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Träume sind wahr, solange
wir sie träumen,
und leben wir nicht immer im Traum?

Alfred Lord Tennyson
»The Higher Pantheism«

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Theresia PoV

Gemeinsam stiegen wir aus dem Flugzeug aus und werden auch gleich von einer riesigen Menge Menschen begrüßt, die massenweise Fotos machen und unsere Namen schreien.
„Bereit?" frage ich Charlie, die sich bei mir untergehakt hat. Wir haben beschlossen, dass wir gleich als Freundinnen auftauchen wollen, um nicht als kalt zu gelten. Charlie nickt sofort, ich kann aber einen kleinen nervösen Schimmer spüren, der von ihr auskommt. Auch ihre Beine zittern leicht, weshalb ich sie mehr stützte als das sie von alleine geht.

Von allen Seiten hört man so etwas wie „Wir lieben dich Charlie!" oder „Du bist die perfekte Königin Theresia!". Jemand Schüchternes wäre jetzt rot geworden und hätte versucht mit dem Boden zu verschmelzen, aber ich nicht. Ich habe mir vorgenommen mit erhobenem Haupt aus dem Casting auszuscheiden. Obwohl Charlie noch erstarrt zu sein scheint, steuerte ich zwei Mädchen an, die jeweils ein Schild mit unseren Namen tragen.
„Lady Theresia. Ich muss die daran erinnern, dass wir im Palast erwartet werden." spricht mich eine Wache an, hält mich jedoch auch nicht auf.
„Für ein paar Fotos wird die Zeit schon reichen. Im Palast ist bestimmt eh die Hölle los. Bei dem Chaos fällt es bestimmt nicht auf, oder nicht?"

Die Wache deutete ein kleines Lächeln an und das war für mich das Zeichen zum Weitermachen.
„Hallo ihr beiden." spreche ich die Mädchen an, die ich vorhin schon entdeckt habe. Die beiden reißen überrascht die Augen auf als könnten sie nicht fassen, was gerade passiert.
„Können wir zusammen ein Foto machen?" fragt die eine als sie sich einigermaßen beruhigt hat. Lächelnd nickte ich und die beiden fangen an, wie verrückt zu schreien.
Das Mädchen, was bisher noch nichts gesagt hat, nimmt ihr Handy aus der Hosentasche und wir posieren für ein Foto. Charlie nimmt das Mädchen in den Arm, dass ein Schild mit ihren Namen trägt und ich das mit dem Handy, auf dessen Schild mein Name steht.

Stotternd bedanken sie sich bei uns und können anscheinend nicht mehr aufhören zu lächeln.
„Läuft doch alles bestens. Immerhin haben wir schon Fans." meinte Charlie und ich lachte. Zusammen machten wir auch noch mit vielen Fans Fotos und/oder verteilten ein paar Autogramme. Ich hatte das große „Glück" , dass ein Fan mich in einem unachtsamen Moment geküsst hat. Die Wachen, die Charlie und mich bewachen, haben ihn daraufhin auf den Boden geschlagen und ihn abgeführt. Selbst meine Bitten und mein Flehen könnten dagegen nichts tun.

Völlig verstört habe ich dann versucht noch ein paar Fotos und Autogramme zu geben, bis ich mich zu Charlie in die Limousine gesetzt habe. Die Fahrt über hat Charlie mir von ihren Erlebnissen erzählt. Bei ihr ist nichts Vergleichbares vorgefallen, doch sie hat auch etwas erlebt. Als sie zu einem neuen Fan gegangen ist ist aus der Menge ein komisches Mädchen mit grünen Haaren getreten und hat sie mit Süßigkeiten beworfen. Dabei hat die geschrien: „Lass dir die Gerechtigkeit schmecken!"

Auch ich erzählte ihr von meinen Fans und dem Vorfall mit dem Mann, der mich geküsst hat. Erst hat sie mich mit vor Schock geweiteten Augen angesehen, doch dann fing sie auf einmal an zu lachen. Bei ihrem Lachen konnte ich nicht anders als auch zu lachen und so verlief die Fahrt zum Schloss relativ spaßig. Doch als wir angekommen waren, verging uns das Lachen schnell. Die unglaubliche Schönheit des Schlosses bringt uns wieder zum Schweigen. Staunend steigen wir aus als uns die Tür aufgehalten wurde. Vom Nahen konnte ich erkennen, dass in den Säulen etwas herein geschnitzt wurde. Es waren kleine Figuren, Menschen, die ein Haus bauen oder die vor einer noch größeren Anzahl an Menschen reden. Auf den Säulen ist die Entstehungsgeschichte von dem Schloss oder von der Königsfamilie abgebildet.

