☽ Sixth Chapter
E R Z Ä H L E R
15. September, Wolfstrakt: Lunya
Stumm folgte Azrael dem grauhaarigen Mann durch die Gänge des großen Schlosses.
Rán war der älteste im Schloss und wusste erschreckend viele Dinge. Gab es ein Problem in der großen Burg war Rán die erste Person, die einem half. Früher hatte der alte Mann Azrael und seinen zwei Brüdern immer Geschichten von Legenden erzählt oder ihnen gezeigt wie man richtig Dolche aus Holz schnitzte. Rán war auch der Mann gewesen der ihnen mit Sechzehn gezeigt hatte wie man sich verwandelt und seine Kräfte Kontrolliert. Er war für die drei Jungen da, während ihr Vater sich in seinem Büro im höchsten Turm einschloss und Befehle erließ und nahm deshalb eine Vaterrolle für die drei Jungen ein.
Vor einer großen Tür hielt Rán und legte seine knochige Hand auf den eisernen Griff. Mit einer schnellen Bewegung öffnete der Mann das hölzerne Objekt und trat in den großen Raum, welcher mit Regalen voll alter Bücher gefüllt war. Stumm folgte der junge Prinz dem Alten durch die hohen Gestelle.
Vor einem Sockel auf welchem ein, von einem gläsernen Deckel, geschütztes Buch lag, blieb der Mann stehen. Mit einem silbernen Schlüssel öffnete er das Schloss, welches das Glas auf dem Sockel befestigte. Ohne das ein Wort seine blassen Lippen verließ, hob der Mann das dicke Glas und stellte es auf die Holzfliesen.
Als sich Rán wieder zu dem Buch drehte, schien sein Körper kurz zu zittern, als hätte der Mann Respekt vor dem Inhalt, des, in Leder, gebundenen Buches. Stumm strich der Mann mit seinen Fingern über die gealterten Blätter und fing an in dem Buch zu blättern.
Als er eine Doppelseite aufschlug, trat Azrael neugierig einen Schritt näher.
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Die Alphas Illyrains
Die Gattung Illyrain ist eine der ältesten Gattungen der Schwarzblüter. Über Jahrhunderte hinweg herrschten die Nachkommen dieser Familie über den Norden der verwunschenen Reiche und beschützten ihr Volk mit ihren besonderen Kräften.
Die Illyain Familie ist eine der einzigen Königsfamilien mit Urkräften die noch existiert und ist deshalb einer der stärksten Familien, die Schwarzblüter noch bieten kann.
Wie um viele andere Königsfamilien ranken sich auch viele Legenden um die Illyrains.
Eine Legende, welche sich über Jahrtausende durgesetzt hatte, ist, dass in ihrem Blut auch das Gen des Blutwolfes fließen soll. Eine Wolfgattung, welche neben dem Sonnen- und Seelenwolf eine der stärksten und seltensten Wolfsgattungen ist.
Nach dieser Legende ist es möglich, dass wenn um eine Jahrtausendwende zur Zeit des Blutmondes ein Welpe gezeugt wird, sich in diesem Nachfahren die Gabe des Blutwolfs formen kann.
S. 621
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Stumm blätterte Rán in dem Buch weiter. Als er eine besonders zerknitterte Doppelseite fand, strich er die Seiten glatt, bevor er wieder stumm weiterlaß.
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Der Blutwolf
»Leid gegen Stärke
Schmerz gegen Macht.
Ein Pakt versprochen mit Blut.
Geschlossen mit Acht.
Niemals gebrochen kann dieser Eid von Wut.«
Schon Jahrtausende vor dem Zusammenschluss zu Xeyania gab es Aufzeichnungen die die Existenz des Blutwolfes bestätigten. Schon damals war er gefürchtet und gemieden.
Durch seine Macht, Leute durch das zuführen von Wunden Befehle auferlegen zu konnten, die mehr ein Fluch waren als eine Bitte und bei Verstoß mit großen Schmerzen und Wunden, die selbst für Schwarzblüter schwer heilbar waren, verbunden waren, wurden Blutwölfe oft von Wolfstämmen gejagt und getötet.
Seit Jahrhunderten wurden keine Blutwölfen mehr gesichtet, jedoch besteht die Möglichkeit, dass sich in einigen Familien noch die Gene dieser befinden.
Erkennen kann man einen Blutwolf erst ab dem 18. Lebensjahr. Ab diesem können Wutanfalle, welche Blutdurst genannt werden, auftreten. In diesen kann dann der sogenannte Blutpackt geschlossen werden.
