28. Juri

Ich steuerte direkt auf den Porsche zu, stieg ein und saß erstmal eine Weile in Gedanken versunken da. Vor lauter Chaos war mir nichtmal mehr bewusst, ob das alles wirklich real war. Benommen ließ ich meinen Kopf ans Lenkrad fallen und erinnerte mich an mein Leben, bevor es aus der Bahn geraten war.

Damals gab es nur mich, Rian und Odran... Wir waren Brüder und passten aufeinander auf, doch jetzt war ich vollkommen alleine. Ich konnte ihnen nicht mehr jede Kleinigkeit meines Lebens anvertrauen und genau das, tat mir unheimlich weh. Odran hatte sich verändert, jetzt, wo er die illegalen Geschäfte leitete. Wo er vorher noch für Spaß zu haben war, entwickelte er sich immer mehr zu Rian...

"Verdammt!", fluchte ich und schlug mehrmals gegen das Lenkrad, während mir bewusst wurde, dass ich aus dieser ganzen scheiße wohl alleine wieder raus finden musste.

Ich startete den Wagen und machte einfach das, was Padraig vorgeschlagen hatte. Den Wagen abgeben und mein Handy holen. Alles mit Ruhe und Geduld ... Würde schon werden...

So schnell es mir möglich war fuhr ich ins Zigeunerviertel und fragte mehrere Leute nach Ronny, die mir freundlich den Weg zeigten und endlich an einer kleinen Werkstatt angekommen, sah ich einen bärtigen Riesen, der mit Latzhose und Unterhemd direkt auch mich zukam. Ich stieg aus, erklärte ihm, dass ich von Padraig komme und nachdem er sich den Wagen genauer angesehen hatte, sagte er mir den ungefähren Preis und das ich morgen wiederkommen solle.

Nachdem ich dann wieder zurück zur Straße lief, wurde mir erst bewusst, dass ich nichtmals mein Handy hatte um ein Taxi zu rufen.

"Das darf alles nicht wahr sein", murmelte ich schon leicht verzweifelt und sah zum Glück auf der anderen Seite eine Telefonzelle, die ich auch direkt ansteuerte und mir ein Taxi bestellte, dass nach wenigen Minuten auch eintraf.

"Guten Tag, wohin geht's?", fragte der noch junge Fahrer nach hinten und nachdem ich ihm die Adresse gegeben hatte, starrte er mich plötzlich dämlich grinsend im Rückspiegel an.

"Was gibt's zu starren?", fragte ich ihn provozierend und er zuckte daraufhin nur mit den Schultern, um seinen Blick schnell von mir abzuwenden.

Ich wandte meinen Blick dann auch wieder von ihm und beobachtete draußen die Bäume und Häuser, die rasend schnell vorbeizogen, bis das Taxi anhielt und ich erneut an diesem Tag die Gruselvilla anstarrte.

Ohne mich zu bedanken oder noch etwas zu sagen, schmiss ich dem Typ 20 Dollar ins Gesicht und stieg eilig aus, um zur Pforte der Hölle zu laufen und anzuklopfen.

Wieder machte mir die gleiche Asiatin wie heute morgen die Tür auf und lächelte mir freundlich entgegen, um mir den Weg freizumachen.

Ich wartete gar nicht weiter und lief direkt die Treppen nach oben, um ohne zu klopfen Irinas Tür zu öffnen und einzutreten. Diesesmal waren die Rolläden oben und ich sah zum ersten Mal das Zimmer im Tageslicht. Neben dem runden Bett in der Mitte stand am Rand noch ein weißer Schreibtisch, an dessen Stuhl auch meine Jacke hing. Langsamen Schrittes ging ich auf den Tisch zu und nahm meine Jacke in die Hand, um mit meinem Blick auf ein Foto in einem Bilderrahmen zu erstarren.

"Juri?", flüsterte ich eher zu mir selbst und zählte dabei eins und eins zusammen. Irina war sicher seine Schwester und der Grund, wieso sie unbedingt in meiner Nähe sein wollte, war sicherlich nichtmal nur meinetwegen.

