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Mittwoch 2/3

Irgendwann merkte ich wie das grelle Licht der Sonne in mein Zimmer strömte und gequält, total übermüdet, öffne ich meine Augen, um die Schwester die vor meinem Bett steht anzuschauen.

"Um halb Acht sollst du in die Kantine gehen, jemand wartet dort auf dich, um mit dir zu frühstücken. Bevor du gehts, gib mir bitte noch vorher bescheid. Um Zehn kommt der Arzt und macht seine Visite, also sei bitte hier in deinem Zimmer. Um Elf Uhr kommt dann deine Mutter und die Psychologin vorbei, um mit dir ein Gespräch zu führen."

Genervt setzte ich mich auf. Musste ich denn schon so voll gequatscht werden, und das am frühen Morgen?

"Muss das denn alles wirklich sein?", frage ich also und stehe auf.

"Amy darüber diskutieren wir nicht, du kennst das Prinzip. Im Schrank hast du frische Kleidung." Und mit diesen Worten verschwand sie auch.

Ich war hier bekannt, alle die hier auf dieser Station arbeiteten kannten mich eigentlich.

Nachdem ich mich dann frisch gemacht hatte, suchte ich mein Handy, da es aber schon halb Acht war, dachte ich mir ich würde es nur verlegt haben in meinem Chaos und ging nach einer Abmeldung bei der Schwester zur Kantine.

Ich brauchte mich nicht lange umzuschauen, denn als ich die Kantine betreten hatte, wurde mein Arm auch schon sofort ergriffen und ich zu einem Tisch gezogen.

Ich erkannte Jason und grinste.

"Morgen", begrüßte ich ihn und setze mich zu ihm, an den Tisch.

"Du bist zu Spät", sagte er.

"Ehm, ja. Sorry ich hab mein Handy gesucht", entschuldigte ich mich, obwohl ich gerade mal zwei Minuten zu Spät war.

"Meinst du dieses hier?", grinste er und zog mein Handy aus seiner Hosentasche.

Verwirrt schaue ich ihn an.

"Hast du mir das gestern schon geklaut?"

"Ich würde es nicht geklaut nennen", lachte er, "Ich würde es geliehen nennen. Du hast es echt nicht mit bekommen, als ich es dir aus der Hose gezogen habe", strahlte er.

"Nein habe ich nicht. Gib es mir wieder."

Noch war ich freundlich.

"Wusstest du, dass man viel über einen Menschen erfahren kann, wenn man nur mal dessen Handy durch schaut? Weißt du, nachdem ich endlich dein Passwort geknackt habe, habe ich so einiges erfahren."

Jason lächelte mich an. Was für ein Arschloch, er weiß jetzt so gut wie alles über mich.

"Jason jetzt gib mir verdammt nochmal mein Handy wieder!"

"Wer schreibt heut zu tage eigentlich noch Tagebuch? Was bringt es einem? Man schreibt sein beschissenes Leben nieder und dann? Geht es einem besser? Ist das Leben dadurch besser geworden? Was ändert es? Sag es mir! Sag es mir AMY!"

Zum ende hin wurde Jason ein wenig lauter und wütender, aber nicht nur ihm ging es so.

"Du hattest kein Recht, dass alles zu lesen, das nennt sich Privatsphäre, wenn du es nicht kennst! Du hast auch ebenso wenig Recht dich in mein Leben einzumischen und über mich zu urteilen!"

"Privatsphäre? Nein, dass kenne ich nicht. Habe ich nie erfahren und werde ich wahrscheinlich auch nie. Also wenn ich sie nie erfahren habe, wieso sollte ich sie wem anders dann erteilen? Wieso soll ich immer so handeln wie es andere wollen, aber niemand handelt so wie ich es will!"

Er schob mir mein Handy über den Tisch.

"Nur weil du so eine Wut in dir trägst, gibt es dir trotzdem nicht das Recht, mir meine Rechte zu verwehren!", wütend stand ich auf, schnappte mir mein Handy und lief aus der Kantine raus, aus dem Krankenhaus raus, um mich auf die Bank von gestern nieder zu lassen.

Ich kramte aus meiner Hosentasche die Schachtel mit den letzten drei Zigaretten raus und steckte mir sofort eine an.

Nach einem tiefen Zug nehme ich mein Handy zur Hand, um es zu entsperren. Nur habe ich nicht mehr mein Symbol, welches ich sonst immer hatte, es ist nun ein Passwort und woraus dieses besteht weiß ich nicht. Ich wurde nur noch wütender auf Jason und war kurz davor mein Handy auf den Boden zu schmettern.

"Jason", sagte Jason und setzte sich mit einer Kippe im Mund neben mich.

"Was?", genervt sah ich ihn an.

"Dein neues Passwort. Es ist Jason", lässig lehnte er sich an.

Schnell tippe ich seinen Namen ein und entsperre mein Handy. Auf Whatsapp schaue ich nach, ob er irgendwem geschrieben hatte, aber zuerst schien es nicht so. Also öffne ich die Chats, in denen ich Nachrichten erhalten habe.

"Weißt du Chris.."

"Ach jetzt wieder Chris?", verächtlich lache ich.

"Das Leben spielt nicht immer so ganz wie wir es gerne hätten", er ignorierte meine Aussage einfach, "Und das weißt du ganz genau. Du weißt wie es ist, wenn man nicht so leben kann wie man gerne will! Du weißt, wie es sich anfühlt nieder gemacht zu werden, verprügelt zu werden! Und jetzt weißt du auch, wie es ist, wenn man sein Leben nicht genug schützt, wenn man zu viel von sich preis gibt. Das war eine Lektion, du sollst wissen, wie du dich schützen kannst, du sollst auch wissen, wie du damit umgehen kannst. Denn das Leben ist kein Spiel! Es ist auch nicht wie ein Spiel. Natürlich gewinnt man mal und steht an der Spitze des Berges, aber wenn man dann verliert, liegt man am Fuße des Berges. In einem Spiel kannst du schummeln, dir alles so zurecht legen, damit du gewinnst. In deinem Leben funktioniert das nicht. Du kannst zwar dein Leben so leben wie du es möchtest, aber ich sage dir, du wirst oft verlieren und ob du es je wieder an die Spitze des Berges schaffst, liegt an dir, nur an dir."

Mit den Worten drückte Jason seine Zigarette aus und ging..

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