„Da sind sie ja endlich!" rief eine Stimme uns zu als wir das Schloss betreten haben.   Eine Frau mit kurz geschnittenen, blonden Haaren und braunen Augen kam auf uns zu. Sie könnte hübsch sein, wenn ihr Blick nicht so streng und bohrend gewesen wäre.
„Nur weil ihr jetzt im Schloss wohnt, seit ihr noch immer keine Mitglieder der königlichen Familie. Das heißt, dass ihr in Zukunft gefälligst pünktlich zu erscheinen sollt."
Abwartend mustert sie uns und hört damit erst auf bis wir gehorsam genickt haben.
„Na dann Ladies. Finden sie sich beim Umstyling ein. Lady Theresia, sie gehen in die Nummer drei. Lady Charlie, sie haben sich bei der Nummer neun zu befinden. Folgt mir!" Mit den Worten verschwindet sie und Charlie und ich mussten uns beeilen, um ihr zu folgen.

Dort angekommen gehe ich schnell zu dem Abteil mit der Nummer drei, damit ich nicht noch mehr negativ auffalle. Was mich dort erwartet, hätte ich nie erwarten können. Ein Mann mit pink gefärbten Spitzen kommt auf mich zu.
„Ach du liebe Güte! Da habe ich ja ein richtiges Schnuckelchen bekommen." rief er aus und mustert mich prüfend. Danach greift er meine Hand und zieht mich auf einen Stuhl.
„Wie sieht es aus? Welches Image willst du haben? Welchen Eindruck möchtest du vermitteln?"
Gerade wollte ich antworten, dass ich eigentlich natürlich bleiben will, belehre mich aber eines Besseren.

„In meiner Heimat bin ich immer in der Masse untergegangen. Ich bin nicht schüchtern, aber auch nicht sonderlich selbstbewusst. Versuchen sie einfach, dass ich temperamentvoller aussehe und ich will nichts an mir mehr schüchtern und unauffällig aussehen lassen. Jedoch sollen meine Haare in der Länge bleiben. Für das Färben bin ich offen." Während des Sprechens dreht  er meinen Kopf hin und her, sodass mir leicht schummerig wird.
„Sehr schön! Dann fangen wir mal an."

Und so war es auch. Als erstes wäscht er meinen Körper und ganz besonders meine Haare, damit er sie färben kann. Welche Farbe, wollte er mir nicht sagen. Sobald die Farbe eingewirkt ist, wäscht er mir sie erneut und er schneidet meine Spitzen ein wenig.
„Karen! Ich brauche dich hier mal." rief er auf einmal laut und keine fünf Sekunden später stand eine Frau hinter mir, einen Koffer in den Händen haltend.
„Schwing ihre Augenbrauen ein bisschen mehr, betone ihre Augen und lass ihre Lippen verführerisch aussehen. Wir wollen Aufmerksamkeit."
Karen tat genau das, was er ihr gesagt hat. Nachdem sie fertig war, wurde ich in eine Umkleide geschoben, wo der Mann, dessen Name ich noch immer nicht wusste, schon fleißig am Arbeiten war.

Als er mich sah, drückte er mir einen wahr gewordenen Traum aus Chiffon in die Hand. Das Kleid war mintgrün und bodenlang. Es war im Empire - Stil, dass heißt, dass der Rock schon unter der Brust anfängt. Außerdem hatte es auch noch einen Herzausschnitt, der mit Glitzersteinen verziert ist. Es war traumhaft schön. Als ich in den Spiegel sah, verschlug es mir die Sprache. Das war MEIN Kleid. Es passte perfekt.

Glücklich wende ich mich an den Mann, der dafür verantwortlich ist.
„Danke vielmals. Kann ich auch deinen Namen erfahren?"
Kurz schien er etwas überrumpelt.
„Es ist eher unüblich, dass ihr den Namen eures Stylisten kennt, aber machen wir mal eine Ausnahme. Du kannst mich Berdi nennen."
Ich lächelte ihn an und er erwiderte es sofort.
„Und jetzt Abmarsch. Zeig den Leuten mein Kunstwerk!"



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Viel Spaß beim Weiterlesen 😘

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