10. Reflektion
Die Stunde bei dieser Mandy ging schneller rum als gedacht, doch als ich anschließend draußen stand und mir neben den anderen Rauchern eine Zigarette anmachte, fühlte ich mich trotz des Gesprächs auch nicht viel besser als vorher.
Naja, im Grunde hatte ich ihr diese Stunde auch nicht wirklich viel erzählt. Es ging eher darum, sich kennenzulernen, also erzählte ich nur, dass ich in einer Villa am Strand wohnte, arbeitslos war und zwei Brüder hatte, die mich nicht ernst nahmen, was sie wohl nicht gerade interessant fand.
Immer wieder sah sie nervös zu ihrer Armbanduhr, die sie halb unter ihrer braunen Strickjacke versteckt hatte, während ich ihr alles in Ruhe erklärte und sie dann plötzlich meinte, dass die Stunde vorbei wäre.
Irgendetwas war wirklich merkwürdig an ihr. Als wäre sie ständig in Deckung, was mich wirklich neugierig machte, doch ich war ja wegen mir selbst und meiner mentalen Lage dort und versuchte meine Gedanken an die Kleine jetzt, wo ich wieder auf freiem Fuß war, vollkommen zu verdrängen.
"Senan!", hörte ich Odran nach mir rufen und schaute sofort nach rechts zum Parkplatz, wo er an seinem Porsche gelehnt stand und in der Sonne auf mich zu warten schien. Ganz lässig rückte er seine dunkle Sonnenbrille zurecht und holte sein Handy aus seiner dunklen Jeans hervor, um anschließend telefonierend weiter wegzulaufen.
Ich ging in der Zeit auf den Porsche zu, öffnete die Beifahrertür und schnippste meine Kippe weg, um mich anschließend aufs warme Leder fallen zu lassen. Ich hoffte nur noch, dass Jake es geschafft hatte sich rauszuschleichen. Ein Blick auf mein Handy und ich sah keine Nachricht von ihm, nur von Padraig, der unbedingt etwas unternehmen wollte. Darauf hatte ich aber gar keine Lust mehr heute. Ich wollte nur noch nach Hause chillen und meine Gedanken kreisen lassen.
"Und wie war's?", erkundigte sich Odran neugierig, der dabei einstieg und mir einen fragenden Blick zuwarf.
"Perfekt. Ich bin geheilt", gab ich ihm mit einem dämlichen Grinsen zurück, woraufhin er lachend den Kopf schüttelte und den Motor startete.
"Du weißt, dass wir nur das Beste für dich wollen", erzählte er die selbe Laier, die ich mir schon seit Jahren anhören musste, doch ich nickte nur anstatt zu widersprechen, denn es fühlte sich schon lange nicht mehr an, als würden sie mir wirklich etwas gutes wollen.
Er wendete den Wagen, fuhr in hohem Tempo los und während leise Musik aus den Boxen ertönte, spielte ich gelangweilte auf meinem Handy herum, bis plötzlich eine Nachricht einging, deren Nummer mir unbekannt war.
Schade, dass ihr so schnell abgehauen seid. Hätte dich zu gerne besser kennengelernt. Irina
Ich las die Nachricht mehrere Male, doch hatte erstmal nicht vor zu antworten und auch nicht zu fragen, woher sie überhaupt meine Nummer hatte. Meine Nerven lagen ohne bestimmten Grund Mal wieder flach, also steckte ich das Handy wieder weg und sah nach draußen, bis wir endlich zuhause ankamen.
Odran stieg gemeinsam mit mir aus und nachdem wir John kurz Hallo sagten, betraten wir das Haus, wo Keeva in der Küche stand und am Kochen war.
"Ich habe heute Abend noch zu tun. Ich lege mich einige Stunde hin", kam es von Odran, der anschließend auch nach oben verschwand, während ich mich gegenüber von Keeva an die Kücheninsel stellte.
Ihre Augen trafen meine und irgendwie sah sie aus, als würde sie mir etwas sagen wollen, doch schnell wandte sie ihren Blick wieder nach unten, um weiter in einer Schüssel etwas zusammen zu rühren.
"Was ist los?", erkundigte ich mich und sie lächelte sanft, während sie ihren Blick aber weiterhin nach unten gerichtet ließ.
"Du solltest wirklich besser aufpassen, Senan. Jake ist mir in die Arme gelaufen und du kannst von Glück reden, dass es nicht Rian war."
"Ward ihr nicht auf dem Golfplatz?", wollte ich wissen und sie schüttelte verneinend den Kopf.
"Mir ging es nicht so gut", erklärte sie und da bemerkte ich erst, wie blass sie heute wirkte.
"Kann ich dir etwas Gutes tun?", fragte ich und legte ein provozierendes Grinsen auf, dass sie sofort dazu brachte ihre Augen zu verdrehen. "Ich meine, du weißt ja wo mein Zimmer ist", warf ich noch hinterher und sofort griff sie nach dem Geschirrhandtuch, um es mir lächelnd ins Gesicht zu werfen.
"Du bist ein Idiot, ist dir das klar?"
"Aber ein geiler, oder?"
Ich zwinkerte ihr zu und nachdem ich sie zum Lachen gebracht hatte, verschwand ich ebenfalls nach oben und suchte mein Zimmer auf, um mich als erstes auf mein Bett fallen zu lassen.
Mein Verstand warf Mal wieder alle möglichen Gedankengänge ein und obwohl ich eigentlich nur abschalten wollte, war es mir in dem Moment nicht möglich.
Ich dachte über Irina nach, deren Anziehung mich letzte Nacht fast um den Verstand brachte. Musste an Rian und Odran denken, die mich immer mehr wie ein unangenehmes Anhängsel behandelten und an Keeva, die mir als einzige wie Familie vorkam. Sie war anders mit ihrer offenen Art. Sie war behutsam, tolerant und vor allem hatte sie die Ansicht, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hatte.
Alles Dinge die Rian und Odran fehlten, wobei Rian schlimmer war, da er immer noch das sagen hatte.
Als ich mich auf meinen Bauch legte und stur an die Wand vor mir starrte, kam mir plötzlich wieder Mandy in den Sinn.
Die Frage, wieso sie sich so verändert hatte im Gegensatz zu ihrem Foto ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Dazu hatte ich Frauen gegenüber schon immer ein Helfer Syndrom, wodurch sie interessanter für mich wurde, als gut für mich war.
"Senan?", klopfte es plötzlich an der Tür und ich schüttelte mein Gedanken Karussell ab, um erschöpft aufzustehen und Padraig die Tür zu öffnen.
"Lass mich raten. Keeva war der Meinung es ginge mir nicht gut, da hat sie dich angerufen?"
Er schien sich ertappt zu fühlen, doch lächelte es weg und legte mir seine Hand auf meine Schulter.
"Ich bin hier, weil du ein Bruder für mich bist und nicht weil mich jemand zwingt. Padraig kann niemand zu etwas zwingen", grinste er und ich musste widerwillig auch lächeln.
"Dritte Person? Hebst du jetzt vollkommen ab?"
"Heute Nacht heben wir zusammen ab", meinte er nur und hielt einen Beutel hoch, dessen Inhalt nur zu gut zeigte, was er mit abheben meinte...
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