14. Wahrheiten

Nachdem Padraig gegangen, und Tina mit ihren Kläffern ins Schlafzimmer verschwunden war, machte ich es mir mit Decke und Kissen auf der kleinen Couch bequem und versuchte die Schmerzen komplett auszublenden.

Es waren aber nicht nur die Wunden an meinem Körper, die mir weh taten, auch die Erkenntnis irgendwie niemanden zu haben...

"Scheiß drauf", flüsterte ich mir selbst zu und nahm dabei mein Handy raus, doch weder meine Brüder, noch Keeva hatten sich gemeldet, und dass, obwohl ich schon beinahe drei Tage weg war...

Sie werden wohl ihre Gründe haben... Vielleicht einfach viel zu tun...

Ich wollte gerade in Irinas Verlauf, da hörte ich plötzlich leise Geräusche vor dem Haus...

Hier drinnen war es stockdunkel, also würde mich von draußen niemand durchs Fenster sehen. Mit der Gewissheit und einem rasenden Herzschlag stand ich so leise es mir möglich war von der Couch auf und stellte mich an die Seite des Fensters, wo ich vorne an der Straße ein Auto sah, aus dem eine Person ausstieg, die ihre Kapuze bis tief ins Gesicht gezogen hatte. Auch Statur und Größe waren zierlich, was mich sofort erschrocken die Augen aufreißen ließ...

Die fucking Chinesen!!!

Vermutlich wussten sie , dass ich meine Brüder eben nicht gewarnt hatte und nun wollten sie mir eine zweite Lektion erteilen!

Als die Person mit einer Tasche in der Hand zur Tür gelaufen kam, stellte ich mir in dieser  alle möglichen Filterwerkzeuge vor und bei Gott, diese Leute durften Tina nicht auch noch erwischen.

Schnell lief ich in den Flur und versteckte mich hinter der Tür. Meine Atmung ging nur noch stoßweise, mein Herz schmerzte schon vor Aufregung und als sich plötzlich die Haustür öffnete und die Person genau vor mir stand, packte ich mir diese und drückte sie mit meinem Arm gegen den Hals an die Wand hinter sich.

"Ihr scheiß Schlitzaugen!", fluchte ich und riss die Kapuze vom Gesicht, um plötzlich meiner Psychologin Mandy genau in die Augen zu sehen. Sie sah genau wie ich aus, vermutlich nur nicht so schlimm. Ihr eines Auge war blau, auf ihrer Nase befand sich ein tiefer Cut und selbst ihre Lippe war auf einer Seite komplett angeschwollen.

"Senan?", flüsterte sie und erholte sich nur langsam wieder von dem Schock, genau wie ich.

"Mandy?!", hörte ich Tinas Stimme plötzlich direkt neben mir und mit dem Blick auf meinen Arm an Mandys Hals kam sie sofort auf mich zu und riss mich von ihr weg.

"Das ist meine Schwester!", erklärte sie aufgeregt und schloss dann erstmal die Haustür hinter uns, nachdem sie nachgesehen hatte, ob alle Hunde noch im Flur standen. "So, wir gehen jetzt ins Wohnzimmer und regeln eins nach dem anderen. Setzt euch, ich mache Tee."

"Ich will lieber einen Kaffe", kam es schüchtern von Mandy und nachdem sie mir noch einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, folgte sie ihrer Schwester ins Wohnzimmer.

Auch ich folgte den beiden dann immer noch völlig perplex und als ich sah, das Mandy auf der Couch Platz nahm, wusste ich nicht genau, was ich jetzt machen sollte. Immer hin hatte ich sie gerade angegriffen und sie sah aus, als wäre sie auch Chinesen zum Opfer gefallen.

"Und was ist mit dir passiert?", fragte sie mich plötzlich mit ihrer sanften Stimme und schaute mir dabei kurz in die Augen, ehe sie ihren Blick wieder auf Moon richtete, der es sich auf ihren Schoß bequem machte.

