☽ Fourteenth Chapter
V E L A R I S
1. Oktober, Wolfstrakt: Lunya
Mit schwerem Atem stand ich vor Kai. Die hölzerne Klinge war auf den braunen Wolf gerichtet.
Seine Bewegung waren blitzschnell, doch meine Reflexe darauf trainiert genauso schnell zu reagieren. Mit voller Kraft schwang ich das Schwert gegen seine Pfote und brachte ihn zum Fall. Ich machte drei Schritte vor und hielt meine Klinge drohend vor seinem Kopf. Mit meiner zitternden Hand strich ich Schweißperlen von meiner Stirn. Ohne meinen Blick von dem Wolf zu wenden, wartete ich darauf, dass sich der Junge ergab.
Die blauen Augen schauten mich an. Etwas verspieltes blitzte in ihnen auf. Ruckartig sprang er, packte das Holzschwert mit seinem Kiefer und warf es hinter sich. Das dumpfe Geräusch des auf den Boden knallenden Holzes, hallte durch die Trainigshalle. Ich taumelte einige Schritte zurück. Der Wolf schnellte ein weiteres Mal vor. Ich wich aus und ballte meine Faust. Mit aller Kraft schlug ich den Wolf ins Gesicht. Er taumelte zurück und fiel ein weiteres Mal auf den Boden. Ein brennender Schmerz flackerte in meinen Knöcheln auf. Fluchend schüttelte ich meine Hand.
Erst jetzt bemerkte ich den Jungenkörper vor meinen Füßen. Kai lag verwandelt am Boden. Er regte sich nicht.
»Kai«, mit hochroten Gesicht betrachtete ich Kai. Als er nicht antwortete kniete ich mich besorgt vor ihn. Sanft rüttelte ich an dem Jungen.
Ruckartig öffnete er seine Augen und richtete sich auf. Ich verlor mein Gleichgewicht. Ehe ich mich versah, war Kai über mir und hatte seine Arme neben meinem Kopf gestemmt.
»Du hast mich gerade mit einem Schlag außer Gefecht gesetzt! Velaris, du hast dich noch nie verwandelt und hast trotzdem solche eine Kraft«, Kai schaute mich aufgeregt an. Ich war still. Mit roten Kopf sah ich Kai an, und versuchte nicht runterzusehen.
Erst jetzt schien dem Jungen aufzufallen, dass er nichts anhatte. Er stolperte zurück und richtete sich auf. »Tut mir leid«, sagte er. Sein Kopf war ebenso rot angelaufen.
Ich kicherte. »Schon gut«, ich drehte meinen Kopf und sah in eine andere Richtung, während der braunhaarige Junge zu seiner Ersatzkleidung lief und sich umzog.
Kai und ich hatten die letzte Woche von früh am Morgen bis spät in die Nacht trainiert. Er hatte mir einige Wege gezeigt wie ich mich, ohne mich zu verwandeln, vetreidigen konnte und wie ich richtig mit einem Schwert umging.
Es hat mich einige Zeit gebraucht mich zu trauen auf Kai einzuschlagen und mich damit anzufreunden mit einem richtigen Schwert gegen einen Wolf anzutreten, doch ich hatte keine andere Wahl.
»Das ist dein Ersatz für dein spitzes Kiefer bis du selbst eins hast«, hatte mir der Junge einige Male zur Aufmunterung gesagt. In den Mondspielen kämpften Wölfe miteinander bis einer aufgab, bewusstlos oder kampfunfähig war. Sie benutzen Zähne und Krallen. Ich hatte diese jedoch nicht. Deshalb musste ich mich anders verteidigen. Vor allem da ich bei weitem nicht so schnell heilte wie alle anderen.
»Du kannst wieder schauen«, hallte Kais Stimme durch den Raum. Dies war mein Kommando. Ich drehte mich um und fiel dem Jungen in die Arme.
»Danke, ohne dich wäre ich nie so weit gekommen«, sagte ich grinsend und löste mich von ihm. Auf den Lippen des jungen Prinzen lag ebenso ein Lächeln.
»Ich hab was für dich«, grinste er. Der junge Werwolf lief zu seiner Sporttasche und zog eine lange Schachtel aus dieser. Vorsichtig reichte er sie mir.
Die Schachtel lag schwer in meinen Händen. Zögerlich griff ich nach dem Deckel und öffnete sie. Auf rotem Samt lag ein silbernes Schwert. In dem Licht der Lampen blitze das Metall auf.
»Das ist echtes Silber, falls du dich einmal wirklich verteidigen musst, wird diese Klinge Wölfen verletzungen zuführen, die nicht so einfach heilen werden. Außerdem verursacht sie höllisch Schmerzen, deshalb darfst du sie nur gegen deine Feinde verwenden«, erklärte Kai mir mit ruhiger Stimme. Ich nickte.
