44. Gefangen

Heftig nach Luft ringend wurde ich wach und  hatte direkt solche Schmerzen in meiner Seite, dass ich am liebsten laut geschrien hätte, doch das dicke Klebeband über meinem Mund hielt mich davon ab.

Als ich meine panisch geweiteten Augen dann genau vor mich richtete, erkannte ich Keeva,  Rian und Odran, die nebeneinander auf einer Couch saßen und genau so gefesselt waren wie ich.

Was war das für eine abgefuckte scheiße...

Verzweifelt versuchte ich an dem Stuhl zu rütteln, auf dem ich festgebunden war, während ich Keeva bitterlich schluchzen hörte und daran fast zerbrach. Ich konnte sie nicht erneut ansehen, denn es schmerzte zu sehr, also sah ich mich stattdessen in dem Raum um, der aussah, wie ein modern eingerichtetes Büro.

"Ohhh, der Ehrengast ist wach. Welch ein Wunder, riss Fiore meine Aufmerksamkeit auf sich und mit einem hasserfüllten Blick schweiften meine Augen zu ihm herüber. Er lehnte mit einem brauen Anzug ihm Türrahmen, amüsierte sich dabei anscheinend blendet darüber, uns alle hier gefangen zu halten und spielte provokant mit der Pistole in seiner Hand, während ich hinter ihm aus dem Flur die Schreie einer Frau hörte und aufspringen wollte, doch er kam sofort auf mich zu und drückte mir mit dem Lauf der Pistole in meine Wunde, sodass ich schmerzverzerrte Geräusche von mir gab und die Tränen nicht mehr verhindern konnte, die sich daraufhin in meinen Augen sammelten.

Odran versuchte verzweifelt nach Fiore zu treten, doch dieser richtete plötzlich seine Waffe lächelnd auf seinen Kopf, wodurch Odran ihn nur eiskalt anfunkelte, jedoch das kämpfen erst einmal aufgab.

"Haben sich nun alle wieder beruhigt?", fragte Fiore in aller Seelenruhe und hockte sich anschließend vor Rian auf den Boden, um ihm als Einzigen von uns das Klebeband von Mund zu entfernen.

Entweder wusste er, dass Rian der ruhigste von uns war, oder aber er wusste, dass Rian das Sagen hatte... Ich wusste es nicht und mein Verstand arbeitete sowieso nur noch ganz langsam...

"Also, was machen wir nun?", fragte Fiore meinen Bruder grinsend, woraufhin Rian eine flüchtigen Blick zu Keeva neben sich warf, die von ihrem lauten Schluchzen kaum noch Luft bekam und am ganzen Körper zitterte. Mit war klar, wie stark sie eigentlich war, doch sie leidete nicht wegen sich, sondern wegen Esme.

"Mach mit mir was du willst, aber lass meine Frau und meine Tochter gehen", knurrte Rian und sofort lachte Fiore laut auf und erhob sich, um nachdenklich durch das Büro zu laufen.

"Deine Frau ist womöglich wirklich die Einzige, die hier lebend rauskommen wird. Vielleicht ist das wenigstens ein kleiner Trost für dich, sehr geehrter Rian Gallagher", erklärte Fiore mit einem Hauch Arroganz in der Stimme und sah ihn dann wieder ernst an. "Aber da Mandy nie Kinder wollte, werde ich es wohl bevorzugen, deine Tochter bei uns zu behalten. Keine Sorge, sie wird mich als Daddy lieben. Alle Kinder tun das."

Bevor Rian überhaupt auf Fiores Worte reagieren konnte, sprang Odran plötzlich voller Wut auf und wollte auf Fiore los, doch dieser schoss ihm, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, einfach in den Fuß, was mich meine Augen voller Schock weit aufreißen ließ, während Keeva wieder diese gequälten Laute von sich gab.

Rian schrie Odran voller Adrenalin an, er solle Ruhe bewahren und sich gefälligst wieder hinsetzen, doch Odran blieb wie ein Fels stehen und sah Fiore wütend entgegen, während nicht der geringste Funken von Angst in seinen Augen lag.

