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Wird das Leben als Irrgarten betrachtet,
ist jeder Fehler ein unnötiger Umweg und vergeudete Zeit.
Ist das Leben ein Labyrinth,
dann ist jeder Fehler ein Teil des Weges und ein unerlässlicher Lehrmeister.

~"Im Labyrinth sich selbst entdecken" —> Gernot Candolini

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Theresia PoV

Noch lange Zeit verbrachte ich mit Charlie, Lilia, Mara und Wiebke, die ich den Anderen auch vorstellte, etwas Zeit im Salon. Wir alle wollten nicht in unser Zimmer gehen, auf dessen Bett sich der Zettel mit unseren jeweiligen Aufgaben befindet. Es war, als wenn wir wissen, dass wir durch Treibsand laufen müssen, uns aber dennoch weigern, weil er die Konsequenz kennen. Bald wird uns dann der Stoß des Schicksals treffen und wir werden in unser Zimmer gehen müssen.

„Wisst ihr was?" fragte Mara auf einmal als alle in ihren Gedanken verschwunden waren. „Ich werde jetzt einfach hoch in mein Zimmer gehen und mir diesen Zettel durchlesen. Was bringt es uns allen denn, wenn wir hier nur feige herumsitzen? Irgendwann müssen wir ihn eh lesen und dann mache ich es lieber jetzt, damit mir mehr Zeit für die Lösung der Aufgabe bleibt. Ich schlage vor, dass ihr das auch machen solltet."
Und somit ging sie davon, den schwarzen Stoff ihres langen Kleides hinterherziehend. Vielleicht sollte ich ihre Zofen mal überreden, dass sie ihr etwas Anderes schneidern lassen.

Aber sie hatte recht. Charlie und Wiebke standen auch schon gleich auf und verabschiedeten sich leise von mir und Lilia, welche noch bei mir blieb, bevor sie auf ihre Zimmer stürmen. Schweigend sahen Lilia und ich uns an, bis sie die Stille brach.
„Wovor hast du Angst? Und sag jetzt nicht, dass da nichts ist." Langsam nahm ich den Finger herunter, den ich schon für einen Protest gehoben hatte.
„Vorhin habe ich dich beobachtet. Irgendetwas macht dich doch total nervös und ich könnte wetten, dass du dir innerlich wieder viel zu viel Sorgen machst. Jetzt will ich den Grund wissen."

Mit verschränkten Armen sah sie zu mir und hob abwartend eine Augenbraue. Doch ich zögerte. Ich wollte einfach nicht, dass jemand wusste, zu was ich in der Lage bin. Zwar muss ich zugeben, dass ich schon oft die ängstlichen Blicke heimlich genossen habe, aber das war alles Fremde. Hier geht es um meine Freundin, wenn ich sie denn so nennen kann. Wie kann ich zulassen, dass auch ihr die Angst ins Gesicht geschrieben steht?

„Tut mir leid, aber..."
Herrisch unterbrach sie mich.
„Weißt du was? Ich vertraue mich die immer an und es wird Zeit, dass auch du mir vertraust. Es sei denn, du siehst mich gar nicht als deine Freundin. Dann hau an und lass uns alle in Frieden!"
Wütend stampfte sie davon. Ich war sprachlos. Eigentlich war sie keine Person, die sich von ihren Gefühlen lenken ließ und schnell wütend wird. Sie war doch der Engel unserer Gruppe! Und dann diese Worte. Leider konnte ich nicht behaupten, dass sie mich nicht berührten. Dennoch versuchte ich stark zu bleiben. Langsam stand ich von meinem Sitzplatz auf und ging aus dem Raum. Die stechenden Augen der Königin, welche sich als Einzige noch im Raum befand, folgten mir als ich den Raum verließ.

Mit schnellen Schritten lief ich auf mein Zimmer. Sollen sie doch denken, was sie wollen! Spätestens nach meiner Weigerung, meine Aufgabe durchzuführen, werden sie mich aus dem Casting werden und dann sehe ich sie alle eh nie wieder. Dann kann ich nach Hause. Zuhause. Was ist das überhaupt? Dort, wo ich lebe, ist es zwar schön und meine Familie ist da, aber ich habe mich nie wohl gefühlt. Nicht einmal eine Freundin hatte ich dort. Niemand wollte etwas mit einer fünf anfangen. Nicht einmal Mädchen aus meiner Kaste, da man sich ja nicht mit der Konkurrenz anfreundet. Lächerlich.

Hier war jedoch alles anders.
Schon durch Charlie hatte ich den frühen Eindruck bekommen, dass ich einen Platz hier haben könnte, auch wenn er noch so klein ist. Doch meine Fähigkeit stand mir im Weg. Es soll Personen aus den höheren Kasten geben, die mit sich Experimente machen lassen, damit sie eine Fähigkeit entwickeln, aber ich finde es einfach nur dämlich. Sie wissen doch gar nicht, was dabei schief gehen könnte. Deshalb gab es ja auch sehr viele Fälle, in denen diese Personen starben oder mit einer körperlichen Behinderung leben müssen. Und das alles nur wegen Eifersucht.

Wütend stieß ich die Tür zu meinem Zimmer auf und ignorierte den geschockten Blick von Summer, die gerade in paar Ketten ordnete.
„Lady Theresia ..." fing sie an, doch ich stoppte sie mit einer einfachen Handbewegung.
„Verschwinde! Ich will heute keinen von euch mehr sehen. Das Essen soll mir auf mein Zimmer gebracht werden."
Geschockt darüber, dass ich ihr einen Befehl erteilt habe, sah sie mich mit offenem Mund an.
„Wirst bald? Raus hier!" schrie ich sie an und spürte, wie mein Gesicht vor Zorn rot anlief.

Schnell blickte Summer nach unten und murmelte ein „wie sie wünschen."
Dabei klang ihre Stimme sehr schwach, als wenn sie gleich weinen wird. Ich fühlte mich elendig. Was war ich denn für ein schlechter Mensch? Am Liebsten würde ich mich gerade erwürgen.
Als Summer die Tür hinter sich schloss, brachen bei mir die letzten Schilde zusammen. Laut schreiend schmiss ich mich auf mein Bett. Wieso war diese Welt nur so unfair?
Autsch.

Irgendetwas drückte mir in den Hals. Was war das? Verwirrt fasste ich an die Stelle und fühlte Papier. Der Brief! Den hatte ich in der Aufregung schon fast vergessen. Stumm betrachtete ich ihn. Dieses Ding zerstört gerade mein Leben. Dieses kleine Etwas aus Papier, welches kaum Bedeutung haben sollte. Schweigend fasste ich einen Beschluss. Ich würde mich hier nicht eingliedern. Während ich aufstand, zerriss ich den Zettel in klein Stücke und ließ sie auf den Boden fallen. Sollen sie doch sehen, was sie machen, aber ich mache jetzt die Sachen so, wie ich es will.


*

Sorry, aber ich hatte die Woche Geburtstag und da ging dann irgendwie gar nichts. Das war dann irgendwie immer ungünstig, wenn man erst spät nach Hause kommt😓

Viel Spaß Beim Weiterlesen 😘

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