Mit schneller Atmung und noch schnellerem Puls wollte ich mich umdrehen und abhauen, doch Irina stand plötzlich nur in Unterwäsche an den Türrahmen gelehnt da und musterte mich belustigt.

Ich musste die letzten Tage auf einem verdammt schlechten Drogentrip sein, anders konnte ich mir das alles nicht mehr erklären.

"Hi", grinste sie nur und als ich an ihr vorbei wollte, schubste sie mich einfach wieder ein Stück ins Zimmer zurück und lief ein wenig von der Tür weg, durch welche plötzlich auch noch Fiore ins Zimmer reinkam.

"Das ist ein Scherz, oder?", lachte ich verzweifelt und ließ mich auf der Kante des Bettes nieder, um die beiden so intensiv zu mustern, wie es mir möglich war. Ich hoffte einfach sie wären nur Halluzinationen, die gleich wieder verschwinden würden.

"So", fing Irina dann an die Stille zu unterbrechen und stellte sich mir gegenüber an die Wand. "Eigentlich wollte ich durch dich nur an die Zigeunerhure herankommen, die meinen Bruder erschossen hat, aber noch nie hat ein Mann mich so abserviert wie du. Es würde viel mehr Spaß machen, Teil deiner Familie zu werden, als einfach jemanden aus Rache zu ermorden."

"Du bist krank, weißt du das eigentlich?", warf ich ein und sie zog nur einen Schmollmund und sah zu Fiore.

"Bin ich krank?"

"Ganz sicher nicht", gab dieser ihr zurück und es war irgendwie gruselig, seine Stimme zu hören, obwohl er eigentlich schon tot war.

"Hör jetzt gut zu", lenkte Irina meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und hielt mir ihr Handy vor die Nase, wo ein Video angespielt wurde, das zeigte, wie Tina auf Fiore einschlug. "Ich bin dir gefolgt, Süßer. Ich hab alles gesehen und nachdem ihr zwei Idioten ins Haus zurück seid, habe ich Fiore mit einer einfachen Backpfeife geweckt und mitgenommen. So und nun zu meinen Bedingungen, denn du willst sicher nicht Schuld sein, dass die Geliebte des Zigeuners in den Knast muss."

Ich blickte der Russin hasserfüllt in die Augen, doch sie lächelte nur über das ganze Gesicht und freute sich anscheinend, etwas in der Hand zu haben.

"Du bekennst dich vor deinen Freunden und vor deiner Familie als mein fester Freund und-"

"Vergiss es!", gab ich ihr zurück und stand dabei auf, sodass dieser Fiore sich sofort vor mir aufbaute. "Was willst du Bastard!? Komm ruhig näher!", schrie ich ihn an und griff nach hinten zu Padraigs Messer, dass leicht aus meiner Hosentasche ragte.

"Schluss jetzt!", meinte Irina bissig und stellte sich zwischen uns. "Senan, wenn du nicht tust was ich sage, sorge ich dafür, dass Tina ganz lange Zeit einsitzen wird. Und solltest du auch nur auf die Idee kommen, mir etwas anzutun, wird dieses Video von einer Freundin weitergeleitet, also denk gar nicht daran!"

Ich stand sprachlos da und konnte nicht glauben, dass es solche kranken Menschen in Wirklichkeit gab.

"Und du hälst dich von Mandy fern", meinte Fiore noch grinsend und trat dabei nah an mich heran. "Falls nicht, werde ich sie dafür büßen lassen", flüsterte er und am liebsten hätte ich ihm sofort seine scheiß Visage mit dem Messer von oben nach unten aufgeschnitten, aber diese beiden Irren hatten mich durch Valentina und Mandy komplett in der Hand.

"Also, lass mich und meinen Freund jetzt bitte alleine", wies Irina Fiore an, der daraufhin sofort nach draußen verschwand, während Irina lächelnd auf mich zukam.

"Du bist eine dreckige Hure", knurrte ich und rotzte ihr anschließend ins Gesicht, woraufhin sie mich kurz geschockt ansah, doch dann sofort ihr Handy zückte.

"Ich warne dich, Darling. Du solltest netter zu mir sein..."

Kann mir Mal bitte jemand helfen?!?!?!?!

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