"Schlitzaugen", erklärte ich und zeigte anschließend auf sie. "Und bei dir?"

Sie atmete tief durch und ich meinte, sie würde in dem Moment versuchen, nicht in Tränen auszubrechen. Irgendwie musste ich zugeben, dass sie trotz allem total süß aussah und irgendwas in mir auslöste, dass ich aber schnell wieder unterdrückte.

"Das war mein mich liebender Ehemann."

"Der muss dich ja wirklich sehr lieben", hauchte ich wütend bei ihrem Anblick und ließ mich danach neben ihr auf der Couch nieder.

Jetzt kam ich mir wieder Mal wie in einer Therapie vor, erst Recht, als Tina mit einem Tablett mit Keksen und Kaffe zurückkam.

"Ihr kennt euch?", schlussfolgerte diese mit dem Blick auf uns und setze sich dabei vor uns auf den kleinen gelben Sessel.

"Er ist mein Patient", erklärte Mandy und musste dabei lachend den Kopf schütteln.
"Wobei das wohl eher die Vergangenheit ist."

"Wieso Vergangenheit?", wollte ich wissen und sie drehte sich ein Stück zu mir, um ihre Finger über ihr Gesicht streifen zu lassen.

"Meinst du wirklich, dass jemand wie ich, anderen helfen kann?"

Wir sahen uns eine Weile schweigend in die Augen, bis Tina und aus der Starre riss.

"Mein Gott. Dann therapiere ich euch halt. Du solltest so schnell wie möglich bei dem Arschloch ausziehen und die Scheidung einreichen!"

"Aber-"

"Nichts aber, Mandy! Und du solltest mit deinen Brüdern reden!", wandte sich Tina dann an mich. "Immerhin ist Rian der Mafiaboss von ganz Dublin. Da sollten kleine Chinesen keine Rolle spielen!"

Als wäre das Gesagte das normalste der Welt, nahm Tina sich einen Keks und starrte zwischen uns hin und her, während auch Mandys Blick nun auf mich fiel.

"Du bist bei der Mafia?"

"Nein", sagte ich sofort und sah dabei Tina an, die grinsend eine Augenbraue hochnahm und auf ihrem Keks herumkaute, als würde sie einen spannenden Film verfolgen.

"Na gut, vielleicht doch", gab ich zu und schaute dabei wieder Mandy an, die fest schluckte und nervös an ihrer grauen Strickjacke herumspielte...

"Hast du ein Problem damit?", fragte ich auf ihre nervöse Reaktion hin geradeheraus, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf.

"Du bist wohl gefährlich", murmelte sie und sofort verteidigte ich mich vor ihr.

"Sicher nicht gefährlicher als dein Ehemann, das kann ich dir versprechen. Bei uns in der Mafia werden im Moment sowieso nur Muffins gebacken und Windeln gewechselt", grinste ich und auch Tina musste lächeln, während Mandy völlig verwirrt zwischen uns hin und hersah.

"Am besten gehen wir ins Schlafzimmer und du erzählst mir in Ruhe, was passiert ist, dann kann Senan noch eine Weile schlafen", schlug Tina vor und nachdem Mandy zustimmend nickte, standen beide auf und nach einem GUTE NACHT verschwanden sie aus dem Zimmer.

Wie sollte ich nach dem Allem noch schlafen können?

In meinen Gedanken verloren schnappte ich mir einen der Kekse und dachte darüber nach, ob ich den Bastard von Mandy nicht einfach umbringen sollte. Gleichzeitig kam der Gedanke, mich meinen Brüdern anzuvertrauen ...

"Was eine scheiße", fluchte ich leise und ließ mich wieder auf mein Kissen fallen, um völlig überfordert zur Decke zu starren, bis mein Handy plötzlich vibrierte.

Morgen 18 Uhr bei mir. Ich habe eine Überraschung für dich. Irina

________

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top