40. Verrat

"Rian scheint mich nicht zu mögen", meinte Mandy plötzlich in die Stille, als wir vor der Haustür ankamen und ich sie dabei beobachtete, wie sie nervös von einem Fuß auf den anderen tapste.

"Der mag niemanden. Entweder er liebt, oder er hasst", gab ich ihr zurück, doch sie schien dadurch nur noch verunsicherter. Was war denn vorgefallen?

"Das ist wirklich beruhigend."

Sie schenkte mir ein schiefes Grinsen und sofort zog ich sie an ihrer Tailie nah an mich heran, was sie fest Luft holen ließ, während sie mir tief in meine Augen sah.

"Keeva mag dich sehr und was Keeva sagt, ist Gesetz", versicherte ich ihr und gab ihr anschließend noch einen sanften Kuss auf ihre Wange, von dem sie ihre Augen schloss und diese Nähe, genau wie ich, in vollen Zügen zu genießen schien. "Also, lass uns rein und mach dir keine Gedanken. Die sehen nur böse aus. Schmeiß Odran Muffins zu oder ruf nach Keeva und die sind die treusten Schoßhunde."

Sie lächelte dankbar und nahm meine Hand in ihre, während ich ihr einen letzten aufmunternden Blick zuwarf und die Tür aufschloss.

Mein Blick fiel sofort zum Esstisch, an dem Rian, Keeva, Odran und die mir immer noch unbekannte Frau saß. Ich erinnerte mich flüchtig, dass Rian sie Chiara genannt hatte, mehr wusste ich nicht, außer das Odran wohl großen Gefallen an ihr gefunden hatte.

Vielleicht war sie ja Bäckerin?

"Hey", begrüßte Keeva uns als erste und stand eilig vom Tisch auf, um schnellen Schrittes auf uns zuzulaufen. Sie warf sich uns beiden kurz in die Arme und schaute dabei immer wieder zu Rian nach hinten.

"Würdest du noch zwei Teller hinstellen?"

Er stand ohne Wiederworte auf, lief zu der Kücheninsel und stellte einen Teller neben Odran und einen neben sich, wodurch ich sofort spürte, wie Mandy sich noch fester an meine Hand klammerte.

"Ich hab zwar nur Bratkartoffeln gemacht, aber hauptsache es kommt was in den Magen", erklärte Keeva und lief dann uns voraus wieder zum Tisch, wo sie neben Rian und gegenüber von Chiara Platz nahm.

Es kam einem fast schon vor, als wäre das mit Irina nie passiert, als gäbe es keinen Fiore und nichts, worüber wir uns hätten Sorgen machen müssen. Nur uns, eine große Familie, die sich alle immer wieder flüchtig anlächelten.

Nur widerwillig ließ ich Mandys Hand los und nahm neben Rian Platz, während Mandy sich neben Odran setzte und sich kaum traute, ihn auch nur kurz anzusehen. Irgendwie fand ich es ziemlich süß, wie schüchtern sie wirkte.

"Habt ihr was von Fiore gehört?", wollte Rian dann plötzlich wissen und alle sahen sofort zwischen mir und Mandy hin und her.

"Nein, ist nicht wieder aufgetaucht", antwortete ich und sah dabei zu Odran, der mehr als nur wütend über das alles wirkte. Er war sicher der stärkste von uns und auch der, wenn es drauf ankam, gewalttätigste, aber auch gleichzeitig der, der Harmonie mehr als nur zu schätzen wusste.

"Okay", hauchte Rian nachdenklich und legte mir seine Hand dabei auf den Rücken, um mich eindringlich zu betrachten. "Das mit Irina ist jedenfalls geklärt."

Ich spürte Mandys Blick auf mir, doch ich sah dabei nur meinen Bruder an, dem ich ein dankbares Lächeln schenkte, ehe ich mich dann genau wie die anderen dem Essen vor mir zuwandte.

Die finsteren Gespräche hörten auf und wir sprachen hauptsächlich darüber, dass bald eine Veranstaltung bei unserem Vater in der Villa stattfinden würde, zu Ehren von Rian.

Chiara war anscheinend die neue Sekretärin von meinem Bruder und erklärte uns bis ins kleinste Detail, welche Speisen ausgegeben und welche hohen Tiere kommen würden. Ich hörte der Kleinen zwar aufmerksam zu, driftete jedoch immer wieder gedanklich ab und musste darüber nachdenken, wie einfach es damals für Juri war, so ein Chaos in unser Leben zu bringen.

Doch er war es nicht alleine, dieser Brad, oder Brandon spielte dabei euch eine Rolle und ich würde es vor den anderen nie zugeben, aber mich verunsicherte die Tatsache, dass Fiore immer noch auf freiem Fuß war immer mehr.

Lag vielleicht auch daran, dass ich immer alles mit Drogen und Alkohol zu verdrängen versucht hatte, was ich nun aber ändern wollte, für sie...

Mein Blick fiel zu Mandy, die ihren Kopf auf ihrer Hand abgestützt hatte und mit Keeva über das Zigeunerviertel sprach. Keeva erzählte daraufhin von ihrer Herkunft und auch von ihren Cousins, was mich an die Anfangszeit mit ihr erinnerte.

"Und du?", sprach mich plötzlich Odran an und riss mich aus meinen Gedanken.

"Was denn?"

Odran verdrehte genervt die Augen und hörte aber sofort auf genervt zu wirken, als Chiara ihre Hand auf seine legte.

Schon faszinierend, was Gefühle in einem auflösen können.

"Ob ihr mit zum Strand wollt?", übernahm Keeva Odrans Frage und mein Blick fiel zu Mandy, die zustimmend nickte. "Sehr schön."

Wir standen auf und während die Mädels den Tisch abräumten, lief ich meinen Brüdern schonmal nach draußen hinterher.

"Wir müssen herausfinden, welche Kontakte dieser Fiore hat", gab Rian mir zu verstehen, als er sich sicher war, dass die anderen außer Odran uns nicht hören konnten.

"Wieso fragen wir dann nicht Mandy?", warf ich ein und wir alle drei drehten uns um, um meine Kleine flüchtig zu betrachten, die gerade ausgelassen mit Chiara lachte.

"Weil sie uns vielleicht anlügt", meinte Rian plötzlich und sofort wollte ich protestieren, doch er schüttelte den Kopf und ließ es nicht zu. "Das meine ich nicht böse, aber wenn sie ihn Mal geliebt hat, wird sie ihn sicher nicht ins offene Messer laufen lassen. Sie ist nicht der Typ Mensch, der andere töten lassen würden, dass sieht man an ihren Augen. Sie hofft auf das Gute, sonst wäre sie nie so lange bei ihm geblieben und genauso wird sie jetzt hoffen, dass er einfach verschwindet und nie wieder auftaucht."

"Du kennst sie nicht", gab ich von mir und wusste aber trotzdem was er meinte. Mandy war keine Zigeunerin, keine Mafia Braut und hat sicher noch nie jemanden umgebracht. Würde sie zulassen, dass Rian und Odran ihren Exmann töten würden?

"Wir reden morgen in Ruhe."

Rian zündete sich eine Zigarette an und die Tatsache, dass er anscheinend wieder angefangen hatte zu rauchen, zeigte mir nur zu gut, dass er auch alles andere als entspannt in diese Zeiten ging.

War auch scheiße, nie zu wissen, ob etwas passiert und wann es passiert ...

_____
Sorry, dass so lange nichts kam 😳 hoffe hat euch gefallen ❤️❤️❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top