32. Junkies
Mandy Pov.;
Nervös lief ich Rian voraus aus der Villa und wusste in dem Augenblick überhaupt nicht, wieso er mich fahren wollte. Ich dachte, dass er vielleicht mitbekam, dass sich etwas hinter seinem Rücken abspielte, aber wie kam er darauf, dass ich ihm etwas erzählen würde?
"Steig ein", wies er mich mit kalter Stimme an und hielt mir dabei die Beifahrertür seines BMWs auf, während ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hatte.
Mit langsamen Schritten lief ich auf ihn zu und nahm dann leicht überfordert im Wagen Platz, um erstmal dem Geruch von Minze oder sowas ausgesetzt zu sein. Es war nicht penedrant, doch ich mochte diesen Geruch nicht.
"So", meinte er als er sich in seinem Anzug neben mir niederließ und mich flüchtig ansah. "Du bist also Senans Therapeutin."
Aha! Er meinte also mir durch lockere Gespräche irgendwas herauskitzeln zu können. Da hatte er sich aber getäuscht. Klar, machte alleine seine Aura einem Angst und wenn man ihm auch nur flüchtig in die graublauen Augen sah, fühlte man sich sofort unterlegen, aber egal was er vorhatte, meine Lippen würden versiegelt bleiben.
"Ja", sagte ich also mit ruhiger Stimme und schaute dabei stur aus der Windschutzscheibe, während er den Wagen aus der Einfahrt lenkte und Richtung Dublin fuhr.
"Und wie ist er so?", wollte er freundlich wissen und genauso freundlich antwortete ich ihm.
"Ich spreche nicht über meine Patienten. Selbst wenn ich wollte, wäre es mir verboten", lächelte ich überlegen in seine Richtung, doch als ich plötzlich sah, wie kalt er mich anstarrte, wich ich seinem Blick schnell aus und wollte am liebsten nervös an meinen Fingern spielen, doch ein Mann wie Rian erkannte jedes Anzeichen von Schwäche sofort, also ließ ich es bleiben.
"Aber du kennst ihn ja auch privat. Immerhin läufst du plötzlich ständig durch mein Haus."
Mit großen Augen kaute ich nervös auf meiner Unterlippe und sah dabei vor uns auf die dunkle Straße.
"Er ist ein Freund", antwortete ich wahrheitsgemäß und atmete anschließend tief durch. "Ein Freund der die Grippe hat."
"Jaja, diese fiese Grippe, bei der man plötzlich leblose Augen und Panikattacken hat", gab er mir leicht gereizt zurück und so langsam kam ich mir wirklich vor, als würde ich eine Beichte ablegen müssen, was auch mich leicht reizbar machte.
"Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber wenn du dir Sorgen um Senan machst, dann erkundige dich doch bitte direkt bei ihm", gab ich ihm zurück und sah dabei zu ihm herüber, was er mir plötzlich gleichtat. Sein Blick war mehr als nur arrogant und gerade, als er erneut etwas sagen wollte, schnallte ich mich ab und zeigte einfach nach rechts auf ein Haus.
"Da wohne ich. Du kannst mich hier rauslassen", meinte ich und sofort parkte er den Wagen am Straßenrand.
"Bist du dir sicher?", wollte er mit einem irritieren Ausdruck wissen und ohne zu checken, was er meinte, sah ich mich aus meinem Fenster heraus genauer um.
Die Häuser sahen eher aus wie Ruinen, während Fenster eingeschlagen waren und überall Junkies und Obdachlose herumliefen und saßen.
Oh Gott!!!
"Ja, ich bin mir sicher", plapperte ich unbeholfen und schluckte fest, aus Angst, ich könnte mir alleine beim Aussteigen eine Infektion holen. Doch lieber das als weiterhin durchlöchert zu werden.
"Also, danke", sprach ich leise und wollte gerade aussteigen, da hielt Rian mich aber an meinem Arm zurück.
"Entweder stimmt etwas mit Senan nicht, oder mit dir und ich werde schon noch herausfinden, was das ist ", meinte er kalt und ließ mich daraufhin auch sofort wieder los, sodass ich mit rasendem Herzen aus dem Auto hüpfte und die Tür schnell knallte.
Als ich den BMW dann noch nachsah, wie er langsam um die nächste Ecke bog, versuchte ich ruhig zu atmen und wühlte mein Handy aus meiner Handtasche, um meine Schwester schnellstens anzurufen.
"Tinchen? Du musst mich unbedingt abholen!", flehte ich und sah mich dabei panisch in diesem Junkie Viertel um, wo es nur so nach Urin roch.
"Wo bist du denn?"
"Ich schicke dir den Standort per WhatsApp!", erwiderte ich ihr und mit leicht zitternden Händen legte ich auf und schickte ihr den Ort, um anschließend meine Hände fest um meine Brust zu schlingen und nervös von einem Bein aufs andere zu tapsen.
Nach einer Weile kam einer der versifften Typen, die erst hinter mir standen, nah an mich heran und schien mich irgendwie neugierig zu mustern, während ich ihm den Rücken zukehrte und beinahe einen Herzinfarkt bekam.
"Du bist ja eine geile schnecke...und so eine hübsche Aufmachung! Stehst du auf Rollenspiele?", lallte er und ich konnte seinen nach Alkohol stinkenden Atem bis hierher riechen, obwohl er immer noch hinter mir stand.
