☽ Eighth Chapter

V E L A R I S

16. September, Wolfstrakt: Lunya
Dunkelheit. Ein tiefes Schwarz.
Eine düsterne Leere.

Wie hunderte Kilo lastete eine Last sie auf meinen Schultern. Erdrückte mich.

Verwirrung. Angst. Panik.
Eine Hitze. Feurig heiß. Brennend.

Ich wollte schreien, um mich schlagen, mich aus dieser Lage befreien, doch kein Laut verließ meine Kehle, kein Muskel rührte sich.

Ich war wie Paralysiert.

Meine Sinne waren da, doch mein Körper wie weit weg, zurückgelassen, an dem Ort an dem mein Verstand eigentlich Ruhen sollten.

Ein metallener Geruch, scharf und penetrant, wie Schleifpapier, welches grob über meine Geruchszellen gezogen wurde brannte in meiner Nase. Der Geruch von Blut.

Bevor die Panik in meinem Herzen ein weiteres Mal aufflackern konnte, ertönte ein Donnern. Ein helles Licht erstrahlte, breitete sich aus und verschlang die Dunkelheit.

Ich schlug meine Augen auf und wurde sofort von dem hellen Licht der Sonne geblendet.
Eine Wärme kitzelte meine Nasenspitze.

Diese mir rümpfend, fuhr ich mir mit der Hand über mein vor Müdigkeit verzogenes Gesicht. Seufzend drehte ich mich unter der dicken Decke.

Langsam fing ich mich an den vorigen Abend zu erinnern. An das Gewitter, das Schloss, an Azrael. Plötzlich war ich hellwach.

Ich richtete mich auf und sah über das große Bett und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten.

In dem hellen Morgenlicht konnte ich das ganze Zimmer gut erkennen. Er war groß und mit hauptsächlich schwarz und weißen Möbeln eingerichtet. Neben einem schwarzen Kleiderschrank unter den goldenen Lichtstrahlen der Sonne, stand eine schwarze Ledercouch, auf welcher der dunkelhaarige junge Mann lag. Seine Augen waren geschlossen und die weich aussehenden Haare zerzaust und fielen ihm ins Gesicht.

Einige Sekunden beobachtete ich wie sich seine Brust unter der schwarzen Decke regelmäßig hob und wieder senkte. Ein Kribbeln überzog meinen Körper und ein warmes Lächeln stahl sich in mein Gesicht.

Das plötzliche Knurren in meinem Bauch holte mich aus meinen Gedanken. Ich seufzte. Ich brauchte etwas zu essen.

Schnell schlug ich die Decke von meinem Körper und stellte meine Füße auf den flauschigen Teppich ab, der den hölzernen Boden zierte. Stumm stand ich auf und verließ ohne hinter mich zu blicken, das Zimmer.

Mit schnellen Schritten lief ich über die kalten Fließen des Ganges und folgte ihm einen Teppenabgang hinab.

Eine gedämpfte Stimme, welche ich als die von Eira identifizierte, hallte durch die Gänge.
Mein Schritte verschnellerten sich.

Vor einer großen Türe macht ich halt.
Zwei Stimmen erklangen hinter dem dicken Holz. Eine männliche und eine weibliche.

Ich öffnete die Tür und blickte in einen Raum, der eindeutig eine Küche war. Vor mir, zwischen Regalen voll Töpfen und Tellern, stand Eira und Heryon, welche angeregt miteinander diskutierten.

»Ah Velaris, schon wach?«, sagte Eira, welche mich zuerst bemerkte.

»Velaris«, Heryon drehte sich in meine Richtung.
Seine Augen verzogen sich zu Schlitzen. »Was tust du hier? Habe ich nicht ausdrücklich gesagt, dass das Betreten des Schlosses strengstens verboten ist?«, ein tiefes Knurren erfüllte den Raum.

»Ich-«, ich wurde von Eiras heller Stimme unterbrochen. »Ich habe sie ins Schloss gebeten«, sagte Eira und lächelte mich an.

»Aber ich habe ihnen verb-«, der Mann stoppte zu reden. Mit einem ängstlichen Ausdruck in den Augen sah er hinter mich.

»Sie und ihre Freundin dürfen wann immer sie wollen das Schloss betreten«, ertönte eine raue Stimme hinter mir. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper.

»Aber Ihr Vater«, aus Heryons Stimme war jegliche Verärgerung geblasen, nun war es Angst, welche wie ein bitterer Nachgeschmack durch die Küche hallte.

»Mein Vater betritt schon lange nicht mehr diesen Teil des Schlosses«, sagte Azrael monoton und trat neben mich. Seine Anwesenheit machte mich abermals nervös.

Ein weiteres Mal öffnete sich die Türe mit einem tiefen Knarren. Ich drehte mich um und erblickte eine verwirrt aussehende Asena.

