☽ Fifth Chapter
E R Z Ä H L E R
15. September, Wolfstrakt: Lunya (einige Stunden zuvor)
Ein unangenehmes Geräusch riss Azrael aus seinem traumlosen Schlaf. Mit seiner rechten Hand schlug er auf das klingelnde Objekt an seiner Rechten, welches sofort aufhörte zu dröhnen.
Müde drehte er sich unter der warmen Decke bis er endlich die Kraft fand sich aufzurichten.
Mit einem Seufzer hob er seine Beine über die Bettkante und stellte seine nackten Füße auf dem flauschigen Teppich ab. Mit seinen Händen fuhr er über sein vor Müdigkeit verzerrtes Gesicht.
Letzte Nacht war er noch viele Stunden im Wald gewesen und durch die finsterne Landschaft gerannt, um das verlorene Gefühl, mit dem Schmerz seiner brennenden Lungen und aufgewetzten Ballen zu überdecken.
Er betrachtete seine noch etwas erdigen Handflächen. Man konnte noch die Reste der fast verheilten Aufschürfungen erkennen.
Er atmete tief ein und richtete sich dann auf um in sein Badezimmer zu gehen, welches gegenüber von seinem Zimmer lag.
Stumm lehnte er sich über das Waschbecken und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Er hielt inne und schaute den kristallenen Wassertropfen zu wie sie von seinem Gesicht auf das weiße Porzellan tropften.
Tief atmete er ein und stemmte seine Arme gegen den Rand des Waschbeckens. Mit zitternden Leib hob er seinen Blick und schaute in zwei eisblaue Augen. Ein sanfte Mattheit lag in den silber schimmernden Blau und unterstrich die Müdigkeit in seinem Gesicht.
Die blauen Augen ließen ihren Blick über sein blasses Gesicht und die zerzausten Haare gleiten und fixierten die Schrammen an seinem Hals. Erde und ein einzelnes Efeublatt klebten zwischen dem schimmernden Rot.
Und das alles nur verursacht durch die Zweige der dicht ineinander verwobenen Bäume, die er in seiner Trauer und Wut einfach ignoriert hatte.
Mit einer weiteren Bewegung spritzte er Wasser gegen die verdrecke Wunde, welche sofort unangenehm brannte.
Ein weiteres Mal entfuhr ihm ein müdes Seufzen, bevor er sich von dem Waschbecken abstieß und wieder in sein Zimmer ging um sich umzuziehen.
Als er die Türe öffnete, wehte ihm ein sanfter Wind entgegen. Sein Blick fiel auf das große Fenster dessen Läden weit geöffnet waren. Die weißen Vorhänge wehten mit dem Wind wild umher.
Mit schnellen Schritten lief Azrael auf das Fenster zu und schob die Vorhänge zur Seite. Mit einem sehnsüchtigen Blick ließ er seinen Blick über das Meer von Bäumen bis zu der mächtigen Mauer gleiten, die das Schloss beschützend einkreiste.
Über dem fahl blauem Himmel hatten sich dicke, dunkelgraue Wolken aufgebraut und ließen nur an vereinzelten Stellen die schimmernden Sonnenstrahlen hindurchbrechen und goldene Muster auf die Baumkronen zeichnen.
Der Ruf einer Krähe brach die Stille und hallte um die hohen Türme wieder.
Ein Motor eines Autos holte Azrael aus seiner sehnsüchtigen Trance, sein Blick wanderte zu dem erdigen Weg, welcher auf den Platz vor dem Schloss führte.
Ein schwarzer Geländewagen hatte vor diesem angehalten. Wie in Zeitlupe beobachtete Azrael wie sich die Türen öffneten und ein Mädchen aus dem Beifahrersitz ausstieg. Ein starker Wind ließ die Bäume singen und wehte ihren betörenden Geruch mit einem eiskalten Windstoß auf Azrael zu.
Ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken und eine angenehme Gänsehaut überzog jeden Winkel seines nun zitternden Körpers. Sein Herzschlag beschleunigte sich und mit einem harten Schlucken musterte er die wunderschöne Gestalt, die sich die braunen Stähnen, welche ihr zuvor von dem Wind um den Kopf geweht wurden, aus dem Gesicht strich.
Als hätte sie seinen Blick auf ihrer Haut gefühlt, schnellte ihr Blick in seine Richtung und ein bernsteinfarbendes Braun traf auf seine tiefblauen Augen.
Plötzlich traf es ihn. Wie ein Schlag in sein Gesicht. Er wurde nicht zurückgeschleudert oder fühlte Schmerz. Doch er war hellwach. Seine Müdigkeit oder das Brennen an seinem Hals waren weg, wie aufgelöst. Es war als hätte jemand ein Licht angeknipst. Ihm eine Sonne geschenkt. Und diese Sonne die sein Leben erhellen sollte war sie...
Er wusste wer sie war. Und er wusste, dass er alles tun würde um ihr wunderschönes Herz zu gewinnen. Um der Grund ihres Lächelns zu sein. Den Geschmack ihrer Lippen kosten zu dürfen.
Er wollte der Grund sein, dass ihr Herz so schlug wie es das seine gerade tat. Ohne zu wissen,dass dies für sie den Tod bedeuten könnte.
⊱⊰
Mit einem eigenartigen Kribbeln in seinem Bauch, verließ Azrael sein Zimmer. Und lief den leeren Gang entlang in Richtung Schlossküche.
