Regeln

Notitzbuchschnipsel Nummer 1:

Ich hab gerade alles was mich an meiner jetzigen Beziehung verletzt aufgeschrieben und liege im Bett und schreibe drunter:

"irgendwie fühlt es sich gut an und klar, und halt einfach: abarbeitbar. Nicht so groß und schwer wie gestern.

c'est la vie halt. Und c'est la vie aussi, wenn 4:30 die Vögel zwitschern und alles cool und gemütlich ist, einfach. (Solche Momente lassen dich kurz innehalten, und erinnern dich, wie friedlich alles sein kann. Und dann atme ein und halte das in dir und dann kannst du weitermachen.)"


Notitzbuchschnipsel Nummer 2:

Ich arbeite gerade sehr viel und bin sehr froh darüber, weil es so eine gute Ablenkung ist. Halb Mensch halb Maschine funktioniere ich einfach nur für die Sache und die Menschen, und mal nicht für mich. Das tut irgendwie gut. Es schiebt dein Ego erst beiseite, und danach bist du selbstbewusster und etwas größer als vorher. Wenn du denn Sinn in deiner Arbeit findest. Ich arbeite beim Radio und in der Frühschicht 5:30 trink ich Kaffee wie Wasser. Und in der Spätschicht hör ich bis 19:00 Uhr so laut Musik an meinem Rechner dass ich an gar nichts mehr denken kann. Oder umgekehrt. Mache Frühschichten mach ich ohne Kaffee und manche Spätschichten ohne Musik. Aber nie mach ich was alleine. Denn wenn wir alle gestresst sind, sind wir umso liebevoller miteinander und halten unsere mit Witzen und ironischem Fokus aufrecht. 

Dinge, über die ich mich immer freuen kann, und die ich immer an mich holen kann, egal wie schlecht es mir geht:
- schöne Musik
- warmer Kaffee
- schlimmer Humor

Und die Natur und Freunde natürlich. Aber die kann ich in solchen Momenten nicht immer an mich holen. 

Es gibt manchmal Stellen in Liedern, die fühlen sich an, als würden sie eine komplette bestimmte Zeit deines Lebens zusammenfassen, oder ein ganz ganz großes Gefühl.


Notitzbuchschnipsel Nummer 3:

Ich glaube ich bin gerade absolute Stoikerin. Mit einem Hang zur Melancholie. Auch wenn sich das auszuschließen scheint. Eine Weile dachte ich, als ich das Adjektiv "stoisch" zum ersten mal gelesen hatte, stoisch heißt einfach nur "starr". Aber das Witzige ist: ich habe es später beim Schrieben trotzdem immer richtig verwendet.

Augen schließen und Lächeln, auch wenn dir dabei ne Träne übers Gesicht rennt. Ja, rennt. Nicht rinnt. Ich stelle es mir lustig vor: so ne ganz schnelle Träne, die dann je nach ihrem Eigengewicht und Edgyness deines Wangenknochens (das entscheidet die Physik) nen Absprung macht. Mit Anlauf vorher. Die Tränen laufen und springen und du sitzt da und wischst achtlos drüber. (Ich muss grad selber drüber lachen - Und das meine ich mit stoisch! Ist das nicht genial irgendwie? Oder ist das einfach psychologisch dumm und ungesund? Aber wenns hilft - ach was, mehr als das? Wenns dich auf einmal wieder richtig lebendig fühlen lässt?)

Und ich lese gerade den Utilitarismus von John Stuart Mill und je weiter ich komme, desto weniger versteh ich die Sprache. Irgendwie machts Spaß, einfach drüberzulesen und sich zu freuen, wie intellektuell man doch verschachteln kann.

Manchmal - ok, ziemlich oft - blätter ich dann doch zurück, um auch was zu verstehen.
Doch dann ist ein Hund in der Tram und ich frag ob ich den Streicheln kann und dann fang ich eh komplett nochmal von vorne an.

Naja, und würde ich utilitaristisch handeln, dann würde ich mich wahrscheinlich mit ganzer Kraft darum bemühen, es nicht unangenehm zu finden, wenn ich gerade als "meine Freundin" betitelt werde. Ich würde versuchen, die neue Wohnung meiner Liebe zu mögen und mich da irgendwie geborgen zu fühlen, und nicht daran zu denken, dass sie für mich ein Symbol dessen ist, wie sehr wir uns unterscheiden (mittlerweile(?)).

Würde ich utilitaristisch und zum Gemeinwohl und größten Glück aller handeln, dann würde ich mich nicht ständig in diesen Satz fallen lassen:
„Ich weiß gerade echt nicht, was ich machen soll."

Ich fand bisher den Utilitarismus immer cool und habe ihn immer ein bisschen implementiert in meine Handlungen, die oft ein wenig sehr stoisch sind. Aber jetzt gerade.. ja. Jetzt gerade weiß ich eben einfach nicht, was ich machen soll.

(Aber wie gesagt: ich finds raus. Ich versuchs. Ich will das.)


Darum frag ich gerade alle, am meisten mich selber. Ich frag mich die Dinge immer wieder auf eine andere Art, um nicht in Denkschleifen hängenzubleiben. 

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