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Mit der Welt wie sie ist
-so lautet mein Rat-,
Dich abzufinden musst du sinnen,
Nur mit den Karten, die einer hat,
Vermag er das Spiel zu gewinnen.

~Strophen des Omar Chijam

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Theresia PoV:

Die restliche Fahr verlief in einem tiefen Schweigen. Charlie, die nebenbei gesagt die einzig andere Erwählte in diesem Gefährt ist, hat nach meiner Antwort kurz geschmollt und ist dann gegangen. Natürlich ist mir klar, dass ich ein wenig zu grob war, aber meine Gäbe ist nichts, was man einer Person mal nebenbei erzählt. Ich bin, wenn ich ehrlich mit mir sein will, schon stolz auf meine Begabung und ich würde sie auch nicht umtauschen, aber andere Personen, egal ob normaler Mensch oder Mensch mit besonderen Fähigkeiten, könnten Angst vor mir bekommen. Und wer will das schon?

Angst ist eine Eigenschaft, auf die tiefe Einsamkeit folgt gepaart mit dem Gefühl des Verlustes. Niemand wünscht sich so etwas oder hat es verdient so etwas zu fühlen.
Liebe Fahrgäste,
hier spricht der Pilot Markus O'Conner. Ich muss Sie bitten sich in ihre Sitze zu begeben und sich anzuschnallen. Wenn sie aus dem Fenster schauen, dann sehen sie schon Angeles. Wir beginnen nun den Landeanflug. Wir hoffen Ihnen hat die Fahrt mit Angel Wings zugesagt. Noch einen schönen Tag.
Danke "

Er hat recht. Auch wenn wir noch relativ hoch sind, kann man durch die wenigen Wolken schon das Land sehen. Ich sehe grüne, gelbe und bräunliche Felder direkt unter uns. Außerdem war da noch ein von oben klein aussehender See, dessen grün-blaue Oberfläche einladend leuchtet. Doch dann sah ich einen wahren Blickfang. Das Schloss. Die Wände in Elfenbein, Säulen so hoch wie fünf Männer, riesige Fenster, mehrere spitz zulaufende Türme und ein riesiger Garten mit Brunnen waren die von oben auffälligsten Merkmale. Es war traumhaft.

„Wow" flüsterte Charlie neben mir. Ich dagegen konnte nur zustimmend nicken, da ich so überwältigt war. Und hier sollte ich die nächsten Wochen, solange ich nicht gleich ausscheide, leben? Das kann nicht echt sein. Ab heute lebe ich den wahr gewordenen Traum eines jeden kleinen Mädchens. Ich werde in einem traumhaft schönen Schloss leben, die teuersten Kleider tragen, das edelste Essen verspeisen und die Prinzen kennenlernen können. Es ist so unwirklich und doch liegt es nur noch ein paar Minuten zuvor.

Das Flugzeug setzt zum Landeanflug an und reißt mich somit aus meinem Träumereien. Charlie neben mir quietscht erschrocken auf und auch ich halte mich so stark an den Lehnen der Sitze fest, dass meine Nägel Risse in den Stoff hinterlassen. Gerüchten zufolge sollte dieses Gefühl des Landens ja nicht sehr angenehm sein, aber mir hat niemand gesagt, dass es sich anfühlt, als wenn mein Kopf von innen heraus explodieren will. Auch das Mädchen neben mir scheint nicht sonderlich begeistert zu sein, denn sie hält sich mit eisernen Griff an meinen Arm fest und presst ihr Gesicht an meine Schulter. Auch wenn ich im Moment schreien könnte, versuche ich ihretwegen ruhig zu bleiben und streiche ihr sanft mit meiner Hand über ihren Kopf. Ihre Schulter entspannen sich und sie weint lautlos in meine Bluse. Als das Flugzeug auf dem Boden aufsetzt zuckt sie zusammen, doch das war ihre einzige Reaktion.

„Danke." murmelt sie an meine Schulter, während das Flugzeug noch dabei ist zu Ende zu rollen. Langsam setzt sie sich wieder auf. Ich habe anscheinend Glück gehabt, dass sie keine Wimperntusche trägt, denn sonst hätte ich jetzt Flecken auf meiner Bluse. Das wäre wohl ein sehr schlechter erster Eindruck. Dennoch ist in ganz kleine Striemen ihres rosaroten Lippenstiftes erkennbar.
„Tut mir leid." meinte die schuldbewusst als auch die den Fleck sah.
„Aber ich sehe bestimmt auch nicht besser aus. Wenn ich weine, habe ich immer vom Weinen rot geschwollene Augen. Was werden die Prinzen denn jetzt von mir denken? Einen schlechteren ersten Eindruck hätte ich nicht hinbekommen können. Und jetzt habe ich dir deinen auch versaut."

Schluchzend brach sie wieder zusammen. Vorsichtig, weil ich solche Situationen nicht gewöhnt bin, brachte ich die dazu, dass sie den Kopf hebt.
„Ein Vorteil haben wir aber." verwirrt blickt sie mich an, offenbar planlos, was ich damit meine.
„Wenn wir so erscheinen, dann werden wir allen in Erinnerung bleiben."
Charlie musste lachen. Sie hatte so eine ganz besondere Art zu Lachen. Wenn sie lacht, dann fängt sie zwischendurch an Geräusche zu machen, wie ein Schwein. Unwillkürlich musste ich auch lachen.

„Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin. Und ich dachte, dass du mich nicht leiden kannst."
Überrascht von ihrer Ansicht hob ich meine Augenbrauen an. Mittlerweile durften wir aufstehen und ich suche nach etwas, das ich vorhin noch im Flugzeug gesehen habe.
„Vorhin habe ich dir nur nicht erzählt, was meine Fähigkeit ist, weil ich da schon schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich habe auch nicht vor, es jemand Anderen zu sagen. Das bleibt mein kleines Geheimnis."
Mit dem bewaffnet, was ich gesucht habe, kehre ich zu Charlie zurück.

„Und jetzt nicht bewegen und Augen zu." weise ich sie an, was sie auch macht. Ich setzte mich neben ihr, öffne eine der Tuben Make-up. Es handelt sich um eine Abdeckcreme. Vorsichtig streiche ich ihr diese mit einem Pinsel unter die Augen, damit sie nicht mehr so geschwollen aussehen. Zum Schluss Decke ich die unsauberen Stellen noch mit ein bisschen Puder ab und ziehe ihren Lippenstift neu nach.

„Sieht es gut aus?" fragt sie mich, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich fertig bin.
„Natürlich! Ich bin immerhin keine von denen, die durch Sabotage versuchen zu gewinnen. Ich setzte da eher auf Glück und Liebe. Wenn keiner der Prinzen mich liebt und ich ihn auch, dann nützt die Teilnahme am Casting eh nichts mehr."
Glücklich lächelt sie mich an.
„Und jetzt sollten wir unsere Zeit nicht mehr vertrödeln. Immerhin müssen wir den Prinzen ja einen ersten Auftritt liefern, der sie aus ihren in polierten Schuhen steckenden Socken haut."


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Wie steht ihr zum Fliegen insbesondere zum Landen?
Also ich mag es☺️

Viel Spaß beim Weiterlesen 😘

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