»Was habe ich verpasst? Wieso st-", ihr Blick traf auf der älteren Mann, welcher sie streng musterte.

»Sie ist auch hier? Wer aller noch?«, aufgebracht sah er zwischen Asena und mir hin und her.

»Nur sie zwei habe hier übernachtet«, sagte Eira und legte ihre Hand beruhigend auf seinen Arm.

„Ist schon gut, wir sollten jetzt sowieso gehen«, murmelte ich und lief zu dem dunkelhaarigen Mädchen, welchem die blanke Verwirrung ins Gesicht geschrieben war.

Flink nahm ich sie am Handgelenk und verließ die Küche.

»Bekommen wir Probleme?«, fragte Asena mich, nachdem sie ihr Handgelenk aus meinem Griff gezogen hatte. Sich dieses reibend, lief sie neben mir die große Halle entlang.

»Ich glaube nicht«, murmelte ich abwesend. Ich versuchte mich an die vorherige Konversation erinnern, doch meine Gedanken fielen immer wieder auf die Worte von Azrael zurück.

Sie und ihre Freundin dürfen wann immer sie wollen das Schloss betreten.

Meinte er das wirklich so? Und wollte ich wieder in das Schloss? Zu ihm...

»Velaris? Kommst du?«, Asenas Stimme holte mich aus meinen Gedanken. Sie stand neben dem Tor, welches uns schon gestern von Eira offen gehalten wurde und hielt mir die Türe auf.

Hastig nickte ich und betrat dankend den Platz. Der große, von den hohen Gebäuden umgebene Platz, war mit vielen Pfützen und hergewehten Ästen überseht.

Es musste gestern wirklich sehr gestürmt haben...

»Velaris«, eine männliche Stimme durchhallte den Platz. Ein Junge verließ eines der Gebäude und lief auf mich zu. Accyo.

Er hielt vor mir und stemmte die Arme in die Seiten. »Wo warst du?«, fragte er aufgebracht und musterte mich. »Und was hast du da an?«. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich immer noch Azraels Klamotten trug.

»Die Frage ist eher wer du bist und was dich das angeht«, Asena stellte sich neben mich und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

»Ich bin ihr Zimmergenosse, der sich die ganze Nacht Sorgen gemacht hat«, sagte er knurrend und fixierte Asena mit zu Schlitzen verzogen Augen.

»Tut mir leid«, murmelte ich leise und sah ihn entschuldigend an.

Accyo seufzte: »Ist auch egal, Hauptsache es geht dir gut«. Kurz sah er zwischen Asena und mir hin und her. »Ihr solltet euch besser umziehen, wir haben gleich Training«.

⊱⊰

Stumm folgte ich Accyo durch die Türschwelle unseres Zimmers. Dafür, dass sie das Zimmer nicht einmal 24 Stunden hatten, war es wirklich unaufgeräumt.

Eins der Betten war eindeutig benutzt und ungemacht. Über diesem und dem Boden daneben lagen Kleidungsstücke verteilt, welche aus dem roten Koffer, welcher in der Mitte des Raumes lag, gezogen wurden.

Bei diesem Anblick, verließ ein Seufzer meine Lippen. Doch mehr als dies sagte ich nicht zu dem Chaos.

Mit schnellen Schritten überquerte ich ein paar Hoodies und kniete mich vor meinem Koffer nieder. Vorsichtig öffnete ich diesen und zog einige Kleidungsstücke heraus, welche ich unter meinen Arm klemmte.

»Ich gehe einmal Duschen«, murmelte ich und stieg über weitere Kleidung um die Badezimmertüre zu erreichen. Ich öffnete sie und trat in das schlicht gehaltene Badezimmer.

Sekunden später hatte ich mir den Hoodie von Azrael und meine Unterwäsche entledigt und mich in die Kabine gestellt. Unter heißem Wasser rieb ich mir all den Dreck und Schweiß der letzten Tage vom Körper.

Als ich mir über die Brust rieb, flackerte ein brennender Schmerz an der Stelle meines Herzens auf. Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete ich die große Narbe, die meinen Brustkorb zierte. Ich stellte das Wasser ab und griff nach meiner Toiletttasche, aus welcher ich die orangene Tablettendose zog. Zwei der Tabletten landeten auf meiner Handfläche und ich stieg wieder in die Dusche. Zusammen mit dem warmen Wasser, welches auf mich herab prasselte, schluckte ich die weißen Kapseln.

Seufzend rutschte ich die Wand hinab. Ein stummer Schluchzer verließ meine Lippen, während ich mir mit zitternden Händen Haare aus dem Gesicht strich.

Der Schmerz wird stärker.

»Wieso ist alles so kompliziert?«, murmelte ich verzweifelt. Ein Schluchzer verließ meine Lippen.

»Ich weiß nicht ob ich genug Kraft hierfür habe«.

[soulfullofwords]

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