"Kaum zu glauben, dass er nicht das Sagen hat. Er hat mehr Eier als ihr beide zusammen", meinte Fiore belustigt und lief dabei auf Odran zu, um diesen an der Schulter zurück ins Sofa zu schubsen. "Aber jetzt ist Schluss mit lustig. Ich muss immerhin meine Frau beglücken", redete er weiter und sah mir dabei plötzlich so tief in meine Augen, dass mir sein irrer Blick durch Mark und Bein ging.
"Sie steht auf Fesselspiele, vielleicht solltest du das wissen. Achja", flüsterte er und kam dabei so nah zu mir, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Stirn spüren konnte und mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken lief. "Wenn du sie schreien hörst, dann denk bitte daran, wie ich mich gerade so tief in ihr bewege, dass ich ihren zierlichen Körper fast zereiße."

Wie wild geworden riss ich an meinen Fesseln hinter meinem Rücken, doch ich konnte nichts weiter tun, als ihm dabei zuzusehen, wie er mit einem lauten Lachen wieder den Raum verließ und nichts zurückließ außer der puren Verzweiflung und dem unbändigen Hass, der mein Herz so fest schlagen ließ, dass ich kurz davor befand, einfach bewusstlos zusammenzuklappen.

"Wir müssen Ruhe bewahren", meinte Rian plötzlich mit bebender Stimme und bekam dafür von Keeva ihren Kopf gegen die Seite seines Gesichts gehauen, sodass er sie fassungslos ansah, während sie ihn anblickte, als würde sie ihm gleich den Hals umdrehen. Ich musste ihr aber Recht in ihrer Handlung geben. Ruhe bewahren funktionierte vielleicht in der Politik, aber hier würde uns das rein gar nichts bringen. Ich glaubte auch, dass Rian nur ruhig blieb, um seine Tochter nicht in Gefahr zu bringen, daher konnte ich ihn verstehen, doch ich konnte überhaupt nicht daran denken, jetzt hier in Ruhe auf irgendwas zu warten.

Hoffnungslos sah ich mich um und hörte erneut Schreie hinter der verschlossenen Tür, dir mich dazu trieben, mit dem Stuhl unter meinem Arsch bis hin zu dem Schreibtisch zu hopsen.

"Senan!", ermahnte mich Rian und sah mich wütend an. "Setz dich gefälligst zurück! Wenn er zurückkommt! Was denkst du, saß er Esme antun wird!"

Ja und was tat er gerade Mandy an!!!

Ich hörte überhaupt nicht darauf, was er sagte. Verstand zwar seine Angst als Vater, doch ich hatte Mandy versprochen sie zu beschützen und schämte mich genug dafür, ihre Schreie zu hören und nichts tun zu können.

Am Schreibtisch angekommen drehte ich mich so herum, dass ich mit meinen Händen hinter dem Rücken die Schublade öffnen konnte und versuchte mit meinen Fingerspitzen irgendwas zu ertasten, doch ich bekam einfach nur Papiere zu fassen.

Odran stand auf einmal trotz Rians Warnung auch auf und kam zu mir herüber gehumpelt, um mir flüchtig zuzunicken, ehe er über meine Schulter hinweg in die Schublade sah und seine Augen plötzlich groß wurden.

Er nickte nach rechts, also sah ich ihn mit angehaltenem Atem an und bewegte meine Hände leicht in seine angezeigte Richtung, wo ich plötzlich etwas hartes, kaltes zu fassen bekam. Mit zitternden Händen nahm ich die Schere an mich und schloss die Schublade, während Odran mich dann aufgeregt dabei beobachtete, wie ich versuchte meine Fesseln zu lösen.

Ich wusste wie ungeduldig er war und dass er womöglich das ganze Haus auseinander nehmen würde, sobald er frei wäre und genau das, wollte ich auch.

Dieses Mal würde Fiore nicht überleben...

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