Hier fügt der Blutwolf einem Individuum eine Tiefe Wunde zu und spricht einen Befehl aus, zu diesem ist das Opfer verpflichtet und falls dieses versucht sich dem zu widersetzen verspürt es unerträgliche Schmerzen und aus der Wunde wird ein Licht erleuchten.
Weitere Eigenschaften des Blutwolfes sind von Legende zu Legende verschieden doch haben alle gemeinsam, dass sie unglaublich stark sind und meist für das Opfer tötlich enden.
S. 742
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»Verstehst du jetzt?«, Ráns raue Stimme war heißer und klang müde. »Du trägst es in dir, und es wird sich Stück für Stück zeigen, deshalb musst du lernen deine Wut zu kontrollieren«, der Mann schlug das dicke Buch zu.
»Sonst wird es grausam enden«.
⊱⊰
Keuchend sprintete die rotbraune Gestalt durch den tiefen Wald. Der Klang der Regentropfen übertönte seinen schweren Atem und wirbelte ihn nur noch mehr auf als er es schon war.
Wie konnte er nur schon wieder so ausrasten? Und dann noch vor ihr?
Niemals würde er die Angst, welche sich in dem bernsteinfarbenen Braun widergespiegelt hatte, vergessen.
Er war ihr so nah gestanden, dennoch war diese Kluft zwischen ihr und ihm gewesen.
Ein tiefes Knurren verließ seine brennende Kehle. Und schon wieder fühlte er sie.
Diese starke, tiefsitzende Wut. Dieses Gewitter in seiner bebenden Brust.
Das war nicht er. Er war immer eine ruhige Person gewesen. Stumm, ausgeglichen, monoton.
Er war immer schon ein begabter Krieger gewesen, doch noch nie hatte er einer seiner Gegnern tiefe Wunden zugefügt.
Er kämpfte mit Taktik und benutze im Kampf nicht nur seine Pranken und Zähne, sondern auch seinen Verstand. Er verwirrte seine Gegner und überraschte sie, bevor er sie zu Boden drückte und seine spitzen Zähne an ihre Kehlen legte. An diesem Punkt hatten seine Trainings-Gegner den Kampf eindeutig verloren und waren gezwungen sich zu ergeben.
Doch jemanden ohne Grund zu verletzen? Das war nicht er.
Er schnaubte auf.
Der Regen hatte sein Fell mittlerweile bis zu seiner Haut durchnässt und klebte unangenehm an seinem Körper.
Jedoch war ihm nicht kalt. Eine Hitze hatte sich in seinem Körper ausgebreitet, und floß wie glühende Lava durch seine Venen. Das Rauschen in seinen angelegten Ohren wurde lauter und lauter. Fast unerträglich. Es übertönte jeden klaren Gedanken. Und jedes gute Gefühl.
Er musste seinem Durst stillen, Verletzen, etwas töten.
Es war als würde Azrael und das blutige Monster miteinander um die Kontrolle kämpfen. Und das Biest gewann.
⊱⊰
Der Klang des zufallenden Tors hallte durch die leere Halle des Schlosses.
Durch die Fenster viel ein fahles Licht, welches einige mal aufhellte, als ein Blitz dem Himmel durchzog. Ein Donnern dröhnte durch den Wald.
Müde wischte er sich das Wasser von der Stirn und atmete tief ein. Ein fremder Geruch fand seine Nase und setzte sich in dieser fest. Ein fremder Wolf.
»Kai wieso riecht es hier nach fremden Wolf und-«, er stockte als ein zweiter Geruch den Weg in seine Nasenflügel fand.
Stumm hielt er in seinen Bewegungen inne, als der betörende Geruch ein angenehmes Kribbeln in seinem Bauch verursachte. Mit tiefen Luftzügen inhalierte er ihren Geruch bis ihm plötzlich etwas auffiel.
Er war bei sich zu Hause. In seinem Schloss. Und sie auch. Aber wieso?
Mit schnellen Schritten, die über den kalten Fußboden trabten, lief er durch den verdunkelten Gang. Vor der Türe ihres Art Gemeinschaftsraum blieb er stehen. Seine Hand ergriff den Türgriff und riß die Türe auf.
Sein Blick traf auf seine Seelengefährtin und ließ ein weiteres Mal sein Herz aussetzen.
Was denkt ihr über die Blutwolf-Sache?
[soulfullofwords]
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