45. Plan

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während mir die Schere mehrmals fast aus meinen schwitzigen Händen glitt, doch irgendwie schaffte ich es dann doch, mich zu befreien und riss mir sofort das Klebeband vom Mund, um erstmal tief durchzuatmen.

"Mhhhmhhhh!", brüllte Odran mich an und sofort riss ich auch ihm das Klebeband vom Mund, was ihn dazu brachte, sofort vor Zorn schreien zu wollen, doch ich legte ihm schnell meine Hand auf den Mund und verstummte seinen angesammelten Zorn.

"Sei still! Ich weiß, wie wütend du bist, aber er darf uns nicht hören!", warnte ich ihn und augenverdrehend wich er einen Schritt zurück, um mir seinen Rücken zuzudrehen, an dem ich ihm dann ebenfalls die Fesseln löste.

"Dieser Hurensohn hat mir in den Fuß geschossen", zischte er fassungslos und humpelte anschließend zu Keeva an das Sofa. Während er sie vorsichtig von den Fesseln und dem Klebeband befreite, kümmerte ich mich um Rians Hände und schon waren wir frei und trotzdem noch gefangen.

"Wie ist der Plan?", fragte Odran in die Runde und automatisch sahen wir alle Rian an, der zur starrte und nachzudenken schien, was jetzt wohl folgen würde.

"Wir schneiden ihm seine Eier ab", meinte Keeva wütend und sofort sah Rian sie einerseits geschockt, doch auch beeindruckt an, was sie trotz dieser Situation rot werden ließ.

"Gar keine schlechte Idee", gab er leise von sich und lief schließlich langsamen Schrittes auf die Tür zu, um bei ihr angekommen für einen kurzen Moment zu lauschen, während wir alle angespannt den Atem anhielten und ihn beobachteten. "Ich glaube da ist niemand vor der Tür."

Als er diese Worte flüsternd ausgesprochen hatte, wollte Odran augenblicklich auf ihn zu, doch Rian hob warnend seine Hand an und zeigte danach mit dem Finger zur Couch.

"Du bleibst hier!", flüsterte er streng, doch Odran humpelte einfach weiter auf ihn zu, ohne auch nur eine Sekunde inne zu halten.

"Vergiss es! Chiara ist hier irgendwo! Ich werde ihm seinen scheiß spanischen Arsch so aufreißen, dass er sich den Tod noch sehnlichst wünschen wird!"

"Du bist verletzt!", gab Rian ihm fassungslos zurück und während ich die beiden ungeduldig anstarrte, da meine Gedanken nur noch bei Mandy waren, erhob Keeva plötzlich ihre Stimme.

"Odran", hauchte sie und lief dabei auf ihn zu, um flüchtig auf seinen Schuh zu schauen, aus dem immer noch Blut lief. "Bitte bleib hier. Ich bitte dich", flehte sie und man sah ihr förmlich an, wie viele Sorgen sie sich um unseren Kämpfer machte. Die beiden waren sowas wie eine Einheit geworden. Nicht nur hier, auch zu Hause. Fast schon wie Bruder und Schwester und genau deswegen legte Odran bei ihrem flehenden Ausdruck auch sofort einen gequälten Gesichtsausdruck auf.

"Keeva", kam es von ihm, der sie dabei mit einer Zerissenheit anstarrte und dann seine Augen leicht verdrehte. "Na gut! Ich gebe euch 10 Minuten! Höre ich nichts, komme ich aber nach!"

Er humpelte eingeschnappt zum Sofa, nahm sich die Schere und stellte sich neben die Tür an sie Wand, um uns alle nochmals warnend anzusehen.

"Baut keine scheiße!"

"So gesprächig warst du lange nicht mehr. Vielleicht sollte man dir öfter in den Fuß schießen", meinte ich nur nebenbei und sofort warf er mir einen Todesblick zu, bei dem ich entschuldigend meine Hände anhob, um ihn zu beruhigen. "Schon gut! War ein Scherz!"

