4. Club - 1

Flüchtig sah ich zu der Braunhaarigen herunter, die zu mir aufschaute und dabei ein zufriedenes Lächeln auflegte, während sie ihre Hand in meine Hosen gleiten ließ.

Ich hätte zu gerne etwas emofunden, doch mir wurde das alles in dem Moment zu viel. Hier, auf dieser billigen Toilette kam ich mir einfach nur schäbig vor.

"Sorry", sagte ich entschuldigend und nahm ihre Hand dabei von meiner Hose, um meinen Gürtel wieder zu schließen und durchzuatmen. Ich half ihr dann noch hoch auf die Beine, doch anstatt sie dankbar war, dass ich sie nicht ausnutzen wollte, gab sie mir ohne Vorwarnung eine wirklich ziehende Backpfeife, die mich sie schockiert betrachten ließ.

Ernsthaft???

"Schwein!", zischte sie noch und riss dabei wütend die Kabinentür auf, um stampfend davonzueilen.

War ich jetzt wirklich ein Schwein?! Die hatte es anscheinend dringend nötig!

"Fuck man!", fluchte ich und lief ihr dann hinterher, um Jake zu suchen, doch ein ganz anderes Szenario bekam aus der Toilette kommend meine volle Aufmerksamkeit.

Irina stand nicht mehr bei ihren Freundinnen, sondern weiter hinten am Rand des Clubs in der Dunkelheit mit einem Typen, der ungefähr Odrans muskulöse Statur hatte. Dadurch, dass er sie lauthals anzuschreien schien, ging ich davon aus, dass es sicher ihr Macker war, der irgendein scheiß Problem mit seiner Eifersucht hatte.

Ich hasste dieses Verhalten bei Männern. Kaum fanden sie eine Frau toll, war sie überhaupt nicht mehr alleiniger Herr ihrer Sinne. Rian war genauso, doch Keeva machte es anscheinend nichts aus nicht mehr alleine raus zu dürfen und generell keinen Kontakt zu Männern außerhalb der Familie haben zu dürfen.

Ich war noch nie eifersüchtig... Genauso wenig verliebt, was mich irgendwie zu einem verbitterten Mann in seinen 20ern gemacht hatte.

"Da bist du ja", riss Jake mich aus meinen Gedanken und kam gerade mit einem Glas auf mich zu. "Die kleine wohnt in der Nähe. Ihre Freundin ist abgehauen. Was hast du nur mit ihr angestellt?", lachte er und erntete von mir dafür nur einen warnenden Blick.

"Gar nichs! Das ist es ja. Die war nicht ganz dicht", gab ich ihm zurück und er sah von mir zu seiner Trophäe, um mich dann wieder grinsend anzusehen.

"Bruder, wir teilen einfach. Die ist so besoffen, die merkt das nichtmal."

"Kommst du dir eigentlich nicht scheiße vor?", warf ich ihm sofort meine Gedanken entgegen und ihn schien es sogar noch zu verwundern, dass ich ihn das überhaupt fragte.

"Was ist nur los mit dir?!", blaffte er mich sofort an und kam dabei so nah an mich heran, dass ich selbst hier im wenigen Licht seine Augen ganz genau erkannte. "Früher warst du nicht so. Das ist, seit diese Keeva bei euch wohnt! Hat sie dich jetzt auch an den Eiern?!"

Ich packte mir wütend seinen Kragen und schubste ihn ein Stück von mir weg.

"Halts Maul!", warnte ich ihn, woraufhin er mir nur einen Kopfschütteln zeigte und zu seiner Tusse verschwand. "Mieses Arschloch", flüsterte ich noch zu mir selbst und wollte gerade wieder nach Irina schauen, die aber auch nicht mehr da zu sein schien.

Was war das bitte für ein beschissener Abend!?

So langsam wurde mir alles zu viel und ich wusste schon, wieso ich so viel Alkohol trank und auch Mal zu Drogen griff. Es war einfach nicht auszuhalten. Zuhause fühlte ich mich unwillkommen. Als wäre ich nur ein Anhängsel ohne wirkliche Funktion. Und hier bei Jake fühlte ich mich langsam aber sicher auch so, als würde ich nicht wirklich dazu gehören. Klar war es geil gemeinsam Frauen aufzureißen, aber ich war aus dem Alter irgendwie rausgewachsen. Es widerte mich einfach nur noch an.

Und dann war da diese komische Angst, sie mir langsam aber sicher immer mehr die Kehle zuschnürte. Angst davor, nie wirklich wo dazu zu gehören. Angst davor, alleine zu enden. Angst davor, dass mich niemand mehr verstehen würde...

Mit diesem erdrückenden Gefühl wollte ich so schnell es mir möglich war an die frische Luft. Jake würde sich sicher gleich wieder beruhigt haben und ja, vielleicht würde ich dann mit ihm und der Kleinen meinen Spaß haben. Nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich ihn nicht auch noch verlieren wollte.

Er war der Einzige der mich noch um sich haben wollte...

Ich lief an dem Türsteher vorbei an die frische Luft und zündete mir an die Wand des Clubs gelehnt noch eine Zigarette an, ehe ich mir dann die Gegend anschaute.

Hier war alles irgendwie runtergekommen. Überall enge Gassen und die Häuserfassaden hatten ihre besten Zeiten auf jeden Fall schon lange hinter sich.

Gerade, als ich dann meine Zigarette ausmachen wollte, hörte ich plötzlich Gebrüll um die nächste Ecke. Es war wohl ein Mann und ich machte mir nichts weiter daraus, bis ich dann auch noch die Stimme von Irina erkannte.

Schnell und mit angehaltenem Atem lief ich zur Ecke der engen Straße und sah um diese dann diesen Schrank von Typ, der Irina am Hals gegen die Wand drückte.

Was für ein dreckiger Bastard!

"Ey!", schrie ich und lief auf die beiden zu, wodurch der Riese dann mich ins Visier nahm.

"Verpiss dich", warnte er mich und ließ dabei Irina los, die mich besorgt und mit Tränen in den Augen anstarrte.

"Ich würde sagen du verpisst dich!", gab ich ihm zurück und zog die Waffe, die Rian mir letzte Woche gegeben hatte, damit ich was zum Schutz dabei hatte. Der Riese schien unbeeindruckt und wollte gerade auf mich zu, da fiel mein Blick wieder zu Irina. Ich würde den Typ ja nicht einfach erschießen, wenn er ihr wichtig war, doch sie nickte zu meiner Überraschung und ich zielte dann genau auf seinen Kopf, wodurch er aber inne hielt und dämlich grinste.

"Senan", wollte Irina mich warnen, da spürte ich aber schon etwas kaltes, hartes an meinem Hinterkopf.

"Waffe runter, Kleiner", sprach ein Mann mit russischem Akzent und obwohl ich mir mehr als bewusst war, dass ich in der Falle saß, dachte ich überhaupt nicht daran einfach aufzugeben.

"Nein", gab ich ihm bestimmend zurück und hörte dann einen Schuss, der mich erschrocken die Augen aufreißen ließ.

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