Als er die schwarze Türe aufriss, erwartete er, dass ihn der wundervolle Geruch von frischen Waffeln oder gepressten Orangensaft empfangen würde, doch anstatt des Geruchs von Essen, brannte der scharfe metallische Geruch von Blut unter seinen Nasenflügeln.
Sofort baute sich Azrael beschützend auf und fühlte wie sich spitze Krallen aus seinen Fingerkuppen schoben.
Mit lautlosen Schritten lief er zwischen den Regalen vorbei. In einer der silbernen Pfannen konnte er seine Silhouette erkennen. Seine spitzen Zähne blitzten zwischen den sanft rosanen Lippen auf.
Ein schmerzhaftes Wimmern durchbrach die bedrückende Stille. Mit schnellen Schritten folgte er dem Geräusch und bog ein weiteres Mal ab. Versteinert blieb er stehen und musterte die Person, die an die Wand geleht am Boden saß.
Dunkelrote Bluttrofen trafen auf die weißen Fliesen.
»Lindya«, verwirrt beäugte er die neue Küchenhilfe, deren Schulter fünf tiefe Kratzer zierte. »Wer hat dir das angetan?«, fragte er sie und trat einen Schritt auf die hübsche Schwarzhaarige zu.
Keuchend rutschte sie ein Stück näher an die blutbefleckte Wand. Dicke Tränen rannten ihr über die blassen Wangen, welche sonst immer einen warmen Rotton besaßen.
Das Klirren von Glas hallte in der Küche wieder. Das verängstigte Mädchen hatte eine mit einer bräunlichen Flüssigkeit gefüllte Flasche umgestoßen. Tequila zierte die Aufschrift, der fast leeren Flasche.
Mit zitternden Leib durchquerte Azrael die finsteren Gänge des Schlosses, welche nur durch den silbernen Schein des Mondes der sich durch die großen Fenster brach, belichtet wurde.
Das Gefühl von Trauer und Verlorenheit, welches wie eine Flutwelle alle anderen Gefühle überschwemmt hatte und nun in seiner rasenden Brust verweilte, ließ ihn Schwarz sehen. Er war nicht er. Er war ein durstendes Monster, das es nicht geschafft hatte seinen Sinn zu finden und nun nur noch seine Gefühle in vorm von Wut herauslassen wollte. Etwas tobte in ihm wie ein donnerndes Gewitter.
Er stieß die Türe zur Küche auf und lief an den hohen Regalen vorbei. Vor der Abstellkammer angekommen, ließ er seinen verschwommenen Blick über die Dosen und Flaschen gleiten. Wo war sein Tequila?
Ein Klirren von Glas gefolgt von einem leisen Gekichere ertönte hinter ihm. Er fuhr herum und fixierte die schwarzhaarige Schönheit, welche seit einigen Wochen in der Küche arbeitete.
Seine zu Schlitzen verzogenen Augen erfasstem die Flasche in ihrer Hand.
»Hi Azrael«, kicherte Lindya und ging auf ihn zu. »Hab ich dir schon gesagt, dass du echt gut aussiehst?«, ihre dünnen Finger berührten seine Brust und fuhren Kreise auf dem verdreckten Shirt.
»Lind-«, Azrael wurde von weichen Lippen unterbrochen, welche sich plötzlich auf die seinen legten und ihn verlangend küssten.
Das Gewitter in seiner Brust begann zu donnern und zu blitzen. Eine brenndende Hitze brodelte ihn ihm, wie ein Vulkan, der zu auszubrechen drohte.
»Fass mich nicht an«, hallte seine wütende Stimme durch den Raum.
Wie von selbst stieß er das Mädchen von sich ab und warf es mit einer Handbewegung gegen die weiße Wand.
Die grünen Augen waren geweitet und langsam stieg ihr die Blässe ins Gesicht. Ihre Arbeitskleidung war an der Schulter aufgerissen und aus tiefen Wunden floss langsam dickes Blut.
Ohne, dass er wirklich realisiert hatte, war er an dem Mädchen vorbei gestürmt und in der tiefschwarzen Dunkelheit verschwunden.
»Lindya was gibt es zum Frühstü-«, Azraels Blick wirbelte zu Kai, welcher mit großen Augen zwischen ihm und dem verletzten Mädchen hin und her sah.
»D-das war ich«, wisperte Azrael und sah zu der blutenden Köchin, welche immer noch zitterte.
»Wir müssen sie schnell verarzten«, stellte Kai hektisch fest: »Trag du sie zu Reha, ich hole Ràn und Eira«.
Azrael nickte und kniete sich vor der Köchin nieder. Mit zitternden Händen griff er nach der Verletzten, welche prompt die Augen öffnete.
Ein schmerzhaftes Wimmern erfüllte den Raum gefolgt von hellen Lichtstrahlen die ihren Weg aus den Kratzwunden fanden. Sofort ließ er das Mädchen los.
»Was ist hier los?«, die Stimme von Ràn ließ die verzweifelten Blicke von Kai und Azrael zu dem alten Mann wirbeln. Als der Mann die leuchtende Wunde an der Schulter erblicke, weiteten sich seine Augen und er sah zu Azrael.
»Wer war das?«, fragte er ernst. Kai blick schnellte zu Azrael und beantwortete Rán seine Frage.
»Kai, hol Eira und Reha, ich muss etwas mit Azrael bereden«, sagte dieser ernst zu Caeyos, welcher nickte.
»Und du«, er sah zu Azrael: »Du kommst jetzt mit!«.
Drama Baby, Drama(:
Was haltet ihr von Azrael?
Hattet ihr schon euren ersten Kuss? Wenn ja wie war er?
[soulfullofwords]
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