30. Scham

Bitte denkt daran, dass auch ein Mann sich nach so einem Missbrauch genauso fühlen kann, wie eine Frau ⭐

Nachdem ich mir ein Taxi gerufen hatte und Zuhause ankam, war mein Ständer zwar weg, aber mir war trotz allem immer noch so übel, dass ich mich hätte jederzeit übergeben können.

Da war nicht nur die Vorstellung davor, was sie mir angetan hatte, sondern auch, was Leute denken würden, wenn es jemand erfahren würde. Ich schämte mich, fühlte mich entmannt und wie der letzte Dreck. Genau deswegen beachtete ich die anderen im Erdgeschoss auch überhaupt nicht und lief schnellen Schrittes hoch ins Badezimmer, um sofort die Dusche anzustellen und mir meine Klamotten vom Leib zu reißen.

Während ich unter die Dusche stieg, bekam ich kaum noch Luft und schon überrollte mich die nächste Panikattacke, die sich viel stärker anfühlte, als alle zuvor. Mein Herz raste, mein Magen überschlug sich und ich versuchte mich mit aller Anstrengung nur auf das warme Wasser zu konzentrieren, dass unaufhörlich auf meinen Körper niederprasselte, während ich meinen Kopf gegen die Fliesen fallen ließ und meine Augen schloss.

Was war nur aus mir geworden...

Vollkommen meiner Panik ausgesetzt stand ich noch eine ganze Weile erstarrt da und wartete sehnsüchtig darauf, dass es mir endlich besser gehen würde, doch es passierte einfach nicht...

Meine Gedanken flogen zu Tina und Padraig, die hoffentlich einfach glücklich mit den Kläffern auf der Couch sitzen würden. Zu Jake, der hoffentlich gerade die Liebe seines Lebens bei sich im Wohnwagen hatte und zuguterletzt kam Mandy in meinen Verstand.

Ich hoffte wirklich, dass dieser Bastard sie in Ruhe lassen würde...

Nachdem ich mich mehrmals eingeseift und abgebraust hatte, stieg ich wieder aus der Dusche und schaute mir wehmütig im Spiegel entgegen. Das blaue Auge war nur noch leicht zu sehen, genau wie die Kratzer, dafür sahen meine Augen kälter aus als je zuvor... Einfach, als wäre kein Funken Leben mehr in ihnen zu erkennen.

Welche Frau würde mich auch jetzt noch wollen? Ich konnte mich selbst kaum ansehen.

Mit einem Handtuch um die Hüfte suchte ich mein Zimmer auf, zog mir schnell eine Boxershorts und ein Shirt über, um mich auf meine Couch zu setzen und die Wand anzustarren, bis es leise klopfte und ich aus dem Strudel meines Selbstmitleids gerissen wurde.

"Hey", flüsterte Keeva und betrat dabei gemeinsam mit Nero mein Zimmer, der sofort auf mich zugelaufen kam und sich an meine Beine setzte.

"Na", lächelte ich so gut es mir möglich war und sie setzte sich neben mich auf die Couch, um mich besorgt zu mustern.

"Ist alles okay bei dir? Nachdem Mandy gegangen ist hast du kaum noch etwas gesagt?"

"Ja, alles okay", antwortete ich und wich ihrem Blick dabei aus, um Nero anzuschauen, während ich mir angestrengt versuchte meine Tränen zurückzuhalten.

Scheiße verflucht!!! Ich war ein Mann und wollte keinesfalls jetzt auch noch heulen!

"Sicher?", bohrte sie weiterhin nach und am liebsten hätte ich sie angeschrien, dass die mich in Ruhe lassen sollte, doch ich kannte Keeva... Sie würde solange nachfragen bis sie die Wahrheit erfahren würde. So war sie nunmal immer schon...

"Ich hab Scheiße gebaut", hauchte ich und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht, um mich anschließend in ihre Richtung zu drehen.

Ich erzählte ihr alles. Alles von Irina und Fiore, alles von Jake und Jule, alles von Tina und Padraig... Jedes Detail vertraute ich der kleinen Zigeunerin an und selbst im Glauben, ich würde mein Gesicht wegen dem Missbrauch verlieren, erzählte ich ihr zum Schluss auch noch davon, egal wie viel Angst ich hatte, dass sie mich verspotten könnte.

"Oh mein Gott", hauchte sie unter Tränen und anstatt mich irgendwie zu verurteilen oder mir vorzuwerfen, ich wäre siehst an allem schuld, nahm sie mich fest in ihre Arme und streichelte beruhigend über meinen Rücken, was auch die letzten Mauern bei mir einriss, sodass ich einige Tränen verlor und mich noch enger in ihre Halsbeuge schmiegte.

"Ich fühle mich so beschissen", hauchte ich schmerzerfüllt und löste mich dann wieder von ihr, um mir schnell die restlichen Tränen wegzuwischen. "Als wäre ich kein Mann mehr, nur noch ein Opfer."

