18.Strand

Ich stand nachdenklich an der Haustür von Valentina, in der einen Hand mein Handy, in der anderen die Türklinke und dachte flüchtig darüber nach, was jetzt wohl das Richtige wäre, bis ich Irinas Chatverlauf öffnete...

Ich schaffe es heute nicht.

Mehr schrieb ich nicht, obwohl ich sie wirklich gerne gesehen hätte, aber Mandy sah einfach so geknickt aus. Ich wollte sie nicht alleine hier sitzen lassen.

"Komm, lass uns gehen", sprach ich laut und sie starrte mich einige Sekunden fragend an, bis ich nochmals tief durchatmete.

"Wohin denn?", wollte sie wissen, doch ich wusste es ja selbst noch nicht, also lief ich zur Couch, reichte ihr meine Hand und war erleichtert, als sie diese nach kurzem Zögern entgegennahm.

"Mal sehen wo der Abend uns hinführt."

Ich zog sie mit mir nach draußen in die angenehm warme Abendluft und reichte ihr an meinem Motorrad angekommen meinen Helm, den sie aber erst nicht nehmen wollte.

"Ich bin noch nie auf sowas gefahren", erklärte sie kleinlaut und schaute sich dabei ganz genau meine Maschine an, während ich sie neugierig dabei beobachtete.

"Einfach hinsetzen und an mir festhalten", lächelte ich und nachdem sie mir für einen Moment tief in die Augen sah, schluckte sie fest und nahm endlich den Helm an, um diesen anzuziehen, während ich schonmal aufstieg und mein Motorrad startete.

"Bist du dir sicher, dass du das fahren kannst?", schrie sie mir unter dem Helm entgegen und sofort warf ich ihr einen irritierten Blick zu, wodurch sie leise lachte und sich hinter mich setzte.

Ich spürte ihr Hände um meinen Bauch, wie sie sich fest in meinen Pullover krallte und irgendwie fand ich es in dem Moment mega süß, auch wenn ich das nie zugeben würde. Als wir dann langsam losrollten, rutschte sie mit ihren gesamten Körper näher an mich heran und grinsend fuhr ich los, um mir noch nebenbei zu überlegen, wohin wir überhaupt jetzt fahren sollten.

Entschlossen fuhr ich dann zu einem kleinen Imbiss am Strand, wo Odran früher immer begeistert davon sprach, dass es dort die leckersten Nachos weit und breit geben würde. Ich hoffte nur, dass Mandy überhaupt Lust auf den Strand und Nachos hatte.

Als wir ankamen, stieg sie als erstes ab und reichte mir sofort den Helm, um danach ihre schönen Haare einmal durchzuwühlen, die durch den Helm in alle Richtungen standen.

Ich musste über ihre Aufmachung grinsen und sofort lächelte auch sie schüchtern, um sich anschließend neugierig umzusehen. Hier gab es nicht viel. Eine lange Straße mit einigen Ständen und dahinter war nur der endlos lang wirkende Strand, der durch die untergehende Sonne wirklich wunderschön aussah.

"Hast du Hunger?", fragte ich sie und als unsere Blicke sich trafen, nickte sie schweigend und lief neben mir her zu einem der Stände, an dem vor uns noch einige andere auf ihr Essen warteten.

"Ich war schon ewig nicht mehr als Strand", erzählte sie und sah an dem kleinen Häuschen vor uns vorbei zum Wasser.

"Und wieso?", wollte ich wissen und folgte ihrem wehmütigen Blick, um anschließend schonmal mein Portemonnaie herauszuholen.

"Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß es selbst nicht. Dass ich das Meer vermisst habe, ist mir erst aufgefallen, wo ich es jetzt wieder vor mir sehe", erklärte sie mit leiser Stimme und fummelte dabei an den Bändern des pinken Pullovers herum.

Die beiden Frauen vor uns hatten wohl ihr Essen und drehten sich herum, sodass beide mich direkt anstarrten und kurz Luft zogen... Ich hatte schon völlig vergessen, dass Mandy und ich aussahen, als hätten wir uns gegenseitig K.O. geschlagen.

"Du bist der Bruder von Rian Gallagher, oder?", meinte die Schwarzhaarige und stupste dabei nervös ihre Freundin an, die im selben Moment auch große Augen bekam.

"Ja, der bin ich", meinte ich nur leicht genervt und nahm in dem Moment Mandys Hand in meine. Ich wollte erstens nicht, dass diese geldgeilen Biester sich festsaugen würden und auch nicht, dass Mandy das Gefühl bekommen würde, sich unwohl zu fühlen.

