10| Erstes Date

Draußen erwartete uns schon eine goldene Kutsche. Innen waren die Sitze mit rotem Samt überzogen. Ich ließ mich seufzend darauf fallen. Auf so etwas weichen hatte ich noch nie gesessen. Lean hatte gerade mir gegenüber Platz genommen, als die Kutsche mit einem ruckeln losfuhr.

Ich strich mir eine Strähne aus der Stirn und zuckt bei dem Schmerz zusammen. Ah stimmt! Da war ja noch etwas! Lean schaute mit besorgt an.

"Lean, was ist in dieser Nacht eigentlich noch so passiert? Also ich meine, weil ich habe heute morgen eine Narbe an meiner Stirn entdeckt."

Er schien ein wenig erleichtert und antwortete mir ruhig:" Als du zusammengebrochen bist, hat Avan dich aufgefangen. Doch als er die Geheimtür zum Schutzraum öffnen wollte, bist du ihm fast aus der Hand gerutscht und mit dem Kopf an die Ecke von dem Bild geknallt. Der arme hatte den Schock seines Lebens bekommen."

Bei dem Gedanken mussten wir beide ein wenig schmunzeln. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie Avan so besorgt dreinschaute.

"Wo fahren wir eigentlich hin?" Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Wir fuhren schon eine Weile durch den Wald. Rechts und links war nichts als Bäume zu erkennen.

"Das soll eine Überraschung werden." Ich sah ihn böse an.
"Ich hasse Überraschungen. Bekomme ich wenigstens einen kleinen Tipp?"

Er lachte. "Na gut. Also es wird nass. Ähm und wir brauchen den ganzen Tag."

"Eine Bootstour?" Begeistert von meiner schlauen Idee schaute ich ihn an.

"Nein, da wird man ja nicht nass."

Jetzt schaute ich ihn verwirrt an. Darauf fiel mir beim besten Willen nichts ein. Ich wollte gerade Luft holen um noch etwas aus ihm herauszubekommen, doch er war schneller.

"Versuch es erst gar nicht. Ich sag nichts mehr. Es wird ob du es willst oder nicht, eine Überraschung." Ich warf ihm noch einen gespielt beleidigten Blick zu und widmete mich dann meinem Fenster.

Nach etwa einer Stunde Fahrt hielt die Kutsche an. Lean kletterte als erstes raus und half mir dann beim Aussteigen. Wir standen vor einer riesigen Halle. Ich begann ein wenig zu zittern. Es war ganz schön kalt. Lean schien es zu bemerken, denn er verschwand kurz hinter der Kutsche und kam mit einer dunkelgrünen Decke wieder, die er mir um die Schultern legte.

Die Tatsache, dass sich die Farbe der Decke und die meines Kleides biss, beachteten wir einfach nicht.

Lean öffnete mir die Tür der Halle und führte mich hinein. Hier drinnen war es ganz schön warm. Ich nahm die Decke wieder von meinen Schulteen und hängte sie einfach in die Garderobe, da ich nicht wusste wohin damit.

Anschließend bekam ich ein Paket von der jungen Dame hinter dem Tresen und Lean schickte mich in die Umkleiden der Damen.

In dem Paket befanden sich, ein Neoprenanzug, ein Handtuch und komische Schuhe. Nach einer Weile hatte ich es dann auch geschafft ihn anzuziehen. Mann, das war echt schwer. Dann nahm ich mir noch das Handtuch und folgte den Schildern zum Ausgang. Hinter zwei Glastüren erstreckte sich eine riesige Halle mit einem Wasserbecken.

In diesem Becken waren mehrere Boote. Ich dachte wir machten keine Bootstour...

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Dann entdeckte ich Lean weiter hinten am Beckenrand stehen. Ich lief zu ihm und schaute ihn fragend an.

Er strahlte und teilte mir mit:" Wir machen jetzt Wasserski."

Meine Augen wurden groß und ich hüpfte wie ein kleines Kind auf und ab.

Er lachte. "Ich hatte schon befürchtet, es würde dir nicht gefallen, weil das ist ja nicht so Lady-like."

Ich lachte kurz auf. "Wer hat denn gesagt, dass ich eine Lady bin?"

***

Ein paar Stunden später stand ich, wenn auch etwas wackelig, auf den Skiern im Wasser. Wir hatten ganz schön viel Theoretisches üben müssen, bevor wir auch nur annähernd fahren durften.

Ich umklammerte den Griff von dem Band, das mich mit dem Boot verband, fest und brachte mich in Startposition.

Dann gab ich dem Fahrer ein Zeichen, dass ich bereit war. Dieser startete den Motor und raste los. Ich wurde mit so einem Ruck nach vorne gezogen, dass ich das Gleichgewicht verlor und ins Wasser plumpste.

Nach weiteren drei Fehlstarten schaffte ich es tatsächlich stehen zu bleiben und nach einer Weile machte es sogar richtig Spaß.

Der Lehrer, der mit uns auch die Theorie gemacht hatte, gab mir ein Zeichen, dass ich doch mal einen Spring versuchen sollte. Zunächst fand ich nicht die richtige Position, doch irgendwann sprang ich richtigen Moment ab.

Der Sprung fühlte sich super an und sah bestimmt auch dementsprechend aus. Er wäre auch wahrscheinlich perfekt geworden, hätte ich nicht die Landung vermasselt.

Anscheinend hatte ich die Skier nicht richtig gerade gestellt und so rutschte ich zur Seite weg und fiel ins Wasser. Anschließend zog mich der Lehrer aufs Boot und ich wurde dort von Lean empfangen.

"Hey, du warst echt super! Woher kannst du das so gut?" Ich lachte.

"Gut? Also wenn das Gut war, will ich nicht wissen was schlecht ist. Ich hab das noch nie vorher gemacht."

Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. "Na dann bist du wohl ein Naturtalent."

Mit diesen Worten sprang Lean ins Wasser, da er nun an der Reihe war.

Und was soll ich sagen? Lean war ein echter Profi. Er fiel kein einziges Mal ins Wasser und alle seine Sprünge waren rundum perfekt. Und dazu sah er während der ganzen Fahrt auch noch gut aus.

Nachdem auch er fertig war und wir uns wieder umgezogen und das Gebäude verlassen hatte verband er mir von hinten die Augen. Sofort beschwerte ich mich lautstark.

Doch er lacht einfach nur, nahm meine Hand in seine und führte mich umher. Der Weg war ziemlich kurz und schon nach nur ein paar Minuten nahm er mir die Augenbinde ab.

Mein Mund klappte auf und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Vor uns war ein hübsches kleines Picknick aufgebaut und wir hatten eine atemberaubende Aussicht über Dörfer, Täler, Wälder und sogar das Schloss konnte ich ausmachen.

Ich war überwältigt. Alles war so irreal. Vor lauter Freude fiel ich ihm um den Hals.

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