22. Taxi
Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, fühlte ich mich irgendwie viel besser als sonst. Wo ich eigentlich entweder einen üblen Kater oder zumindest Kopfschmerzen hatte, war nichts von diesen Dingen da. Anscheinend war es wirklich besser für mich, auf Drogen und Alkohol zu verzichten.
Mein Blick fiel neben mich, doch von Mandy war keine Spur mehr da. Nur ihre Wärme war noch hier im Bett und für kurze Zeit kuschelte ich mich nochmals in mein Kissen, an dem immer noch ihr süßlicher Duft haftete, bis mir plötzlich klar wurde, dass sie sicher unten war und Rian oder Odran sie womöglich verschrecken könnten.
Schnell sprang ich aus meinem Bett, zog mir eine graue Jogginghose und ein schwarzes Shirt über und suchte noch das Badezimmer auf, um wenigstens in Eile meine Zähne zu putzen und mir einmal über das Gesicht zu waschen. Erst danach lief ich angespannt die Treppen herunter, um sofort mit dem Blick auf den Esstisch festzustellen, dass Mandy gar nicht da war.
Rian saß in seinem Anzug am Tisch, las mit einem Kaffee in der Hand die Zeitung, während Odran sich Rühreier reinschaufelte und sich auf sein Handy konzentrierte.
"Ähm", fing ich an und augenblicklich blickten beide amüsiert in meine Richtung. Arschlöcher....
"Ja?", meinte Rian grinsend und faltete dabei die Zeitung zusammen, um schmunzelnd zu Odran zu schauen, der mich mit hochgezogener Augenbraue musterte.
"Hast du was verloren? Ungefähr 1.60m groß und extrem schüchtern?", lachte der Riese und sofort lief ich zu ihm an den Tisch, schnappte mir mit einem Lächeln auf den Lippen den einzelnen Muffin neben seinem Teller und biss mit einem erregten Stöhnen einmal hinein.
"Okay, das geht echt zu weit!", knurrte er und wollte aufstehen, da lachte Rian aber laut auf und zeigte zur Terrassentür.
"Deine Therapeutin ist mit Keeva und Nero am Strand und Odran, auf der Kücheninsel sind noch weitere Muffins", erklärte er kopfschüttelnd und nachdem Odran mir noch einen warnenden Blick zuwarf, schluckte ich diese süße Masse herunter und machte mich auf den Weg zum Strand, wo ich von weitem schon die beiden Frauen sah, die gemeinsam dasaßen und aufs Meer starrten.
Während Nero halb auf Mandys Schoß lag, hatte Keeva Esme auf dem Arm und als die beiden mich bemerkten und in meine Richtung sahen, stand Keeva sofort auf und kam mir entgegen.
"Versau es nicht sonst musst du Odran erklären, wieso ich nicht mehr backen werde", erklärte sie mit strengem Blick und grinste dann dämlich. "Also viel Spaß."
Ich schaute ihr noch perplex hinterher und fragte mich, ob Keeva nicht eigentlich der Mafiaboss von Dublin sein müsste.
"Guten Morgen", lenkte Mandy meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und als ich sie ansah, fiel mir sofort auf, dass sie ein Shirt und eine Jogginghose von mir anhatte. Ihre Haaren waren noch leicht nass und sie hatte sie zu einem hohen Dutt zusammengebunden. "Ich war so frei zu duschen, nachdem Keeva es mir angeboten hatte. Ich hoffe es war okay, dass ich mir die Sachen genommen habe?"
Sie umfasste das Tshirt leicht und trat dabei nervös von einem Fuß auf den anderen, während ich dämlich schmunzelte und auf sie zulief.
"Natürlich", sprach ich beruhigend und ließ meine Augen über ihre Aufmachung schweifen. "Steht dir. Solltest du öfter tragen."
Sie kicherte zuckersüß und sah dabei aufs Meer hinaus.
"Du wohnst wirklich am Strand", hauchte sie verträumt und sah mich anschließend wieder schüchtern an.
"Wieso sollte ich dich anlügen?", fragte ich irritiert und sie zog tief Luft, um ihren Blick auf den Sand unter sich zu richten.
"Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich in meinem Beruf belogen werde. Manchmal fällt es mir schwer, Vertrauen zu fassen."
"Aber gestern wolltest du dich doch noch Harry anvertrauen und dass sogar nach 5 Minuten", grinste ich und konnte mir diesen Spruch echt nicht verkneifen.
"Wer ist Harry?", fragte sie sofort irritiert und lächelnd zog ich sie an ihrer Tailie zu mir heran, denn ich liebte ihre süße, verpeilte Art...
Fuck! Was habe ich da gerade gedacht?!?!?
"Ähm, Senan", flüsterte sie plötzlich und schob mich leicht an meiner Brust von sich weg, wodurch ich fragend zu ihr heruntersah. "Ich danke dir für den schönen Abend, aber du hattest Recht. Ich hab wirklich einen Ehemann und egal ob ich will oder nicht, ich sollte erstmal einiges klären bevor ich mich jemand neues öffne."
Mich traf fast der Schlag und es fühlte sich für einen kurzen Augenblick an, als hätte mir jemand voller Kraft in den Magen geschlagen, doch ich biss die Zähne zusammen und ließ mir keine Gefühlsregung ansehen.
"Ja, da hast du Recht", sagte ich wie gezwungen und nahm dabei meine Hände von ihrer Tailie, wodurch sie mir wehmütig in die Augen sah.
"Denk nicht, ich hab das nur wegen dem Alkohol getan", fügte sie noch hinzu und ich nickte immer noch wie erstarrt.
"Das habe ich keine Sekunde gedacht", gab ich ihr zurück und sie lächelte flüchtig, um sich danach nochmals zum Meer zu drehen.
"Ich rufe mir dann am besten ein Taxi."
Nachdem wir noch eine Weile schweigend nebeneinander standen und ich irgendwie überhaupt nicht darauf klar kam, was hier passierte, liefen wir gemeinsam zur Villa zurück, wo Rian ihr dann ein Taxi rief und ich mit ihr anschließend zur Einfahrt lief, um zusammen zu warten.
"Wann sehen wir uns wieder?", wollte ich trotz allem wissen und sie sah mich nachdenklich an.
"Wann immer du reden möchtest", erklärte sie und ich wusste das sie das im Bezug auf ihre Therapie meinte.
Das Taxi kam angefahren, doch bevor sie einsteigen konnte hielt ich sie mit rasendem Herzen an meinem Tshirt zurück.
"Mandy, ich hab keine Ahnung was das heute Nacht war, aber selbst, wenn es für dich anders war als für mich, bitte ich dich, nicht zu diesem Bastard zurückzugehen. Das hast du nicht verdient!"
"Ich muss das alles klären...", meinte sie und ich konnte dann nur noch dabei zusehen, wie sie ins Taxi stieg und wegfuhr...
Was zum Teufel war nur los mit mir?! Wieso traf mich das alles so krass! Irina hatte Recht... Ich darf mich nicht in das Drama anderer einmischen. Das fickt nur meinen Kopf....
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