Die beiden schauten etwas bissig auf unsere verschränkten Hände, verdrehten die Augen als sie Mandy ansahen und verschwanden zu meinem Glück auch schnell die Straße entlang, sodass ich Mandys Hand wieder loslassen wollte, doch nun hielt sie mich plötzlich fest.

Verwirrt sah ich zu ihr herüber, doch sie starrte immer noch zum Meer und schien von dem Allen nicht viel mitbekommen zu haben.

Ich bestellte zweimal Nachos und zwei Cokes, um dann doch ihre Hand loslassen zu müssen und ihr ihre Sachen zu reichen, ehe ich auch meine nahm und ihr anschließend zum Strand folgte.

Während mein Blick immer wieder flüchtig auf ihren Po fiel, ermahnte ich mich selbst und spürte gleichzeitig mein Handy ständig vibrieren... Klar war ich neugierig, wer mir wohl schrieb, aber ich empfand es als unfreundlich ans Handy zu gehen, wenn ich mit jemandem unterwegs war, also ließ ich es weiter vibrieren und ignorierte es.

"Bist du denn oft am Strand?", kam es von Mandy, die sich im Schneidersitz im warmen Sand niedergelassen hatte und genüsslich ihre Nachos aß.

"Jeden Tag", gab ich ihr zurück und bemerkte ihren fragenden Blick, während ich mich ihr gegenüber niederließ. "Ich wohne am Strand."

"Ehrlich? Das muss ja unfassbar schön sein",  erwiderte sie und sah anschließend wieder aufs Meer...

"Du kannst mich ja Mal besuchen, dann zeige ich es dir."

Sie suchte sofort wieder meinen Blick und wurde leicht rot.

"Meinst du so eine Art Therapiestunde Zuhause", wollte sie dann tatsächlich wissen und ich musste lachend den Kopf schütteln.

"Das könnten wir ja meinen Brüdern erzählen, aber ich meinte eher in der Art, eine Freundin besucht einen Freund", meinte ich und sie hob interessiert ihre Augenbraue, während sie einen Schluck ihrer Coke nahm.

"Also sind wir Freunde?"

"Naja, wir könnten welche werden, aber wenn wir dann wirklich welche sind, musst du wissen, dass ich deinen Typen wahrscheinlich umbringen werde."

Sie schluckte fest und sah wieder zum Meer, hinter welchem die Sonne nun fast vollkommen verschwunden war.

"Ich weiß nicht, wie mir das alles passieren konnte, Senan", flüsterte sie in die Stille und sah dabei auf ihre Hände, mit denen sie die Coke festhielt. "Erst waren es kleinere Verbote, wo man als Frau noch denkt, wow der Typ ist eifersüchtig, also liebt er mich. Irgendwann kam die erste Backpfeife, dann die zweite und nun, sitze ich hier mit einem blauen Auge und einer aufgeplatzten Lippe."

"Du kannst es aber ändern, Mandy. Du musst  das nicht über dich ergehen lassen. Du hast deine Schwester, Padraig und mich. Dieser Typ würde sich nichtmals mehr in deine Nähe wagen."

"Aber-"

Sie unterbrach sich selbst, indem sie schluchzte und sich einzelne Tränen wegwischte.

"Ich denke immer er ändert sich. Immer wieder denke und hoffe ich das und dann fange ich an ihn zu verteidigen. Nicht, weil ich ihn verteidigen möchte, sondern weil ich mir selbst eine Rechtfertigung geben muss, warum ich noch bei ihm bin. Ich bin einfach so feige", erklärte sie mit ihrer leisen Stimme und ich bekam solche Herzschmerzen, beim Anblick ihrer Tränen, dass ich ein Zittern meiner Hände unterdrücken musste. Ich hasste solche Männer und wäre am liebsten jetzt sofort zu ihm gefahren, doch ohne ihre Erlaubnis, würde ich mich nicht einmischen...

"Komm her", meinte ich und schnappte nach ihrer Hand, um wenigstens jetzt für sie da zu sein.

Unbeholfen stand sie auf und ich zog sie nah an mich heran, wonach sie sich dann zwischen meine Beine setzte und ihren Rücken an meine Brust lehnte.

"Wenn du Hilfe brauchst, ich bin immer da, aber du musst es wollen, nicht ich", flüsterte ich ihr ins Ohr und spürte anschließend ihr Nicken.

So, mit dem Blick aufs Meer gerichtet, mit dem Rauschen der Wellen in den Ohren und ihrem Rücken an meiner Brust, saßen wir sicher noch mehrere Stunden da .... Einfach nur wir beide....

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