"Ruhe jetzt!", unterbrach Rian uns und krempelte sein Hemd etwas hoch, um seine Hände vorsichtig an die Klinke der Tür zu legen.

"Warte!", platzte es aus Keeva heraus, sie sofort auf ihn zulief, während er sie fragend musterte. "Ich liebe dich", hauchte sie bei ihm angekommen und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihm einen solch liebevollen Kuss auf seine Lippen zu geben, dass selbst Odran darüber lächeln musste.

"Und ich liebe dich", gab Rian ihr nach ihrem Kuss zurück und verlor sich einen flüchtigen Augenblick in ihren Augen, um sich dann erst wieder zu fassen und sich mir zuzuwenden. "Bereit?"

Ich sah mich um und schnappte mir eine Nachttischlampe, um wenigstens etwas zu haben, womit ich mich wehren könnte, wenn ich es musste.

"Ja", flüsterte ich unter Hochspannung und als Rian nochmals Keeva ansah und diese zustimmend nickte, drückte er die Klinke langsam herunter und spähte hinaus in den dunklen Flur, während ich das Gefühl hatte, dass das Adrenalin nur so durch meinen Körper rauschte.

"Hier ist wirklich niemand", meinte Rian und drehte sich flüchtig zu uns herum, wobei er sein weißes Hemd richtete und uns voraus in den Flur verschwand. Keeva lief ihm mutig hinterher, nachdem sie Odran einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte und als ich dann auch das Büro verlassen wollte, schnappte Odran plötzlich nach meiner Hand, um mich nah an ihn heranzuziehen.

"Du warst nie dabei, wenn Rian und ich in Schwierigkeiten waren", flüsterte er und sah mich dabei ernst an. "Wenn irgendwas ist, sorg nur dafür, dass Keeva, Esme und Chiara hier herauskommen. Wir sind nicht wichtig."

"Halts Maul", blaffte ich ihn fassungslos an und bemerkte dabei aber erschreckend, wie blass er schon aussah. "Alle oder keiner", gab ich ihm zurück und er schüttelte lächelnd den Kopf.

"Alle oder keiner", wiederholte er mich und nachdem ich ihm dann mehrmals aufmunternd auf seine Schulter klopfte, folgte ich den anderen beiden in den Flur, um leise die Tür hinter mir zu schließen.

"Beweg dich nicht", meinte Rian leise und hielt dabei Keeva an ihrem Arm, was mir mehr als nur merkwürdig vorkam. Irritiert sah ich mich um und erkannte nur Umrisse des langen, dunklen Flurs, in dem sich mehrere Türen befanden.

Mein Blick glitt zurück zu Rian, der kaum noch atmete und konzentriert auf den Boden starrte.

"Was-"

"Sei still!", zischte er er erneut und sah mich anschließend an. "Hier sind Bewegungsmelder."

Auch Keeva und ich sahen nun herunter zu unseren Füßen und er hatte wohl Recht. Ganz leicht, kaum zu bemerken, sah ich so etwas wie dünne, grüne Fäden, die durch den gesamten Flur führten.

"Hat Mandy erwähnt, was dieser Fiore arbeitet?", wollte Rian wissen, doch vor lauter Stress konnte ich überhaupt nicht mehr klar denken. Ich fing unkontrolliert an zu zittern und spürte bereits wieder eine Panikattacke über mich kommen, was wohl bedeuten konnte, dass ich gleich einfach umkippen würde. Meine Atmung wurde so schnell, dass mein Brustkorb sich rasant hob und senkte und gerade, als ich mir an mein schmerzhaft klopfendes Herz greifen wollte, spürte ich eine Hand an meiner und starrte unter Schnappatmung Keeva an, sie mir liebevoll zulächelte und sanft über meinen Handrücken streichelte.

"Alles wird gut. Nimm dir die Zeit, die du brauchst", flüsterte sie und ich schloss meine Augen, um einige Male mit meinen Gedanken an Mandy gerichtet durchzuatmen...

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