»Danke, ich werde gut mit ihr umgehen«, hauchte ich ohne den Blick von der Waffe zu wenden. Das reine Silber ähnelte dem des Mondes.
Vorsichtig schloss ich die Schachtel. »Dann gebe ich dich für heute frei, bleib nicht zu lange wach, du wirst all deine Kraft für morgen brauchen«, sagte Kai und wuschelte mir durch meine Haare. Lächelnd nickte ich. Ich werde bei den Vollmondspielen morgen mein Bestes geben.
⊱⊰
Schweißgebadet fuhr ich aus meinem Schlaf. Mit flachem Atem sah ich mich in dem Raum um. Es war Nacht. Durch die Fenster fielen silberne Lichtstrahlen.
Der Wind heulte in den Wäldern und die Schatten der Äste zeichneten sich auf den Holzboden. Auf meiner Brust fühlte ich das eiskalte Metall meiner Kette.
Erschöpft strich ich mir eine Haarsträhne von der Stirn. Die Albträume, die mich nachts heimsuchten, wurden schlimmer. Sie machten es mir schwer mich auszuruhen.
Mit einem Seufzer stand ich von meinem Bett auf und lief zu dem großen Fenster. Über den, in silbernes Licht getauchten, Baumkronen konnte ich den Mond erkennen. Es war Vollmond.
Der Himmel war klar. Tausende funkelnde Sterne erhellten diese windige Herbstnacht. Wunderschön.
Ich lächelte matt. Mit einer flinken Bewegung hob ich einen von Accyos Hoodies auf und striff ihn mir über. Auf Zehenspitzen lief ich zur Tür und betrat den Gang.
Als ich die Hauptüre öffnete, begrüßte mich ein eiskalter Windstoß. Das leise Rauschen hallte in dem Gang hinter mir wieder. Als ich einige Schritte vortrat, knisterte der Kies des Platzes unter meinen Füßen. Alles war in ein mattes Silber getaucht.
Mit einem Flüstern umschmiegte mich der Wind. Wie eine leise Melodie sangen die aufgewehten Blätter in den Bäumen des finsteren Waldes. In meiner Brust kribbelte die Aufregung. Diese Nacht hatte etwas besonderes an sich.
Ich atmete die kühle Nachtluft ein und genoss den Geruch von feuchten Laub und Moos. Als ich eine Gestalt vor mir erkannte, blieb ich stehen. Ein Hase. Sein Fell war silbern und funkelte im Licht des Mondes.
Neugierig folgte ich dem wunderschönen Tier, als es in den Wald hoppelte. Einige Male blieb es stehen und warf einen Blick zurück, als wollte es, dass ich ihm folgte. Als das Tier seine Geschwindigkeit erhöhte, tat ich es ihm gleich. Ich vergaß alles um mich herum.
Als ich das Tier näher betrachtete, wurde mir etwas klar. Es war kein Tier aus Fleisch und Blut. Es bestand aus silbernen Licht, Mondlicht.
Plötzlich blieb es stehen. Als ich aufsah erkannte ich eine Lichtung. Blaue Blüten wuchsen über dem Boden und glitzerten im Mondlicht. Und mittendrinnen stand ein matt-leuchtender Wolf.
Genauso wie der Hase schien dieser aus silbernen Licht zu bestehen. Wie eine Figur eines Märchens stand das Tier inzwischen der Blumen und blickte in meine Richtung. Noch nie hatte ich einen Wolf wie diesen gesehen.
Sein langes Fell wehte im Wind und in seinen Augen schimmerte Anmut und Stolz. Wie Nebelschwaden umhüllte das Tier eine atemraubende Präsenz.
Gebannt trat ich einen Schritt auf den Wolf zu. In meinem Kopf hallte mein Name immer und immer wieder, wieder, als würde er mich zu sich rufen.
Wenige Zentimeter vor dem Wolf, blieb ich stehen. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich wie sich das mächtige Tier zu mir herabbeugte. Wie gesteuert steckte ich meine Hand aus.
Als meine Hand das Fell des Tieres berührte, durchströmte mich eine prickelnde Wärme. Mit einem Ruck wurde ich zurückgeworfen.
Wie paralysiert lag ich auf dem Boden. Alles was ich wahrnahm, war der langsam verschwimmende Mond und diese Hitze. Wie als würde mein Körper sie aufsaugen und diese nun durch meinen Körper strömen, als wäre es das Blut das durch meine Adern floß.
Mit meiner letzten Kraft streckte ich meine Hand aus. Sie war silber. Wie das Fell, der Gestalten aus Mondlicht.
Das kommt raus wenn ich um halb zwei beschließe das Kapitel weiter zu schreiben... Was denkt ihr? Was hat es mit dem Wolf auf sich?
[soulfullofwords]
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