicht sie Zeit zum Trauern ist! Wir müssen -"

Ein lauter Knall ertönte, der mich panisch nach Luft schnappen ließ, während ich einen Schritt zurückwich und mich in dem dunklen Flur umsah.

Und dann noch ein Schuss!

Ich konnte überhaupt nicht mehr reagieren, konnte nicht mehr denken und spürte nur noch, wie Rian sich an meiner Schulter festhielt. Mit großen Augen und rasendem Herzen sah ich zu ihm herüber und dachte ich würde sterben müssen, als ich das viele Blut auf seinem Hemd sah, dass immer weiter aus den zwei Einschusslöchern sickerte.

Ich bekam nicht mehr mit, wie Odran um sich schoss, sondern konzentrierte mich mit allem was ich hatte auf Rian, der mich mit großen, klaren Augen anstarrte, während er sich seine Hand auf die Brust legte.

"Alles wird gut!", schrie ich verzweifelt und stützte ihn, um mit ihm hinter uns in das Büro zu verschwinden.

"Senan!", rief Odran nach mir und nachdem ich Rian auf die Couch half, wollte ich mich zu ihm setzen, doch er schüttelte den Kopf, atmete schwer und reichte mir mit seiner zitternden Hand die Pistole, die ich eine zeitlang einfach nur überfordert ansah.

"Geh schon", röchelte er und als ich die Pistole entgegennahm, hielt er sich beide Hände fest auf seine blutenden Wunden. "Beeilt euch bitte! Ich will meine Frau nicht zur Witwe machen."

"Das wird nicht passieren!", sprach ich ihm zu und lief sofort zu Odran, der versteckt um die Ecke in den Flur starrte.

"Senan?!", rief Mandy plötzlich nach mir und sofort wollte ich an Odran vorbei, der mich aber davon abhielt und mich warnend ansah.

"Wenn du jetzt da raus gehst, wird er dich erschießen!"

"Das ist mir egal!", gab ich ihm zurück und spürte die Tränen auf meinen Wangen, während ich die Waffe entsicherte und an ihm vorbei in den Flur verschwand.

Ich hatte keine Kraft mehr, zu warten. Erst Recht nicht, da meinem Bruder die Zeit davonlief.

Sollte Fiore mich ruhig erschießen. Ich würde ihn mit in den Tod reißen und das mit der Gewissheit, dass all die Menschen, die ich liebte, heil hier herauskommen würden.

"Da ist er ja endlich", hörte ich Fiores Stimme und drehte mich in seine Richtung, wo ich sofort erkannte, dass Mandy und Chiara vor im standen. Doch nicht nur das... Dieser miese Bastard hielt beiden von hinten jeweils eine Pistole an den Kopf und grinste dämlich.

"Senan", hauchte Mandy und wollte sofort auf mich zu, da schoss Fiore jedoch in die Wand neben sich und Mandy blieb zitternd vor ihm stehen, im genauso unkontrolliert wie Chiara anzufangen zu weinen.

"So. Und jetzt, entscheide dich. Eine lebt, eine stirbt... Ach, und du solltest dich beeilen. Dein Bruder sollte spätestens in 20 Minuten im Krankenhaus sein."

"Du mieser Bastard!"

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