43. Schlüssel
Zögerlich löste ich mich aus ihrer Umarmung, atmete noch flüchtig ihren herrlichen Geruch ein und wandte mich dann zur Haustür, um den geladenen Revolver direkt vor mich zu halten.
Meine Hand zitterte leicht, doch ich öffnete trotzdem ganz langsam die Tür, um dann, mit dem Blick in Cathans erschrockenes Gesicht meine gesammelte Luft auszustoßen.
"Bist du jetzt vollkommen verrückt!", blaffte er mich an und umfasste den Revolver, um mir diesen mit einem gekonnten Griff zu entwenden. Er lief an mir vorbei ins Haus, warf Mandy einen kurzen, abwertenden Blick zu und nahm anschließend wieder mich ins Visier. "Was sucht sie hier?"
Irritiert runzelte ich meine Stirn und sah dabei zu Mandy, der man förmlich ansah, wie unwohl und unsicher sie sich plötzlich in seiner Anwesenheit fühlte.
"Sie ist meine Freundin", gab ich ihm anschließend selbstsicher zurück und sofort kam er näher zu mir, um mich eindringlich zu mustern.
"Und gleichzeitig der Grund, wieso meine Enkelin verschwunden ist", flüsterte er bedrohlich, doch ich ließ nicht zu, dass er sie dafür verantwortlich machen würde.
Wieso musste er anfangs eigentlich immer so scheiße zu den Frauen in unserem Leben sein? Selbst Keeva machte er anfangs das Leben zur Hölle!
"Das ist nicht ihre Schuld! Ihr Exmann-"
"Er hat Recht", unterbrach mich Mandy plötzlich und kam dabei auf uns beide zu, um mich entschuldigend anzusehen. Ihre Augen waren glasig und es tat mir im Herzen weh, die selben Schuldgefühle in ihren so wunderschönen Iriden zu sehen, die auch ich jahrelang mit mir herumtrug. "Wäre ich nicht gewesen, wäre Esme noch hier."
"Sehe ich genauso", Stimme Cathan ihr kalt zu und sofort packte ich ihn vor lauter Wut am Kragen, was ihn mich wütend anstarren ließ.
"Es reicht! Jahrelang wurde mir eingetrichtert, dass es immer einen Schuldigen geben muss, aber das stimmt nicht! Manchmal passieren eben schreckliche Dinge und man kann es nicht mehr rückgängig machen!"
Er entriss sich mir und schnaufte dabei tief durch, um uns beide keines Blickes mehr zu würdigen. Mit dem Handy in der Hand lief er Richtung Küche und telefonierte dann mit jemandem auf irisch, doch ich beachtete ihn nicht weiter und zog stattdessen Mandy fest in meine Arme, die schon leicht zitterte.
"Ignorier ihn einfach. Er hat auch nur Angst", versuchte ich sie zu beruhigen und spürte dabei ihre zierlichen Arme, die sie nach Geborgenheit flehend um meinen Rücken klammerte.
"Ich weiß und er hat auch allen Grund dazu. Fiore ist so herzlos. Ich hab das Gefühl, dass er zu weit gehen könnte", flüsterte sie und ich atmete tief durch, um einfach zu hoffen, dass Rian und Odran mit guten Nachrichten nach Hause kommen würden.
Die Stunden vergingen und es kam einem wie Jahre vor, in den wir drei abwechselnd nervös im Wohnzimmer auf und abliefen, während ich zwischendurch immer wieder neuen Kaffe aufsetzte.
"Sie müssten längst zurück sein", unterbach ich irgendwann unser aller Schweigen und starrte dabei an die Uhr über der Tür, während Mandy am Tisch saß und Cathan raus in die Dunkelheit schaute.
"Keeva wird nicht aufhören zu suchen", gab Cathan mir zurück und da musste ich ihm wohl Recht geben.
Solange sie etwas zu essen auftreiben könnte, solange würde auch Odran nicht nach Hause zurückkommen. Rian war da anders. Er schaffte es sicher trotz allem die Kontrolle zu bewahren und versuchte sicher ganz in Ruhe darüber nachzudenken, was sie als nächstes tun könnten.
"Soll ich etwas zu essen für sie machen?", wandte Mandy sich an mich und ich nickte ihr leicht verloren zu. Sicher mussten sie etwas essen, wenn sie nach Hause kommen würden, aber ob sie überhaupt was essen wollten, war die andere Sache.
"Ich helfe dir", meinte mein Vater plötzlich vollkommen unerwartet und selbst Mandy warf mir bei seinen Worten einen irritieren Blick zu, der nur zu gut zeigte, dass auch sie überfordert mit seinem Umschwung an Launen war, doch lange konnte sie sich darüber keine Gedanken mehr machen, denn wir alle hielten angespannt den Atem an, als wir mehrere Autos die Einfahrt hereinfahren hörten.
Ich wollte sofort die Tür öffnen, doch Cathan schlug auf den Tisch, sodass ich ihn erschrocken musterte, während er den Kopf schüttelte und mich eindringlich ansah.
"Wenn sie es sind, haben sie sicher einen Schlüssel!"
Wir warteten angespannt und als ich dann Gott sei Dank hörte, wie jemand den Schlüssel von außen ins Schlüsselloch steckte, atmete ich erleichtert aus und sah lächelnd zu Mandy, deren Augen plötzlich riesig wurden.
Dann ging alles ganz schnell...
Dieser Ton eines Schusses hallte mehrere Male von allen Wänden wieder, während ich mich in Mandys Augen verlor und sie einen Schrei über ihre Lippen los wurde, der mir durch Mark und Bein ging.
Nur wie in Zeitlupe sah ich an mir herunter und sah das Blut, dass langsam aus einer Wunde in meiner Seite lief und sah dann hoch, genau in die Augen, die ihm gehörten...
"Keiner legt Hand an meine Frau!", hörte ich ihn noch und schon wurde mir ein Sack über den Kopf gezogen und ich sah nur noch schwarz, während ich Cathan fluchen hörte und der Schmerz in meiner Seite immer heftiger wurde.
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