15. Brüder

Irina ... diese russische Schönheit verdrehte mir den Kopf, ohne überhaupt bei mir zu sein...

Mandy ... Sie weckte in mir etwas, dass ich nicht zu beschreiben wusste und es machte mich unfassbar wütend, dass irgendein scheiß Wichser so mit ihr umging... Doch ich hatte nicht vor mich einzumischen. Immerhin war sie verheiratet und meine Therapeutin. Schlimm genug, dass ich jetzt auch noch ihre privaten Probleme kannte. Ich würde mich ihr sicherlich nie wieder anvertrauen können, aus dem Grund, dass ich jetzt immer nur noch darüber nachdenken konnte, was sie privat Schlimmes durchmachen musste.

Völlig überfordert mit allem drehte ich mich auf dieser engen Couch hin und her und spielte mehrmals mit dem Gedanken, Tinas Badezimmer nach aller Art Tabletten abzusuchen, doch ich ließ es sein, denn keiner sollte sich weiterhin Sorgen um mich machen, weil ich Mal wieder meinte, ich müsste mich zudröhnen und vor meinen eigenen Gedanken flüchten.

Bevor die Sonne draußen aufging, setzte ich mich auf, zog meine weißen Sneaker und meine Jeansjacke an und machte mich dann unbemerkt auf den Weg nach draußen. Ich musste hier weg, weit weg, um nicht noch mehr unschuldige Menschen in die scheiße zu reiten.

Wer wusste schon, ob ich nicht beobachtet wurde, denn so langsam bekam ich wirklich paranoia...

In der lauwarmen Nachtluft angekommen, zündete ich mir mit dem Blick auf Mandys schwarzen BMW eine Zigartte an und lief dann langsam auf diesen Wagen zu, um einen Blick ins Innere zu werfen.

Einige Bücher lagen auf dem Beifahrersitz, ansonsten sah das Auto so gepflegt wie ein Neuwagen aus.

"Ein Geschenk zum Hochzeitstag", hörte ich sie plötzlich hinter mir und drehte mich ertappt um, um sie in ihrer Strickjacke und der engen Leggins zu mustern. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie hochgesteckt, was ihr Gesicht noch zierlicher wirken ließ.

"Als Wiedergutmachung für das blaue Auge?", erkundigte ich mich mit bissigem Unterton und sofort wich sie meinem Blick aus, um mit gesenktem Kopf neben mich zu treten.

"Er ist eigentlich ein guter Kerl", versuchte sie ihn auch noch zu verteidigen, was sogar noch schlimmer war, als seine Tat selbst. Ich konnte solche Frauen einfach nicht verstehen. Wieso dachten sie immer, sie müssten ihre gewalttätigen Männer verteidigen? Dachten sie ernsthaft, sie hätten sowas verdient? Keine Frau der Welt, hat so eine scheiße verdient...

Selbst Rian, der eigentlich jedem gegenüber gewalttätig war, würde niemals auf die Idee kommen, einer Frau etwas anzutun...

Mandy sah mir wieder tief in die Augen und ich schüttelte nur verachtend den Kopf.
"Wie kannst du gleichzeitig hier mit so einem Gesicht stehen und dabei behaupten, er wäre ein guter Kerl? Das ist absoluter Schwachsinn."

Ihre Augen weiteten sich, doch eher aus Wut auf mein Gesagtes.

"Du kennst weder ihn, noch mich und hast sicher nicht das Recht, darüber zu urteilen", brachte sie mit zitternder Stimme hervor und verschränkte dabei ihre Arme, um stur zu ihrem Auto vor uns zu blicken.

"Ich sag dir Mal was", warf ich ein und schnippste meine Zigarette weg, um mich genau vor sie zu stellen, sodass sie schüchtern zu mir aufsah. "Ich muss ihn nicht kennen, um zu wissen, was für ein Arschloch er ist! Es reicht, zu sehen, was er dir angetan hat. Hast du Angst vor ihm oder dich zu trennen? Kein Problem! Ich kann dir helfen. Willst du es weiter über dich ergehen lassen? Auch kein Problem. Dann mach es, aber fang nicht an, mir weißmachen zu wollen, dass er kein schlechter Kerl ist, denn damit machst du dich lächerlich und das weißt du ganz genau!"

Sie schluckte und ich konnte ganz genau dabei zusehen, wie ihre schönen blauen Augen sich mit Tränen füllten, doch schneller wandte sie sich wieder zur Haustür und lief einfach davon...

Anscheinend war ich nicht der Einzige, der vor Problemen flüchtete...

"Fuck", flüsterte ich und dachte kurz darüber nach, ob ich zu weit gegangen war und ob ich ihr hinterher sollte, doch ich sah wie benommen dabei zu, wie sie die Tür von innen schloss und machte mich dann ebenfalls auf den Weg nach Hause.

Da ich nichtmals wusste, wo ich überhaupt war, hielt ich nach Straßenschildern Ausschau und rief mir dann ein Taxi, dass zum Glück auch wenige Minuten später erschien.

Zuhause angekommen lief ich sofort, ohne John überhaupt zu beachten, nach innen und da es gerade die Zeit war, wo alle aufstanden, wollte ich nur schnell in mein Zimmer und etwas schlafen, doch natürlich machte mir meine Familie einem Strich durch dieses Vorhaben.

"Wo warst du?", fragte Keeva und schaute vom Tisch zu mir auf, um sofort die Fassung zu verlieren.

"Oh mein Gott", schrie sie entsetzt und sprang von ihrem Stuhl auf, was Odran ebenfalls dazu veranlasste, sich von der Couch zu erheben. "Was ist passiert?!"

Sie legte ganz vorsichtig ihre Hände auf meine Wangen, fuhr mir sanft durch meine Haare und fing dabei leicht an zu weinen, doch ich wollte sie so nicht sehen... Wegen mir brauchte niemand weinen....

"Paar Jungs vor der Diskothek", grinste ich und versuchte dabei auf cool zu machen, doch keiner der beiden schien mir zu glauben.

"Das waren die Chinesen, oder?", knurrte Odran sauer und zwang mich mit seiner Hand an meinem Kinn dazu, ihm genau in die Augen zu sehen. Ich nickte und musste jetzt selbst meine Tränen zurückhalten. "Ich bringe sie alle um!!", schrie er wütend und wollte schon zur Tür, da hielt ich ihn aber am Arm zurück und auch Keeva quiekte völlig aufgelöst und rannte zur Haustür, um Odran den Weg zu versperren.

"Wenn ich mich nicht sofort raus lasst, dann-"

"Ruhe!!!", unterbach Rian uns alle drei und kam dabei die Treppe herunter, wodurch wir alle erschrocken zu ihm sahen. "Odran, du setzt sich sofort hin und beruhigst dich! Impulsivität und unüberlegtes Handeln führt zu Fehlern und die kannst du dir nicht erlauben!", wies er Odran an, der zwar mit einem Brummen zu protestieren schien, dann aber doch Platz nahm.

"Und du, Keeva", wandte er sich an sie und trat dabei nah an sie heran, um ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu geben. "Schau bitte nach Esme. Sie wird langsam wach."

Nachdem Keeva ihm ein zustimmendes Lächeln schenkte, sah sie mich nochmals mitfühlend an und lief anschließend nach oben.

"Und wir, wir reden jetzt in Ruhe."

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