"Sag sowas nicht!", mahnte sie sofort und nahm mein Gesicht in ihre Hände. "Du wurdest wegen Odrans Übermut von Chinesen halb tot geschlagen. Würdest von einem Irren Spanier angegriffen, weil du Mandy helfen wolltest und dann wurdest du auch noch auf so eine abscheuliche Weise von Irina reingelegt, weil ich ihren Bruder ermordet habe. Du erträgst das alles für die Menschen, die dir wichtig sind. Das würde kein Opfer tun."

Ihre Worte taten mir zwar gut, doch wirklich besser fühlte ich mich trotzdem nicht.

"Ich rede mit Rian, er-"

"Nein!", unterbrach ich sie sofort und stand panisch auf, um vor ihr auf und abzulaufen. "Das mit Irina darf er nicht erfahren, Keeva. Ich würde es nicht ertragen von ihm danach noch angesehen zu werden."

"Dann lass mich wenigstens über das Video und Fiore reden. Über die Verbindung zu Juri und den ganzen Mist. Irgendwie müssen wir sie aufhalten", gab sie mir zurück und stand dann ebenfalls auf.

"Dann rede mit Padraig. Er kennt die Villa und auch Irina. Er weiß vielleicht besser, was zu tun ist", meinte ich nur noch völlig überfordert und sie nickte zustimmend.

"Aber erstmal legst du dich hin und ruhst dich aus. Ich mache dir etwas zu Essen und sage den anderen, dass du krank bist."

"Okay", erwiderte ich ihr und nach einer angenehmen Umarmung, ließ sie mich alleine in meinem Zimmer zurück und ich legte mich erschöpft auf mein Bett, um mir die Decke bis über den Kopf zu ziehen und mich meinen Gedanken hinzugeben, bis ich irgendwann Gott sei Dank einschlief und alles für kurze Zeit vergessen konnte.

-

Als ich wieder wach wurde, hatte ich sofort extreme Kopfschmerzen und schaute mich in meinem Zimmer um, um mit Blick auf mein Fenster festzustellen, dass es draußen bereits dunkel war.

"Fuck", murmelte ich und schaute erstmal auf mein Handy, wo ich mehrere Anrufe von Jake und Irina hatte, die ich aber ignorierte und es sofort wieder mit dem Display nach unten auf den Nachttisch legte.

Mühsam erhob ich mich und setzte mich auf die Kante meines Bettes, um einige Male tief durchzuatmen, bis ich es unten klingeln hörte und leicht zusammenzuckte. Mittlerweile rechnete ich wirklich mit allem. Vor allem damit, dass es Irina sein könnte, die mir den Todesstoß versetzen wollte.

Ich bekam wieder das übliche Herzrasen und fasste mir an meine Brust, während es nach kurzer Zeit an meiner Tür klopfte und ich erschrocken die Luft anhielt.

"Senan?"

"Mandy?", fragte ich sofort und erhob mich von meinem Bett, um schnell zur Tür zu laufen und diese zu öffnen. Mit großen Augen starrte ich sie an, wie sie einfach dastand, wie immer mit einer weißen Strickjacke bekleidet und die Haare zu einem lockeren Dutt hochgesteckt.

"Senan", wiederholte sie nochmals meinen Namen, diesmal aber mit einem wehmütigen Unterton und schlang dabei ihre Arme um meinen Hals, um sich fest an meine Brust zu schmiegen, unter der mir Herz so stark gegen meine Rippen donnerte, dass es schon leicht wehtat. "Keeva hat mich angerufen und mir alles erzählt. Es tut mir so leid", schluchzte sie und ich zog sie sofort in mein Zimmer, um schnell die Tür zu schließen, damit uns niemand hören konnte.

"Was hat sie dir erzählt?", wollte ich wissen und wich ihrem Blick auf mich aus, denn ich schämte mich und wollte sie in dem Moment nicht ansehen.

"Alles... Und ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun! Das mein Mann da mit drin steckt, oh Gott", schluchzte sie uns ließ sich auf meiner Couch nieder, um sich mit dem Ärmel ihrer Jacke ihre Tränen wegzuwischen. "Und das ich dir so viel vorgeworfen habe! Es tut mir so leid! Ich hatte keine Ahnung, wer diese Irina ist und was sie..."

"Hey", sprach ich sanft und hockte mich vor ihr hin, um ihre zierlichen Hände in meine zu nehmen. "Du musst dich für überhaupt nichts entschuldigen."

Sie sah mich mit ihren traurigen Augen an und ich hatte mir in diesem Augenblick nichts mehr gewünscht, als dass ich ihre Tränen hatte trocknen können.

"Ich weiß, dass es wahrscheinlich das blödeste ist, was ich jetzt fragen kann, aber wie geht's dir?", wollte sie wissen und streichelte dabei sanft über meine Wange, während ich darüber nachdachte, ob sie mich immer noch genauso ansah wie vorher, oder ob sie mich genauso abstoßend fand, wie ich mich selbst...

"Jetzt besser", hauchte ich und sah ihr dabei tief in die Augen, wodurch ihre Wangen die bekannte rote Farbe annahmen und mir damit zeigten, dass ich für sie wohl immer noch der Gleiche war, nur eben noch gebrochener als vorher...

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