"Ich warte nur auf jemanden", ließ ich ihn wissen, doch der Typ griff plötzlich nach meinem Arm.
"Nur nicht so schüchtern", flüsterte er mir ins Ohr und Gott sei Dank sah ich in dem Moment ein Auto auf uns zufahren.
"Ey du Wichser!", schrie Padraig und sprang dabei aus seinem Cabrio, um direkt auf uns zuzulaufen.
"Wer bist du denn?", fragte er Junkie amüsiert in Padraigs Richtung, der daraufhin einen wirklich irren Blick bekam.
"Wer ich bin?", wiederholte er ihn und wandte sich dann an mich. "Warte im Auto."
Sofort befreite ich mich aus dem Griff dieses aufdringlichen Typen und lief zum Cabrio, doch als ich einen schmerzerfüllten Schrei hörte, der mir durch Mark und Bein ging, drehte ich mich panisch mit angehaltenem Atem doch nochmals um.
Erschrocken sah ich dabei zu, wie Padraig mit einem Messer ein großes P in die Stirn des Junkies ritzte, der nur noch flehend um Gnade winselte.
"So vergisst du mich nicht du scheiß Bastard", schrie er den am Boden liegenden an und spuckte ihm nochmals in Gesicht, um das Blut seines Messers mit einem Grinsen an seinem weißen Tanktop abzuwischen.
"Oh Gott", hauchte ich völlig außer mir und hielt mir dabei beide Hände vor den Mund, weil ich sonst dachte, ich würde nur noch laut los schreien.
Wusste meine Schwester eigentlich, mit wem sie da zusammen war?!
"Wollen wir?", riss Padraig mich aus meiner Starre und benommen nickte ich, während ich dabei zusah, wie einige andere Typen dem Junkie aufhalfen und mit ihm um die nächste Ecke verschwanden.
"Was ... Also du kannst doch nicht ..."
Ich wusste überhaupt nicht mehr was ich sagen sollte und vorsichtig legte Padraig mir seine Hand auf den Rücken, um mich langsam zu seinem Auto zu schieben.
"Der hat nichts anderes verdient. Was denkst du, hätte er mit dir gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre?", meinte Padraig nur völlig trocken und nachdem ich mich ins Cabrio gesetzt hatte, sah ich plötzlich wieder Rian auf uns zukommen, der ohne was zu sagen Padraig eine Faust ins Gesicht boxte.
"Du mieses Arschloch!", schrie er den Zigeuner an und packte diesen an Kragen, um ihn mehrmals gegen das Cabrio zu donnern, sodass ich aus Angst verletzt zu werden schnell nach hinten kletterte.
"Bist du irre?!", schrie Padraig und schubste Rian von sich weg.
"Ich?! Ist dir klar, dass Senan etwas für sie empfindet! Wie kannst du ihn das antun!?"
Ich schaute mir das Szenario mit offenem Mund an und musste ganz flüchtig grinsen, als er meinte, dass Senan für mich etwas empfinden würde.
"Wovon redest du überhaupt!?", wollte Padraig wütend wissen und wischte sich das Blut unter seiner Nase weg, um Rian anschließend wütend anzustarren.
"Na ihr habt doch was miteinander! Oder wer trifft sich schon um 3 Uhr nachts in so einem Viertel?!"
"Das ist die Schwester meiner Freundin du scheiß Kontrollfreak!", wehrte Padraig sich gegen die Vorwürfe und völlig perplex schaute Rian zwischen mir und dem Zigeuner hin und her. "Ich sollte sie hier abholen, mehr nicht!"
"Fuck", meinte Rian und holte ein Taschentuch aus seinem Jacket, um es Padraig zu reichen, der es ihm aber nur wütend aus der Hand riss.
"Vielleicht Mal reden bevor man zuschlägt!"
"Sagt der richtige du dreckiger Zigeuner."
Ich war immer noch total aufgewühlt und noch merkwürdiger war es, als die beiden sich plötzlich dämlich angrinsten und sich wieder zu verstehen schienen.
Was war das denn bitte für eine seltsame Freundschaft!
"Mein Gott, Rian. Erst muss ich eine lebende Leiche suchen, weil meine Freundin denkt, sie wird verfolgt und dann bekomme ich auch noch ohne Grund Schläge. Willkommen in Dublin", lachte Padraig und sofort sah Rian ihn fragend an, was ich ihm gleichtat.
"Lebende Leiche?"
"Mandys Ehemann."
Als nun beide plötzlich mich anstarrten, wurde ich knallrot und riss verwirrt die Augen auf.
"Wieso Leiche? Ich hab ihn doch vorhin noch gesehen?", tat ich auf unwissend und zuckte mit den Schultern. Ich wusste zwar von Keeva, was passiert war, dass mussten die beiden ja aber nicht wissen.
"Wo?"
"Na bei mir Zuhause! Wo denn sonst?"
"Hat er da noch gelebt?", wollte Padraig wissen und mit gerunzelter Stirn musterte ich ihn.
"Naja, er hat geatmet und ist herumgelaufen, also ja, ich gehe davon aus, dass er noch gelebt hat."
"Ich denke wir sollten Mal zu deiner Freundin fahren und in Ruhe reden", warf Rian ein und nachdem Padraig zustimmend nickte, sprang er vor mir ins Cabrio auf den Fahrersitz und startete den Motor.
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